Supernova! – praktisch um die Ecke

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Himmelslichter

Die am Mittwoch (24. August) entdeckte Supernova in der "Feuerradgalaxie" M101 sorgt für einige Aufregung in der Astroszene. Es handelt sich nämlich um die nächtgelegene Typ-Ia-Supernova seit 40 Jahren. Typ-Ia-Supernovae dienen als Entfernungsmarken bei der Vermessung des Kosmos – mit ihrer Hilfe entdeckte man Ende der 1990er Jahre, dass die Expansion des Universums zuzunehmen schein, anstatt durch die Gravitation der Galaxien abgebremst zu werden. Dieses merkwürdige Phänomen schreibt man meist einer ominösen "Dunklen Energie" zu, doch deren Natur ist bislang völlig unverstanden.

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Ein Update (3. 9.) zur Helligkeitsentwicklung der Supernova SN 2011fe gibt es hier!

Nachtrag: Leider kann sich die Sensationspresse mal wieder nicht zurückhalten, deshalb ist wohl diese Anmerkung notwendig. Selbst während der Maximalhelligkeit ist die Supernova 100mal zu lichtschwach, als dass man sie mit dem bloßen Auge sehen könnte! Und auch im Fernrohr erscheint sie nur als kleines, schwaches Sternchen, dass sich auf den ersten Blick durch nichts von anderen Sternen unterscheidet. Wer ein "Sternenspektakel" (was soll das eigentlich sein?) erwartet, wird einigermaßen enttäuscht sein…

Einen guten Text zum Thema Helligkeiten von Sternen habe ich hier gefunden!

 

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Eines der ersten Bilder der Supernova (ihre Bezeichnung PTF 11kly deutet auf das Palomar Transient Factory-Programm hin, das die Supernova entdeckte) ist das heutige Astronomische Bild des Tages (APOD). (Bildrechte: Andy Howell

Um die Expansion des Universums genau zu vermessen, sind Astronomen auf genaue Entfernungsmessungen angewiesen. Und hierbei kommen die Typ-Ia-Supernovae ins Spiel: Sie sind so hell, dass sie auch noch in sehr weit entfernten Galaxien zu sehen sind und haben alle eine sehr ähnliche Maximalhelligkeit. Doch immer noch sind wesentliche Eigenschaften der Typ-Ia-Supernovae unverstanden – nicht zuletzt die Frage nach ihrem Entstehungsmechanismus. Zwar scheint außer Frage, dass es sich bei ihnen um explodierende Weiße Zwerge handelt, die über eine kritische Masse anwachsen. Doch wie sie diese Massengrenze (etwa 1,4 Sonnenmassen) erreichen, ist noch unklar. Vermutlich sammeln einige Zwerge Masse von einem Begleitstern aus, andere hingegen verschmelzen mit einem zweiten Weißen Zwerg.

Die Entwicklung der Supernova PTF 11kly über 3 Nächte. Die erste Aufnahme stammt vom 22. August (vor der Explosion). Die zweite vom 23. August zeigt die Supernova, sie ist zu diesem Zeitpunkt 10000fach zu lichtschwach für das menschliche Auge. Am 24. August (rechtes Bild) hat ihre Helligkeit bereits um das 6fache zugenommen. (Bildrechte: Peter Nugent/LBNL and Palomar Observatory)

Die Supernova in M101 gibt den Forschern nun Gelegenheit, eine Typ-Ia-Supernova mit modernen Instrumenten aus der "Nähe" zu untersuchen – sofern man 21 Millionen Lichtjahre als nah bezeichnen mag. Aus kosmologischer Sicht liegt M101 tatsächlich um die Ecke.

Die Supernova ist in den ersten Tagen seit ihrer Entdeckung bereits um mehrere Größenklassen heller geworden. Sie könnte in einigen Tagen die 11. oder 10. Größenklasse erreichen und dann auch mit moderaten Amateurfernrohren oder sogar mit guten Ferngläsern zu sehen sein. M101 befindet sich im Sternbild Größer Bär, und ist damit während der gesamten Nacht sichtbar. Leider steht die betreffende Himmelsregion derzeit recht tief am Nordhorizont. Ein klarer, möglich dunstfreier Himmel ist daher Voraussettzung für eine erfolgreiche Beobachtung.

Hier ein paar Aufsuchkarten für M101, erstellt mit der freien Software Stellarium:

Und hier eine Aufsuchkarte für die Supernova vom PTF (Norden ist oben, Osten links, das grüne Fadenkreuz markiert die Supernova):

 

Clear Skies!

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

2 Kommentare

  1. Hallo Jan

    möchte einfach mal danke sagen – das hier ist der einzig (von mir auffindbare) Ort mit einer nachvollziehbaren Beschreibung (für astronomische Laien, die darüber eine Vorstellung vermittelt an welcher Stelle ich in den dunklen Himmel starren kann – nichts sehend aber alles ahnend, was da so explodiert. Toller Service und nachvollziehbar.

  2. Zustimmung

    Hallo Jan,
    dem Kommentar von Joachim kann ich nur voll zustimmen.
    Die effekthaschenden Bericchte führen doch letztendlich nur zu Frust, wenn man als Laie oder Jugendlicher zu keiner Beobachtung kommt.
    Danke für die sehr guten Erläuterungen.

    Hans-Eberhardt Schöne

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