Manuelle Marslandung

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Raumfahrt im 21. Jahrhundert
Leaving Orbit

Viking 2, Mars
Viking 2, Mars. CC NASA, CC BY-NC 3.0 US
Nach 143 Tagen an Bord der ISS landeten die russischen Astronauten Oleg Novitsky und Yevgeny Tarelkin am 16. März auf unserem Nachbarplaneten. Jedenfalls fast.

Direkt nach Ankunft ihrer Sojus-Kapsel in Kasachstan wurden Novitsky und Tarelkin nach Moskau gebracht. Im dortigen Ausbildungszentrum für Astronauten, “Stadt der Sterne” genannt, absolvierten sie umgehend die erste manuelle Landung auf dem Mars – als Simulation.

Was auf den ersten Blick nach extrem schlechter Einsatzplanung aussieht, hatte durchaus Methode: Den Mars von der Erde aus zu erreichen, dauert ca. ein halbes Jahr. Wenn man also eine Landung auf unserem Nachbarplaneten möglichst realistisch simulieren möchte, benötigt man jemanden, der unmittelbar zuvor ungefähr diese Zeitspanne im All verbracht hat. Möglicherweise müde, mit verlangsamten Reflexen, einem an Schwerelosigkeit angepassten Kreislauf etc. Es war zuvor nicht bekannt, ob der Gesundheitszustand der Astronauten unter diesen Umständen überhaupt noch eine Landung erlauben würde. Dies erscheint nun jedoch im Bereich des Möglichen. [1]

Wie so oft bei Simulationen muss man allerdings auch hier beachten, dass nicht alle Faktoren berücksichtigt werden können. Vor allem die psychischen Aspekte kommen vermutlich viel zu kurz. Die ISS ist relativ erdnah, Teile der Besatzung wechseln relativ häufig, es gibt immer wieder neue Eindrücke und auch Möglichkeiten, im Notfall zur Erde zurückzukehren. All das ist bei einer Marsmission nicht gegeben. Wie es sich auf Psyche, Gesundheit und Reaktionsfähigkeit auswirkt, wenn man tatsächlich permanent und unausweichlich mit dieser Ausweglosigkeit lebt, kann auch die beste Simulation vorab nicht klären.

[1] http://en.ria.ru/science/20130319/180103200.html

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Ute Gerhardt hat nach dem Abitur einen B.A. in Wirtschaft, Sprachen und Politik an der Kingston University sowie eine Maîtrise in Industriewirtschaft an der Universiät Rennes abgeschlossen. Seit 1994 arbeitet sie in der Privatwirtschaft, derzeit im IT-Bereich. Ute hat zwei Kinder (*2005 und 2006) und interessiert sich neben Raumfahrt und Astronomie auch für Themen aus den Bereichen Medizin und Biologie.

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