Die Überschwemmungen in Queensland /Australien und das Great Barrier Reef

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Die Fluten in Queensland, Australien, halten immer noch an. Die klimatischen Zusammenhänge, welche zu der sehr heftigen Regenzeit geführt haben, wurden nebenan in der Klimalounge von Kollege Rahmstorf ausführlich diskutiert. Überall dort, wo die rotbraune Brühe der Flüsse sich wieder zurückzieht, beginnen die Menschen mit dem Aufräumen.

Überflutung von Rockhampton

Überflutung von Rockhampton

Aufnahme vom 7. Januar 2011 der überfluteten Stadt Rockhampton durch das Advanced Spaceborne Thermal Emission and Reflection Radiometer (ASTER)des Satelliten Terra im Bereich des sichtbaren Lichts und Infrarot. Credit: NASA.

Das Wasser der angeschwollenen Flüsse fließt langsam mit all seinen sonstigen Inhalten in das Meer. Und dort, vor der Nordostküste Australiens, können diese Mitbringsel eines der größten Naturerbe der Menschheit beschädigen, das Great Barrier Reef. Das Riff erstreckt sich mehr als 2000 Kilometer entlang der Küste von Queensland, und seine südlichen Bereiche sind bereits von den Fluten betroffen, allerdings wird es wohl mehrere Jahre dauern, bis die Folgen alle offenbar werden. Die Wassermassen der Flüsse Burnett Mary und Fitzroy (der Fluss, der vorher die Stadt Rockhampton unter Wasser gesetzt hat) bedecken bereits jetzt rund 11 % des Great Barrier Riffes. Dort sind die empfindlichen Korallen bereits in direktem Kontakt mit dem verschmutzten Wasser der Fluten. Das beginnt bereits mit den kurzfristigen Störungen in dem Ökosystem, welche der Eintrag einer enormen Menge an Süßwasser mit sich bringt, denn Süßwasser kann Korallen töten. Kleinere küstennahe Riffe im Weg des Süßwassers sind daher in großer Gefahr. Und nicht nur das Süßwasser macht Probleme. Das Flusswasser ist mit allerlei Pestiziden, Düngemitteln und Nährstoffen und dergleichen belastet. Die Schwebstoffe blockieren das Sonnenlicht und erschweren den symbiotischen Algen der Korallen die Photosynthese. Und die Nährstoffe begünstigen große mehrzellige Algen und Algenblüten, die alles überwuchern. Und auch wenn die Korallen diese Zeit überleben, so sind sie geschwächt und anfällig für Krankheiten. Auch Wochen oder Monate nach dem Ereignis können sie noch absterben.

Floodplumes in Australien

 Sedimentfahne des Burdekin River am 4. Januar 2011, aufgenommen vom Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) des Satelliten Aqua. Credit: NASA

Eine weitere Gefahr lauert in der Zukunft, und sie lässt sich allem Anschein nach recht präzise vorhersagen. Drei Jahre beträgt meist der zeitliche Abstand zwischen dem Eintrag von Flutwasser und dem massenhaften Auftreten eines der größten Feinde der Korallen: Dem Dornenkronenseestern (Acanthaster planci). Das liegt daran, dass der Eintrag der Nährstoffe mit dem Flutwasser zu Algenblüten führt. Und diese Algen sind die Nahrung der Laven von Acanthaster planci, während sich die erwachsenen Seesterne von Korallen ernähren. Weibchen von Acanthaster planci legen rund 60 Millionen Eier pro Jahr, und wenn Überflutungen dem Nachwuchs die Weide bereiten, wird die Population regelrecht explodieren. Dabei braucht der Seestern die drei Jahre, um sich voll zu entwickeln. Dann werden sie in das Riff eindringen. Und da der Seestern relativ wenig Fressfeinde hat, kann er sich auch später in sauberem Wasser weiter gut vermehren. Die Larven der zweiten Welle erreichen dann auch ferne Bereiche des Riffs. Bereits 2008 -09 hat es in Queensland größere Überschwemmungen gegeben, die Nährstoffe in das Riff eintrugen. Das macht eine Invasion der Dornenkronen nur noch wahrscheinlicher. Normalerweise brauchen Korallen rund 25 Jahre, um sich von der Attacke einer großen Welle der Dornenkronen zu erholen.

 

Crow, J.M. (2011):Queensland floods hit Great Barrier Reef. Nature online, 18. 01.2011, doi:10.1038

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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