Klima im Film

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Nah dran am Wandel
KlimaLounge

Klimawandel im Film darzustellen ist notorisch schwierig, vor allem wenn man damit ein breites Publikum erreichen möchte. Ein Problem ist die langfristige Zeitskala des Klimawandels, die nur schwer zum Zeitablauf einer typischen filmischen Erzählung passt. Das war der Grund, warum etwa in dem Hollywood-Blockbuster The Day After Tomorrow absichtlich die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt wurden, um einen dramatischen Klimawandel im Zeitraffer zu präsentieren, in Wochen statt Jahrzehnten.

Ich habe die letzten Tage bei einem höchst interessanten Workshop in Island verbracht, der Klimaforscher, Sozialwissenschaftler und Filmemacher am Rande des Reykjavik International Film Festival zusammenbrachte. Ich will gar nicht erst den Versuch machen, die vielen spannenden Diskussionen wiederzugeben, die sich bis in die Nächte hinzogen. Stattdessen will ich lieber zwei kurze Filme von Teilnehmern des Workshops vorstellen – ein Kontrastprogramm von heiß und kalt.

Zunächst in die Kälte. Der folgende Film ist ein Trailer von Phil Coates, einem britischen Filmemacher und Expeditionsleiter, der schon auf allen sieben Kontinenten unter Extrembedingungen gefilmt hat. Es ist ein „Work in Progress“ unter dem Arbeitstitel “North Pole Living on Thin Ice”. Coates machte sich mit drei Forschern zu Fuß auf den Weg ins Meereis auf dem arktischen Ozean, um dort ozeanographische Messungen durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Forschungsreise, die man demnächst im Film hautnah miterleben kann, stehen vor der Publikation in der Fachliteratur.

Und jetzt in die Hitze. Peter Sinclair ist ein Karikaturist aus dem mittleren Westen der USA, der vor einigen Jahren, aus Wut über die agressive Desinformationskampagne der Klimaleugner (er legt Wert auf diesen Begriff), die bekannte Videoserie „Climate Denial Crock of the Week“ begann. Sinclair produziert inzwischen auch für das renommierte Yale Forum on Climate Change and the Media die Filmserie „This is Not Cool“ und hat bereits über hundert Kurzfilme zu Klimathemen veröffentlicht. Der folgende Kurzfilm „Welcome to the Rest of Our Lives“ entstand im Sommer 2012 nach der damaligen Rekordhitzewelle in den USA. Nach eigener Aussage brachte sein Film ihn selbst zu Tränen, als er ihn fertig hatte.

 

 

 

 

 

 

 

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

17 Kommentare

  1. Das Ende der Welt

    Guten Tag, ich habe Ihren Artikel mit großem Interesse verschlungen (wie alle Artikel hier) und mir meine Gedanken dazu gemacht sowie mir die angegebenden Quellen angeguckt, was mich dennoch minimal irritiert ist das dieser von ihnen publizierte Artikel gerade einen Tag nach der erneuten Ausstrahlung des “Films” 2012 (Alternativtitel 2012 – Das Ende der Welt) Sie haben diesen Film ja hier nicht erwähnt, dennoch meine Frage, was halten Sie von dem Film?

    [Antwort: Den kenne ich nicht. Vielleicht ja einer unserer Leser? Stefan Rahmstorf]

    • Der Film “2012” thematisiert den Untergang der Erde aufgrund der Maya-Kalender-Story und hat nur wenig mit der Klimathematik zu tun. Da heizt sich der Erdkern aufgrund verstärkter Sonnenstürme (??!!) auf – ebenfalls innerhalb von Wochen – und führt zur sattsam bekannten Welt-geht-unter-aber-tapferer-amerikanischer-Held-rettet-in-letzter-Minute-seine-Familie – Action.

  2. weitere Filmchen

    Oh, schön, da möchte ich auch ein paar Empfehlungen beisteuern.

    “Querschnitt” mit Hoimar von Dittfurth – Klassiker aus den 70ern mit einigen genialen Experimenten zu Klimawandel und Treibhauseffekt. Erstaunlich, wie viel man damals schon wusste. Sehr sehenswert.

    http://youtu.be/CKlMvNUJlJc?t=17m51s
    (Link enthält einen Zeitstempel)

    Ganz nebenbei auch eine prima Widerlegung des “in den 70ern dachten alle, es kommt eine Eiszeit”-Blödsinns.

    ——

    In eine ähnliche Richtung wie die von Peter Sinclair gehen auch die Filmchen von Peter Hadfield alias “Potholer54” der vor allem Kreationisten auf die Schippe nimmt aber auch einige tolle Videos zu Klimathemen produziert. Zwei Beispiele.

    “Latest myth: Arctic ice has returned”:
    http://www.youtube.com/watch?v=lH5D9P6KYfY

    Über die fragwürdigen Arbeitsmethoden von Fernsehjournalisten:
    http://www.youtube.com/watch?v=07NMglQX6gE

    ——

    Als letztes Richard Alley, der hat neben ein paar großen Dokus auch kleinere Filmchen präsentiert.

    z. B. warum man weiß, dass der CO2-Anstieg vom Menschen kommt:
    http://www.youtube.com/watch?v=UXgDrr6qiUk

    ——

  3. Der Beitrag ist aus unterschiedlichen Gründen interessant, zum einen weil er die Frage stellt, wie das zentrale Thema unserer Gegenwart und Zukunft in den Künsten/Medien dargestellt und interpretiert werden kann. Zum zweiten, weil er in seinen Beispielen impliziert, dass es scheinbar leichter ist, Dokumentarfilme zum Thema zu machen.
    Fiktionale Filme sind aber auch wichtig. Ich glaube z.B, dass Filme wie “The Tree of Life” und natürlich auch “Koyaanisqatsi” auf eine indirekte Weise vielleicht mehr (oder zumindest anderes) tun als direkte, inhaltsbezogene Dokumentationen. Völliger Müll sind natürlich Katastrophenfilme im Hollywood- oder RTL-Stil.
    Der Hinweis auf “Querschnitt” aus den 70ern ist zwar nett, aber man müsste sich eben erst ansehen, WIE dort erzählt wird. Dokumente aus der Vergangenheit heranzuziehen, um zu sagen, “was wir alles schon wussten”, ist zwar auch nett, interessanter ist aber, wie Wissensdaten in den Restzusammenhang der Wirklichkeit eingeordnet werden. Das wäre die Aufgabe eines Films jenseits der Wissensübermittlung und Popularisierung.
    Ein großartiger Kandidat für einen subjektiv erzählten, aber objektiv informierten Dokumentarfilm wäre meiner Meinung nach der britische Filmemacher Adam Curtis. Ich habe nichts gefunden, was er explizit zum Klimawandel gemacht hätte, aber ich kann mich auch irren.

  4. Die captchas sind extrem schlecht lesbar.
    Ich sehe nicht, was mit meinem Kommentar geschieht.

  5. Verschlimmbesserung III

    – In diesem Blog funktioniert das Posten anscheinend, bei Herrn Pössel verschwinden neue Kommentare einfach. Es gibt keine Rückmeldung, ob die moderiert werden oder einfach untergegangen sind.

    – Müssen diese Captchas von google stammen?

    – Wann gibt es HTTPS? https://scilogs.spektrum.de/ funktioniert nicht.

  6. Hallo,

    warum finden folgende Funde keinen Eingang in die Rekonstruktion von Klimadaten? Wird hier selektiv ausgewählt um “gewünschte” Ergebnisse zu bekommen? Ich wäre dankbar für eine Stellungnahme.

    SUBFOSSILER MOORBAUM AUS DER SILVRETTA: ALTER 4900 JAHRE
    http://daten.schule.at/dl/Gl_exk_2005_1134078392104817.pdf

    Bedeutung: Es ist der erste bekannte Baumfund aus dieser Höhenlage in Vorarlberg. Er beweist für die Wachstumsperiode wärmere Klimaverhältnisse, da der Standort deutlich über der heutigen Wald- und Baumgrenze lag. Die nacheiszeitliche Klimaentwicklung und deren Schwankungen sind durch verschiedene Befunde aus den Vorfeldern der Alpengletscher (Holz-, Torfproben, Bodenprofile, u. a.) gut rekonstruiert. Demnach gab es in der Nacheiszeit, seit ca. 11.000 Jahren, 7 Phasen mit deutlich höherer Wald-/Baumgrenze als heute. Der Vorarlberger Baumfund passt mit seinem Alter in das viertletzte wärmere Klimafenster, das mit dem Absterben des Baumes nach ca. 2600 v. Chr. zu Ende geht.

  7. @samir

    zitat: “Der Hinweis auf “Querschnitt” aus den 70ern ist zwar nett, aber man müsste sich eben erst ansehen, WIE dort erzählt wird. Dokumente aus der Vergangenheit heranzuziehen, um zu sagen, “was wir alles schon wussten”, ist zwar auch nett, interessanter ist aber, wie Wissensdaten in den Restzusammenhang der Wirklichkeit eingeordnet werden. Das wäre die Aufgabe eines Films jenseits der Wissensübermittlung und Popularisierung.”

    ja dann schauen sie sich doch an, wie bei “querschnitt” “erzählt” wird. das waren wirklich noch wissenschaftssendungen, weil dort wissen vermittelt wurde. und nicht storys…

    ihre “kritik” jedenfalls ist ziemlich unverständlich bzw. unangebracht. was sie selbst wüßten, hätten sie sich die sendung erst einmal angeschaut.

  8. Lieber Herr Prof. Rahmstorf,
    Vielen Dank für die Hinweise auf die beiden Filme.
    Eine Frage: Sie weisen darauf hin, daß im Kinofilm “The day after tomorrow” die Zeit in der das Klima durch den Abriss des Nordatlantikstroms in eine neue Eiszeit kippt mit nur wenigen Wochen unrealistisch kurz angesetzt ist, wohl aus dramaturgischen Gründen.
    Interessanterweise gibt es aber wohl Hinweise, daß der tatsächliche Zeitraum indem so etwas passieren kann überraschenderweise kann gar nicht so viel länger ist!
    William Patterson und seine Kollegen von der University of Saskatchewan in Kanada konnten zeigen, daß es in der Jüngeren Dryas durch einen Abriß des Nordatlantikstroms innerhalb weniger Monate zu einer drastischen Abkühlung in Europa kam! Die Wissenschaftler rekonstruierten Temperaturen; Niederschläge und biologische Produktivität des alten Sees Lough Monreach in Irland anhand von Sedimenten mit einer zeitlichen Auflösung von nur 3 Monaten (entsprechend 0,5mm Schichtdicke). Quelle: ScienceDaily (http://tinyurl.com/yelnea9)
    Was halten Sie von dieser Arbeit?
    Beste Grüße
    Jens Christian Heuer
    http://weltenwetter2013.wordpress.com/
    (Twitter: @Weltenwetter)

  9. Man würde – ‘Peter Sinclair ist ein Karikaturist aus dem mittleren Westen der USA, der vor einigen Jahren, aus Wut über die ag[g]ressive Desinformationskampagne der Klimaleugner (er legt Wert auf diesen Begriff), die bekannte Videoserie „Climate Denial Crock of the Week“ begann.’ – vielleicht doch besser im Diskurs zusammenkommen, wenn nicht mehr von ‘Klimaleugnern’ gesprochen wird und die Skeptiker der zeitgenössischen klimatologistischen Prognosis, die sich ja eher an der Ausprägung oder Höhe derselben und an den von wissenschaftlicher Seite vorgeschlagenen Maßnahmen abarbeiten, halbwegs ernst genommen werden.

    MFG
    Dr. W

  10. Nein, Herr Dr. Webbaer, Klimaskepiker sind Menschen, die sich unvoreingenommen und rational mit dem Thema auseinandersetzen. Das tun diejenigen, welche beispielsweise die Projektionen des IPCC und die zugrunde liegenden Ursache-Wirkungsbeziehungen ablehnen, in aller Regel nicht. Daher bleibt für mich nur der Begriff Klimaleugner als korrekte Bezeichnung.

  11. Nein, Herr Dr. Webbaer, Klimaskep[t]iker sind Menschen, die sich unvoreingenommen und rational mit dem Thema auseinandersetzen. Das tun diejenigen, welche beispielsweise die Projektionen des IPCC und die zugrunde liegenden Ursache-Wirkungsbeziehungen ablehnen, in aller Regel nicht.

    Sogenannte Klimaskeptiker stellen nicht das Klima in Frage, auch nicht dessen Fortbewegung -und hier kann auch der Primat mitwirken-, sondern das gegenwärtig gegebene wissenschaftliche Verständnis, wie dessen Modellierung und insbesondere auch das Prädiktive, das Vorhersagende.

    Wie bestimmte Maßnahmen, die aus Sicht einiger uni- oder multilateral zu ergreifen seien; hier muss geredet werden.

    Es scheint dem Schreiber dieser Zeilen, dass nur so dem Mindesten gefolgt wird, was eine im Kern skeptizistische Wissenschaftlichkeit [1] ausmacht.
    Den diesbezüglich notwendigen öffentlichen supranationalen Diskurs eröffnen soll aus Sicht des Schreibers dieser Zeilen der gute Umgang miteinander.

    MFG
    Dr. W

    [1] man verifiziert ja aus gutem Grunde nicht mehr

  12. @ Dr. Webbaer

    Wissenschaftliche Skepsis ist natürlich ein Grundbestandteil von Wissenschaft, der Begriff Klimaleugner (denn ich selbst nicht benutze) kann insofern verwendet werden, wenn eine ideologische oder bezahlte Ablehnung der Theorie der anthropogenen Erwärmung vorliegt. Das ist in manchem Einzelfall unter Umständen schwer zu beweisen, aber trotzdem ziemlich wahrscheinlich.

    “Sogenannte Klimaskeptiker stellen nicht das Klima in Frage, auch nicht dessen Fortbewegung”

    Das ist aus der Mottenkiste der “Klimaskeptiker”-Argumentation. Als ob jemand jemals dies den sog. “Klimaskeptikern” vorgeworfen hätte. Die Bedeutung eines Begriffs erschöpft sich doch nicht in seinen Wortbestandteilen, sondern ist eine konventionelle Zuschreibung.
    Ja, “Klimaskeptiker” mögen ihn nicht, aber nicht aus sprachlichen Gründen, sondern weil er in der Öffentlichkeit als negativ besetzt empfunden wird. Man mag den Begriff aber auch nicht unbedingt auf der anderen Seite, denn der sog. “Klimaskepsis” fehlt es doch sehr oft an Seriösität (freundlich gesagt), vor allem fehlt es Klimaskpetikern sehr oft an Selbstkritik bezüglich ihres Standpunktes, also an Skepsis gegenüber sich selbst und ihrer Theorie, was ziemlich unwissenschaftlich ist.

    “Wie bestimmte Maßnahmen, die aus Sicht einiger uni- oder multilateral zu ergreifen seien; hier muss geredet werden.”

    Dem stimme ich zu, aber erfahrungsgemäß dient die “Klimaskepsis” ja gerade dazu, dies zu verhindern, weil es ja nicht nötig sei, wir wüssten ja nicht sicher, ob der Mensch entscheidend für den Klimawandel sei, ob die Prognosen stimmten etc etc.

    “Klimaskepsis”: man spürt die Absicht und ist verstimmt.

  13. Herr Rahmstorf, haben Sie zufällig einen Kommentar zum Schaller et. al Paper, was gerade die Runde macht? Das hat mich ganz schön von den Socken gehauen.

    http://news.rutgers.edu/research-news/new-finding-shows-climate-change-can-happen-geological-instant/20131003#.UlQlTWRgYY5

    Zusammenfassung für Klickfaule: Eine neue Studie suggeriert Temperaturanstiege von 5°C innerhalb von gerade mal 13 Jahren während des PETM vor 55 Ma. Bisher ging man eher von einem Zeitraum von Zehntausenden von Jahren dafür aus.

  14. @Ole Sumfleth
    Sie sind in Bezug auf die neue PETM-Studie nicht der Einzige, den es von den Socken gehauen hat. Die neuen Erkenntnisse haben durchaus Relevanz, zumal sie in PNAS publiziert wurde und Wallace Broecker das Review gelesen hat. Bisher gab es beim PETM eine “Deckungslücke”, da niemand genau erklären konnte, woher die benötigten 3000 Gigatonnen Kohlenstoff so plötzlich kamen, um diese extrem starke Erwärmung auszulösen. Ein Kometen-Impakt würde einiges erklären, wirft aber gleichzeitig zusätzliche Fragen auf.

    Zum Beispiel lösten alle bisher bekannten Impakt-Ereignisse ab einer bestimmten Größenordnung zuerst eine globale Abkühlung aus. Diese trat offenbar bei dem beschriebenen Ereignis nicht ein, sondern es geschah das genaue Gegenteil. Ich bin gespannt, wie sich die Dinge weiter entwickeln. Vorläufig handelt es sich um eine Einzelstudie mit fast revolutionärem Charakter, und sicher werden sich bald weitere Stimmen zu Wort melden.

  15. Also wie die das so genau feststellen wollen, daß der Release von 3000 Gt CO2 vor 55 Mio Jahren innerhalb von 13 Jahren passiert sein soll, ist mir ein Rätsel.
    Was kann das für ein Ereignis gewesen sein ? Plötzlich eintretender massiver Methanhydratzerfall in den Weltmeeren aufgrund Überschreitung einer bestimmen Schwelle (Kipppunkt) ?
    Wenn man bedenkt, daß die Menschheit derzeit 35 Gt CO2 pro Jahr entläßt, sind 3000 Gt gerademal 86 Jahre Menschheitsaktivität auf jetzigem Niveau.
    Wieviel haben wir bis jetzt emittiert ?
    Ich weiß es nicht, schätze aber mal noch 40 Jahre auf jetzigem Ausstoßniveau und wir haben die 3000 Gt erreicht. Wenn diese neuen paläoklimatischen Erkenntnisse über das PETM so stimmen, dann steuern wir geradewegs auf EATM (Eozän/Anthropozän) zu, welches denselben einschneidenden paläoklimatischen Schweregrad hätte wie das PETM.

  16. EATM (Eozän/Anthropozän) ist natürlich Blödsinn; müßte sinngemäß zum PETM Quartär/Anthropozän – Temperaturmaximum heißen.