Geo-Foto: Sandspiele

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Uns Geognosten geht es irgendwie immer ein wenig wie kleinen Kindern. Im Sand spielen, möglichst mit viel Baggermatsch. Ich jedenfalls finde das einfach wunderbar. In den Kiesgruben kann man jetzt am Anfang der Vegetationsperiode oft auch ganz interessante Ablagerungsmuster vorfinden, bei denen die Geologie auf einen Schlag lebendig wird.

Hier zum Beispiel ein Schuttfächer, wie man ihn auch in den ariden Gebieten der Welt häufig vorfindet. Zuletzt scheint ein lehmhaltiger Schlammstrom den Hang hinunter gelaufen zu sein. Die Reste der Baggerspur am rechten unteren Bildrand geben einen Eindruck von den Größenverhältnissen.

Ein Schuttfächer, wie er im Buche steht. Eigenes Foto.

In der Nahaufnahme  ähnelt es viskoser Lava, die aus einer Vulkanflanke ausgetreten und im hinabströmen erkaltet ist. Hier war wohl relativ wenig Wasser mit verhältnismäßig viel Sediment beladen. Eigenes Foto.

Gut angeschnittene Schrägschichtung. Eigenes Foto.

In angeschnittenen Wänden fallen oft die gut erkennbaren sedimentären Strukturen in den Wänden der Kiesgrube auf. So wie in dem oberen Bild aus einer Kiesgrube bei Malente, direkt im Sanderbereich eines quartären Gletschers gelegen. Die verschiedenen Kreuzschichtungen zeigen deutlich die wechselnden Bedingungen im Gletscherabfluss. Unten finden sich deutliche Erosionslagen mit anschließender Kiesablagerung. Auch hier haben sich ruhigere Abflüsse mit feineren Sedimenten mit deutlich turbulenteren Zeiten abgewechselt.

Manchmal werden auch gröbere Korngrößen mit abgelagert. Eigenes Foto.

Beobachtet man nicht nur die sedimentären Strukturen an den Wänden, sondern auch die aktuellen Vorgänge auf dem Boden der Kiesgrube, so kann einem vielleicht ein Zopfstrom begegnen. Diese Flussform findet man recht häufig in Hochgebirgen, immer dort, wo neben einer hohen Sedimentfracht auch eine rasche Verringerung des Gefälles auftritt. Dadurch kann das Wasser die Sedimentfracht nicht mehr transportieren und fängt an, sich selber den weg zu blockieren. Die einzelnen Flussläufe mäandrieren zwischen Prallhang und Gleithang, sie verändern sich nach Flutereignissen oftmals drastisch. Nimmt das Gefälle noch stärker ab, bildet sich ein mäandrierender Fluss.

Ein Zopfstrom, nicht nur in Kiesgruben ein vertrautes Bild. Eigenes Foto.

Die Sedimente werden hauptsächlich bei niedrigen Wasserständen abgelagert. Sie sind horizontal geschichtet und zeigen keine Sortierung der Korngrößen auf. Die Schichtung ist auf dem obigen Bild recht deutlich zu erkennen.

Zopfstrom mit Erosionskante (Mitte rechts). Eine dunklere Lage markiert hier gröberes Material. Eigenes Foto.

Die einzelnen Ströme und kleinen Kanäle sind durch kleine, veränderliche Inseln voneinander getrennt. Die  Insel in der Aufnahme unten zeigt auch deutlich das Erosionsvermögen des Wassers gegenüber den lockeren Sedimenten.

Ein kleiner Rest ragte als Insel aus dem Zopfstrom heraus. Eigenes Foto.

Die Zopfströme hatte ich im Modellmaßstab in einer Kiesgrube bei Malente gefunden. Die Grube liegt direkt im Bereich eines Sanders der letzten Eiszeit, und auch damals konnte man Zopströme dort finden, aber um einiges größer. Besonders im Sommer dürfte der Gletscher große Wassermassen freigesetzt haben, die dann auch die nötige Kraft aufbrachten, die alten Sedimente des Sanders abzutragen und neue Sedimente aus dem Gletscher heraus zuspülen. Dabei konnten auch größere Blöcke sein, so wie auf dem obigen Foto, wo der große Stein rund 20 Zentimeter Länge zeigte. Wie man erkennen kann, zerschneidet das Kiesband die älteren, feinkörnigeren Sande (die teilweise selber eine Kreuzschichtung zeigen) relativ gerade. Die gröberen Klasten sind in der Mitte abgelagert, während das Band nach oben wieder feinkörniger wird. Vermutlich hat als irgendwann die Kraft des Wassers nachgelassen. Eventuell weil es gegen Herbst wieder kälter wurde und der Gletscher weniger Schmelzwasser anlieferte.

Kiesband im Sanderbereich eines eiszeitlichen Gletschers. Eigenes Foto.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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