Brennende Raffinerie im Irak

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Das aktuelle Tagesgeschehen ist ja eigentlich nicht ganz das Thema auf diesem Blog. Aber manche Dinge sind auch aus einer fernen Perspektive dramatisch anzusehen. Dazu gehören auch die besorgniserregenden Nachrichten aus dem Nahen Osten, hier im speziellen Syrien und Irak. Dazu passt auch die Nachricht, am heutigen Weltflüchtlingstag, dass rund 42,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind, die meisten von ihnen vor der Bedrohung durch Krieg und Gewalt.

Landsat 8 image of Iraqi oil refinery fire
Die größte Raffinerie des Irak bei Baiji, nach dem Angriff der Extremisten Aufnahme von Landsat 8 am 18. Juni 2014. Foto USGS/NASA

Im Irak gewinnen fundamentalistische Gruppen wie die Islamischer Staat in Syrien und Irak (oder weitgreifend “in der “Levante”) zunehmend an Boden und scheinen sich zu einem Angriff auch auf die Hauptstadt Bagdad vorzubereiten. Erbittert wird um die größte Raffinerie des Irak in Baiji, rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad gekämpft, und es ist nicht ganz klar, wer sie zur Zeit kontrolliert. Die Lage ist verwirrend, auch wenn die irakische Armee den Sieg für sich reklamiert.

 

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Wenn man näher heranzoomt, kann man unschwer das große Feuer erkennen. Foto USGS/NASA

Am 18. Juni überflog der Landsat 8 Satellit die Region, und aus dem Weltraum konnte man eine enorme Rauchfahne erkennen, die auf ein großes Feuer in der Raffinerie hindeutet. Wenn man näher heranzoomt, kann man sogar das Feuer selber sehen.

Klar dass für die Situation viele sehr komplexe Gründe verantwortlich sind, die auch eine schnelle Lösung unmöglich machen. Dennoch scheint mir das Feuer und seine weithin sichtbare Rauchfahne als Warnung und als Mahnung, unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern im Allgemeinen und vom Öl im Speziellen etwas zu überdenken.

 

Via Bad Astronomy

 

 

 

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

18 Kommentare

  1. “Extremisten Fundamentalististen….” die üblichen Verdächtigungen ohne Nachweis…..

    Sorry, aber bitte mal NACHWEISE bringen, bevor wieder gesarazzint wird…. Muss man nicht, Sarazzin hat ja eh recht, weil geil? Na Danke….

    • Wenn du es schaffst, mir zu zeigen, was Sarrazin hiermit zu tun hat, kriegst du von mir ein Eis. Ansonsten war es dein letzter Kommentar auf diesem Blog.

      Alles klar soweit?

        • [Gelöscht. Hiermit verabschieden wir uns von Statistiker und wünschen ihm noch viel Vergnügen in anderen Blogs. Hier ist nämlich für ihn Feierabend GR]

  2. Irak – seit kurzem 2. grösster Ölproduzent (3.3 Mio Barrel pro Tag) – hat seine Ölexporte bereits um einen Viertel reduziert. Würden der Ölexport ganz zum Erliegen kommen würden wir das wohl fast sofort spüren. Kleinere Einschränkungen der Produktion und der Exporte sind zurzeit vor allem wegen dem reichlich fliessenden Schieferöl in den USA kein grösseres Problem.

    Das Erobern und teilweise Demolieren der Raffiniere in Baiji hat allerdings auf den Rohölexport keinen direkten Einfluss. Die Raffiniere versorgt vor allem den Nordirak mit Motorenöl. ISIS benötigt diese Raffiniere für seine Pläne wohl sogar selbst und wird sie möglicherweise nur übernehmen und sogar wieder in Stand stellen.

    Die grossen Ölfelder befinden sich im Süden des Iraks und in Kurdistan – beides Gebiete, die für die ISIS nicht eroberbar sind. Wenn die ISIS einen Ölschock auslösen will, dann müsste sie die dortigen Pipelines sprengen.

    Noch eine Bemerkung zur wohlfeilen Bemerkung: “Dennoch scheint mir das Feuer und seine weithin sichtbare Rauchfahne als Warnung und als Mahnung, unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern im Allgemeinen und vom Öl im Speziellen etwas zu überdenken.”

    Überdenken genügt nicht und ihren Ölverbrauch senken werden wohl nur Länder mit gesättigter Motorisierung, nicht aber die ganze Welt. Die Chinesen sind bereits die zweitgrössten Ölimporteure und die Inder werden unter Modi, dem neuen Premier der Wirtschaftswachstum versprochen hat, wohl auch immer mehr Öl importieren. Selbst wenn ab 2020 Elektroautos mehr als 10% der Neuwagen ausmachen würden, würde das an der Abhängigkeit der Welt vom Öl kaum etwas ändern. Effizienzverbesserungen und teilweise Elektrifizierung genügen gerade einmal um den Bedarf nicht stark ansteigen zu lassen.

    Dass Öl trotz jahrzehntealten Klagen über die Abhängigkeit von ihm immer noch ein kritisches Gut ist und es noch viele Jahre unverzichtbar bleiben wird, zeigt aber dass der Energiesektor sehr träge ist. Es wäre ein Wunder, wenn der weltweite Ölverbrauch bis 2040 auch nur um 20% sinken würde – ausser diese Senkung ginge auf einen unfreiwillige Entwicklung zurück – die vielleicht jetzt in der arabischen Welt ihren Anfang nehmen könnte.

    • Korrektur: Irak ist im Jahr 2014 nur 5. oder 6.grösster Ölproduzent und -exporteur. Aber es will ja seine Produktion bis 2020 ja verdoppeln.

  3. “…Dennoch scheint mir das Feuer und seine weithin sichtbare Rauchfahne als Warnung und als Mahnung, unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern im Allgemeinen und vom Öl im Speziellen etwas zu überdenken.”

    Ich will hier kein Faß aufmachen, aber Sie meinen wohl die Abhängigkeit bestimmter Staaten und bestimmter Leute von anderen bestimmten Staaten / bestimmten Leuten. sorry.

    • Ja und nein. Klar, da ist einmal die Abhängigkeit von bestimmten Regionen, die politisch extrem instabil sind. Da sind aber auch die Menschen in diesen Regionen, denen der Segen der Rohstoffe Abhängigkeit gebracht hat. Und Unfrieden.

      • @ Herr Dr. Ries :
        Hat der ‘Segen der Rohstoffe’ ‘Unfrieden’ gebracht oder war es vielleicht etwas anderes, das eher im Politischen, im Religiösen & im Tribalistischen zu suchen ist?

        Fragt der Schreiber dieser Zeilen, der die von Ihnen als ‘Mahnung’ empfundene Nachricht auch vor dem Hintergrund des absehbaren Scheitern dieses Vorhabens sieht, abär nicht vor dem Hintergrund des Verbrauchs fossiler Energieträger.

        HTH
        Dr. W

        • Da könnte der geschätzte Urside durchaus recht haben. Tribalismus und religiöse Gegensätze spielt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine deutliche Rolle in dem ganzen Drama. Ohne die Clans geht in der Region im Irak kaum etwas.

          Was die religiösen Gegensätze angeht, so werden sie aber durchaus z.B. von den Petrodollars Saudi-Arabians und/oder der Golfstaaten noch zusätzlich befeuert.

      • Der Fluch der Ressourcen, welcher von Gunnar Ries mit (Zitat) ” Menschen … denen der Segen der Rohstoffe Abhängigkeit gebracht hat. Und Unfrieden.” anspricht, scheint mehr eine Legende (urban legend?) zu sein, als ein Fakt, wie der Artikel Natural Capital and the Resource Curse zeigt. Klar geht es bei Ressourcen immer auch um die Macht über die Ressourcen, was in Ländern, die momentan sowieso keine Voraussetzungen für eine Demokratie haben, autoritative, nicht-inklusive Regime begünstigt.

        Doch wer würde im Falle von Norwegen, dem reichtsten Land Europas (nicht aber der EU) von einem Fluch der Ressourcen, also vom Fluch des reichlich sprudelnden Öls, sprechen? Norwegen hat eine Human Development Index von 0,955 (1 ist das Maximum), es bevorzugt Frauen in Verwaltungsräten (Geschlechterquote), anstatt Schulden wie selbst erfolgreiche Länder wie Deutschland sie haben, hat Norwegen einen mit Öleinnahmen gespeisten Pensionsfonds, auf dem für jeden Norweger 124’217 Euro bereit liegen – und dies neben dem normalen AHV-Guthaben.

        Auch ärmere Länder wie Nigeria wären ohne Öl um einiges ärmer. Immerhin ist das Pro-Kopf-BIP von Nigeria deutlich höher als das von Kenia und das trotz starkem Bevölkerungswachstum in Nigeria und einer viel grösseren Populationsdichte. Zudem wächst die Wirtschaft in Nigeria mit 7% und nicht mit 4% wie in Kenia. Die Arbeitslosigkeit ist 21% und nicht 40% wie in Kenia.

        Im oben erwähnten Bericht liest man als Abschluss

        Using the data on the natural wealth of countries recently made
        available by the World Bank, this analysis could not find significant deterministic evidence of a direct negative relationship between the abundance of natural resources and income per capita levels, or the so-called “natural resource curse.” The results here align with others who have stressed that intangible wealth in the form of governance quality is a key determinant to the outcome of natural resource abundance as a blessing or a curse.

        • Ich würde jetzt auch nicht soweit gehen, hinter Armut in der Bevölkerung und Rohstoffreichtum des Landes so etwas wie eine zwingende Verbindung zu sehen. Da wäre dann Norwegen ein gutes Gegenbeispiel. Aber es scheint mir dennoch auffällig, dass sehr häufig in unterentwickelten Ländern Rohstoffreichtum zur Bereicherung einer Elite zu dienen scheint, die ihr Geld überall, aber nicht in ihrem Land investiert. So dass der Reichtum nur wenigen zu Gute kommt. Es stimmt aber, dass die Ursachen hierfür recht komplex sind, und meine saloppe Vereinfachung daher mehr als angreifbar.

          Danke für den Literaturtipp

  4. Ist es eine Frage des Willens und der Entschiedenheit um von den fossilen Energieträgern zu lassen wie das im Satzfragmetn ” unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern im Allgemeinen und vom Öl im Speziellen etwas zu überdenken” suggeriert wird?
    Man könnte es meinen, wenn man Berichte wie die des Klimaökonomen Lord Nicholas Stern zur Kennntnis nimmt, de mit gerade einmal 1 bis 2% des Welt-BIP rechnet, die nötig sind um von allen fossilen Rohstoffträgern loszukommen. Man wuss dazu wissen, dass allein der Preisanstieg des Rohöls von 20 US-Dollar in den frühen 1990-er Jahren auf das neue Niveau von 80 bis 100 Dollar heutzutage die Welt 3 Prozent des Welt-BIP gekostet hat und dass die jährlichen Subventionen für Öl und andere fossile Rohstoffe (Subventionierung von Benzin durch den Staat in Ländern wie Russland, China und vielen mehr) in der Höhe von jährlich 500 Milliarden US-Dollar noch einmal 0.5% des Welt-BIP ausmachen. Die Welt hängt also sehr stark am Öl und zahlt viel dafür und trotzdem glauben vor allem wir hier im Westen, ein Verzicht auf Öl sei so einfach zu realisieren wie die Entscheidung vor dem Zubettgehen nichts mehr zu essen um auf Normalgewicht herunterzukommen.
    Die sogenannten Peak-Oiler dagegen glauben, dass das eine Täuschung ist und dass unsere Zivilisation sich nur einbildet sie sei schon fast postmateriell und könne sich zur Not auch von Luft, Liebe und Sonne am Leben erhalten. Diese Ressourcenlimitierung unserer Zivilisation hat das Buch Der geplünderte Planet von Ugo Bardi, herausgegeben vom Club of Rome zum Thema.
    Dieser Bericht geht davon aus, dass ” something that stands at the basis of everything we do: mineral resources.”

    Wie können wir denn die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen wirklich reduzieren? Dies ist nämlich früher oder später sowieso nötig, da es nur beschränkte Reserven gibt. Meiner Meinungn nach kann nur eine Ersatztechnologie dies ermöglichen. Diese Ersatztechnologie muss Energie auf andere Weise zur Verfügung stellen denn ohne Energie geht fast nichts. Alle nichtfossilen Energien sollten dabei gefördert und vor allem erforscht und entwickelt werden, nicht nur eine favorisierte Energieform, denn der Mensch hat weniger Optionen als er sich einbildet. Es stimmt einfach nicht oder ist ein irreführendes Bild, dass es Energie in Hülle und Fülle gebe und wir sie nur einsammeln müssten. Energie in der Form wie sie unsere Zivilisation braucht ist nicht so einfach bereitzustellen.

  5. Dennoch scheint mir das Feuer und seine weithin sichtbare Rauchfahne als Warnung und als Mahnung, unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern im Allgemeinen und vom Öl im Speziellen etwas zu überdenken.

    Och. Echt jetzt?!

    Abhängigkeiten sind nun mal gegeben, einerseits rein betrieblich/betriebswissenschaftlich, andererseits auch vom Sein her, was bspw. die Lokalität betreffen kann wie auch die jeweils vorzufindene regional politische Meinung.

    MFG
    Dr. W

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