Erdbeben und Tsunami vor Sumatra / Indonesien

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

 
(Credit: NASA)

Am 25. Oktober um 21:42 lokaler Zeit (14:42 UTC) hat sich vor Sumatra ein Erdbeben der Magnitude 7,7 (USGS)bzw. 7,8 (GFZ)ereignet. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von rund 20,6 Kilometern und erzeugte einen rund 3 m hohen Tsunami auf der Insel Pagai. Laut Spiegel wurden bisher 343 Leichen gefunden und es werden noch mehr als 300 Menschen vermisst, so dass die zahl der Toten mit großer Sicherheit noch ansteigen wird. Die Insel ist nur mit Booten zu erreichen und schwere See hat das Eintreffen von Hilfskräften verzögert. Das Tsunami-Warnsystem, welches nach dem verheerenden Tsunami von 2004 dort auch mit deutscher Hilfe installiert worden war, hatte allerdings wohl rechtzeitig vor den Wellen gewarnt. In einigen Meldungen direkt nach der Katastrophe waren Vorwürfe laut geworden, die Bojen, welche vor den Tsunamis warnen sollten, seien fehlerhaft. Laut Spiegel online soll das Tsunami-Warnzentrum bereits 21.47, also rund 5 Minuten nach dem Beben, Alarm ausgelöst haben, aber der Alarm oftmals nicht die Menschen vor Ort erreicht haben. Für die Mentawai-Inseln war jedoch jede Warnung zu spät, da sie zu nahe am Epizentrum des Bebens lagen.

Die obige Grafik zeigt die Region um die Mentawai-Inseln und den Epizentren des Hauptbebens ( roter Stern) sowie etlicher Nachbeben (Kreise). Vor der Westküste Sumatras liegt eine ganze Kette von Inseln. Diese Inseln stellen die Gipfel des akkretionären Keils einer westlich von Sumatra und der Inselkette gelegenen Subduktionszone dar. An dieser Subduktionszone gleitet die australische Platte unter die Sunda Platte. Dabei bewegt sich die australische Platte mit einer Geschwindigkeit von 57 bis 69 Millimeter relativ zur Sunda Platte nach Nordwesten. Auch das extrem starke Erdbeben vom Dezember 2004 erfolgte an dieser Subduktionszone, nur rund 800 Kilometer nördlich von dem aktuellen Beben. Die Subduktionszone ist nicht nur für die Häufung von starken Erdbeben in der Region verantwortlich, sondern auch für die vielen Vulkane, die sich in Indonesien finden. Aktuell ist der Vulkan Merapi auf Java wieder aktiv und spuckt größere Mengen an Asche.

Bureau of Meteorology. (2010, October 26). Volcanic Ash Advisory. Australian Government. Accessed October 26, 2010.  

Yahya, A.F. (2010, October 26). Merapi eruption claims one life, several injured. Bernama. Accessed October 26, 2010.

Warum das deutsche Tsunami-Warnsystem nicht helfen konnte, Spiegel online  

Dieses Video zeigt die Erfahrungen, welche Neuseeländer mit Tsunamis wie dem von 2004 gemacht haben. Diese Erfahrungen können helfen, Menschenleben zu retten. Denn wer die Warnzeichen und die Charakteristiken eines Tsunamis rechtzeitig erkennt, der hat vergleichswesie gute Chancen, mit dem Leben davonzukommen.

Update vom 29: 10. 2010 Tsunami-Warnung wurde ausgelöst; die Inseln im Sunda-Bogen stehen unter hohem Risiko

Folgende Pressemitteilung gab das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam heraus:

Informationen zum Tsunami-Alarm in Indonesien vom 25.10.2010 Am 25.10.2010 um 14:42:21 Uhr UTC (= 21:42:21 lokaler Zeit) ereignete sich etwa 25 km südwestlich der Pagai-Inseln im Sundabogen vor Sumatra (Indonesien) ein starkes, untermeerisches Erdbeben mit der Magnitude 7,8. Dadurch wurde ein Tsunami ausgelöst, der insbesondere die Mentawai-Inseln, zu denen Pagai gehört, stark verwüstete. Über die genaue Zahl der Erdbeben- und Tsunami-Opfer ist derzeit nichts genaues bekannt, erste Schätzungen gehen von mehr als 300 Toten aus.

Bereits um 14:47:06 Uhr UTC (21:47:06 Lokalzeit, also nach 04 Min 46 sec) wurde vom Warnsystem des Tsunami-Warnzentrums in Jakarta der Tsunami-Alarm ausgelöst. Aufgrund ihrer direkten Nähe zum Erdbebenherd traf der Tsunami etwa zeitgleich bereits auf die Insel Pagai, die wohl am stärksten betroffen ist, hier wurden viele Häuser durch das Erdbeben und den nachfolgenden Tsunami zerstört. Die Tsunami-Warnung ging vom Warnzentrum über Satellit an rund 400 Einrichtungen wie Polizei, lokale Katastrophenschutzeinrichtungen. Auch über die Medien (TV, Radio, Internet) wurde zusätzlich gewarnt. Die Mentawai-Hauptinsel empfing diesen Alarm ebenfalls. Entgegen anderslautender Meldungen haben sämtliche Komponenten des Tsunami-Frühwarnsystems GITEWS funktioniert; Meldungen über defekte oder gar mutwillig zerstörte Systemeinheiten entbehren jeglicher Grundlage. Die Erfassung des verursachenden Bebens durch das seismologische Netz erfolgte nahezu in Echtzeit, das zugehörige Lagebild zeigte relevante Warnstufen besonders für die westlichen Küstenabschnitte der Mentawai Inseln. Die Messung des Tsunamis an Pegelstationen auf den Inseln und an der Küste Sumatras erfolgte präzise, so zeigte die Station Padang den nach 55 Min. eintreffenden Tsunami mit 31 cm Wellenhöhe korrekt an. Der Unterschied in der Wellenhöhe zwischen der Pagai-Insel und der Küste Sumatras erklärt sich durch den Bebenprozess selbst: der größte Teil der Energie wurde in Richtung Südwest, auf das offene Meer abgestrahlt, zudem wirkten die Mentawai-Inseln wie ein Wellenbrecher in Richtung Sumatra-Hauptinsel. Daher konnt der Tsunami-Alarm bereits nach 56 Minuten wieder aufgehoben werden. Wie beim Tsunami von Samoa vom 30.09.2009 zeigt sich hier, dass es einen umfassenden Schutz vor Erdbeben und Tsunamis nicht geben kann: direkt am Entstehungsort sind das Erdbeben und das Eintreffen des Tsunamis nahezu zeitgleich. Je größer die Entfernung zum Erdbebenort ist, desto länger ist die Vorwarnzeit. Für die Bewohner der Inselkette vor Indonesien ist das Risiko sehr hoch. Das Vorhandensein eines funktionierenden Tsunami-Frühwarnsystems darf nicht in einen kompletten Schutz vor der Katastrophe umgedeutet werden. Gerade dieses trügerische Sicherheitsgefühl zu bekämpfen, ist Teil der Arbeiten für das Tsunami-Frühwarnsystems für Indonesien.

 

via Informationsdienst Wissenschaft

Avatar-Foto

Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

1 Kommentar

  1. Welce werte

    Hallo ich suche verzweifelt nach den werten des tsunamis denn ich mache ein schulprojekt und möchte, nein muss, wissen wie hoch und schnell der tsunami war.

    Die e-mail adresse ist von meinem bruder.

Schreibe einen Kommentar