Ausrottung – Hier irrt das Lexikon der Öko-Irrtümer

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Kritiker des „Ökologismus“ vermuten, daß es sich beim „Artensterben“ um ebenso unbegründetes Krisengeschrei handeln könnte wie beim „Waldsterben“. Unser Wissen reiche nicht aus, um einigermaßen zuverlässige Einschätzungen treffen zu können; möglicherweise übertrifft das derzeitige Aussterben gar nicht das, was von Natur aus seit eh und je stattfindet. Hier wird gezeigt, daß sich die Kritiker irren.

 

Ein Artikel auf Zeit-Online mit der Überschrift „Gleicher Schutz für alle“ – alle Arten von Lebewesen sind gemeint – hat dort eine recht umfangreiche Diskussion hervorgerufen.[1] Ein anonymer Leser zitiert aus diesem Artikel

„Was wir gegenwärtig erleben ist ein Massensterben auf allen Ebenen“

und schreibt dann folgenden Kommentar: 

„Meines Wissens gibt es nicht einmal ein vollständiges, zuverlässiges Inventar der Arten. Die Behauptungen des Artikels hinter Ihrem Link sind nicht zu belegen. Das ist ein hochgradig windiges Katastrophengeschrei, wie man es bei manchen Klimaforschern schon beobachten konnte. Dort hat man sich wohl abgeschaut, wie man am besten zu Geld kommt.

Darüber hinaus: Der Artikel behauptet, daß jedes Jahr 30.000 Arten ausstürben. Er suggeriert, daß die Welt immer weniger Arten haben werde … Daß die Evolution nicht aufgehört hat, sagt er nicht. Wieviele Arten entstehen jährlich neu? Und wieviele sind noch unentdeckt? Dazu kann er nichts sagen, weil man es nicht weiß . Aber um eine echte Bilanz geht es ihm ja auch gar nicht.“

Ich habe ihm widersprochen, er antwortete mir wieder, es ging eine Zeitlang hin und her. Der Kommentator war von der für Internetforen so typischen Sorte: ein Eiferer, derart in seine Ideologie verbissen, daß er nicht nachgeben konnte, und seine Argumente wurden von Mal zu Mal absurder; man kann es dort nachlesen. Der Kern der Auffassung, die er vertrat, dürfte aber doch recht verbreitet sein, nicht nur unter den Kitikern des Ökologismus. Im Prinzip findet er sich auch in dem bekannten Buch „Lexikon der Öko-Irrtümer“ von Maxeiner und Miersch (S. 276 ff.). Darum will ich hier etwas zusammenhängender, als es in jenem Forum möglich war, darauf antworten.

„Meines Wissens gibt es nicht einmal ein vollständiges, zuverlässiges Inventar der Arten.“[2] In der Tat, ein solches Inventar gibt es nicht, und wahrscheinlich wird es das auch nie geben, und zwar im wesentlichen aus zwei Gründen:

(1) Der Aufwand, auf die Existenz aller Biospezies nicht nur aufgrund von Merkmalen – ob das nun morphologische oder ökologische sind oder DNS-Sequenzen – zu schließen, sondern tatsächlich die Reproduktionsgrenzen festzustellen, ist ungeheuer hoch. Es erscheint mir daher äußerst unwahrscheinlich, daß man sich je die Mühe machen wird, die Zahl der Biospezies zuverlässig festzustellen. Wozu auch? Solange man aber die Biospezies-Zahlen nicht aufgrund von bekannten Reproduktionsgrenzen festgestellt hat, hängen diese Zahlen von Auswahl und Bewertung von Merkmalen ab, was prinzipiell willkürlich ist und praktisch zumindest in gewissem Grade willkürlich.

(2) Die Abgrenzung von Arten uniparentaler Organismen, auf die der Biospeziesbegriff ja nicht anwendbar ist, beruht ohnehin allein auf Festlegungen von Definitionsmerkmalen, bei denen die Willkür bzw. die interessenabhängige Wahl prinzipiell nicht auszuschalten ist. (Bei Mikroorganismen setzt man die Artgrenzen konventionell, und zwar aufgrund von Ähnlichkeiten der DNS-Zusammensetzung, fest; man erhält ganz andere Artenzahlen, wenn man 95 % statt 85 % Übereinstimmung verlangt.) Darum wird es nicht nur „ein vollständiges, zuverlässiges Inventar der Arten“ aus Gründen des Aufwands nicht geben, sondern es kann ein solches Inventar – aus logischen Gründen – nie geben.

Das ist aber für die Frage einer praktisch brauchbaren Abschätzung der derzeitigen Ausrottungsgeschwindigkeit völlig unerheblich, so wie man ja auch nicht jeden Einwohner eines Landes mit Namen kennen muß, um einigermaßen – sagen wir einmal, für die Zwecke der Versicherungswirtschaft ausreichend – zuverlässig abschätzen zu können, wie viele Prozent davon im nächsten Jahr sterben werden. Und um zu wissen, daß alle obligatorisch auf Gewässer angewiesenen Tierarten eines Landes verschwunden sein werden, wenn die Gewässer allesamt austrocknen, muß man diese Arten nicht alle kennen. – Mit „praktisch brauchbar“ meine ich: Wir können einigermaßen zuverlässig abschätzen, ob die Größenordnung des derzeitigen Aussterbens der des sogenannten Hintergrundaussterbens entspricht, also des Aussterbens, das ständig stattfindet und dessen Rate sich seit dem Kambrium nur wenig verändert hat – oder ob das derzeitige Aussterben die Größenordnung der Massenextinktionen erreicht, von denen es in der Erdgeschichte fünf oder einige wenige mehr gegeben hat. Das heißt: Unterscheidet sich das, was heute geschieht, nicht oder kaum von dem, was ohnehin ständig abläuft – oder ist es ein Ereignis, wie es im allgemeinen nur im Abstand von Dutzenden von Millionen Jahren vorkommt und könnte darum Aufmerksamkeit verdienen?

Die Zahlen über das derzeitige Aussterben (“30.000 Arten pro Jahr” im oben zitierten Zeit-Artikel) sind in der Tat höchst unsicher. Es gibt Schätzungen, die höher, aber auch solche, die weit niedriger sind. In letzter Zeit ging die Meldung über einen Artikel von Fangliang He und Stephen Hubbell durch die Presse[3], dem zufolge die hohen Schätzungen um das Zweieinhalbfache über dem liegen, was die Berechnungen dieser Autoren ergaben, und diese beruhen, so ihre Behauptung, auf plausibleren Annahmen. Aber selbst wenn man von den niedrigsten Zahlen ausgeht, die überhaupt genannt werden – eine Art pro Tag statt 100 oder gar 300 ist die niedrigste, die mir begegnet ist; in einem WWF-Text wird als niedrigste Zahl 3 genannt –, so kommt man doch mindestens auf das 30fache des Hintergrundaussterbens; auf Basis anderer Schätzungen der derzeitigen Verlustrate kommt man auf das 100-1000fache und mehr. Zu bedenken ist dabei auch, daß die Angaben über das „Hintergrundaussterben“ sich in der Regel auf das – auf morphologischer Basis anhand von Fossilien geschätzte – Verschwinden von Arten beziehen. Sie müssen nicht ausgestorben sein, sondern können sich auch „aufgelöst“ haben (im allgemeinen durch Aufspaltung, aber auch durch Fusion).

Man kommt darum, selbst wenn man die niedrigsten Angaben über die gegenwärtige Rückgangsgeschwindigkeit zugrundelegt, zu dem Ergebnis, daß diese nicht in der Größenordnung des Hintergrundaussterbens liegt. Wenn das Aussterben noch kurze Zeit weitergeht – weit kürzere, als man für die meisten der großen erdgeschichtlichen Aussterbe-Ereignisse annehmen muß –, wird es diesen hinsichtlich der Zahl der Arten, die insgesamt verschwinden, nahekommen. Erreichen wird es das der größten Massenextinktionen aber wohl nicht. Denn man muß – bei Fortbestehen der derzeitigen Ausrottungsursachen – damit rechnen, daß maximal diejenigen Arten, die jetzt im Rückgang begriffen sind, aussterben werden. Die anderen kommen mit den zivilisationsbedingten Umweltveränderungen zurecht oder ziehen gar Nutzen aus ihnen. Sehr grob geschätzt, dürfte bei Fortbestehen der derzeitigen Rückgangsursachen – vor allem weitere Ausbreitung der landwirtschaftlichen Nutzung und deren Industrialisierung – höchstens die Hälfte der Arten ausgerottet werden, wahrscheinlich erheblich weniger, aber doch deutlich mehr als nur einige wenige Prozent. Bei den großen Aussterbe-Ereignissen in der Erdgeschichte dürften es bis zu 90 % gewesen sein. Allerdings war die damalige Aussterbegeschwindigkeit – von Aussterbe-Ereignissen, die durch den Einschlag sehr großer Meteoriten verursacht wurden, abgesehen – winzig im Vergleich zur derzeitigen. (Der größte Artenrückgang, die Massenextinktion gegen Ende des Perm, zog sich über 2-3 Millionen Jahre hin; er wäre, ereignete er sich heute, gar nicht zu bemerken gewesen.)

Schätzungen des Hintergrundaussterbens liegen im allgemeinen in einer Größenordnung von 100–1000 Arten ausgestorbenen Arten pro Jahrhundert. Es ist egal, ob es derzeit 60.000 oder 10.000 oder auch nur 356 pro Jahr (nicht Jahrhundert) sind: Das liegt alles nicht in der Größenordnung des Hintergrundaussterbens, sondern in der Größenordnung der erdgeschichtlichen Massenaussterben. Die Behauptung des Zeit-Lesers wie auch des „Lexikons der Öko-Irrtümer“ ist aber, daß es auch in der Größenordnung des Hintergrundaussterbens liegen könnte.

In der erforderlichen Genauigkeit ist unser heutiges Wissen zuverlässig: Es reicht, um die Frage zu beantworten, ob allein das Ausmaß möglicherweise zu gering ist, als daß Handlungen erforderlich sein könnten. (Eine ganz andere Frage ist, ob es überhaupt Gründe gibt, etwas gegen die Ausrottung zu tun; darauf gehe ich hier nicht ein. Lediglich dem Argument, daß man deshalb nichts tun müßte, weil die Größenordnung des derzeitigen Aussterbens die des ohnehin vor sich gehenden nicht übersteigt, will ich hier widersprechen.)

 

„Daß die Evolution nicht aufgehört hat, sagt er [der Autor des Zeit-Artikels] nicht. Wieviele Arten entstehen jährlich neu?“
Die Evolution ist für die Frage der Rückgangsgeschwindigkeit der Artenzahlen unter heutigen Verhältnissen völlig unerheblich. Das Speziationsgeschehen ist sehr langsam, man rechnet mit durchschnittlichen Art-“Lebenszeiten” in einer Größenordnung von 1 bis 5 Millionen Jahren, dann wird diese “Lebenszeit” durch Ausstreben oder Artneubildung beendet. Nach dem größten Artensterben (gegen Ende des Perm) hat es etwa 90 Millionen Jahre gedauert, bis die alte Artenzahl wieder erreicht war. Nun waren die Aussterberaten während dieser Massenextinktion selbst aber so niedrig (s. o.), daß eine erhöhte Artbildungsrate sie vielleicht ausgeglichen oder doch nennenswert erniedrigt haben könnte. Heute aber ist die Austerbegeschwindigkeit, wie gesehen, um ein Vielfaches höher.

Daß die Artbildung manchmal weitaus schneller erfolgt als im Durchschnitt, ändert nichts daran, daß die Speziationsgeschwindigkeit weltweit nie auch nur in die Nähe der heutigen Aussterbegeschwindigkeit kommen kann. In ostafrikanischen Seen hat man statt der üblichen Million(en) von Jahren eine Art-„Lebensdauer“ von nur wenigen Tausend Jahren festgestellt. Es kommt aber für die Frage, ob die Artbildung das Aussterben nennenswert mildern könnte, nicht auf solche Ausnahmen, sondern allein auf den Durchschnitt an. Nichts spricht zudem dafür, daß geographische Speziationsbedingungen wie an den genannten Seen – oder auch auf Galapagos oder dem Hawaii-Archipel – die durchschnittlichen der Erde werden könnten. Im Gegenteil, solche der Speziation günstige Situationen – nämlich die unvollständige geographische Isolation nahe beieinander gelegener Gebiete, „Archipele“ von Gebieten also, deren Entfernung voneinander klein genug ist, um gelegentliche Überwindung durch die Organismen zu erlauben, aber doch so groß, daß sich in der Zwischenzeit weitgehende reproduktive Isolation entwickelt haben kann – werden mit den Veränderungen, die der industrielle Kapitalismus mit sich bringt, erheblich seltener. Und wenn nicht, würde die Artneubildung doch im Hinblick auf die Frage, ob die Evolution in sozusagen aus der Perspektive der Menschen vernünftigen Zeiträumen die Ausrottung rückgängig machen könnte oder aktuell nennenswert verzögern, nicht viel ausmachen.

 

Eine wichtige Ursache des ziemlich verbreiteten Glaubens, man würde sich vielleicht hinsichtlich des Tempos der Ausrottung grundlegend irren und man wüßte nicht genug über den zu erwarteten Rückgang der Artenzahlen, habe ich schon angedeutet: Man bringt zwei Dinge durcheinander, nämlich (a) den Nachweis, daß eine bestimmte Art tatsächlich ausgestorben ist, (b) die Abschätzung von Aussterberaten, ohne daß man im Einzelnen wüßte, welche Arten betroffen sind. „Und niemand weiß, ob es die Arten, die angeblich aussterben, eigentlich gibt.“ „Überraschenderweise ist jedoch keine einzige Art [im brasilianischen Regenwald] bekannt, die ganz verschwand.“ (Maxeiner und Miersch 1998, S. 277 f.). Das stimmt, aber es ist für die Frage des „angeblichen Massenaussterbens“ (ebd.) völlig bedeutungslos.

(a) Der Nachweis, daß eine bestimmte Art tatsächlich ausgestorben ist, ist nur bei ca. 1000 Arten bisher gelungen, und daran wird sich auch nicht viel ändern. Es handelt sich überwiegend um Vögel und Säuger; besonders viele dieser Arten lebten auf ozeanischen Inseln. Von den meisten anderen Artengruppen, bei denen die Individuen ja im allgemeinen weitaus kleiner sind (etwa 2/3 aller beschriebenen Arten sind Insekten, der Anteil an der Gesamtzahl der Arten ist wahrscheinlich noch viel größer), ist es fast unmöglich, mit befriedigender Sicherheit zu sagen, daß nicht doch noch irgendwo Exemplare leben, vor allem auf Kontinenten. Bei als ausgerottet geltenden Vögeln und Säugern auf ozeanischen Inseln dagegen ist es sehr unwahrscheinlich, daß davon ein nennenswerter Anteil „wieder auftaucht“, also nur verschollen war, nicht ausgerottet.

Die Abschätzungen zu (b) sind sehr ungenau, aber doch hinreichend für die im Hinblick auf die Fragen des Naturschutzes wesentlichen Aussagen. Sie werden auf verschiedene Weisen gewonnen, vor allem aber dadurch, daß man über die Abhängigkeit der Artenzahlen von der Flächengröße (auf relativ isolierten Flächen) auf das schließen kann, was beim Schrumpfen der Fläche zu erwarten ist, bzw. dadurch, daß man vom Lebensraumverlust unter der Voraussetzung einer Kenntnis der Habitatbindung der Arten und ihres Flächenbedarfs auf deren Verschwinden schließen kann. Maxeiner und Miersch (ebd.) erwähnen einen „Lehrsatz aus der Inselbiogeographie“, dem zufolge 90 % der Arten verschwinden, wenn die Hälfte ihres Lebensraums zerstört wird, und fahren dann fort: „Solch hohe Verluste wurden jedoch nur auf Inseln beobachtet, wo Landlebewesen nicht in andere Gebiete ausweichen konnte.“ (Ebd.) Das ändert aber nichts am Prinzip. Für eine an Wälder gebundene Art ist ein den Wald umgebendes Getreidefeld ebenso ein Hindernis wie eine Wasserfläche für ein Landlebewesen. Wenn die Distanz zur nächsten geeigneten (Habitat-)Insel zu groß wird, kann weder das Wald- noch das Landlebewesen in andere Gebiete ausweichen.

Man kann im Falle von (b) in aller Regel nicht sagen, daß eine bestimmte Art tatsächlich ausgestorben ist, man kann aber die Größenordnung des Rückgangs der Artenzahl einigermaßen abschätzen, wenn man eine gewisse Kenntnis der durchschnittlichen Habitatspezialisierung und des Flächenanspruchs der Arten hat (wenn man also weiß, welche Arten von Flächen aus der Perspektive welcher Arten Inseln sind) und weiß, welche Habitattypen auf welchen Flächen in einem bestimmten Gebiet verschwunden sind oder sehr stark reduziert wurden.

 

Gewiß, „windiges Katastrophengeschrei“ ist in der Ökologiebewegung verbreitet, mehr noch, es ist für sie typisch. Aber diese Einsicht sollte einen nicht dazu verleiten, nur noch Katastrophengeschrei zu bemerken; es könnte ja auch Katastrophen geben. Im Übrigen steht der Ökologismus damit nicht alleine. Für den Konservativismus drohte bzw. droht zwar nicht der Untergang der Welt, aber doch immerzu der Untergang des Abendlands, ob er nun durch die Einwanderung verursacht wird oder durch das Schwinden des Einflusses der Kirchen, die Frauenemanzipation oder durch nicht-autoritäre Kindererziehung. Für die Linken war es auch zu der Zeit ausgemacht, daß die Arbeiter immer mehr verelenden, als es ihnen von Jahr zu Jahr besser ging. Der Liberalismus ist zwar im Prinzip optimistisch; es gibt keine Katastrophen, aus jedem Problem führt eine Innovation heraus, solange das Kapital machen darf, was es möchte. Aber ihren wahnhaften Charakter hat uns gerade diese Ideologie in Gestalt ihrer Neoliberalismus genannten Form in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich genug vor Augen geführt. Wahnhaft wird es immer, wenn die Inhaber einer Weltanschauung, gleich welcher, mit ihrer Brille auf die Welt blicken und es dabei panisch vermeiden, sich selbst zu beobachten.

 

Einige Blogbeiträge mit Bezug zum Thema:

Kimawandel, Rote Liste, ausgestorbene Vögel, Meeresforschung, Artenschutz,  Tierschutzblog, Energieblog, Seismoblog, Geograffitico, Anthropozäniker, Grenzen Homo sapiens, Ausrottung

 

 


[1] Die Überschrift – die Parole „gleicher Schutz für alle“ – werde ich demnächst hier kommentieren.

[2] Nicht weiter gekennzeichnete wörtliche Zitate stammen aus den Kommentaren des Zeit-Artikel-Lesers.

[3] He, Fangliang und Stephen Hubbell 2011: Species–area relationships always overestimate extinction rates from habitat loss. Nature 473, 368–371) (http://www.nature.com/nature/journal/v473/n7347/full/nature09985.html)

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Ich habe von 1969-1973 an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der FU Berlin Biologie studiert. Von 1994 bis zu meiner Emeritierung im Jahre 2011 war ich Inhaber des Lehrstuhls für Landschaftsökologie der Technischen Universität München. Nach meinem Studium war ich zehn Jahre lang ausschließlich in der empirischen Forschung (Geobotanik, Vegetationsökologie) tätig, dann habe ich mich vor allem mit Theorie und Geschichte der Ökologie befaßt, aber auch – besonders im Zusammenhang mit der Ausbildung von Landschaftsplanern und Landschaftsarchitekten – mit der Idee der Landschaft. Ludwig Trepl

4 Kommentare

  1. @Lars Fischer

    Danke, da haben Sie ziemlich sicher recht. Selbst wenn man einen Rückgang über z.B. 1 Million Jahre durch Daten von 4 oder 5 Zwischenschritten, in denen die Artenzahl immer niedriger wird, wahrscheinlicher machen könnte, so könnte man damit doch nicht ausschließen, daß es sich um 4 oder 5 in Abständen von einigen Hunderttausend Jahren aufeinanderfolgende plötzliche Ereignisse mit sozusagen negativ-kumulativem Ergebnis gehandelt hat.
    Alles, was dafür spricht, daß es doch fast immer verglichen mit heute sehr langsame Prozesse waren, sind die vermuteten Haupt-Ausrottungsursachen, aber das sind auch nur einigermaßen plausible Vermutungen.

  2. Schöner Beitrag

    An einem Punkt würde ich allerdings gerne eine Ergänzung anbringen:

    Der größte Artenrückgang, die Massenextinktion gegen Ende des Perm, zog sich über 2-3 Millionen Jahre hin; er wäre, ereignete er sich heute, gar nicht zu bemerken gewesen.

    Wie lange ein Massensterben wirklich gedauert hat, kann man bei so lange zurückliegenden Episoden nicht sicher festmachen, weil die fossile Überlieferung gerade bei höheren Lebewesen sehr lückenhaft ist und natürlich auch die absoluten Datierungsunsicherheiten so weit in der Vergangenheit immer größer werden. Sicher angeben kann man nur, wie lange es höchstens gedauert hat.

    Das Problem hat man schon bei der K/T-Extinktion, bei der ja bis heute diskutiert wird, ob die ganzen Viecher tatsächlich zeitgleich mit dem Meteoritentreffer ausgestorben sind – und das Perm/Trias-Ereignis ist vier mal so lange her. Prähistorische Aussterberaten sind ausgesprochen unsicher.

    Das ändert allerdings nichts an der in diesem Artikel dargelegten Tatsache, dass die gegenwärtigen Verlustraten im erdgeschlichtlichen Vergleich ausgesprochen hoch sind.

  3. werde ich mir merken, danke 🙂

    Wahnhaft wird es immer, wenn die Inhaber einer Weltanschauung, gleich welcher, mit ihrer Brille auf die Welt blicken und es dabei panisch vermeiden, sich selbst zu beobachten.