Der blinde Kunde

BLOG: Öko-Logisch?

Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?

Totenkopffelsen (Foto: Kurt F. Domnik/Pixelio)

Unlängst stand ich wieder im Bioladen vor der Entscheidung zwischen Äpfeln aus Argentinien und Äpfeln aus Deutschland. Falls die argentinischen Äpfel mit dem Schiff zu uns gelangt waren, wären sie aus ökologischer Sicher dem monatelang gekühlten deutschen Lagerobst vermutlich überlegen; mit dem Flugzeug hätten sie keine Chance. Wie können sich umweltbewusste Käufer für die richtigen Produkte entscheiden?

Unternehmen, deren Produkte aus ökologischer Sicht nicht unbedingt zur 1. Wahl gehören, rechtfertigen ihre Unternehmenspolitik gerne damit, dass der Kunde keine ökologischen Produkte wolle – und verweisen auf die Umsatzzahlen. „Die Nachfrage bestimmt das Angebot“, so heißt ja auch eine der Grundregeln der freien Marktwirtschaft. Doch diese Theorie setzt jemanden voraus, den es nicht gibt: den informierten Kunden. Wenn ein Käufer zwischen zwei Artikeln keinen Unterschied ausmachen kann, wird er zum billigeren greifen.

Dafür, dass Kunden aber den Kauf nicht alleine und primär vom Preis abhängig machen, wenn sie mehr Informationen zur Hand haben, gibt es genügend Belege. Die Zahl der Ökostromkunden steigt stetig, obwohl es häufig noch einen geringfügig billigeren Anbieter zur Auswahl gibt. Die Nachfrage nach Bioprodukten wächst so schnell, dass die Anbieter kaum hinterher kommen.

Was wäre so schwierig daran, ähnlich einer Zutatenliste die wichtigsten ökologischen Kennzahlen auf ein Produkt zu drucken? Wie viel CO2 wurde bei der Produktion und beim Transport freigesetzt? Wie viel Rohstoffe wurden verbraucht oder verschmutzt? Einen Vorschlag zur Standardisierung und Zahlen für viele Rohstoffe gibt es seit über zehn Jahren, das so genannte „MIPS-Konzept“.

Damit könnten umweltfreundliche Produzenten ihr Engagement als Wettbewerbsvorteil nutzen, und die Kunden könnten neben dem Preis auch die ökologischen Eigenschaften des Produkts zur Kaufentscheidung nutzen. Nebenbei würden regionale Wirtschaftsstrukturen gestärkt, da diese zwangsläufig ökologisch vorteilhaft sind.

Sprechen Sie doch einfach mal im Vorfeld der Europawahl die Kandidaten auf diese Problematik an. Denn solange die EU-Politik nicht handelt, können wir nichts anderes tun, als uns aufwendig selbst zu informieren und im Laden letztlich doch nach Pi mal Daumen zu entscheiden.

Foto: Kurt F. Domnik/Pixelio

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Veröffentlicht von

www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

19 Kommentare

  1. öko-Blindheit

    Das Einkaufen nach ökologischen Kriterien führt nur zu einer öko-Blindheit.
    Die Leute kaufen ökologisch einwandfreie Produkte – und vergessen dabei, dass sie mit ihrer Autofahrt von einem Laden zum anderen – mehr Umweltschädigung verursachen, als sie ´eingespart´ haben.

  2. Mach’ ich nicht

    Zitat:

    “Sprechen Sie doch einfach mal im Vorfeld der Europawahl die Kandidaten auf diese Problematik an.”

    Nöö, mache ich nicht. Mein Interesse, mich der Lächerlichkeit preizugeben, geht gegen Null. Und es ist schon eine ziemliche Verirrung, anzunehmen, ein wie-auch-immer definierter ökologischer Impakt könne ein rationales Entscheidungskriterium für die Auswahl eines bestimmten Produktes sein.

    Es gibt keim Produkt, insbesondere kein Nahrungsmittel, dessen Produktion keinen ökologischen Impakt hätte. Und es gibt auch keine übergeordnete Wahrheit in der Bestimmung dieses Impaktes, welche Maßzahl man auch immer wählt.

    Es gibt ja noch nicht einmal ein rationales Kriterium, nach dem bewertet werden könnte, welche Veränderungen an der Umwelt nun “gut” oder “schlecht” sind.

    Die Natur kennt kein “gut” oder “schlecht”, sie kennt nur “so” oder “anders”. In jedem Fall gibt es in der Biosphäre sowohl Gewinner, als auch Verlierer. Und welche Instanz will nun bestimmen, wer gewinnen darf und wer verlieren?

    Man kann nun Gott definieren – oder einen neuen ethisch-moralischen Kanon des Wohlverhaltens. In jedem Fall aber ist es eine religiös-emotionale Haltung, keine rationale.

    Als Atheist kann ich weder den klassischen Religionen (“Bewahrung der durch Gott anvertrauten Schöpfung” – mithin die Leugnung der Evolutionstheorie) noch den neuen Formen der Naturreligionen, die das Siegel “Öko” zum Heilsversprechen erheben, etwas abgewinnen.

    Es ist letztlich allein eine Befriedigung individueller emotionaler Bedürfnisse, die einige Menschen dazu treibt, bevorzugt nach “Öko”-Produkten zu greifen. Wie aus diesem individuellen Bedürfnis missionarischer Eifer zur Bekehrung der Ungläubigen werden kann (und welche Verbrechen im Namen dieses Eifers an der Menschheit verübt werden), dies sollte eigentlich mal thematisiert werden.

    Für mich nun ist der Kauf eines Stückes Obst kein Akt, der mir Vergebung von meinen Sünden vorgaukeln könnte. Vielmehr kaufe ich, was mir schmeckt, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

    Ob es “so” produziert wird, oder “anders”, ist mir gleich. Denn zu glauben, der Unterschied zwischen “so” oder “anders” würde den Lauf der Welt verändern, ist menschliche Hybris.

  3. @Peter Heller: Sehr wohl Einfluss

    Hallo Herr Heller,

    ich möchte Ihnen widersprechen. Welche Ressourcen wir verbrauchen und in welcher Menge, macht ebenso einen Unterschied wie die Menge des dabei freigesetzten CO2s. Wir reden hier nicht von einer “Öko-Religion”, sondern von einem verantwortungsvollen Umgang mit endlichen Rohstoffen. Eine “Nach-mir-die-Sintflut”-Mentalität, wie Sie sie propagieren, ist in keiner Gesellschaft tragbar, erst recht nicht mit Blick auf nachfolgende Generationen.

    Gegenteilig zu Ihrer Annahme führt die Kenntnis von Zahlen wie denen des MIPS-Konzepts eher zu einer Versachlichung der Öko-Diskussion. Dabei stellt sich beispielsweise heraus, dass Einwegfotoapparate für Urlaubsschnappschüsse ökologischer sind als normale Kleinbildkameras, weil sie zu einem großen Teil wiederverwertet werden, während die normalen Kameras unter hohem Ressourcenverbrauch hergestellt werden. Oder es wird einem bewusst, wie viel Wasser die Herstellung von Baumwolle verbraucht, und Kunstfasern erscheinen in einem ganz anderen Licht.

    Selbst wenn wir den Blick nur auf Nahrungsmittel beschränken, wird beim Vergleich der ökologischen mit der industriellen Produktion schnell klar, dass nur eine nachhaltig ist und die andere die Böden langfristig unbrauchbar macht. Auch schärft eine solche Herangehensweise den Blick dafür, wie viel mehr Ressourcen tierische Lebensmittel verbrauchen als pflanzliche.

    Unser heutiger westlicher Lebenswandel ist – und das ist unstrittig – nicht auf Dauer durchzuhalten. Da finde ich es schon interessant zu sehen, wie weit wir ihn nachhaltiger gestalten könnten, ohne auf lieb gewonnene Lebensstandards verzichten zu müssen. Und genau dabei könnte eine Kennzeichnung nach dem MIPS-Konzept helfen.

  4. Öko-Unlogisch

    Hallo Herr Lohmann,

    nun ja, Sie gehen halt von völlig anderen Prämissen aus als ich. Nach meiner Auffassung ist eine Kaufentscheidung in einem marktwirtschaftlichen System abhängig vom Preis-Leistungs-Verhältnis – und von nichts sonst. Sie dagegen möchten zusätzliche Kriterien zur Kaufentscheidung herangezogen wissen. Sie verlassen damit das marktwirtschaftliche System – ohne es zu bemerken wahrscheinlich.

    Ihrer Auffassung nach macht es Sinn, sich bei gleicher Leistung für das teurere Produkt zu entscheiden, wenn es denn gewissen „ökologischen Kriterien“ besser genügt.

    Ich halte dagegen: Sich bei gleicher Leistung für das teurere Produkt zu entscheiden, ist Unfug, und eigentlich sogar gefährlich (jedenfalls, wenn das alle machen sollten). Es ist im Wortsinne irrational.

    Denn diese „ökologischen Kriterien“ sind an sich schon irrational, sie dienen allein der Befriedigung gewisser, höchst merkwürdiger, emotionaler Bedürfnisse.

    Es ist einfach nicht möglich, in einer komplexen Welt verteilter Produktion und komplizierter logistischer Prozesse einen vollständige, vergleichbare ökologische Maßzahl für jedes Produkt zu definieren. Und ganz furchtbar wird es, wenn man neben ökologischen auch noch soziale Aspekte einbezieht. Man muß die Berechnung des „ökologischen Fußabdruckes“ immer irgendwo abbrechen.

    Und damit ist dem Mißbrauch jeder derartigen Maßzahl Tür und Tor geöffnet.
    Wir blöden Schafe lassen es meiner Meinung nach schon viel zu sehr zu, daß uns irgendwelche demokratisch nicht legitimierten und kontrollierten Behörden in unseren Alltag, in unsere individuelle Lebensgestaltung hineinreden. Ich jedenfalls werde mir nicht von irgendwem vorschreiben lassen, für welche Äpfel ich mich denn nun zu entscheiden habe.

    Sie, Herr Lohmann, sind natürlich gefangen in einer Glaubenswelt, die Sie für feststehend und unverrückbar halten, in einem System von Dogmen, das zu hinterfragen Sie sich nicht gestatten. Ich fürchte, Sie bemerken das nicht einmal.

    Wir könnten hier Tagelang über „Klimawandel“ und „Nachhaltigkeit“ diskutieren, es wird aber zu nichts führen. Denn Sie sind, wie jeder Gläubige, wahrscheinlich außer Stande, außerhalb Ihres Glaubenssystems zu denken.

    So steht für Sie fest, daß CO2 etwas Schädliches ist. Für mich ist das nicht so (eigentlich ist CO2 etwas ungeheuer nützliches). Sie sind der Auffassung, es gäbe so etwas wie das „Klima“, was ein unbedingt schützenswertes Gut sei. Ich dagegen glaube nicht, daß dieses sogenannte „Klima“ überhaupt außerhalb menschgemachter Statistiken existiert.

    Sie meinen, es gäbe so etwas wie „endliche Ressourcen“ (in einer Marktwirtschaft, oje, wie albern). Ich dagegen sehe nur, daß der Mensch in seiner ganzen Geschichte noch nicht eine Ressource vollständig verbraucht hat. Noch nicht eine einzige.
    Sie meinen, man müsse auf die Bedürfnisse nachfolgender Generationen Rücksicht nehmen. Ich dagegen habe noch nie einen Vertreter einer „nachfolgenden Generation“ kennengelernt, der mir gegenüber seine Bedürfnisse formuliert hat. Ich weiß nicht, wie ich auf jemanden Rücksicht nehmen soll, der noch nicht einmal existiert. Ich weiß nur, daß ein Mensch des ausgehenden Mittelalters für mich wahrscheinlich Torf, Bienenwachs und Waltran nebst ein paar Fellen zurückgelegt hätte. Dinge also, die sich derzeit zwar in der Tat nicht in meinem Besitz finden, die ich aber auch nicht vermisse, in keinster Weise. Dinge allerdings, die ich jederzeit bekommen könnte, wenn ich denn wollte. Und Sie wollen also für unsere Nachfahren Erdöl aufbewahren? Ausgerechnet? Wie albern.

    Zitat:
    „Unser heutiger westlicher Lebenswandel ist – und das ist unstrittig – nicht auf Dauer durchzuhalten.“

    Das ist Ihr Credo. Und das ist so ähnlich logisch und rational, wie die jungfräuliche Geburt oder die Auferstehung von den Toten. Ein Glaubenssatz, gegen den man schlecht argumentieren kann.

    Dieser Glaubenssatz offenbart im Kern ein sehr statisches und eingeschränktes Weltbild. De facto leben wir aber in einer komplexen, von chaotischen Prozessen bestimmten Welt großer Vielfalt. Und das einzige, was stetig ist, ist Veränderung (und Zunahme der Vielfalt). Aber das ist etwas, was Untergangspropheten und Apokalyptiker durch alle Epochen auszeichnet: Der feste Glaube, die Welt wäre ein bestimmter Zustand. Statt zu erkennen, daß die Welt etwas dynamisches ist, das man allein durch stetige Prozesse beschreiben kann – und nicht als eine Abfolge diskreter Prozesse.

  5. Korrektur

    Der letzte Satz muß heißen:

    Statt zu erkennen, daß die Welt etwas dynamisches ist, das man allein durch stetige Prozesse beschreiben kann – und nicht als eine Abfolge diskreter Zustände.

  6. CO2-Wahn auch noch im Supermarkt?

    Bei jedem Einkauf sollte auf Qualität geachtet werden und nicht nach dem (mittlerweile nicht mehr verwendeten) Motto „Geiz ist geil“ gehandelt werden. Mit dem Öko-Wahn kann man sich aber ganz schön verrückt machen! Ich erinnere nur an die Feldzüge gegen Einweg-Verpackungen: oft genug ist die Ökobilanz der gepriesenen Mehrweg- Verpackungen schlechter als die der Einweg-Ex- und Hopp-Verpackungen. Wenn Herr Lohmann lobend auf die Ökostrom-Kunden hinweist, die – offenkundig – für ihr gutes Öko-Gewissen mehr bezahlen, sollte auch auf die Folgen des Ökostrom-Wahns hingewiesen werden: großflächige Landschaftsverschandelung durch Windkraftwerke, verbunden mit Vogel- und Fledermaus-Massenmord!
    Bevor die VerbraucherInnen durch CO2-Angaben bei Lebensmitteln aufgescheucht werden, sollte jeder seinen persönlichen Lebensstil überprüfen: dazu gehören auch Freizeit- und Urlaubsgewohnheiten. Ich erinnere mich an eine Umfrage zu Reisegewohnheiten und Parteizugehörigkeit (mindestens 10 Jahre her und nicht an die große Glocke gehängt worden): Anhänger der Grünen machten prozentual gesehen die meisten Flugreisen! Sozusagen nach dem Motto: jetzt engagiere ich mich so sehr für den Umweltschutz und das Gute in der Welt, da muß ich mich einfach mal auf den Seychellen erholen!
    Daher die Frage an Herrn Lohmann: Wie sieht es denn mit Ihrer Reisefreudigkeit aus? Wie viele Flugreisen haben Sie denn z. B. in den letzten 10 Jahren gemacht, fahren Sie Auto und wenn ja, wie viele km im Jahr? Wenn ich mir unsere roten und grünen Weltenretter so anschaue, sehe ich zu viele Leute, die Wasser predigen und selber Wein trinken bis zum Vollrausch!

  7. @ Peter Heller

    Zitat: “Ich weiß nur, daß ein Mensch des ausgehenden Mittelalters für mich wahrscheinlich Torf, Bienenwachs und Waltran nebst ein paar Fellen zurückgelegt hätte. Dinge also, die sich derzeit zwar in der Tat nicht in meinem Besitz finden, die ich aber auch nicht vermisse, in keinster Weise. Dinge allerdings, die ich jederzeit bekommen könnte, wenn ich denn wollte.”
    Einerseits argumentieren sie damit, dass sich die Welt ständig wandelt und sich alles im Chaos befindet, zum Anderen führen sie an, dass der Mensch noch nie eine seiner Ressourcen aufgebraucht hat. Ihrer Argumentation zufolge kann es also zufällig auch soweit kommen, dass der Mensch irgendwann eine oder mehrere seiner Ressourcen vollständig aufbraucht. Fakt. Wann das ist, und ob es eintreten wird, darüber kann selbstverständlich trefflich gestritten werden. Eine Ressource hätten wir übrigens um ein Haar verloren, den von ihnen angesprochenen Waltran. Ich weiß nicht wie es ihnen oder anderen geht, aber als eine der nachfolgenden Generationen bin ich sehr froh, dass noch Wale in unseren Meeren ihre Bahnen ziehen, auch wenn ich aus ihrem Vorhandensein persönlich keinen wirtschaftlichen Nutzen ziehen kann.

  8. @Dominic

    Zitat:

    “Ihrer Argumentation zufolge kann es also zufällig auch soweit kommen, dass der Mensch irgendwann eine oder mehrere seiner Ressourcen vollständig aufbraucht.”

    Ähmm, Nö. Das ist völlig unmöglich. Jedenfalls, solange wir marktwirtschaftlich agieren. In einer Marktwirtschaft führt beginnende Verknappung immer zu einer Nutzung von Alternativen, von Substituten. Und diese stehen aufgrund der Prozesse, die der Innovationstätigkeit zugrunde liegen, immer zur Verfügung. Im Idealfall wird “natürliche” Produktion durch industrielle ersetzt, die wesentlich effizienter ist. Das Substitut wird dadurch preiswerter, leistungsfähiger und leichter verfügbar, löst also einen neuen Wachstumsschub aus. Dies ist (Kreislauf) wiederum das Motiv, aus dem stetig schon lange vor Beginn der Verknappung Substitute entwickelt und erforscht werden und es immer eine ausreichende Bandbreite an Ersatz für derzeit genutzte Ressourcen gibt.

    Konkretes Beispiel: Es gibt bereits heute eine Vielzahl an Substituten für Erdöl in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen. Es findet eine intensive Innovationstätigkeit statt, auch ohne, daß Erdöl bereits knapp wäre. Es wird sich das Substitut in der jeweiligen Anwendung durchsetzen, das am effizientesten, also letztlich am preiswertesten ist. Und es ist nicht mal besonders schwierig, Dinge wie synthetische Öle, elektrische Energiespeicher u.v.m. effizienter als Erdöl zu gestalten. Denn es gibt kaum einen Prozeß, der ineffizienter wäre, als die Art, in der in der Natur Erdöl entsteht. Wir können das viel besser. Es macht also keinen Sinn, überhaupt keinen, Erdöl einzusparen. Im Gegenteil: Je mehr wir verbrauchen, desto eher wird eine bessere Alternative verfügbar. Die letzen Erdöl-Reserven werden nicht die teuersten sein, um die erbitterte Auseinandersetzungen stattfinden, sie werden vielmehr nichts mehr kosten, weil sie keiner mehr haben will.

    Schon gar nicht irgendwelche “nachfolgenden Generationen”.

    Zitat:

    “Eine Ressource hätten wir übrigens um ein Haar verloren, den von ihnen angesprochenen Waltran.”

    Falsch. Der Wal als Spezies war zu keiner Zeit vom Aussterben bedroht – und ist es auch heute nicht. Zur Hochzeit des Walfangs war die verwendete Technologie derart ineffizient, daß eben nur bestimmte Walarten intensiv bejagt werden konnten (Kosten-Nutzen-Abwägung), die meisten aber nicht. Es waren also immer nur einzelne Walarten bedroht, niemals aber die Familie in ihrer Gesamtheit. Heute könnten wir es zwar besser, aber immer noch wäre die Waljagd für viele Arten schlicht nicht lohnend.

    Es war ja ausgerechnet die geniale Idee der ersten Ölmagnaten, ihren damals ziemlich nutzlosen Rohstoff dadurch aufzuwerten, daß man den Menschen die notwendigen Lampen geschenkt hat, damit sie dann auch das Öl kauften. Die Ölindustrie hat sich also selbst erfunden, und den Walfang substituiert, abgelöst. Das Erdöl hat die bedrohten Walarten gerettet – nicht Greenpeace.

    Wie oben beschrieben wurde auch das Erdöl schnell substituiert. Durch Elektrizität und entsprechende Leuchtkörper. Diese wurden entwickelt, obwohl eigentlich keine Notwendigkeit bestand, denn Öl war preiswert und stand in ausreichender Menge zur Verfügung. Die Alternative “Glühbirne” wurde entwickelt, weil man in ihr die Möglichkeit erkannte, effizienter zu sein, nicht, weil Öl knapp wurde.

    Faktisch war die Erdöl-Industrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon wieder am Ende. Otto- und Dieselmotor sowie die Massenmobilität haben sie dann gerettet.

    Zu glauben, das wäre nun das Ende der Geschichte und man könne Massenmobilität nicht anders, nicht effizienter darstellen, als mit dem aktuellen System, ist albern. Neue Lösungen sind in einer derartigen Vielfalt vorhanden und weisen noch ein derart hohes Optimierungspotential auf, daß man nicht im Ernst der Auffassung sein kann, wir wären nun für immer auf Erdöl angewiesen.

    Damit sich diese neuen Lösungen durchsetzen können, ist aber marktwirtschaftliches Denken und Handeln erforderlich. Sie müssen sich im Wettbewerb gegeneinander und gegen das Erdöl durchsetzen können. Denn um Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten, ist die effizienteste Lösung die beste.

    Das alles unter dem Licht von “Klimadebatte” und “Ökologismus” zu betrachten führt aber genau nicht dazu, daß sich effiziente Lösungen durchsetzen. Sondern vielmehr, daß sich schlechte, allein ideologisch gewollte Konzepte, die anders nicht überlebensfähig wären, etablieren.

    Das ist ein ganz schlechter Dienst, den wir den nachfolgenden Generationen da erweisen. Das schlechteste, was wir tun können, ist also, unsere Bedürfnisse auf unsere Nachkommen zu übetragen und diese damit in ihren Chancen und Möglichkeiten einzuschränken. Wir sind noch krisenfest und können aufgrund der Möglichkeiten, die uns unsere Vorfahren überlassen haben, optimistisch in die Zukunft schauen.

    Das Konzept der “Nachhaltigkeit” aber sorgt dafür, daß unsere Nachkommen weit weniger gut auf eventuelle Krisen vorbereitet sein werden.

    Es ist verantwortungslos.

    Und es beginnt eben schon im kleinen. Im Supermarkt nach dem Apfel mit dem geringsten CO2-Aussoß zu suchen, statt den mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis gemäß den eigenen Ansprüchen zu wählen, ist eine gefährliche Verirrung.

  9. @Peter Heller: Qualität und Substitute

    Zwei Fragen, Herr Heller:

    Wenn, wie Sie schreiben, der Herstellungsprozess nicht Bestandteil der Produktleistung ist, sind dann Produkte aus Kinderarbeit akzeptabel, weil sie durchaus die gleiche Leistung zum billigeren Preis bieten?

    Und wenn die Marktwirtschaft (so wie vermutlich jeder Mensch auf der Welt, egal in welchem Wirtschaftssystem) zur Neige gehende Ressourcen durch andere substituiert, wie ersetzen Sie dann Wasser und Nahrung? Beide Vorräte schwinden, während der Bedarf steigt – und es gibt durchaus Produktionsalternativen, die mehr oder eben weniger Wasser und Böden belasten.

  10. Kinderarbeit, Wasser, Nahrung

    Hallo Herr Lohmann,

    1. Kinderarbeit

    Das ist eine ganz problematische Frage. Ich sagte ja oben schon, daß die Dinge ganz furchtbar verwirrend werden, wenn man neben der ökologischen auch noch die soziale Komponente berücksichtigt.

    Die soziale Komponente ist mir weitaus wichtiger, als die ökologische. Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt, und nicht statistische Wetterdaten.

    In mir sträubt sich alles, wenn ich an Produkte aus Kinder- oder Sklavenarbeit denke, keine Frage. Und eigentlich sind solche auch in keiner Weise akzeptabel, auch keine Frage.

    Aber: “Am deutschen Wesen soll die Welt genesen” ist ebenso inakzeptabel. Auch da geht mir der Hut hoch.

    Wir müßten eigentlich akzeptieren, daß es Kulturen gibt, die eine völlig andere Vorstellung von “Kind” haben, als wir. Außerdem sind die Rahmenbedingungen oft so, daß Kinder und Familien auf die Arbeitsleistung der Kinder angewiesen sind, um nicht zu verhungern. Tun wir diesen Menschen individuell tatsächlich etwas Gutes an, wenn wir diese Arbeit nicht akzeptieren und nicht honorieren, um des großen Ganzen willen?

    Ich weiß es nicht. Kurz: Ich habe tatsächlich keine Antwort auf Ihre Frage und keine Lösung. Haben Sie denn einen Vorschlag? Alle Versuche, dieses Dilemma durch Entwicklungshilfe so zu lösen, daß Kinderarbeit nicht mehr erforderlich und auch nicht mehr rentabel ist, sind gescheitert. Möglicherweise ist also das Nähen von Fußbällen für einen 12jährigen irgendwo in Asien überlebensnotwendig und möglicherweise helfe ich diesem Kind am besten durch den Kauf ebensolcher Fußbälle. Vielleicht hat es so mehr Chancen, seinem Schicksal zu entkommen, als wenn wir von außen mit der Hybris einer scheinbaren kulturellen Überlegenheit versuchen, durch Boykott etwas zu erzwingen.

    Aber wie gesagt: Wenn ich weiß, daß ein Produkt durch Kinder- oder Sklavenarbeit entstanden ist, kaufe ich es nicht. Es scheint mir emotional richtig, so zu handeln. Rational habe ich keine Lösung anzubieten.

    2. Wasser und Nahrung:

    Sind beide nicht knapp und gehen auch nicht zur Neige. Wir haben “lediglich” ein enormes Verteilungsproblem. Für dieses habe ich aber auch keine Lösung.

    In beiden Fällen müssen wir dafür Sorge tragen, daß die Armen dieser Welt Wohlstand erlangen können. Dazu sind wir gezwungen, noch viel mehr Wertschöpfung zu betreiben, als bislang, um in den betroffenen Ländern investieren zu können. Damit meine ich nicht wirtschaftliche Ausbeutung, sondern wirtschaftliche Partnerschaft. Ich bin alles andere als ein Gegner der Globalisierung und halte es aus diesem Grund für mehr als wichtig, daß unsere Unternehmen auch Fabriken anderswo errichten, anderswo produzieren und damit Jobs, Einkommen und Wohlstand schaffen. Am Ende ist ein gutes Geschäft immer eines, von dem beide Seiten profitieren. Denn auf diese Weise schaffen wir in der dritten Welt auch Märkte, auf denen wir mit unseren höherwertigen Dienstleistungen und Produkten wieder aktiv werden können.

    Das ist das Idealbild. Das es leider nicht ausreichend gut funktioniert, weiß ich auch. Hätte ich all die notwendigen Lösungen, wäre ich vielleicht irgendein wichtiger, mächtiger Zeitgenosse und würde ganz sicher nicht hier diskutieren. 😉

    Beginnt übrigens, Spaß zu machen. Schade, daß sich nicht mehr Leser beteiligen.

  11. Genetische Vielfalt und Wasser

    Ich muss zugeben ich habe lange nachgedacht über vieles, was sie geschrieben haben und die Logik hinter ihren Argumenten leuchtet ein. In einigen Belangen würde ich jedoch gern weiter diskutieren.

    Die genetische Vielfalt ist z.B. eine Ressource bzw. mehrere Ressourcen, welche tagtäglich, Stück für Stück verloren gehen. Mit diesen Ressourcen können wir heute sicherlich nicht viel anfangen. Wie sieht es jedoch mit unseren Kindern und Kindeskindern aus? Welche Rolle wird die moderne Genetik in 100 oder 200 Jahren haben? Sterben Tiere aus, welche ein Mittel zur Heilung von Krebs, Alzheimer, etc. liefern könnten? Spätere Generationen könnten uns sicherlich dahingehend beraten. Wie sollten wir uns jedoch heute verhalten? Ist durchdachter Umweltschutz auch marktwirtschaftlich sinnvoll? Kaufe ich den Bio-Apfel oder den chemiebehandelten von der Monokultur, welcher wiederum das lokale Grundwasser belastet?

    Damit komme ich zu meinem zweiten Punkt, welchen ich gern ansprechen würde: Wasser. Sie haben recht, es ist genug da, damit alle Menschen, welche derzeit den Ball bevölkern auf dem wir leben, nicht verdursten. Sicherlich können auch noch ein paar Milliarden Menschen mehr von den Süßwasservorräten unserer Erde leben. Wie sie jedoch angesprochen haben gibt es ein Verteilungsproblem, welches nicht ohne weiteres gelöst werden kann. Lokal gesehen gibt es Wasserknappheit, ist die Ressource Wasser begrenzt und / oder geht zur Neige. Sollte ich als Kunde dann den Apfel kaufen, welcher auf einer Plantage in einer solchen Region zum extrem billigen Preis produziert wurde? Ist es vertretbar, dass das Wasser in meinen Apfel fließt, jedoch nicht in die ausgetrockneten Kehlen armer Nachbarn, dessen Brunnen versiegt ist? Die Übermäßige Ausbeutung lokaler Wasserressourcen zieht sicherlich wieder die soziale Komponente nach sich – und dann wird es wieder furchtbar verwirrend. Vielleicht kann man diese Komponente auch gar nicht ignorieren, wenn man über Marktwirtschaft spricht. Es ist ja schließlich immernoch ein Mensch, welcher produziert, handelt, verkauft und konsumiert.

  12. @Dominic

    Medizin aus dem Dschungel: Ich halte es da strikt mit der Evolution. Es hatte bislang für Pflanzen und Tiere keinerlei Selektionsvorteil, irgendeine Medizin zu entwickeln, die menschliche Krankheiten heilt. Von daher haben sie es auch nicht getan und es wäre nun wirklich ein unglaublicher Zufall, würde etwas derartiges gefunden.

    Es gibt ohnehin sehr, sehr wenig pflanzliche Wirkstoffe, die dem Menschen wirklich helfen können. Die meisten natürlichen Wirkstoffe lindern Symptome, heilen aber nicht. Und auch hier gilt: Da diese nicht in Bezug auf menschliche Bedürfnisse entwickelt wurden, sind sie sehr ineffizient.

    Erfolgversprechender ist der Ansatz der Pharmazie: Die Wirkung natürlicher Stoffe erkennen und verstehen, um mit technischen Methoden künstliche Stoffe herzustellen, die diese Wirkung effizienter und effektiver darstellen. Und die neue Denkweise der Medizin, nämlich die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers zu nutzen, sie gezielt anzuregen und zu verstärken (stammzell- und gentherapeutische Methoden) ist allemal erfolgversprechender, als das Warten auf die Zufallsentdeckung aus dem Dschungel.

    Das ökologistische (also öko-religiöse) Credo ist ja, Artenvielfalt wäre ein Wert an sich, ein unbedingt schützenswertes Gut. Es gibt nur leider keinerlei wissenschaftlich-rationale Begründung dafür. Wenn man nicht irgendeinen spirituellen Impetus dafür definiert („durch Gott anvertraute Schöpfung“), gibt es keinen Grund, anzunehmen, Artenvielfalt wäre irgendwie wichtig.

    (Ich bin übrigens auch nicht überzeugt davon, daß es derzeit ein dramtisches Artensterben gibt. Aber das würde hier zu weit und vom Thema wegführen.)

    „Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen“ hingegen ist es schon. Sehr sogar.

    Die Natur leistet ja etwas für uns. Sie stellt uns fruchtbare Böden zur Verfügung, sauberes Wasser, saubere Luft, Nahrung, Schutz vor Überschwemmungen und viele Dinge mehr. Richtig verstandener Umweltschutz bewahrt diese Fähigkeiten und verbessert sogar die Möglichkeiten der Natur in diesen Dingen, schafft also Rahmenbedingungen für effizientere natürliche Prozesse.

    Das stimmt manchmal mit dem Schutz der Artenvielfalt überein, meist aber nicht. In der Regel sind es gerade die Landschaften, in denen nur vergleichsweise wenige Arten vorkommen, die nützlicheren für uns. In der Regel ist die Optimierung bestimmter Arten (durch Züchtung oder Gentechnik) und damit deren Bevorzugung gegenüber anderen für uns die beste Maßnahme.

    Zur Wasserproblematik schreibe ich vielleicht später noch etwas. Im Grundsatz sehe ich das Thema genau wie Sie. Ich denke aber nicht, daß unser Kaufverhalten hierfür eine sinnvolle Lösung ist.

  13. menschliche Krankheiten

    Zitat:

    “Medizin aus dem Dschungel: Ich halte es da strikt mit der Evolution. Es hatte bislang für Pflanzen und Tiere keinerlei Selektionsvorteil, irgendeine Medizin zu entwickeln, die menschliche Krankheiten heilt. Von daher haben sie es auch nicht getan und es wäre nun wirklich ein unglaublicher Zufall, würde etwas derartiges gefunden.”

    Das hat mich direkt an die Geschichte mit dem Krokodilblut erinnert.

    Nach kurzer Google-Suche das gefunden:
    http://www.amazonas.de/…odilblut-gegen-aids.html

    MfG
    Jost Pöttner

  14. Krokodilblut

    Na Entschuldigung mal bitte, aber selbstverständlich verfügen Tiere über ein Immunsystem (Menschen ja auch).

    Daraus nun schlußfolgern zu wollen, wir könnten uns aus jedem Tier irgendetwas einfach nehmen und ein neues Immunsystem kreieren, ist wieder so eine alberne Naivität.

    Keine Ahnung, wie viel der Blogger Kulow über Pharmazeutik weiß, aber offensichtlich nicht so sehr viel. Medizinische Fragestellungen sind äußerst komplex, das Abschreiben aus Tertiärquellen steigert nur die Verwirrung.

    Fakt ist, daß die Abermilliarden an Forschungsmitteln, die die Pharmakonzerne in den letzten Jahrzehnten in die Suche nach natürlichen Wirkstoffen gesteckt haben, bislang kein Heilmittel hervorbrachten. Und auch in diesem Fall (so denn die Pressevertreter, von denen Kulow abgeschrieben hat, alles richtig verstanden haben, was zu bezweifeln ist) handelt es sich wohl eher um die Bekämpfung von Symptomen, denn um Heilung.

  15. Krokodile

    Herr Heller ich stimme mit Ihnen in so ziemlich allen Punkten überein. Es ist mit Sicherheit nicht sinnvoll in einem komplexen System, wie es unsere Welt ist, willkürliche Maßzahlen wie CO2-Impakts zu definieren und ihnen dann religionsähnlich zu folgen, in der Hoffnung diese Befolgung würde uns einem wie auch immer definierten Ziel näher bringen – z.B. dass die Menschheit in 50 Jahren einen ähnlich guten oder hoffentlich besseren Lebensstandard haben kann.

    Wenn ich Dominic richtig verstanden habe, bezog er sich nichtt darauf, dass Tiere uns direkt Heilung für unsere Krankheiten liefern könnten, sondern dass wir über das Verständnis deren Immunsysteme Heilung für menschliche Krankheiten verschaffen könnten. Dem haben Sie widersprochen und ich wollte nur ein Beispiel geben, dass es zumindest Forschung gibt, die Hoffnung hat, Lösungen zu derart Fragen im Tierreich zu finden.

    Im Übrigen halte ich es auch in diesem Bezug nicht für sinnvoll, dass wir ohne zu wissen, ob es später hilfreich ist, eine große Menge Ressourcen in Artenschutz stecken. Ich glaube, dass wir im Zuge technischen Fortschritts so gut wie alles substituieren können – auch mögliche Immunsystem von z.B. Krokodilen. Das einzige von dem ich sicher bin, das wir nicht substituieren können ist Zeit – Zeit, die wir damit verschwenden, wenn wir Ressourcen, die aktuell für Forschung (technischen und wirtschaftlichen Fortschritt) ausgegeben werden könnte, in übertriebenen Artenschutz investieren.

    MfG
    Jost Pöttner

  16. @Pöttner

    Dominic hat geschrieben:

    “Sterben Tiere aus, welche ein Mittel zur Heilung von Krebs, Alzheimer, etc. liefern könnten?”

    Das ist zwar grundsätzlich möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Ich halte es für nicht besonders klug, bei kranken Menschen Hoffnungen auf “Krokodilblut” oder ähnliches zu wecken, die dann später enttäuscht werden.

    Sie haben geschrieben:

    “[…] sondern dass wir über das Verständnis deren Immunsysteme Heilung für menschliche Krankheiten verschaffen könnten.”

    Dem stimme ich voll zu. Ich sehe hier aber einen Unterschied zu dem, was Dominic geschrieben hat. Mag auch daran liegen, daß schriftliche Kommunikation im Web doch nicht so perfekt ist und zu Mißverständnissen einlädt.

    Nur, damit kein weiteres Mißverständnis entsteht: Ich bin durchaus nicht dafür, den Regenwald zu zerstören. Ich halte es aber für gegeben, ihn sinnvoll zu nutzen.

  17. Artenvielfalt

    Zur Aufklärung ein einfaches Beispiel:
    Nehmen wir an, in einem kleinen, definierten Areal des Regenwaldes des Kongobeckens würde eine Insektenart leben, welche zur Abwehr von Fressfeinden ein Gift produziert (rein fiktiv und dient nur der Veranschaulichung). Zufällig würde dieses Gift im Menschen angewandt jedoch ein ganz anderes Resultat haben, wie z.B. das selektive Abtöten von Krebszellen. Wird das oben erwähnte Areal des Regenwaldes abgeholzt um wirtschaftlich produktiven Kaffeeplantagen Platz zu machen, würde unser kleines Insekt aussterben und das Gift wäre für immer verloren. Vielleicht entdeckt man es oder einen verwandten Stoff auch später in einem Labor. Was ich jedoch betonen will, ist, dass der Mensch lieber zunächst das verstehen lernen soll, was er beabsichtigt zu zerstören. Ich bin demnach gegen blinden Aktionsproduktivismus, wenn ich es so nennen darf.

    Weitere Beispiele bei denen der Mensch durch lernen von Vorbildern aus der Natur Prozesse, Materialien und Güter effizienter und energiesparender gestalten konnte finden sich unter dem Stichwort Bionik. Leider könnten wir nichts lernen, wenn es nichts mehr geben würde von dem wir lernen könnten.

    In diesem Sinne halte ich die Artenvielfalt durchaus für eine sehr wichtige “Ressource”.

  18. Frage nicht beantwortet, Herr Lohmann!

    Zu der aberwitzigen Idee, auch bei Lebensmitteln noch auf die CO2-Emissionen hinzuweisen, hatte ich einen kurzen Beitrag geschrieben, auf den Herr Lohmann leider nicht geantwortet hat. Diese Idee ist eine Mischung aus Symbolpolitik und blindem Aktionismus, ähnlich dem Kampf gegen die Glühbirne (nur 8 % des im Haushalt verbrauchten Stroms wird für Beleuchtung verbraucht).
    Daher noch mal als Denkanstoß: Bevor die VerbraucherInnen durch CO2-Angaben bei Lebensmitteln aufgescheucht werden, sollte jeder seinen persönlichen Lebensstil überprüfen: dazu gehören auch Freizeit- und Urlaubsgewohnheiten. Ich erinnere mich an eine Umfrage zu Reisegewohnheiten und Parteizugehörigkeit (mindestens 10 Jahre her und nicht an die große Glocke gehängt worden): Anhänger der Grünen machten prozentual gesehen die meisten Flugreisen! Sozusagen nach dem Motto: jetzt engagiere ich mich so sehr für den Umweltschutz und das Gute in der Welt, da muß ich mich einfach mal auf den Seychellen erholen! Pro Person werden bei einem solchen Urlaub allein für Hin- und Rückflug 1,4 Tonnen CO2 emittiert! Wer sich mit den kanarischen Inseln zufriedengibt, produziert immerhin noch 500 kg CO2 – allein für den Flug!
    Daher die Frage an Herrn Lohmann: Wie sieht es denn mit Ihrer Reisefreudigkeit aus? Wie viele Flugreisen haben Sie denn z. B. in den letzten 10 Jahren gemacht, fahren Sie Auto und wenn ja, wie viele km im Jahr? Wenn ich mir unsere roten und grünen Weltenretter so anschaue, sehe ich zu viele Leute, die Wasser predigen und selber Wein trinken bis zum Vollrausch!
    PS. Ich habe nicht das Bedürfnis, die Welt zu retten und den Asketen zu spielen, während unsere progressiven rot-grünen MitbürgerInnen reisen, was das Zeug hält. Ich gönne mir daher gern auch, so weit es Zeit und Geld zulassen, Reisen auch zu fernen Zielen. Wenn das Flugzeug abhebt und auf dem Monitor Flugstrecke und –zeit angegeben werden, überschlage ich, für wie viel CO2- Emissionen ich auf diesem Flug verantwortlich bin (und jeder der 200- 400 anderen Mitreisesenden auch) – und dann freue ich mich auf das erste Bier!

  19. @Dr. Armin Quentmeier

    Ich beantworte Ihre Frage gerne, Herr Quentmeier. Die Beispiele aus “Ich rette die Welt” sind eine unvollständige Auswahl aus meinem persönlichen Verhalten. Was den Verkehr betrifft, nutze ich in erster Linie öffentliche Verkehrsmittel und besitze kein Auto; wobei ich auch aus ökologischer Sicht keine Einwände gegen einen von vier oder fünf Personen genutzten PKW habe und vereinzelt auch auf diese Weise mit Freunden in einem Mietwagen in den Urlaub fahre. Anstelle von Kurzstreckenflügen nehme ich konsequent die Bahn, und darunter fällt für mich auch eine Strecke wie Stuttgart-London. Es gibt aber auch Strecken, die sich anders als mit dem Flugzeug nicht sinnvoll bewältigen lassen. Im Studium bin ich nach Australien und auch Südafrika geflogen. Das ist etwa die Menge an Flugkilometern, die vertretbar wäre, wenn *jeder* Mensch auf dem Planet in seinem Leben diese Strecke fliegen würde.

    Und damit bin ich bei einem von zwei wichtigen Punkten, die Sie konsequent ignorieren:

    Erstens bin ich kein Dogmatiker. Es geht mir allein darum, dass ökologische Konsequenzen mit angemessener Gewichtung in Entscheidungsprozesse einfließen. Es ist ja nicht so, als dürfte der Mensch gar kein Wasser verbrauchen und kein CO2 produzieren. Von Stuttgart nach Köln muss niemand fliegen, das schafft die Bahn in zwei Stunden ökologischer. Nach Australien gibt es keine Alternative, da sollte man lediglich die Notwendigkeit prüfen. Ich habe mir die beiden Fernreisen mit dem Flugzeug als einzigartige, besondere Lebenserfahrungen erlaubt.

    Zweitens geht es auch nicht um Askese. Im Supermarkt das verantwortlich produzierte Produkt kaufen, ist kein Verzicht. Komfortabel mit der Bahn oder unterhaltsam in PKW-Fahrgemeinschaften reisen, ist kein Verzicht. Mit Ökostrom leuchten meine Lampen nicht schwächer. Ein Stoffbeutel anstelle einer Plastiktüte ist beim Einkaufen sogar stabiler. Es ist im übrigen auch nicht technologiefeindlich: Laptops sind ökologischer als Desktoprechner, Elektroautos ein Innovationstreiber und die Branche der Umwelttechnologien ein Job- und Wachstumsmotor.

    Worum es allerdings geht, ist, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Wir leben in einer – inzwischen globalen – Gemeinschaft, in der es Regeln gibt, wenn wir nicht in Anarchie leben wollen. Rücksichtnahme auf die Lebensbedingungen anderen und unserer Nachkommen ist eine dieser Regeln. Ich stimme ihnen allerdings zu – das zeigt die Finanz- und Wirtschaftskrise -, dass es Kreise gibt, in denen Verantwortung dem eigenen Profitstreben untergeordnet wird.

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