Steve Schneider gestorben

BLOG: KlimaLounge

Nah dran am Wandel
KlimaLounge

Heute morgen hat mich die erschütternde Nachricht erreicht, dass Steve Schneider gestorben ist. Steve war ein großer Klimatologe und ein guter Freund. Er hat nicht nur als Pionier bei der Entwicklung von Klimamodellen Bahnbrechendes zur Forschung beigetragen. Er gehörte auch zu den ersten, die sich für die interdisziplinäre Klimaforschung eingesetzt haben: zum Beispiel gründete er 1975 die interdisziplinär ausgerichtete Fachzeitschrift Climatic Change, deren chief editor er bis zuletzt war. Er forschte selbst nicht nur zu Themen wie der Rolle von Aerosolen und Wolken im Klimageschehen, sondern auch zu den Auswirkungen auf die Biosphäre und zu ökonomischen Aspekten des Klimawandels.

Steve Schneider war dazu auch ein großer Kommunikator mit viel Humor, der es verstand, komplexe wissenschaftliche Sachverhalte einer breiten Öffentlichkeit klar und engagiert nahe zu bringen. Zuletzt erschien von ihm das Buch Science as a Contact Sport: Inside the Battle to Save the Earth’s Climate, das nun traurigerweise eine Art Nachlass geworden ist. Dort schildert er seine persönlichen Erfahrungen in dem Kampf, den Klimawandel entgegen vieler Widerstände auf die politische Agenda zu bringen. Dazu hat er durch seinen unermüdlichen Einsatz wohl mehr als jeder andere Klimaforscher beigetragen.

Eine ausführlichere Würdigung, geschrieben von unserem Kollegen Ben Santer, findet sich bei Realclimate.

Es lohnt sich, diesen Videoclip von Steve aus dem Jahr 1979 noch einmal anzusehen, wo er vor der kommenden Klimaerwärmung durch CO2 warnt. Und dazu das aktuelle Interview zu seinem Buch 30 Jahre später:

If we knew then [in the 1970s] pretty much what could happen and even how to fix it …. why didn’t we get the job done?

Ich werde Steve künftig sehr vermissen, besonders die lebhaften Abendessen mit einer guten flasche Rotwein.

Links:

Home page von Steve Schneider

Vortrag von Steve: Global Warming: Is the Science Settled Enough for Policy? (90 Minuten Video von der Stanford University summer science lecture series am 24. Juli 2008)

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

6 Kommentare

  1. Es tut mir Leid, um diesen Mann, der Kompetenz nicht nur im eigenen Fachbereich vermittelt hat, sondern auch gut kommunizieren konnte.

    Daher, Herr Rahmstorf, gestatten Sie mir eine kleine Korrektur, damit die Spuren, die er auf der Erde hinterlassen hat, besser auffindbar sind, er heißt offizell Stephen mit Vornamen, bspw.:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Stephen_Schneider

    Robert Kühn

  2. De mortuis nisi nihil bene

    Sagt man. Aber darf ich trotzdem anmerken: Er gehörte auch zu denen, die Anfang der 70er von einer kommenden neuen Eiszeit gesprochen hat.

    [Antwort: Steve Schneider war 1971 Koautor einer in Science publizierten Modellrechnung (das war in den allerersten Tagen solcher Simulationen), wonach die Verschmutzung der Luft durch Aerosolpartikel zu einer signifikanten Abkühlung führen könnte. Auf Medienanfragen direkt nach Erscheinen der Studie hat er schon damals geantwortet: “No, we did not predict an ice age.” Schon wenige Jahre später hat Schneider durch verbesserte Modellrechnungen selbst erkannt, dass in diesen ersten Versuchen der Abkühlungeffekt der Aerosole überschätzt worden war.

    Ich kann hier nichts ehrenrühriges erkennen – im Gegenteil, ein Forscher sollte immer offen sein, eine erste Einschätzung aufgrund einer verbesserten Datenlage zu revidieren. Es gibt in der Wissenschaft zahlreiche in der Fachliteratur publizierte Ideen, die sich im weiteren Verlauf der Forschung nicht bestätigt und konsolidiert haben, sondern sich als falsch erwiesen. Das ist doch das Wesen der Wissenschaft: publiziere eine These, solide dokumentiert mit allen Annahmen, Berechnungen usw., damit Kollegen sie nachvollziehen und kritisieren können. Einige dieser Thesen überleben und erhärten sich, andere nicht. Stefan Rahmstorf]

  3. The Coming of the New Ice Age

    Hans Müller und andere profitieren von der Wikipedia (wie so oft nicht von der deutschen, sondern der englischen Version):

    In 1977 Schneider criticized a popular science book (The Weather Conspiracy: The Coming of the New Ice Age) that predicted an imminent Ice Age, writing in Nature:

    …it insists on maintaining the shock effect of the dramatic…rather than the reality of the discipline: we just don’t know enough to chose definitely at this stage whether we are in for warming or cooling— or when.

    http://stephenschneider.stanford.edu/…er1977.pdf

  4. Judith Curry Turns on Her Colleagues

    Yes, the most basic number in climate science is not known with absolute precision, agreed Stanford University’s Stephen H. Schneider in a conversation shortly before he died in July. But it is only uncertain by a few percent, which simply is not enough to skew the projections significantly. Other effects, such as whether clouds will accelerate or retard warming, are much less certain—but here people like Schneider point out that the lack of precision is laid out by the IPCC. (Schneider was the one who persuaded the IPCC to systematize its discussion of uncertainty a decade ago.) For that reason, Curry’s charges are misleading, her critics say. “We’ve seen a lot of strawmen from Judy lately,” Schneider said. “It is frankly shocking to see such a good scientist take that kind of a turn to sloppy thinking. I have no explanation for it.”

    Says Gavin A. Schmidt, a climate scientist at the NASA Goddard Institute for Space Studies in New York City and proprietor of the RealClimate blog: “Science is not a political campaign. We’re not trying to be everyone’s best friend, kiss everyone’s baby.”

    Mehr über die Schwätzerin vom Kaliber eines Hans von Storch: http://www.scientificamerican.com/…imate-heretic

  5. Pingback:Wofür sollten Forscher eintreten? › KlimaLounge › SciLogs - Wissenschaftsblogs