Gesundes Essen ist Klimaschutz

BLOG: Öko-Logisch?

Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?
Klimakatastrophe Kuh (Foto: Pixelio)

Blogs bieten für Journalisten eine angenehme Abwechselung: Anstatt ein Thema umfassend von allen Seiten zu beleuchten, kann man es auch einfach nur anreißen und Gedanken wie Blog-Eintrag wilde Sprünge machen lassen. In diesem Sinne will ich in diesem Blog Themen aus Umwelt und Gesellschaft aufgreifen und – immer im wissenschaftlichen Kontext – kritisch beleuchten. Den Anfang machen heute dicke Deutsche und rülpsende Kühe.

Letzte Woche haben Sie es vom Verbraucherschutzministerium und damit hoch offiziell erfahren: Sie sind zu dick. Ja, Sie, denn laut „Nationaler Verzehrsstudie II“ haben inzwischen mehr als jede zweite Frau (51 Prozent) und jeder zweite Mann (66 Prozent) Übergewicht. Vermutlich hat Horst Seehofer zwar den Bauch eingezogen, als er diese Ergebnisse bekannt gab, aber das ändert nichts an den Fakten. Auch wenn wir Deutschen im Ausland noch immer als fleißig und diszipliniert gelten: In Wahrheit sind wir ein fauler Haufen, der sich nicht einmal gescheit ernähren kann.

Das wäre nicht weiter schlimm, denn unsere Sessel sind weich und die Motoren unserer Autos stark. Außerdem sind Menschen mit Normalgewicht jetzt erstmalig in der Minderheit. Es ist nur ein Frage der Zeit, bis die ersten Geschäfte mit „Mode für Mickrige“ eröffnen und schlanke Menschen höhere Beiträge zur Krankenversicherung zahlen müssen, weil sie partout keinen Herzinfarkt bekommen wollen. Wen das stört, der kann ja selbst etwas dagegen tun, denn Fastfood ist billig und sich nicht bewegen kostet nichts.

Das eigentliche Problem liegt daher ganz woanders: Wir essen nicht einfach nur zu viel, wir essen vor allem zu viel Fleisch. Rinder erzeugen beim Wiederkäuen jede Menge Methan, ein Gas, das den Klimawandel zwanzig Mal stärker beeinflusst als Kohlendioxid; und laut Forschern der australischen Universität Perth rülpsen die Viecher im 40-Sekunden-Takt. Hinzu kommt noch die Rodung von Wäldern für Rinderweiden, durch die jährlich 2,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid freigesetzt werden. Die Welternährungsorganisation FAO weist der Viehzucht einen Anteil von 18 Prozent am Klimawandel zu; ein Anteil, der drastisch sinken würde, ernährten wir uns gesünder und äßen mehr Obst und Gemüse.

Natürlich ist die Ernährung nur ein Grund für unser Übergewicht. Ebenso entscheidend ist mangelnde Bewegung, denn würden wir mehr Kalorien verbrennen, könnten wir auch mehr davon zu uns nehmen, ohne unseren Winterspeck ganzjährig zu vergrößern. Ich weiß nie, ob ich lachen oder weinen soll, wenn jemand das eine Stockwerk zum Fitnessclub mit dem Aufzug überwindet… Aber zurück zum Klima: Jede dritte Autofahrt ist kürzer als drei Kilometer – da frage ich mich schon, ob die 65 Millionen Fahrräder in Deutschland ausschließlich dekorative Zwecke erfüllen. Immerhin hat der Verkehr einen nur wenig geringeren Anteil am weltweiten Treibhauseffekt als die Viehzucht.

Daher mein Aufruf an 51 Prozent der weiblichen und 66 Prozent der männlichen Leser: Schützen Sie Ihre Figur und unser aller Klima! Ernähren Sie sich bewusst und lassen Sie öfter mal das Auto stehen. Und wenn Ihnen noch weitere Möglichkeiten einfallen, Klimaschutz und Gesundheit zu verbinden, dann schreiben Sie mir bitte hier Ihre Ideen!

Foto: Pixelio

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Veröffentlicht von

www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

11 Kommentare

  1. Das ist mir erstmal,eine Verbindung zwischen KLimaschutz und unser Nahrung zu hören.
    Ich bin ein Student aus China.
    Nach meine Meinung habe die umweltfeindliche EnergieProduction größten Beitrag zum Klimawandel.
    Neue und umwelfreundliche Energie ist der
    wesentliche Ausweg.

  2. Fleisch

    Auf jeden Fall essen die meisten Menschen in den Industrieländern zu viel Fleisch. Tut der Umwelt nicht gut, uns nicht und erst recht nicht den Tieren. Diese Massentierhaltung und “Produktion” von Fleisch wird den Tieren nicht gerecht. Sie haben zwar keine Menschenwürde, aber würdigen sollte wir ihr Leben schon.
    Wenn ich mir dann noch im Supermarkt die Preise anschaue und manches kilo Gemüse teuer als ein kilo Fleisch ist, spätestens da müßte jedem klar werden, daß hier etwas nicht mehr stimmt.

    Wie heißt es noch im Vaterunser? Unser täglich Fleisch gib uns heute?

  3. @ Xia

    “Neue und umwelfreundliche Energie ist der wesentliche Ausweg.”

    Neue umweltfreundliche Energie hört sich gut an. Aber was soll das sein? Solarenergie? Die Photovoltaik beispielsweise hat einen niedrigen Wirkungsgrad und außerdem ist dazu hochreines Silizium nötig. Das zu erzeugen ist auch recht energieintensiv. Kernkraft? Windkraft? Stauseen? Was soll die umweltfreundliche Energie sein? Ich seh da nicht viel.

  4. @Xia: Energieerzeugung und Klimawandel

    Es ist richtig, dass die Energieerzeugung den größten Anteil an der Klimaerwärmung hat. Aber der Ausbau regenerativer Energien wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen, und er wird immer wieder von wirtschaftlichen und politischen Interessen blockiert.

    Auf den Klimawandel durch Tierzucht kann aber jeder einzelne von uns schon heute Einfluss nehmen, indem er seine eigene Ernährung und seine Gewohnheiten etwas anpasst – und dabei noch seiner Gesundheit nützt.

  5. nicht nur Weiden

    Genau mein Thema

    “Hinzu kommt noch die Rodung von Wäldern für Rinderweiden, durch die jährlich 2,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid freigesetzt werden”

    Und nicht zu vergessen die ganzen Regenwaldabholzungen, um dort Soja anzubauen, das hierzulande als Kraftfutter in der Viehmast eingesetzt wird. Gegenwärtig schießen die Soja-Preise wieder in die Höhe, weil der weltweite Bedarf für die Fleischerzeugung (und auch für Agrarkraftstoffe) immens steigt. Die Folge: in Brasilien brennen die Regenwälder in einem Ausmaß, wie seit Jahren nicht mehr. Aber an dieses Thema trauen sich unsere Klimaschützer Merkel, Gabriel, Seehofer nicht ran.

  6. Frage

    Ah, endlich die Chance, einmal Fragen an Experten los zu werden!

    Gibt es eigentlich einen Vergleich der Ökobilanz verschiedener Fleischsorten? Macht es ökologisch einen Unterschied, ob Rinder-, Schweine- oder Hühnchenfleisch gezüchtet wird?

  7. @Michael Blume: Unterschied Nutztierarten

    Es gibt auf jeden Fall einen Unterschied. Das Methan-Problem existiert beispielsweise nur für Wiederkäuer, also Rinder. Ebenso wie der Flächenbedarf der Rinder höher ist. Typisch für die Geflügelzucht sind hingegen extreme Mengen Antibiotika, die Böden und Grundwasser belasten. Vielleicht finde ich mal die Zeit, hier im Blog Zahlen gegenüber zu stellen, aber aus dem Bauch heraus dürfte die Rinderzucht die schlechteste Ökobilanz haben.

  8. Ach, du lieber Himmel …

    Was kommt bloss dabei heraus, wenn Wissenschaftler – streng wissenschaftlich, versteht sich – ihren Gedanken freien Lauf lassen und nicht Vergleichbares einfach nebeneinander stellen.
    Fakten (sind langweilig, ich weiß):
    Kein Mensch wird von zuviel Fleisch dick; das hätte man von Eskimos lernen können, die sich vor 1930 praktisch nur von Fleisch und Fett und Fisch ernährt haben. Genauso fett wie die Amerikaner wurden sie erst, nachdem sie ihre angenehme Lebensweise übernommen hatten Dick wird man von Kohlehydraten, vor allem zusammen mit Fett. Wer sich von Fast Food ernährt, dem hilft auch das bisschen Bewegung nichts.
    Rinder haben die schlechteste Futterverwertung aller Nutztiere – 1kg Zuwachs braucht um die 7kg Futter; beim Schwein wäre das Verhältnis etwa 1:3, beim Hähnchen 1:1,5-2 (die Zahlen gelten für die üblicherweise jungen Schlachttiere, ältere brauchen mehr).
    Da viele Leute nicht auf ihr Steak verzichten wollen – ich gelegentlich auch nicht – wird es wohl weiterhin Rinder geben, auch wegen der Milch. Bei extensiver Haltung, also nur auf der Weide, wie in Lateinamerika, brauchen sie kein Soja, für das Regenwälder abgeholzt werden.
    Also, Steaks nur von Rindern aus Argentinien, Milch und davon abgeleitete Produkte nur sonntags, und im übrigen Hähnchen.
    Schade, dass Fakten immer so langweilig sind und die Ergebnisse keinen Spass machen.

  9. @Peter Altreuther: Die Menge macht’s

    Mageres Fleisch macht nicht dick, absolut richtig (und Fisch ist eh ein anderes Thema, dazu ein anderes Mal mehr). Aber bitte schauen Sie doch, was für Fleisch gegessen wird. Mehrere Millionen Menschen essen laut Foodwatch allein in Deutschland täglich in Burger-Ketten.

    Zudem habe ich die Verzehrsstudie als aktuellen Aufhänger genutzt, um Ernährung und Klimaschutz in Bezug zu setzen. Und der Zusammenhang zwischen Methan/Lachgas in der Viehzucht bzw. Autofahrten und dem Klimawandel sollte unstrittig sein. Ich habe weder behauptet, Fleischkonsum verursache per se Übergewicht, noch habe ich für ein Pauschalverbot des Fleischverzehrs plädiert (die Menge und die Produktionsbedingungen sind das Problem). Ich denke, unser beider Dissens ist gar nicht so groß.

    Ob das Rindfleisch allerdings aus Argentinien stammen muss, möchte ich anzweifeln. Ich kenne ebenso schmackhaftes Fleisch aus lokaler Produktion, das keine 10000 Flugkilometer im ökologischen Rucksack hat.

  10. Es ist wirklich mal ein interessanter Ansatz die Landwirtschaft in einem großräumigen Zusammenhang zu stellen, doch ist das System leider/zum Glück dynamischer Natur.: Die Bewohner der Industriestaaten essen zuviel Fast Food, unterstützen somit die konventionelle Landwirtschaft, also unter anderem auch Massentierhaltung usw. Da diese Produkte meist minderwertigere Lebensmittel darstellen, sind die Konsumenten weniger lange satt und müssen mehr davon zu sich nehmen. Das widerspricht widerum dem Ansatz, das diese Gruppe meist auch billig essen möchte, denn genau dadurch geben sie ja mehr Geld aus, als würden sie Bio-Produkte kaufen, die zwar teurer sind aber sie dadurch länger satt wären, da diese Lebensmittel nahrhafter und auch gesünder sind. Außerdem würden sie durch dieses Mehr an Geld die extensive Bewirtschaftung fördern und auch die Transportwege verkürzen, da Biofleisch meist aus heimischer Produktion stammt. In Österreich gibt es das AMA Gütesiegel, da wird unter anderem darauf geachtet, dass die Tiere nur wenige Stunden lebend transportiert werden. Auch darauf sollte man beim Einkauf achten. Außerdem unterstützt man durch den Kauf von Bio-Produkten eine gewisse Nachhaltigkeit, da der Nährstoffkreislauf weitgehend geschlossen ist bei Biobetrieben und auf die Erhaltung und Steigerung der Biodiversität geachtet wird durch zB. die Förderung von Nützlingen, anstatt Insektizide einzusetzen und die Pflege von artenreichen Lebensräumen wie Hecken. Also der langen Rede kurzer Sinn, die Wahl der Lebensmittel im Supermarkt beeinflusst nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere nähere Umwelt wie die Tiere und ,wie im Artikel schon angesprochen, unser Ökosystem und Klima. Auf diese großen Zusammenhänge wollte ich besonders aufmerksam machen, da oft kleine Veränderungen in unserem Verhalten oft Großes bewirken können.

  11. Klimaschutz

    Das thema Klimaschutz wird meiner Meinung nach zu wenig in anspruch genommen.Es wird zuviel geredet und zu wenig gehandelt.
    Gruß Maria

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