Baptisten, Quäker, Unitarier – Wie progressive Kirchen die USA und die Welt veränderten

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Wenn in Deutschland von Christen in den USA die Rede ist, sind Klischees von geifernden Fundamentalisten nicht weit. Dabei kämpft die so viel beachtete „religiöse Rechte“ in den USA auch deswegen so verbissen, weil sie mit einigem Recht das Gefühl hat, seit Jahrhunderten in der Defensive zu sein. Nicht traditionalistische, sondern „progressive“ Christen hatten die Unabhängigkeit der USA, die Trennung von Kirche und Staat und schließlich auch die Republik mit Religionsfreiheit erkämpft. Sie waren, schließlich erfolgreich, für die Abschaffung der Sklaverei, der Rassentrennung und der Wehrpflicht eingetreten. Wussten Sie schon, dass…

* es frühe Baptisten wie Thomas Helwys (1550 – 1616) waren, die auch gegen evangelische Staatskirchen todesmutig Gewissens- und Religionsfreiheit einforderten?

Unser Herr, der König, ist nur ein irdischer König und er hat deshalb als König nur Autorität in irdischen Dingen, und wenn die Leute des Königs gehorsame und wahre Untertanen sind, die allen vom König erlassenen menschlichen Gesetzen gehorchen, so kann unser Herr, der König, nicht mehr verlangen. Denn die Religion der Menschen zu Gott besteht zwischen Gott und ihnen selbst, der König soll dafür nicht Rede stehen, noch soll der König Richter sein zwischen Gott und Mensch. Sollen sie doch Ketzer, Türken, Juden oder sonst etwas sein, es steht der irdischen Macht nicht zu, sie deshalb auch nur im Geringsten zu bestrafen.“

* die erste Proklamation der Menschenrechte nicht, wie viele Europäer meinen, im Zuge der französischen Revolution verkündet wurde – sondern bereits 1776 als “Virginia Declaration of Rights” von einem bunten Bündnis „progressiver“ Christen? Abschriften, Nachrichten und sogar Delegierte wirkten dann an der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der französischen Erklärung mit.

* die in die USA vertriebenen “Quäker” den US-Staat Pennsylvania mit Menschenrechten auch für Minderheiten und die amerikanischen Ureinwohner begründeten? Dass Quäker sowohl nach dem ersten wie zweiten Weltkrieg Millionen Essenslieferungen an Deutschland organisierten und 1947 als erste Religionsgemeinschaft den Friedensnobelpreis erhielten?

* die Unitarier sich auf den in Genf unter Calvin hingerichteten Michael Servetus beriefen, der das Dogma der Trinität abgelehnt hatte und heute als “Unitarian Universalist Churches” über 1.000 Gemeinden betreiben, in denen freichristlich, freireligiös und humanistisch Denkende auf der Basis geistiger Freiheit zusammenwirken?


Symbol der Unitarian Universalists

Weil kaum jemand diese bis heute lebendigen Strömungen des progressiven Christentums kennt, stelle ich sie (auf Anregung von NdG-Kommentatoren wie @Mona und @Wegdenker) in meinem neuen sciebook “Baptisten, Quäker, Unitarier – Wie progressive Christen die USA und die Welt veränderten” vor – und hoffe, dass es zu einem echteren, bunteren Geschichts-, Amerika- und Christentumsbild beitragen möge.


erhältlich für nur €2,99 bei amazon.de (Kindle) und bei ciando (epub, pdf etc.)

Auch Probleme der Traditionen

Selbstverständlich aber werden auch Probleme und Schattenseiten der jeweiligen Traditionen nicht ausgeblendet: So gehören zu den Baptisten nicht nur Helden der Bürgerrechtsbewegung wie der Pastor Dr. Martin Luther King jr. (dessen zivilreligiöser Rede “I have a dream” ein eigenes Kapitel und eine Übersetzung gewidmet ist), sondern auch hasserfüllte Spilttergruppen wie die homophobe Westboro Baptist Church. Der starke, religiöse Individualismus und die Betonung sozialen und gesellschaftlichen Engagements ließen die Quäker nach Ende der Verfolgungen geradezu verglühen. Und die Unitarier, die lange die Universität Harvard und das gehobene Bürgertum dominierten, liefen (und laufen) Gefahr, sich nur noch negativ zu definieren – über das, was sie “nicht” sind und “nicht” glauben. Die “progressiven” Christinnen und Christen markieren nicht das Ende der Geschichte. Doch genau das haben sie auch nie behauptet – sondern, oft unter Todesgefahr, neue Wege gewagt.

Viel Freude bei der Lektüre!

Avatar-Foto

Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

25 Kommentare

  1. Surfen auf dem Zeitgeist – Bewußtseins-

    betäubung und geistiger Stillstand seit der “Vertreibung aus dem Paradies”, im nun “freiheitlichen” Wettbewerb um …

    SO kann man auch Luther als progressiv und toll benennen, obwohl er die Unwahrheit des “Christentums” ebenfalls nur zeitgeistlich-spalterisch reformiert hat, mit Rückendeckung seines Kurfürsten und im Sinne des profit- und konsumautistischen “Individualbewußtseins”, denn sein persönlicher Nutzen war schließlich enorm.

    Fakt ist doch: Jesus war nicht Christ, sondern Jude, der vor allem das Judentum in seiner Verantwortung zur Vernunft reformieren wollte – wenn diese ihn und seine Philosophie / Geistlichkeit als Erlöser anerkannt hätten, dann wäre diese Welt- und “Werteordnung” heute sehr viel eher in zweifelsfrei-eindeutiger Wahrhaftigkeit entwickelt und nicht so sehr gespalten!?

    Diese Welt- und “Werteordnung” wurde immer nur oberflächlich-konfusionierend dem Zeitgeist angepaßt!!!

  2. @Horst

    Luther wird im sciebook übrigens durchaus auch kritisch beschrieben (kann es sein, dass Sie Martin Luther und Martin Luther King jr. verwechselt haben?). Aber wer natürlich wie üblich wild drauflos schimpft, bevor er überhaupt gelesen hat…

    Ich finde Ihre Kommentare übrigens sehr, sehr “zeitgeistig”: Rumzetern und von oben herab urteilen, noch bevor man sich kundig gemacht hat…

    Machen Sie ruhig weiter, es ist ja oft auch unterhaltsam. Und vielleicht hilft Ihnen ja das Dampf-Ablassen hier, wenigstens die Menschen in Ihrer Umgebung etwas respektvoller zu behandeln…

  3. Hm

    Ein interessanter Artikel der auch mal auf die guten Seiten des Christentums eingeht.Ich selbst halte nicht besonderes viel von Religionen. Doch es hat auch viel gutes bewirkt. Doch die Schattenseiten des Christentums überwiegen nach wie vor. Doch Religion kann auch ein Mittel sein um gutes zu tun

  4. @Blume

    “Rumzetern und von oben herab urteilen, noch bevor man sich kundig gemacht hat…”

    In der Hierarchie, besonders hier, stehe ganz unten, trotzdem bin ich zweifelsfrei kundig in der eindeutigen Wahrheit! Was wollen sie damit also ausdrücken / deutlich machen – das Vorgeplänkel für eine weitere Löschung meines Beitrags???

  5. @Horst

    Ach so! Wenn Sie, und nur Sie, “zweifelsfrei kundig in der eindeutigen Wahrheit” sind, dann ist es natürlich okay, dass Sie sich respektlos und intolerant verhalten – das wird viele Menschen überzeugen! (Achtung, Ironie!)

    Sie benehmen sich hier wie ein weiterer, ganz gewöhnlicher Troll, @Horst – mehr Zeitgeist geht gar nicht! Ihr seid inzwischen so häufig, dass es sogar ein eigenes Musikvideo zu Euch gibt:
    https://scilogs.spektrum.de/…enpuppen-cranks-und-hater

    Und ja, wenn Sie hier weiter andere Leute stören, werden Sie wieder gelöscht. Denn die meisten von uns würden einfach gerne konstruktiv diskutieren, weil wir erkannt haben, dass niemand nur für sich “zweifelsfrei kundig in der eindeutigen Wahrheit” sein kann…

  6. @itchy

    Danke für Ihre Einschätzung!

    Ich sehe es – empirisch – etwas positiver. Religiosität und Religionsgemeinschaften erfüllen so viele Funktionen, dass nie in der jüngeren Geschichte eine Zivilisation ohne sie Bestand und Erfolg hatte. Selbstverständlich aber gab und gibt es immer auch Missbrauch.

    Übrigens, hier gerade auch gesehen, ein CBS-Bericht über Unitarians in den USA:
    http://www.cbsnews.com/video/watch/?id=50144670n

  7. Westboro Phelps

    Kleine Anmerkung: Ich weiß nicht, ob es den Baptisten nicht unrecht tut, die Westboro “Baptist” Church als Baptisten zu bezeichnen. Sie nennen sich zwar selbst so, allerdings sind mir keine weitergehenden Bezeihungen bekannt.

  8. @De Benny

    So ist es. Alle baptistischen Dachverbände haben sich von der WBC distanziert, die mit ca. 40 Mitgliedern auch sehr klein ist. Aber gerade die Basisorganisation von Gemeinden gehört zur baptistischen Tradition, wovon manchmal eben auch Extreme Gruppen profitieren.

  9. Baptisten etc… Menschenrechte

    In dem Artikel steht, dass viele Europäer glauben dass die erste Erklärung der Menschenrechte aus der französichen Revolution stammt.
    Wenn dem so wäre, hätten die Europäer die Geschichte der Menschenrechtserklärungen wohl vergessen. Die ihnen bekannte erste Erklärung kommt ebenfalls aus dem angelsächsischen Sprachraum und nennt sich deswegen Habeas Corpus Acta.

  10. @Klaus Moll

    Naja, da wurde m.W. doch erst einmal vom Parlament im 17. Jht. her “nur” königliches Recht eingeschränkt – immerhin aber Vorläufer des Schutzes vor exekutiver und judikativer Willkür. 😉

    Ein stärkeres – auch im Buch thematisiertes – Beispiel sind m.E. die “Zwölf Artikel” der Bauernschaft von 1525, in dem diese mit Berufung auf Gott & Menschenrecht Schutz- und sogar Mitbestimmungsrechte einfordern:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lf_Artikel

    Und da haben wir sogar mal etwas aus dem deutschsprachigen Raum (das leider auch von Luther niedergeschlagen wurde…)

  11. Religion und Politik

    Wie üblich habe ich wieder meine Schwierigkeiten,
    zwischen geistigem und geistlichen, zwischen Religion und Politik eine Grenze zu ziehen. Ist Religion nicht nur eine besondere Art, über Politik zu sprechen? Wenn man die Ausbreitung von Memen untersuchen will, spielt der explizite Bezug auf einen Gott kaum eine Rolle, entweder ist es der falsche Gott, oder er gehört zum Hintergrund.

  12. Wenn deutsche Gebildete von Vorstellungen von Deutschen über die USA reden, sind Klischees vom Deutschen der denkt das alle US-Amerikaner fundamentalistische Christen sind nicht weit.
    Zugegeben, den Satz kann man als Klischee, von Deutschen über Gebildete ansehen.
    Da die Fundementalisten permanent darauf Hinweisen das sie Christen sind, ist so ein Annahme nicht verwunderlich, der Islam hat das gleiche Problem mit seinen Fundementalisten.
    Das über die progressiven Christen wenig bekannt ist halte ich für eine falsche Annahme, das die US-Bevölkerung religiöser ist als in Europa ist bekannt. Man sieht in Deutschland die progressiven Christen nicht primär als Christen, weil deren Ansichten ähnlich liberal und unabhängig von der Religion sind wie in Europa oder Deutschland, bei der Charakterisierung von Gruppen sind Unterschiede einfach markanter.

  13. @dl

    Und genau da sehe ich Handlungsbedarf! Wir sollten weder beim Christentum noch beim Islam (oder sonst einer Religion) den Fundamentalisten die Deutungshoheit überlassen! Denn damit geben wir ihnen mehr Macht und entwerten das leisere, friedvollere Engagement der Progressiven! Genau auch dagegen schreibe ich an.

  14. Rechtslastig

    Unsere deutschen Medien sind häufig sehr fixiert auf die rechte Seite , wenn es um Berichterstattung aus den USA geht ( die amerikanischen allerdings auch , soweit das von hier aus eingeschätzt werden kann).

    Das gilt sowohl für latente Befürworter rechter amerikanischer Sichtweisen als seltsamerweise auch für Leute , die diesen Vorstellungen kritisch gegenüberstehen , auch diese haben sich erfolgreich weismachen lassen (meine Person eingeschlossen) , nur die “rechten” Amerikaner stünden für das “eigentliche” Amerika.

    Würde mich nicht wundern , wenn die gleiche Entwicklung auch in Bezug auf Religionen stattgefunden hätte.

    Allerdings dürfen die in den USA natürlich tatsächlich weit aggressiveren Fundamentalisten auch nicht unter den Teppich gekehrt werden.

  15. @DH

    Aufgrund unserer evolvierten Präferenzen für Bedrohliches und Gewalttätiges ist es leider immer (wieder) so, dass Extremisten einen “Nachrichtenvorteil” haben, wogegen die “leiseren” Mehrheiten (zu) wenig Beachtung finden. In den USA stecken die Deutschlandbilder entsprechend auch noch oft zwischen Nazi-Filmen und “old Europe is dying”-Schlagzeilen fest. Und auch da gibt es aber tapfere Einzelne, die mit Reportagen, Austauschprogrammen, Blogs etc. mehr Wissen schaffen und zum Dialog einladen. Das will ich auch hier versuchen.

    Ihnen, @itchy, @HF und @dl aber bei dieser Gelegenheit auch einfach ein: Herzlich willkommen! Ich freue mich über Ihre lebendigen, kritisch-konstruktiven Kommentare!

  16. Religiöse Vielfalt und Weltethos

    Religiöse Vielfalt – wie es sie in den USA von Anfang an gab – kann sich positiv auswirken, wenn sie als Lebens- und Glaubensvielfalt anerkannt wird und all die Kirchen und Sekten auf die gleiche Stufe gestellt werden wie die “grossen” Bekenntnisse. Die USA haben das in ihrer Verfassung und ihrer Staatsauffassung von Anfang an in einem Säkularismus umgesetzt, der sowohl den Staat als auch die religiösen Gruppen vor einem religiösen Totalitarismus schützt. Keine Religion kann dort zur Staatsreligion werden, dass ist allen US-Bürgern und auch allen Einwanderern bewusst.
    Das mindestens ist etwas US-amerikanisches was man guten Gewissens in die ganze Welt exportieren kann: Die Idee nämlich, dass der Staat Glauben, Ideen und Überzeugungen nicht vorgibt und eine grosse Vielfalt zulassen soll und zulassen muss.

    Ideen, die das “Recht” haben global gültig zu sein, sind gerade solche Grundsätze, die das Zusammenleben in der Vielfalt fördern und ermöglichen. Ein Weltethos als ursprünglich aus der Religion geborene Idee macht übrigens auch Sinn für eine rein säkulare Welt. Viele UNO-Projekte im Bereich Armutsbekämpfung, Erziehung, Umwelt sind implizit begründet in einem alle Menschen verbindenden Ethos.

    Es ist schon vieles erreicht, wenn der hinterste und letzte Mensch und Gläubige es für so selbstverständlich hält wie ein durchschnittlicher US-Bürger, dass eine Religion oder eine Überzeugung niemals die Grundlagen eines Staates begründen und bestimmen darf.

  17. @Martin Holzherr

    Das Bild kann sogar noch etwas optimistischer werden, wenn wir anerkennen, dass Menschen mehrere Identitäten haben und verbinden können. So sind wir nicht nur Mitglieder von Religionen bzw. Konfessionslose, sondern auch Bürgerinnen und Bürger von Regionen und Städten, Berufstätige, Eltern, Anhänger verschiedenster politischer Positionen, Freunde, Fans, Blogger und Kommentierende usw. Schnittmengen lassen sich also suchen und finden – auch, aber nicht nur in den Religionen.

  18. Warum DRM bei ciando?

    Meine Freude bezüglich des eBooks wurde durch einen Umstand getrübt, den ich nicht nachvollziehen kann. Die bisherigen eBooks vergleichbaren Umfangs von Ihnen (Psyche & Fantasie des Menschen; Religionen der Menschheit und weitere) sind bei ciando ohne DRM käuflich. Das finde ich vorbildlich und es ist für mich ein wesentliches Kaufargument, da ich eBooks auf kleinen Readern lese und die umständliche Verwaltung, die durch DRM hervorgerufen wird, ablehne.

    Kurz gesagt, das eBook “Baptisten, Quäker, Unitarier” befand sich schon in meinem Warenkorb, als mir eine innere Stimme sagte: schau noch mal nach, da ist etwas anders. Und wirklich, ich hatte das Buch gesucht, gefunden und ohne genau hinzusehen direkt in den Warenkorb gepackt. Nun, bei nochmaligem Hinsehen lese ich: “Kopierschutz: DRM” auch die bei den anderen Büchern vorhandene Kopfzeile: “kopierschutzfrei” fehlt. So habe ich dann den Kauf nicht getätigt.

    Ist das ein Versehen? Ist das Absicht? Wenn ja, warum?

    Mit freundlichen Grüßen
    Herbert

  19. @Herbert

    Vielen Dank für den Hinweis! Wir haben ciando mehrfach mitgeteilt und sogar vertraglich festgehalten, dass wir bei den sciebooks grundsätzlich “kein” DRM und keinen Kopierschutz wollen – offenbar ist dies jedoch in Deutschland noch eine Standardeinstellung, die immer wieder durchrutscht.

    Ich werde den sciebooks-Verlag umgehend informieren und hoffe, dass auch dieses eBook in wenigen Stunden oder Tagen kopierschutzfrei verfügbar sein wird. Für mich ist klar, dass wir Autoren unseren Leserinnen und Lesern vertrauen sollten. Danke also für Ihren berechtigten Hinweis!

  20. Herbert @Michael Blume

    Besten Dank für die schnelle Antwort – über die ich mich auch inhaltlich freue 🙂

    So werde ich die paar Tage abwarten und das Buch dann kaufen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Herbert

  21. @Herbert

    Gerne! Ich danke Ihnen, dass Sie nachgehakt haben – solche Leser kann sich ein Autor nur wünschen! Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn Sie eine Anregung oder einen Themenwunsch zu den sciebooks haben.

    Vielen Dank für Ihr Interesse!

  22. »Nicht traditionalistische, sondern „progressive“ Christen hatten die Unabhängigkeit der USA, die Trennung von Kirche und Staat und schließlich auch die Republik mit Religionsfreiheit erkämpft. Sie waren, schließlich erfolgreich, für die Abschaffung der Sklaverei, der Rassentrennung und der Wehrpflicht eingetreten. Wussten Sie schon, dass…«

    Das war mir zwar bekannt, aber ich muss doch hinzufügen, dass die Situation in Europa ein bisschen anders aussah. Die USA (und England auch) kannten nicht das Phänomen eines “aufgeklärten Absolutismus” in dem die Werte der Aufklärung teil der offiziellen Staatsideologie wurden (und dabei natürlich durchaus pervertiert wurden). In Europa war es wohl sogar üblich, dass angehende Monarchen wie Ludwig der XVI. eine “aufgeklärte” Erziehung erhielten. Der Adel konnte sich auch für die Ideen der Aufklärung begeistern. Was zweifellos auch eine Folge davon war, dass die großen Religionskriege das Durchsetzen einer Staatsreligion mit Gewalt (höflich formuliert) unsympathisch erscheinen ließen.
    England war als Fall sogar noch komplexer, da es dort ein Parlament schon sehr lange existierte, es unter Cromwell schon eine Republik gab (die sogar die USA beeinflusst haben wird) und die englische Gesellschaft damals zu einer der wohlhabendsten der Welt gehörte.
    Deshalb lässt sich die US-Version der Geschichte der Meinungsfreiheit usw. nicht 1:1 auf Europa übertragen.
    Natürlich von den tiefen Überscheidungen mit England mal abgesehen, die Quäker stammten ja aus England (auch wenn sie recht schnell eine Ökumene mit dem Mennoniten in “Deutschland” herstellen konnte).

    »Die in die USA vertriebenen “Quäker” den US-Staat Pennsylvania mit Menschenrechten auch für Minderheiten und die amerikanischen Ureinwohner begründeten? Dass Quäker sowohl nach dem ersten wie zweiten Weltkrieg Millionen Essenslieferungen an Deutschland organisierten und 1947 als erste Religionsgemeinschaft den Friedensnobelpreis erhielten?«

    Ich hätte da unbedingt noch William Penn erwähnt, der sogar die europäische Idee ins Spiel brauchte, also quasi der geistige Übervater der USA und der EU genannt werden könnte. Nicht unbedingt “der”, eher “einer der”. Unter Reagan wurde er sogar posthum Ehrenbürger der USA. 😀
    Man sollte auch nicht die Förderung der Frauenrechte und die Anfänge der Abschaffung der Sklaverei und das Quäkertum vergessen…
    …aber auch nicht, dass die frühen Quäker schon als “Fundamentalisten” betrachtet werden können und sehr stark sogar das Privatleben kontrollieren wollten.

    @Klaus Moll

    „Die ihnen bekannte erste Erklärung kommt ebenfalls aus dem angelsächsischen Sprachraum und nennt sich deswegen Habeas Corpus Acta.“

    Die Habeas Corpus Acta war keine Erklärung der Menschenrechte und beanspruchte auch keineswegs eine zu sein, sondern sie war ein vom Parlament erlassenes Gesetz, dass es der Regierung (den König) verbietet, Personen ohne Anklage festzunehmen, sie über ihre Anklage im Unklaren zu lassen oder sie außer Landes zu schaffen.
    Hintergrund war die Praxis des damaligen König, reiche Bürger gefangen nehmen zu lassen und sie dann um Geld zu erpressen, um sie freikaufen zu lassen.
    Natürlich würden wir das heute als Menschenrecht ansehen, aber dann müsste man eigentlich viel früher Ansätzen. Hinweise zu sowas wie Rechte des Individuums gibt es auch im Common Law in der Zeit davor und im Sachsenspiegel.

  23. @Michael Blume

    In den USA stecken die Deutschlandbilder entsprechend auch noch oft zwischen Nazi-Filmen und “old Europe is dying”-Schlagzeilen fest. Und auch da gibt es aber tapfere Einzelne, die mit Reportagen, Austauschprogrammen, Blogs etc. mehr Wissen schaffen und zum Dialog einladen.

    Ich kann das zugegebermaßen nur indirekt beurteilen, nämlich aus den amerikanischen Fernsehen (aber sagt das nicht auch viel aus?), aber ist es nicht so, dass viele Leute Deutschland auch mit Oktoberfest, Bier, Wurst usw. in Verbindung bringen? Und einige vielleicht sogar mit solchen Personen wie Einstein, Heisenberg, diversen Psychologen und Philosophen, Ethologen und Linguisten?

    @Martin Holzherr

    Die USA haben das in ihrer Verfassung und ihrer Staatsauffassung von Anfang an in einem Säkularismus umgesetzt, der sowohl den Staat als auch die religiösen Gruppen vor einem religiösen Totalitarismus schützt.

    Ehrlich gesagt, nach einigem Nachdenken würde ich das sogar in Frage stellen. Zwar hätte auch ich vor einigen Jahren noch genauso gedacht… Die USA scheinen einen Weg gefunden zu haben, den man als “religionsfreundliche Religionsfreiheit” bezeichnen könnte.
    Ein spezielles Bekenntnis wird nicht verlangt, dennoch wird der Glaube an irgendeine Form von Höhrer Macht als schicklich angesehen, ja manchmal sogar als Voraussetzung für Moral. Wie sonst soll man sich erklären, dass US-Abgeordnete nach der gesetzliche vorgeschriebenen, offiziellen Vereidigung noch mal eine inoffizielle Vereidigung für die Öffentlichkeit durchführen, in der auf die Bibel (bzw. manchmal Koran) geschworen wird? Das “In God we trust” auf dem Dollar?
    Oder das moralisch gute Menschen auch als gläubig und religiös charakterisiert werden? (Auch die skandinavischen Ländern bringen Religion mit Ethik in Verbindung, sehen aber, soweit ich sehe, im Glauben selbst keine besondere Tugend.)
    In den USA scheint die Religion öffentlich zwar weder gefördert noch bekämpft worden zu sein, spielt aber offenbar in der Öffentlichkeit eine vergleichsweise (für europäische Verhältnisse) größere Rolle.
    Zumindest nach dem, was ich aus Studien, dem TV und Blogs erfahren habe.

    Vergleicht man das mit den Laizismus, der aus der französischen Revolution hervorging und der Religion doch eher bekämpfte oder durch einen “Kult der Vernunft” ersetzen wollte, scheint mir der Kontrast sogar besonders groß. Oder gar mit der Religionspolitik so mancher staatlich erklärt atheistischer Staaten…

  24. @Wegdenker

    Ja, die neuartige Verknüpfung von Religion und Freiheit in den USA beobachtete bereits der französische Kundschafter Alexis de Tocqueville (1805 – 1859). Knapp zusammen gefasst beschrieb er, dass sich in Europa Throne & Altäre verbündet hätten, so dass die Religion(en) von vielen als Feinde der Freiheit erlebt würden. In den USA hätten sich dagegen Religion und Freiheit aufs innigste verbündet – viele seien ja aufgrund der Religionsfreiheit in die USA ausgewandert, die Ausübung eines Glaubens gelte als stolzes Bürgerrecht und Kirchen und Religionsgemeinschaften organisierten sich selbst, statt auf den Staat zu bauen.

    Zum Quäker William Penn: Klar habe ich diesen nicht vergessen, ihm und seinem Werk ist ein eigenes Kapitel gewidmet! 🙂

Schreibe einen Kommentar