Der Laacher See – wie geht es weiter?

Laacher See
Die Caldera des Laacher Sees. Eigenes Foto

Der Ausbruch des Laacher See Vulkans vor 12 800 Jahren hatte weite Teile dessen, was heute Deutschland ist, mit einer Decke aus Tephra bedeckt. Ein vergleichbarer Ausbruch würde uns heute sicher sehr empfindlich treffen, liegen im direkten Einflussbereich doch sehr dicht besiedelte Gebiete. Da stellt sich unweigerlich die Frage (eigentlich auch für die anderen Eifelvulkane): War das alles?

Der Laacher See und seine Vorgänger

Eigentlich war mit dem Laacher See nicht der Schlusspunkt des Vulkanismus in Deutschland erreicht, denn der Ausbruch des Ulmener Maars fand ja später statt (die Tephren des Ulmener Maars bedecken diejenigen des Laacher Sees).

Dennoch, der Laacher See steht nicht alleine da, selbst wenn man den Maarvulkanismus mal beiseite lässt. Mindestens 2 Vorgänger sind bekannt. Das erste Mal im Raum um Rieden, wo der Riedener Phonolithkomplex liegt. Hier finden sich auch heute noch über 100 m mächtige Tuffablagerungen, so dass der zugehörige Ausbruch sicher auch nicht klein gewesen ist. K/Ar Datierungen zeigen für zumindest eine Phase dieses Vulkans ein Alter von rund 350 000 Jahren. Die damals entstandene Caldera hatte vermutlich einen Radius von gut 2-3 Kilometern.

Ein weiteres Mal passierte es beim heutigen Ort Wehr. Die Caldera hier hatte die Abmessungen von 1,5 bis 2 Kilometern. Auch hier zog sich die Aktivität vermutlich über einen längeren Zeitraum hin, wobei der Beginn vermutlich vor 213 000 Jahren lag. Ein weiterer größerer Ausbruch erfolgte dann 60 000 Jahre später.

Der Laacher See hatte also Vorgänger, und zwischen den einzelnen Ausbrüchen lagen durchaus längere Zeiträume.

Laacher See
Mofetten. In den ruhigen Buchten am Ostufer des Sees kann man die Bläschen gut beobachten. Eigenes Foto

 

Was bedeuten die Mofetten?

Ist der Vulkan vom Laacher See wirklich erloschen, oder schläft er nur? Bis in die 1990´er Jahre galten die Vulkane in der Eifel als erloschen. Als Argument dafür galten neben den langen Zeiträumen seit den letzten Ausbrüchen auch die Kohlendioxidquellen (Mofetten), wie sie zum Beispiel am Ostufer des Laacher Sees zu beobachten sind. Außerdem ist der Wärmefluss an der Erdoberfläche gering. Alles in Allem gibt es keine Anzeichen für eine bevorstehende Eruption.

Was das Kohlendioxid und die Mofetten angeht, so können sowohl vor, als auch während und nach einer Eruption größere Mengen an CO2 entweichen. Das liegt daran, dass Magma im Erdinneren zwar eine Menge Gas aufnehmen kann. Nimmt aber der Druck beim Aufstieg des Magmas ab, so perlt dieses Gas aus wie bei einer entkorkten Sektflasche, weil die Löslichkeit stark abnimmt. Kohlendioxid alleine ist daher weder ein Zeichen für beginnenden oder abklingenden Vulkanismus.

Kohlendioxidquellen

Interessant ist auch, dass die Gase vom Ostrand des Laacher Sees bis in die Isotope denen des Lake Nyos gleicht. Dort waren bei einem Gasausbruch 1986 rund 2000 Menschen umgekommen. Zum Glück ist das Wasser des Laacher Sees nicht geschichtet, so dass vergleichbare Ausbrüche nicht zu befürchten sind.
Dennoch sollte man die Mofetten vom Laacher See nicht unterschätzen. 1870 bis 1872 errichteten Jesuiten am Ostufer eine große Villa, die 1872 vollendet wurde. Im Gleichen Jahr wurde sie von den Jesuiten wieder aufgegeben. In dieser Zeit starben 17 jüngere Mitglieder der Gemeinschaft hier am Laacher See, meist bei düsteren und nebeligem Wetter. Damals gab man der zur selben Zeit grassierenden Cholera die Schuld, aber es ist wohl auch nicht ganz auszuschließen, dass sich Kohlendioxid in tieferen Räumen im Gebäude sammelte und dort zu Erstickungen führte.

Wie lange können Ruhephasen dauern?

In der Osteifel gibt es seit rund 450 000 Jahren Vulkanismus und statistisch gesehen bricht alle 4500 Jahre ein Vulkan aus. Die Ausbrüche sind aber eben nicht gleichmäßig über diese Zeit verteilt, sondern lassen sich meist in Phasen erhöhter Aktivität (mehrere Vulkane brechen gleichzeitig oder in kurzen Zeiträumen aus) und Ruhephasen unterteilen. Die Ruhephasen können dabei gut mal 100 000 Jahre betragen. Manche Vulkansysteme wie z.B. Gran Canaria weisen sogar Ruhephasen auf, die bis zu 4 Millionen Jahre betragen können.

Was bring die Zukunft?

Es ist daher wohl nicht unwahrscheinlich, dass es in der Eifel auch in der Zukunft wieder Vulkanausbrüche geben wird. Das kann allerdings durchaus noch ein paar 10 000 Jahre dauern, selbst wenn man den Ausbruch des Laacher Sees als Beginn eines Zyklus nach dem Muster des Riedener oder Wehrer Vulkans sieht. Zur Zeit sieht es jedenfalls nicht nach einem in näherer Zeit bevorstehenden Ausbruch aus.

Das Problem ist aber, dass messbare Vorzeichen einer Eruption oft nur sehr kurze Zeit vor dem Ausbruch auftreten. Das können Wochen oder Monate sein, bestenfalls Jahre.

Wenn man sich den Vulkanismus der Eifel ansieht, so scheint das Zentrum der Aktivitäten von West oder Nordwest nach Ost-Nordost zu wandern. Wenn, dann dürften vermutlich dort in Zukunft Vulkanausbrüche zu erwarten sein. Großausbrüche wie der des Laacher Sees sind in er Geschichte der Eifel selten. Aber Maarausbrüche, Schlackenkegel oder vergleichbares sind sicher in geologischen Zeiträumen noch zu erwarten.

, Caldera

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

5 Kommentare

  1. 16 Kubikkilometer Auswurfsmasse (das 1.5-fache des Pinatubo 1991, 1/3 des Bodenseevolumens) lieferte der Ausbruch des Laacher See Vulkans vor 12’000 Jahren. Der Rhein wurde vorübergehend aufgestauut und Asche lässt sich noch in Schweden und Oberitalien nachweisen. Dennoch scheint es mir etwas übertrieben bei diesem Ausbruch des Vulkanitätsindex 6 davon zu sprechen, dass weite Teile dessen, was heute Deutschland ist, mit einer Decke aus Tephra bedeckt., denn Deutschland besteht aus mehr als dem Rheinland.
    In der Liste der grössten Vulkanausbrüchen ist der Laacher Vulkan zudem recht bescheiden. Jeder der dort aufgelisteten Ausbrüche ist für mehr als 1000 Kubikkilometer Auswurfsmaterial (20 x Bodensee) verantwortlich, der Ausbruch des Toba-Vulkans vor 75’000 Jahren hat beispielsweise 2800 Kubikkilometer Material ausgeworfen und wahrscheinlich vorübergehend zu einem vulkanischen Winter von 6 bis 10 Jahren Dauer geführt.

    • MAn muss eigentlich nur die Verbrteitung der Auswurfmassen anschauen, die wir auch heute noch in den Mooren von Südskandinavien bis Norditalien finden. Ich denke schon, dass da eine flächige Bedeckung in einem größeren Teil Deutschlands vorhanden wsar, wenn auch sicher nicht im Meterbereich.

      • Die Zeitung Daily Mail sieht das auch so, schrieb sie doch:“Is a super-volcano just 390 miles from London ready to blow?”
        Im Vorgarten Londons – dem Laacher See – könnte also eine Gefahr für London lauern.

        • Das würde ich weniger vermuten, auch wenn die Folgen auch die Briten betreffen. Vermutlich würde der Luftverkehr auf Monate in Europa erheblich gestört werden (unter anderem). Für Deutschland wären die unmittelbaren Folgen sicher gravierender. Alleine das Aufstauen des Rheins und die resultierende Flutwelle (Koblenz und Neuwied wären geflutet, danach eine meterhohe Welle im Rheintal) würde weite Evakuierungen nötig machen.

    • Hi Martin,
      Hier in Oberhessen ( 150km entfernt ) liegt der Laacher See noch bis zu 25cm auf den Bergen und 2m in den Auen, das sollte noch einige Dächer zum Einsturz brinngen und auf Jahre die Landwirtschaft unmöglich machen, mal abgesehen davon das die Asche nicht nur den Luftverkehr behindert sondern auch andere Fahzeuge schädigt und man das Zeug tunlichst nicht in die Lunge bekommen sollte.

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