Subvention von Solarenergie ist sinnvoll

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Solarmodule(Foto: Kladu/Pixelio)Mit verlässlicher Regelmäßigkeit wettern Lobbyisten wie heute erneut Anselm Waldermann auf Spiegel Online gegen die Subvention der Solarenergie. Kernthesen: Sie ist überflüssig und treibt den Strompreis in die Höhe. Doch die Argumentation ist voll von Widersprüchen und blinden Flecken.

Eines vorweg: Ziel einer Subvention sollte es sein, einer erwünschten Technologie zur Wirtschaftlichkeit zu verhelfen, aber nicht, sie zur Goldgrube zu machen. Ich möchte deshalb nicht bestreiten, dass die Höhe der Subventionen für Solarstrom dringend den gefallenen Preisen für Solarstromanlagen angepasst werden muss. Genau das war ja auch von Anfang an so konzipiert – bloß hat kaum jemand damit gerechnet, wie erfolgreich die Fördermaßnahmen sein würden, und wie schnell dank der weltweit boomenden Nachfrage die Preise für Solaranlagen fallen würden. Richtig wäre also, die Einspeisevergütung für Neuanlagen mit Augenmaß zu senken, damit es sich noch immer lohnt, eine Solaranlage zu installieren, aber die Subvention nicht unnötig hoch ausfällt.

Falsch ist hingegen die Behauptung, ohne Förderung wüchse der Markt schneller und die Preise fielen stärker. Warum sind denn bislang die Preise so stark gefallen? Doch weil die Subventionen eine hohe Nachfrage erzeugt haben. Wer außer ein paar Ideologen installiert denn eine Solaranlage, die ein Verlustgeschäft ist? Vermutlich würde die Technik auch ohne Subventionen irgendwann erschwinglich und Solarstrom hätte die gleichen Kosten wie der heutige Strommix. Aber ob es nun um Klimaschutz geht, um Unabhängigkeit von Öl und Gas, um Landschaftsschutz statt Tagebau oder den Atomausstieg: Es ist erstrebenswert, so früh wie möglich so viel wie möglich Solarstrom zu erzeugen, und genau das gelingt mit Subventionen. Der Erfolg, von dem wir hier bei der Solarenergie sprechen, entspricht schließlich erst einem Prozent der Stromerzeugung. Die Förderung von Solarstrom war nie überflüssig und wird es noch einige Jahre nicht werden.

Mehr als zehn Milliarden Euro hat die Solarförderung 2009 vermutlich betragen. Aber wohin ist das Geld geflossen? An die ökonomisch oder ökologisch motivierten Hausbesitzer, die eine Solarstromanlage installiert haben; eben an zahlreiche Bürger und Steuerzahler. Natürlich profitieren vom Absatz der Anlagen auch die Hersteller, aber steigende Stückzahlen sind dann besonders reizvoll, wenn auch der Preis stabil bleibt. Der ist jedoch seit 2006 um mehr als 40 Prozent gesunken. Unter anderem, weil die Solarkonzerne einen hohen Anteil ihrer Gewinne in die Forschung stecken, damit Solaranlagen effizienter und noch günstiger werden.

Wie sieht es denn bei den Milliardensubventionen für Kohle- oder Atomenergie aus? Die fließen fast ausschließlich an vier Stromkonzerne, kein Bürger sieht davon einen Cent. Im Gegenteil: Diese Unternehmen haben auch in Zeiten der Kurzarbeit und geringer Industrieproduktion trotzdem Milliardengewinne gemacht und erhöhen trotzdem fast jährlich den Strompreis. Die Einspeisevergütung für Solarenergie hat ohne Zweifel einen Anteil am Strompreis, aber die hohen, ständig steigenden Strompreise haben ihre Ursache ganz woanders. Wie sonst könnten Ökostromanbieter ihre Preise stabil halten oder sogar senken, sofern die vier Oligopolisten nicht mal wieder die Durchleitungsgebühren erhöhen? Nein, Solarstrom ist nicht der wesentliche Strompreistreiber.

Was man nebenbei auch nicht vergessen sollte, ist der Blick über den Tellerrand. Union und FDP haben gerade in Zeiten einer Rekordstaatsverschuldung jährlich mindestens eine Milliarde Euro locker gemacht, um den Mehrwertsteuersatz für Hotelübernachtungen zu senken. Es gibt genügend Subventionen, die längst nicht im Interesse der Allgemeinheit liegen, und mit deren Abschaffung unzählige Milliarden Euro gespart werden könnten. Die Solarförderung gehört nicht dazu.

Foto: Kladu/Pixelio

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Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

21 Kommentare

  1. Subventionsverteilung

    Angenommen es steht jährlich ein bestimmter Betrag für die Subventionierung erneuerbarer Energien zur Verfügung. Leider bleibt der Autor die Antwort schuldig, warum ein Großteil dieses Betrags in die Fotovoltaik fließen sollte.

  2. @Claas Bontus: Verteilung

    Ich befürworte Subventionen dort, wo sie nötig sind, um eine erstrebenswerte Sache zu ermöglichen/zu beschleunigen, in genau dem Maß, wie sie dazu nötig sind. Wind- und Solarenergie (oder auch andere) sehe ich dabei nicht in Konkurrenz, sondern eher die Subventionen fossiler Energieträger. Davon abgesehen wusste in der Politik schon immer jeder – und seit der Finanzkrise weiß es auch jeder Bürger -, dass Geld immer vorhanden ist, wenn man es denn in die Hand nehmen will.

    Weshalb unabhängig davon ein gemessen an der Stromleistung hoher Anteil Subventionen zurecht in die Solarenergie fließt, hat in meinen Augen auch damit zu tun, dass hier Privatleute investieren, deren Anlagehorizont kürzer ist als der von Unternehmen. Aus meiner Sicht sollte die Höhe der Subvention daher weniger an die Art der erneuerbaren Energiegewinnung gekoppelt sein als an den Investor; denn inzwischen gibt es auch kleine Windkraftanlagen für Privathaushalte.

  3. Ich würde Subventionen eher in die Forschungsförderungen stecken und nicht in die Produktion, damit könnte man auch gezielt die deutsche Industrie fördern und nicht die chinesische, da wäre der Aufwand dann doch deutlich geringer, vor allen geht es nicht auf Kosten der zukünftigen Verbraucher und es bleibt auch mehr für andere Projekte übrig.

  4. Forschung

    Was nützt es, wenn deutsche Steuergelder in die Forschung investiert werden und die fertigen Produkte dann in China produziert werden? Dann haben wir Forschung finanziert. Auch nicht schlecht. Doch den Reibach machen andere.

  5. Subventionierung von Solarzellen

    Geld kann man nur einmal ausgeben. Bei allen Subventionen sollte man deshalb fragen, ob es wirksam angelegt ist. In diesem speziellen Fall lautet die Frage: Würde man mit dem gleichen Geld mehr emissionsarme Stromerzeugung fördern, wenn man es für andere Projekte anlegt? Und genau an dieser Stelle habe ich meine Zweifel, ob langfristige Förderung der Solarstromeinspeisung wirklich sinnvoll ist.
    Auch mit den Argument, dass die Förderung schließlich an die Bürger geht, tue ich mich etwas schwer. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Bewohner des weniger hellen Nordens von der Förderung kaum profitieren kann. Das betrifft ca. die Hälfte der Haushalte in Deutschland, wir sehen hier also eine Umverteilung der Gelder von regnerische in sonnige Gebiete.
    Mit dem Argument, es gebe schließlich überflüssige Subventionen, die eingespart werden können, wäre ich vorsichtig. Das Lied: “Für uns wäre mehr Geld da, wenn die Regierung nicht allen anderen die Taschen vollstopfen würde”, singen seit Jahrhunderten alle Geldempfänger im Chor. Jede Ausgabe muss einzeln geprüft werden. Daran führt kein Weg vorbei. Und wie gesagt: Ich habe meine Zweifel, ob man eine ökologisch verträgliche und emissionsarme Stromversorgung nicht auf andere Weise wirksamer fördern könnte.

  6. Nuklearsubventionen landen wo?

    > Wie sieht es denn bei den
    > Milliardensubventionen für Kohle- oder
    > Atomenergie aus? Die fließen fast
    > ausschließlich an vier Stromkonzerne,
    > kein Bürger sieht davon einen Cent.

    Ist es nicht die oft-wiederholte Mantra der Solarlobby, mit der immer dem anscheinend schwer zu wiederlegenden Vorwurf (u.a. auch solcher wohl kaum der Nuklearlobby zuzurechnender Leute wie Thilo Bode, über lange Jahre Chef von Greenpeace) begegnet wird, eine wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit der Fotovoltaik in der Stromversorgung sei in Deutschland nicht realistisch, dass Atomstrom eben *wegen* der Subventionen für die Entwicklung der Nukleartechnologie billig sei?

    Wie verträgt sich das mit dem Argument, von jenen Subventionen “käme beim Bürger nichts an”?

  7. @Michael Khan: Strompreise

    Die meisten (oder alle?) Atomkraftwerke sind längst abgeschrieben, d.h. für die Stromkonzerne ist deren Produktion quasi Reingewinn. Atomstromkonzerne könnten also günstigen Strom anbieten, solange die alten AKWs weiter laufen dürfen und keine neuen gebaut werden müssen. Doch selbst jetzt geben die Konzerne diesen Vorteil nicht an die Kunden weiter, sondern machen Milliardengewinne.

    Müssten die Konzerne sich gegen einen GAU versichern, die Kosten für die Entlagerung (so das Problem jemals gelöst wird) und die Absicherungskosten für die Wiederaufbereitung tragen, und müssten sie die Rückstellungen für den Abbau der Reaktoren versteuern, dann wäre Atomstrom unbezahlbar. Dass er selbst subventioniert noch teuer ist, sofern ein Konzern nicht nur abgeschriebene Anlagen hat, sondern in neue AKWs investiert, zeigt der Fall Frankreich, wo der Chef des größten Atomenergiekonzerns gesagt hat, dass der Preis 40 Prozent höher sein müsste, damit das Unternehmen wirtschaftlich arbeiten könne (siehe beim Eintrag “Atomstrom ist teuer”). Dafür, dass der Laden trotzdem nicht pleite geht, sorgen die französischen Steuerzahler, denn wir sprechen von einem Staatskonzern. [Und am Rande bemekrt: Weil AKWs so gerne ausfallen, musste Frankreich im letzten Jahr sogar massiv Strom importieren; so viel zum billigen Atomstrom aus Frankreich, den wir alle nutzen, wenn die deutschen AKWs von Netz gehen….]

  8. Ohne Kommentar

    WAS SOLARSTROM KOSTET
    Im Jahr 2009 gingen in Deutschland Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 3000 Megawatt ans Netz. Dies entspricht 3.000.000 Kilowatt. Pro Kilowatt liegt der durchschnittliche Stromertrag – konservativ gerechnet – bei 900 Kilowattstunden im Jahr. Die Vergütung laut Erneuerbare-Energien-Gesetz ist für 20 Jahre garantiert. Sie beträgt – je nach Anlagengröße – 32 bis 43 Cent pro Kilowattstunde. Im Durchschnitt sind es rund 36 Cent.
    Um die tatsächlichen Mehrkosten des Solarstroms zu ermitteln, muss man von diesem Wert den Börsenpreis für konventionellen Strom abziehen. Aktuell liegt dieser bei etwa 5 Cent pro Kilowattstunde, in den kommenden 20 Jahren dürfte er um jährlich fünf Prozent steigen. Damit ergibt sich ein durchschnittlicher Börsenpreis von 9 Cent je Kilowattstunde. Die Differenzkosten pro Kilowattstunde belaufen sich damit auf 36 Cent minus 9 Cent, also auf 0,27 Euro.
    Damit lässt sich folgende Rechnung aufstellen: 3.000.000 kW * 900 kWh/kW pro Jahr * 20 Jahre * 0,27 Euro/kWh = 14,58 Milliarden Euro. Mit anderen Worten: Die Verbraucher müssen in den kommenden 20 Jahren mehr als 14 Milliarden Euro zahlen – wohlgemerkt: nur für die Anlagen, die 2009 ans Netz gingen. In heutigen Preisen entspricht dies einer Summe von 10,4 Milliarden Euro (bei einer großzügigen Abzinsung von jährlich vier Prozent).
    Die entscheidende Größe ist dabei der Zubau neuer Solaranlagen im Jahr 2009, also 3000 Megawatt. Setzt man statt dieser tatsächlich erreichten Menge den Wert ein, den der Bundesverband Solarwirtschaft in seinen bisherigen Planungen angegeben hat – nämlich 682 Megawatt -, so ergeben sich abgezinste Gesamtkosten von lediglich 2,4 Milliarden Euro. Das heißt: Im Vergleich zur ursprünglichen Prognose müssen die Verbraucher gut viermal mehr zahlen.

  9. Interessant wäre auch, die CO2-Vermeidung, die man erzielen würde, wenn man die Milliarden der deutschen Solarstromsubventionen stattdessen in die Modernisierung von alten Kohlekraftwerken gesteckt hätte. Wahrscheinlich einen 10mal größeren Wert. So bleibt der Anschein, dass Klimapolitik doch nur Industriepolitik zur Schmierung von Lobbyisten mit dem Alibi der Weltrettung ist.

  10. Einspeisevergütung

    Vielleicht an dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass die Einspeisevergütung zunächst einmal nicht vom Verbraucher sondern vom Netzbetreiber gezahlt wird. Der gibt seine Kosten an die Energieversorger weiter. Wer Selbstversorger ist, zahlt also schon mal gar nichts für die Solarförderung. Da eine Photovoltaikanlage selbst ohne Eigenkapital ohne laufende Kosten finanziert werden kann, könnte also jeder Hausbesitzer auf Solarstrom umsteigen, ohne dass es ihn (oder seine Mieter) einen Cent kosten müsste. “Leidtragende” wären die Netzbetreiber und damit letztlich jene Stromkunden, die sich der Solaranlage verweigern und weiter Strom kaufen statt zu produzieren. Privathaushalte müssten daher überhaupt nicht betroffen sein von den Subventionskosten, weil in keiner Region in Deutschland so wenig Sonne scheint, dass sich eine Dachanlage nicht rechnen würde.

    Oder anders gesagt: Wenn die Energieversorger von ihren Milliardengewinnen jährlich alle zusammen eine halbe Milliarde “opfern” würden, würde außer ihnen niemand etwas von den Subventionen bemerken. Mal von der besseren Luft und dem stabileren Klima abgesehen.

  11. >Die meisten (oder alle?) Atomkraftwerke
    >sind längst abgeschrieben, d.h. für die
    >Stromkonzerne ist deren Produktion quasi
    >Reingewinn.

    Ach so, bei einem abgeschriebenen Kraftwerk fallen keine Anlage-, Wartungs-, Reparatur-, und Personalkosten an und der Brennstoff ist auch umsonst? Ansonsten könnte die “Produktion” wohl kaum “Reingewinn” sein. Na, wenn Sie das so überzeugend vorbringen ….

    Dass Kernkraftwerke “so gern ausfallen”, ergibt sich auch nicht aus den Zahlen, zumindest nicht, dass alte Kernkraftwerke in Sachen Zuverlässigkeit schlechter dastehen als andere technische Großeinrichtungen fortgeschrittenen Alters. Das Problem ist bei den bestehenden Anlagen, in Deutschland wie auch anderswo, das Alter, nicht die angeblich technisch bedingte geringere Zuverlässigkeit.

    Das ist das Problem hierzulande: Aus politischen Gründen wird mittlerweile seit Jahrzehnten keine Investition in die Weiterentwicklung der Nukleartechnik getätigt.

    Wer mit den bisherigen Behauptungen kein Problem hatte, wird sicher auch die Behauptung von der Möglichkeit der Wirtschaftlichkeit der energetischen Autarkie bei Solaranlagennutzung für bare Münze nehmen.

    Dort, wo ich lebe, ist dann, wenn ich wirklich Strom brauche, die Sonne untergegangen oder durch Wolken verdeckt, ich bräuchte also eine massive Stromspeicherung, wahrscheinlich Batterien mit Wechselrichtern. Falls wirklich jemand glaubt, dass damit trotz der absurd großzügigen Subventionierung über die Einspeisevergütung sich die notwendige Investition jemals rechnen soll, dann lebt der wahrscheinlich nicht im selben Zweig derselben Realität wie ich. Mag ja sein.

    Das, was alle privaten Fotovoltaiknutzer machen (außer ein paar Laubenpiepern, die wirklich autark über die Runden kommen, weil sie eh nichts betreiben dürfen, was Strom zieht), nämlich sich ans Netz hängen und von dort ihren Strom zu beziehen. Die einzig wirtschaftlich sinnvolle Lösung. Damit ist man aber nicht autark, selbst wenn die übers Jahr eingespeiste Strommenge den Eigenbedarf übersteigt.

  12. Subvention von Solarenergie sinnvoll?

    Ich muss Thomas Grüter zustimmen. Selbst wenn man emissionsarme und umweltfreundliche dezentrale Energieerzeugung fördert – und ich bin durchaus der Meinung, dass man das tun sollte – dann ergibt sich daraus noch gar nicht, dass hierzulande ausgerechnet die Fotovoltaik in den Genuss solcher Förderung kommen sollte.

    Selbst wenn man der in der Überschrift des Blog-Artikels geäußerten These zustimmt – auch da bin ich gar nicht mal anderer Meinung – die Förderung der Solarenergie bedeutet nicht, dass man nun gerade die Fotovoltaik fördern muss. Schließlich ist dies ja nicht der einzige Weg, das Sonnenlicht nutzbar zu machen. Solarkollektoren sind ein anderer gangbarer Weg, denn alles solar erwärmte Brauch- oder Heizwasser spart ebenso fossile Primärenergie und vermeidet Schadstoffausstoß.

    Grundsätzlich halte ich die langfristige Subventionierung über die Anschubfinanzierung für die Technologieentwicklung hinaus für problematisch – im Endeffekt auch schädlich für die Industrie selbst, die sich an die Subvention gewöhnt und nicht konkurrenzfähig wird.

    Aber Technologieentwicklung in der Fotovoltaik? Da ist man doch wirklich in einem Stadium, wo die Entwicklungskosten (Steigerung der Effizienz, Verwendung anderer Materialien als Silizium etc.) im Rahmen ganz normalem Forschungsaufkommens zu sehen sind, wie ihn jede Branche zu leisten hat.

    Bei solarthermischen oder solarbiologischen Anlagen würde ich den Ruf nach Subventionen ja nachvollziehen können, aber bei Fotovoltaik fällt mir das schwer.

  13. Subvention für Solarstrom…

    …Subvention für Solarstrom in Deutschland ist wohl der größtmögliche Unsinn!
    Der Solarstrom- Anteil an der deutschen Stromerzeugung lag 2008 bei 0,6 %, 2009 bei ca. 0,95 %. Dieser marginale Anteil wird mit Subventionen durch das Energieeinspeisegesetz von derzeit über 10 Milliarden Euro pro Jahr erkauft – „Viel Geld für wenig Strom“ schrieb ein Spiegel-Autor in einem lichten Moment. Je „erfolgreicher“ diese Technik wird, desto mehr Subventionen müssen gezahlt werden!
    Es ist durchaus in Ordnung, wenn der Staat neuen, vielversprechenden Technologien mit Fördermaßnahmen zur Markteinführung verhilft – so wie es in den 50er und 60er Jahren mit der Kernenergie erfolgt ist. Hier wurden ca. 20 Milliarden DM (=10 Milliarden Euro) investiert und der Atomteil der Kernenergie an der Stromerzeugung stieg von Null auf bis zu 30 % der deutschen Stromerzeugung; in 2008 waren es immer noch 23, 3 %, trotz der idiotischen Abschaltung der KKW Stade und Obrigheim und der Stillstände von Krümmel und Brunsbüttel. Aber Dauersubventionen in Milliardenhöhe, die von Jahr zu Jahr steigen, kann sich unser Staat einfach nicht leisten. Besonders erschreckend: sobald die Subventionszahlung angefangen haben, ist ein Stop nur noch schwer möglich, weil die betroffenen Interessengruppen dann aufjaulen und ihre Hilfstruppen in Politik und Medien mobilisieren.
    Abschreckendes Beispiel: der Steinkohlebergbau in Deutschland wurde seit den 60er Jahren mit Subventionen am Leben gehalten, zuerst nur mit wenigen 100 Millionen DM, aber innerhalb weniger Jahre waren bis zu 8 Milliarden DM pro Jahr erforderlich! Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ein Ende der Steinkohlesubventionen bis 2018 (!)durchgesetzt werden konnte, gegen den erbitterten Wiederstand der SPD. Diese Partei hatte sich mit der Subventionierung des deutschen Kohlebergbaus 39 Jahre lang die Herrschaft in Nordrhein-Westfalen erkauft und dabei insgesamt 140 Milliarden Euro in sterbenden Zechen versenkt und damit den unvermeidlichen Strukturwandel verhindert. Ähnlich schwierig wird der Ausstieg oder auch nur die Verringerung der Solar-Subventionen sein: allein eine moderate Absenkung der absurd hohen Einspeisevergütung von 43 Cent/kWh Solarstrom (Marktpreis pro kWh ca. 9 Cent!!) ruft doch schon jetzt die Solar-Lobbyisten und die rot-grünen Traumtänzer auf den Plan, die das Ende der deutschen Solarindustrie befürchten. Jeder Arbeitsplatz in der Solarindustrie in Deutschland wird mit 150.000 Euro subventioniert!
    Zitat Lohmann über die Energieversorgungsunternehmen: „Diese Unternehmen haben auch in Zeiten der Kurzarbeit und geringer Industrieproduktion trotzdem Milliardengewinne gemacht und erhöhen trotzdem fast jährlich den Strompreis.“ Da gruseln sich aber die rot-grünen Klein-Fritzchens – Milliardengewinne der Energiekonzerne! Dann glauben Sie wohl auch noch, daß sich dickbäuchige, zigarrenrauchende Finsterlinge diese Milliarden in die Taschen stecken und in Steuerparadiese verschieben und Sexorgien feiern? Haben Sie sich eigentlich mal überlegt, daß ein Unternehmen Gewinne machen muß, wenn es am Markt überleben will, Innovationen entwickeln, neue Anlagen auf dem Stand der Technik bauen und Arbeitsplätze erhalten will? Gewinne müssen versteuert werden, so daß erfolgreiche Unternehmen zugleich auch viele Millionen in die Staatskasse bringen!
    Hier noch eine Nachricht für Sonnenenergie-Fans (zitiert aus rp-online vom 17.1.2010):
    „Für Berlin und Brandenburg führte die Wetterlage gar zum ersten Wetterrekord dieses Jahres: Der Sonntag war der zwölfte Tag ohne einen Sonnenstrahl in Folge. “Damit wurde der bisherige Höchstwert von elf Tagen ohne Sonnenschein, den die Region im Frühjahr 1964 erlebte, übertroffen”, sagte Jörg Riemann vom privaten Wetterdienst MeteoGroup Deutschland. Und die geschlossene Wolkendecke soll zunächst bleiben. Erst in der zweiten Wochenhälfte steige die Chance auf Sonnenschein wieder, …“
    Noch eine Information: Strom muß dann erzeugt werden, wenn er gebraucht wird, denn er kann nicht in großen Mengen gespeichert werden!

  14. Kleiner Zwischenruf @Armin Quentmeier

    “Hier noch eine Nachricht für Sonnenenergie-Fans…”:
    Die Solarzellen benötigen selbstverständlich Sonnenlicht, funktionieren aber grundsätzlich auch bei bedecktem Himmel, wobei die Energiemenge natürlich deutlich geringer ist.
    “Für das „Einfangen“ von Solarenergie ist also eine positive Sonnenstrahlung nötig. Nun könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass Deutschland doch eher ein „kaltes Land“ ist, sodass sich der Aufwand zur Anbringung einer Solaranlage nicht wirklich lohnen könnte. Dem ist jedoch nicht so. Die Sonneneinstrahlung in Deutschland beträgt durchschnittlich aufs Jahr gerechnet ca. 1.000 kWh/qm². Diese Zahl setzt sich aus den Sommermonaten zusammen, wo teils ein blauer Himmel für den „ungehemmten“ Einfang der Solarenergie sorgt sowie aus den Wintermonaten, in denen mehr Streuung zu erwarten ist, beispielsweise durch einen wolkenbedeckten Himmel, sodass von den Solarmodulen bzw. Solarzellen lediglich diffuse Strahlung eingefangen wird. Dennoch reicht diese wintergemäße Einstrahlung für solarbedingte Elektrizität.”
    Von hier:
    http://www.solar-seiten.de/solarstrom/index.html

  15. Umverteilung von unten nach oben

    Interview mit Fritz Vahrenholt, ehemaliger Umweltsenator in Hamburg, Chef der RWE-Tochter fuer erneuerbare Energien “Innogy”, entnommen aus contratom.de.

    http://www.contratom.de/…nzeige.php?newsid=19923

    Auszug:

    Vahrenholt: Die Förderung von Fotovoltaik kostet die Bürger zwei Milliarden Euro im Jahr. Dabei trägt sie noch nicht einmal 1% zu unserer Stromversorgung bei. Das ist eine ganz schlechte Bilanz. Wir erleben eine Umverteilung grandiosen Ausmaßes von unten nach oben.

    [Frage:] Was meinen Sie damit?

    Vahrenholt: Die Vergütung von Solarstrom zahlen alle Stromkunden. Wer aber in die Anlagen investiert und damit Geld verdient, das sind die Besserverdienenden, die ein Haus besitzen und sich Anlagen für zehntausend Euro leisten können.

    [Frage:] Aber es sind doch gerade einmal 5,95 Euro, die wir für die Förderung aller erneuerbaren Energien bezahlen.

    Vahrenholt: Pro Monat! Das bedeutet: 60 Euro beträgt die durchschnittliche Stromrechnung pro Monat – davon sind 20 Euro Erzeugungskosten, rund ein Viertel davon geht auf das Konto Erneuerbare Energien. Deutschland leistet hiermit eine riesige Anschubfinanzierung für Erneuerbare, das ist weltweit einmalig.

    [Frage:] Heißt das, die Förderung erneuerbarer Energien gehört abgeschafft?

    Vahrenholt: Nein, das EEG ist ein kostbares Instrument: Die Gesellschaft bezahlt solidarisch dafür, dass neue Technologien entwickelt werden. Nur muss das intelligent geschehen. Ist es nicht besser, dort in Fotovoltaik oder Solarthermie zu investieren, wo die Sonne dreimal so häufig scheint und die Kosten für die Erzeugung somit nur ein Drittel betragen? Ich glaube, dass europäische Stromkunden eher bereit wären, eine Anschubfinanzierung für das Desertec-Projekt zu leisten, das Sonnenstrom in Nordafrika erzeugen soll.

  16. @Mona

    Dass Fotovoltaikanlagen zumindest theoretisch immer dann Strom produzieren, wenn sie von der Sonne beschienen werden, und sei es unter einem gannz flachen Winkel oder ganz diffus, ist zwar im Prinzip richtig.

    Es gibt aber einen Grund, warum die von Ihnen zitierte Seite der Solarlobby sich da so vorsichtig ausdrückt: “Dennoch reicht diese wintergemäße Einstrahlung für solarbedingte Elektrizität”. Ja, ein wenig Strom mag man auch bei bewoelktem Wintertaghimmel noch generieren, wirtschaftlich sinnvoll ist das aber nicht.

    Der Beitrag der Fotovoltaik ist hierzulande so niedrig, ud das wird sich auch nicht ändern – nicht weil die Subventionen nicht ausreichen würden, sondern weil es prinzipbedingt so ist, dass Datum und Zeit des Bedarfs von dem des Angebots abweichen.

    Allemal sinnvoller im Sinne der dezentralen Einsparung fossiler Brennstoffe und elektrischer Energie und damit auch im Sinne des Klimaschutzes ist eine Brauchwassererwärmung und Heizungsunterstützung per Solarthermie – Wärme lässt sich technisch einfach und verlustarm speichern, Strom nicht.

    Fehlgeleitete Subventionen in die Fotovoltaik, die nicht konkurrenzfähig ist und es hierzulande auch nicht wird: das verzoegert nur die Nutzung regenerativer Energiequellen dort, wo sich wirklich etwas damit erreichen ließe.

    Fortgesetzte Subventionierung der Fotovoltaik ist damit nicht nur sozial ungerecht. Sie ist auch klimaschädlich.

    “Gut gemeint” bedeutet nicht immer auch “gut gemacht”.

  17. @ Karl Mistelberger: Preiskalkulation

    Solarzellen produzieren den meisten Strom um die Mittagszeit. Um die Mittagszeit ist der Stromverbrauch in Deutschland auch am höchsten, nämlich dann, wenn die Industrieproduktion auf Hochtouren läuft. Entsprechend hohe Preise werden mittags an der Strombörse erzielt. In seltenen Fällen kostet die Kilowattstunde dann auch schon mal zwei Euro. Einen Preis von neun Cent anzusetzen ist demnach deutlich zu niedrig gegriffen.

  18. @Michael Khan: Effiziente Förderung

    Ich kann den meisten Argumenten ja zustimmen: Im Winter kann ein Durchschnittshaushalt nur knapp die Hälfte seines Strombedarfs selbst durch (heutige) Photovoltaikanlagen decken. Im Sommer allerdings ist im Schnitt das Doppelte des eigenen Bedarfs drin (und zwar in fast allen Regionen Deutschlands). Solarthermie ist bei uns dennoch deutlich effektiver. Aber bedeutet das gleich, dass es falsch ist, der Photovoltaik eine kräftige Anschubförderung zukommen zu lassen? Unser Wirtschaftsminister erwartet, dass 2013 Solarstrom mit Kohlestrom konkurrieren kann. Ohne Subventionen, behaupte ich, wäre das 2020 noch nicht der Fall. Dass diese Subventionen stetig angepasst werden müssen, schreibe ich selbst. Wichtig ist dabei aber, dass sich die Investition noch lohnt. Und da haben Privathaushalte einen anderen Zeithorizont als Unternehmen. Ich fände unterschiedliche Fördersätze für Privatleute und Unternehmen daher sinnvoller als diese Pauschalkürzung.

    Und wenn am Ende jedes geeignete Dach eine Solaranlage hat und der Anteil an der Gesamtstromerzeugung noch immer im einstelligen Prozentbereich läge – wäre das nicht trotzdem ein erheblicher Faktor? Der zudem ab 2013 für die Bürger gegenüber gekauftem Strom kostenneutral sein soll? Und ein paar Jahre später deutlich günstiger, weil Solarzellen weiter im Preis sinken, Kohle jedoch teurer wird?

    Übrigens möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Erzeugungskosten für Strom erneut um 4,2 Prozent gesunken sind (trotz Einspeisevergütung), dass die Energiekonzerne für Privatkunden(!) aber die Strompreise gerade wieder erhöhen.

  19. Hervorragender Artikel !

    Wer glaubt denn bitte , daß die zunehmend steigenden Energiekostenrechnungen , durch die Kürzung der Solarsubventionen
    weniger werden .
    Jeder von uns wird immer mehr bezahlen , und wer etwas anderes glaubt unterliegt eventuell einer unsäglichen Naivität.

  20. Solarförderung

    Ich stimme dem text voll zu.
    ich bin auch einer von ‘denen’, die sich solar- wie auch photovoltaikanlage aufs dach gesetzt haben.
    ergebnis:
    einsparung 40 prozent bei heizung/ warmwasser , rund 90 prozent des stroms stelle ich selber her.
    ach so, den reststrom beziehe ich von einem zertifizierten ökostromanbieter…

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