Die deutsche Lust am Untergang und der Klimawandel

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Die “deutsche Lust am Untergang” ist eine beliebte Argumentationsfigur, kann man damit doch z.B. das physikalische Phänomen des Klimawandels in ein nationales psychologisches Problem umdeuten. In der letzten Sendung des “philosophischen Quartetts” wurde im ZDF diese angebliche Lust am Untergang wieder einmal ausgiebig strapaziert (Dank an Carl-Friedrich Schleussners Artikel für den Hinweis darauf). Gleich zu Beginn der Sendung sagt Studiogast Prof. Gerd Ganteför aus Konstanz:

Es werden die negativen Folgen des Klimawandels in Deutschland stark übertrieben, und das hat irgendwie so etwas Deutsches an sich, weil im Ausland passiert das nicht.

Wir wollen das hier einmal ein klein wenig empirisch betrachten. Zunächst fällt auf, dass kurz nach dieser Sendung 193 Staaten (also praktisch alle Staaten der Erde) in Durban ein Dokument verabschiedet haben, das mit folgendem Satz beginnt:

Klimawandel ist eine dringende und möglicherweise unumkehrbare Bedrohung für menschliche Gesellschaften und den Planeten, der dringend von Allen entgegengetreten werden muss.

Anders als Herr Ganteför sehen also praktisch alle Staaten einen dringenden Handlungsbedarf – was Länder wie etwa China, Saudi Arabien und die USA sicher nicht ohne überzeugende Belege anerkennen würden. Deutschland zeichnet sich bei den internationalen Verhandlungen weniger durch die Lust am Untergang als durch die Lust zur Lösung des Problems aus.

Deutsche Lust am Meeresspiegelanstieg?

Aber werden wir konkreter. Wo könnte “Lust am Untergang” sich konkreter und buchstäblicher zeigen als beim Meeresspiegelanstieg? Und tatsächlich weiß Ganteför:

Dann gibt es bestimmte Vorhersagen, die übrigens gerne aus Deutschland kommen, die weit über den Weltklimarat hinausgehen, also zwei Meter oder sowas in hundert Jahren.

Nun forsche ich auf diesem Gebiet und glaube, einen ganz guten Literaturüberblick zu haben. Schauen wir uns also einmal die pessimistischsten Aussichten für die nächsten hundert Jahre aus der Fachliteratur an. Die Top 3 sind (siehe Literaturangaben unter dem Artikel):

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  1. Hansen (Environmental Research Letters 2007): der US-Amerikaner und Direktor des NASA-Klimaforschungsinstituts in New York argumentiert hier auf Basis von paläoklimatischen Daten (was Ganteför gefallen dürfte) und Satellitenmessungen, dass durch den Zerfall von Eisschilden ein Meeresspiegelanstieg in der Größenordnung von 5 Metern in diesem Jahrhundert zu erwarten ist. Weiter ausgeführt wird die Argumentation in einem kommenden Buchbeitrag mit seiner japanischen Kollegin Makiko Sato.
  2. Grinsted et al. (Climate Dynamics 2009): die Autoren aus Dänemark, Russland und Großbritannien projizieren mit einem semi-empirischen Modell bis zu 2,15 Meter Meeresspiegelanstieg bis 2100.
  3. Pfeffer et al. (Science 2008): als möglich betrachtet werden bis zu 2 Meter bis zum Jahr 2100. Alle drei Autoren sind US-Amerikaner.

Aber jetzt kommt es: auf Platz 4 finden wir ein Paper von Vermeer und Rahmstorf (PNAS 2009) mit bis zu 1,90 Meter Anstieg bis 2100! Der erste Autor war Holländer und ist jetzt Finne, aber der Zweitautor ist tatsächlich ein Deutscher (wenn ich auch zehn Jahre im Ausland gelebt habe, aber vielleicht bleibt die Lust am Untergang einem dabei ja erhalten). Aber trotzdem: die versammelten Nationalitäten der genannten Forscher scheinen mir noch keinen richtig überzeugenden empirischen Beleg für die These einer besonderen deutschen Lust am Untergang im Meer zu liefern.

Deutsche Sorglosigkeit?

Ein wenig irritiert mich auch schon Ganteförs Prämisse, dass die Ergebnisse naturwissenschaftlicher Studien von der psychischen Befindlichkeit der Forscher abhängen sollen – das mag es sicher gelegentlich geben, wäre aber doch höchst unprofessionell. Ein gutes Gegenbeispiel haben wir hier kürzlich mit der neuen globalen Temperaturrekonstruktion des BEST-Teams diskutiert.

Was unsere Meeresspiegelstudien angeht: kurz gesagt beruhen sie darauf, in Messdaten der Vergangenheit den Zusammenhang zwischen globaler Temperatur und Meeresspiegel zu analysieren. Zur Projektion kann man den Zusammenhang nutzen, wenn man (a) einen künftigen globalen Temperaturverlauf als Inputszenario nimmt und (b) voraussetzt, dass der in der Vergangenheit gefundene empirische Zusammenhang zwischen Temperatur und Meeresspiegel künftig weiter gilt. Wie weit ein solcher Ansatz in die Zukunft tragfähig ist und wo seine Grenzen liegen ist eine schwierige Frage, über die ich mir selbst noch nicht richtig im Klaren bin. Wir versuchen dies derzeit mit weiteren Untersuchungen auszuloten. Das ist dann eine Frage der Interpretation und Einordnung der Ergebnisse. Aber welche Zahlen dabei herauskommen, ob hoch oder niedrig, das wussten wir vorher natürlich auch nicht, und das hängt auch nicht von der psychischen Disposition ab sondern höchstens davon, ob man es methodisch sauber macht.

Oder glaubt Ganteför womöglich, wir hätten als untergangslustige Deutsche die Ergebnisse nicht publiziert, wenn mit diesem Ansatz besonders niedrige Zahlen herausgekommen wären? Diese Idee ist leicht empirisch widerlegbar. Wir haben nämlich einen ähnlichen Ansatz zur Bestimmung der Klimasensitivität gemacht. Die gibt an, wie stark sich die globale Temperatur bei einer Verdoppelung der CO2-Konzentration erhöht, und in einer Studie haben wir dies mit Hilfe von Daten aus der letzten Eiszeit eingegrenzt. Im letzten IPCC-Bericht findet man in Tabelle 9.3 dreizehn solche Studien gelistet, die aus unterschiedlichen Daten die Klimasensitivität eingrenzen. Anders als beim Meeresspiegel brachten wir hier wirklich den damaligen Rekordwert: Unsere Studie lieferte mit 4,3 Grad die niedrigste Obergrenze von allen. Deutsche Forscher mit den geringsten Erwärmungswerten! Seltsam – wieso gab es deshalb noch nie TV-Diskussionen über die “typisch deutsche Sorglosigkeit”?

(p.s. Wenn wir schon keine Rekordhöhen zum Meeresspiegelanstieg liefern können, dann doch wenigstens bei der Zitierhäufigkeit: in den letzten fünf Jahren sind laut Web of Science in der Fachliteratur 9550 Studien zum Thema “sea level” erschienen, wobei unsere die Ränge 1, 2 und 3 belegen, mit 257, 216 und 171 Citations (Stand 5. Januar). Aber deutsche Exzellenz in der Forschung ist als Diskussionsthema natürlich nicht so interessant wie deutsche Lust am Untergang.)

Literaturangaben

Grinsted, A., J.C. Moore, and S. Jevrejeva, 2009: Reconstructing sea level from paleo and projected temperatures 200 to 2100 ad. Climate Dynamics 34, 461-472.

Hansen, J.E., 2007: Scientific reticence and sea level rise. Environ. Res. Lett., 2, 024002, doi:10.1088/1748-9326/2/2/024002.

Hansen, J.E., and M. Sato, 2012: Paleoclimate implications for human-made climate change. In Climate Change: Inferences from Paleoclimate and Regional Aspects. A. Berger, F. Mesinger, and D. Šijai, Eds. Springer, in press.

Pfeffer, W.T., J.T. Harper, and S. O’Neel, 2008: Kinematic constraints on glacier contributions to 21st-century sea-level rise. Science 321, 1340-1343.

Schneider von Deimling, T., H. Held, A. Ganopolski, and S. Rahmstorf, 2006: Climate sensitivity estimated from ensemble simulations of glacial climate. Climate Dynamics 27, 149-163.

Vermeer, M. and S. Rahmstorf, 2009: Global Sea Level Linked to Global Temperature. Proceedings of the National Academy of Science of the USA 106, 21527-21532.

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

16 Kommentare

  1. Super Artikel! Deutschland ist wahrscheinlich das einzige Land auf der Welt, wo “typisch deutsch” erst einmal negativ gesehen wird. Wenn man etwas als “typisch deutsch” etikettiert, dann es damit sozusagen schon erledigt.
    Und leider gibt es auch die weit verbreitete Einstellung, dass “Philosophie” der richtige Ort für einfach so dahin gesagte, überhebliche Behauptungen ohne jede Grundlage sei.

  2. Zitate

    Interessanter Beitrag. Ich habe die Sendung nicht gesehen aber interessiere mich als Küstenbewohner für das Meer und den Anstieg. Nur so aus Neugier und vergleichsweise, weil ich Web of Science nicht kenne: Wie oft werden denn die Meeresspiegel Forschungen von Herrn von Storch dort zitiert? Von dem lese ich hier öfter in der Zeitung.

  3. Vielen Dank

    Vielen Dank Herr Rahmsdorf für diesen Blog, ich habe schon viele Ihrer Beiträge und die Ihrer Kollegen gelesen. Hier wird man entwirrt, von dem, was einige Journalisten und Hobbyklimatologen glauben, zu wissen.

    Ich habe mir die Sendung angeschaut (für Ute Bauer: http://www.zdf.de/…lste/156#/kanaluebersicht/156) und bin einfach wieder mal erschrocken, wie überzeugend die Falschaussagen von Herrn Ganteför rüberkamen und von allen Anwesenden aufgenommen wurden – ist ja auch ziemlich leicht, wenn man selbst kein Fachwissen besitzt. Da hinterfrage ich, wie oft habe ich in der Presse, auch zu anderen Themen, plausibel dargestellte, falsche Zusammenhänge angenommen?

    Ich habe zum Beispiel noch nie von einem Zusammenhang zwischen Energieversorgung und Geburtenrate gehört. Weiß jemand welche Studien hierzu gemacht wurden und wer der Finanzgeber war?
    Im Studium habe ich nur stets vom linearen Zusammenhang zwischen Bildung der Frauen und Geburtenrate gehört.

    Und seine nächste abstruse Behauptung, dass diese Energieversorgung nur über fossile Energieträger zu bewältigen sei – mit Kohle und Uran, weil erneuerbare zu teuer für Entwicklungsländer sind.
    Da bräuchte man neben zwanzig Jahre Planungszeit für die AKWs ein riesen zentral ausgebautes Energienetz. Und was es bedeutet, Nuklearenergie in nicht so fortschrittlichen Ländern einzusetzen kann man zum Beispiel in Bulgarien erleben. Sicherheit spielt da keine so große Rolle, aber Korruption und Prestige.
    Außerdem: Ein Dorf in einem Entwicklungsland, braucht nicht gleich die volle Versorgung, wie wir sie in Europa kennen. Eine kleine Bio/Wind/Wasser/Sonnenenergieanlage tut es dort auch bereits, die man sukzessive ausbauen könnte. Die Einwohner würden die Technik erlernen, sodass sie die Anlage selbst warten kÖnnten. Und das wäre in jedem Fall billiger,als

    1. Ein unverhältnismäßiges Stromnetz aufzubauen und

    2. die zentralen Riesen-Kraftwerke hinzusetzen, die man bei fossilen Energieträgern benötigt, da es sich sonst nicht rentiert.

    Bei diesem -verzeihen Sie- Humburg, den er da erzählt hat, habe ich mich nur noch gefragt, von wem er eigentlich bezahlt wird.
    Und warum die Organisatoren der Sendung nicht wenigstens als Gegenstück zu ihm einen wirklichen Fachexperten eingeladen haben.

  4. Ganteför’s Gespür fürs Publikum

    Man muss wohl Gerd Ganteför’s Buch Klima, der Weltuntergang findet nicht statt insgesamt als Inkarnation einer rhetorischen Figur sehen. Diese Figur der provokativen Umbewertung einer angsteinflössenden Zukunft (Zitat aus dem Buch: Wir brauchen die Klimaerwärmung!) wurde in der letzten Sendung des philosophischen Quartetts fast perfekt und ungebrochen (durch die Moderatoren) hinübertransportiert.

    Ganteför spricht im Buch oft den “Angstbürger” an und gibt dann bereitwillig Entwarnung.
    Die Fragen zum Meeresspiegelanstieg behandelt er in seinem “Antwortkapitel” Die nächsten 100 Jahre: Kein Grund zur Panik!, nämlich in den Unterkapiteln Trotz der massiven Erwärmung steigt der Meeresspiegel nur wenig. Vorerst. (Zitat: Landeis braucht etwa zehnmal so lange, um abzutauen, als schwimmendes Eis)
    Der Meeresspiegel könnte auch sinken (Zitat: es könnte sein, dass es dann dort [bei der Antarktis] ein wenig mehr schneit) und
    Wird das Meer den Kölner Dom überfluten? (Zitat: Auch hier lautet die Antwort “Nein”. … Heute liegt der Kontinent Antarktis isoliert am Südpol).

    Es ist nicht leicht, Ganteförs Buch eindeutige Fehler und Fehleinschätzungen
    nachzuweisen. Nach meinen Informationen liegt er allerdings in seiner Einschätzung des Zeitpunkts der nächsten Eiszeit eindeutig und klipp und klar daneben, schreibt er doch im Kapitel Wir brauchen die Klimaerwärmung! (nach der Erwähnung der kleinen Eiszeit): ..In den nächsten Jahrhunderten wäre es zu weiteren und heftigeren Kälteperioden gekommen, während derer Nordeuropa, Kanada und Sibirien zeitweise unbewohnbar geworden wäre.
    Nicht zufällig steht dieses Kapitel wohl am Schluss des Teil IV: Klima. Ein besserer rhetorischer Höhepunkt ist kaum mehr denkbar. Nur ist die Information, eine Kaltphase stehe der Erde bei unbeeinflusster Natur unmittelbar bevor, meines Wissens grundfalsch. Doch die Wahrheit würde den Schluss dieses Buchteils ruinieren!

  5. Re. Zitate

    Liebe Frau Bauer,

    Eine indiskrete Frage! 😉

    ISI Web of Science ergibt als meistzitiertes Paper von Hans von Storch mit “sea level” in den letzten fünf Jahren:

    Title: Relationship between global mean sea-level and global mean temperature in a climate simulation of the past millennium
    Author(s): von Storch Hans; Zorita Eduardo; Gonzalez-Rouco Jesus F.
    Source: OCEAN DYNAMICS Volume: 58 Issue: 3-4 Pages: 227-236 DOI: 10.1007/s10236-008-0142-9 Published: NOV 2008

    Times Cited: 5 (from Web of Science)

  6. Bedeutung der Klimasensitivität

    Zitat: Unsere Studie lieferte mit 4,3 Grad die niedrigste Obergrenze von allen.

    Aber was bedeutet dies Angabe nun konkret?

    1.Heißt das, wenn nur der CO2-gehalt sich verdoppelt, (die anderen Klimagase bleiben dabei konstant) dass sich dann die Temperatur erhöht?

    2.Oder heißt das: Bei einer weiteren Verdoppelung des CO2-Gehalts, wird es auch aufgrund weiterer Dominoeffekte (mehr Methan, mehr Wasserdampf…) zu einem Temperaturanstieg von 4,3 Grad kommen?

  7. Porzellankiste

    Wissenschaft im Streit! Wie sicher/abgesichert und zutreffend sind die Aussagen die von den Wissenschaftlern aus den verschiedenen Interpretationslagern gemacht werden?
    Welches Streben, welche Motivation steckt bei denen da hinter? Wie soll die Mehrheit der Menschen, die eigentlich nur ihren sogenannten “gesunden Menschenverstand” einbringen können, für sich entscheiden wem zu trauen ist wenn es darum geht Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und mitzutragen?

    Da bleibt einem dann nur noch die Auswahl über die Lebensweisheiten wie, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste oder vorbeugen ist besser als heilen.

    Solange man also nicht zweifelsfrei der einen oder anderen Seite die Zustimmung geben kann zieht man sich dann auf folgende Linie zurück:
    Es kann ja nicht schaden den CO2-Ausstoß durch Verbrennung der fossilen Energieträger weites gehend zu reduzieren, dann können die schlimmsten Befürchtungen zum Klimawandel nicht eintreten. Gleichzeitig lassen wir damit auch den 10tausenden von Generationen die nach uns kommen etwas von den begrenzten Ressourcen unseres Planeten übrig.
    Würden wir mit dieser Vorgehensweise Katastrophen für die jetzige und nächsten zwei Generation auslösen, wie Hungersnöte, Epidemien, Unterversorgung etc. ?

    [Antwort:Hier ist ja nicht die Klimawissenschaft “im Streit” – Herr Ganteför ist kein Klimaforscher und hat noch nichts in der Fachliteratur zum Klima publiziert, er wendet sich mit seinen Thesen an Laien. Stefan Rahmstorf]

  8. Ganteför halt

    Sehr geehrter Herr Rahmstorf,

    Professor Ganteför ist schon lange auf Seiten der “Ungläubigen” zu finden und wird nicht müde, die immer gleichen, längst widerlegten Argumente kundzutun – sei es in Büchern oder auf Vorträgen und dergleichen. Schade ist nur, dass sich immer wieder Menschen und Institutionen finden, die ihm ein Forum bieten!

    Für mich war der Mann in dem Moment als ernst zu nehmender Wissenschaftler “abgehakt”, als er in einem Artikel, der sich mit den Kosten verschiedener Energieformen befasste, folgendermaßen äußerte: “Die Kosten für die Auswirkungen der Erderwärmung sowie für die sichere Lagerung von Atommüll sind nicht exakt bezifferbar und werden deshalb in der Berechnung nicht berücksichtigt.”
    Aha, man kennt manche Parameter nicht genau und setzt sie deshalb gleich Null. Und entblödet sich gleichzeitig nicht, im gleichen Artikel Kosten für die verschiedenen Energieformen (pro kWh!!) auf die dritte Nachkommastelle auszurechnen und miteinander zu vergleichen…Ja, nur so kann man auch behaupten, die Energiewende sei in keinem Fall finanzierbar.

  9. Klimawandel verhindert Eiszeit

    Solche “Studien” tragen nicht unwesentlich zur Verunsicherung der Allgemeinheit bei.
    http://www.scinexx.de/…ell-14302-2012-01-10.html
    Elferfrage: Wollen wir in nächster Zukunft eine Eiszeit ?

    In 4000 Jahren hat sich der Perihel der Erdbahn vom 3.Jänner auf den Frühlingspunkt verschoben. Die Kontraste zwischen Winter und Sommer werden auf der Nordhalbkugel also schärfer, bei allerdings leicht abnehmender Exzentrizität der Erdbahn (von 0,0167 auf 0,0149)
    Wie da eine Eiszeit entstehen soll, ist mir schleierhaft.

  10. Absurde Diskusion

    Ein Blick in Wikipedia, Stichwort ‘Global warming’ genügt doch, um klar zu machen, dass die ‘natürlichen Kältezeit-Wärmezeit’ Zyklen sich auf ganz anderen Zeitskalen abspielen als das was gerade passiert. In welcher Phase des natürlichen Zyklus wir uns befinden ist angesichts der aktuellen Dynamik völlig irrelevant. Leider.

    http://7th.in/1104

  11. @RD richtig

    Die aktuelle Anstiegsgeschwindigkeit der CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist jenseits jeglicher paläoklimatischer Ereignisse.
    Aus Rücksicht auf künftige Generationen müßte eigentlich sofortiger CO2-Emissionsstopp erfolgen; braucht es doch Jhdte, damit sich die Konzentration in der Atmosphäre signifikant reduziert.
    Wir wissen ja, wie der langfristig equibrilierte Zustand des Klimas bei 400ppm aussieht.

  12. Erstaunlich an solchen talkshows wie dem “Philosophischen Quartett” ist ja, welche pauschalisiserten “Argumente” da durchgehen.
    In wissenschaftlicher Arbeit würde man solche pauschalen Floskeln wie “die deutsche Lust am Untergang” nie durchgehen lassen. In Nietzsche-Seminaren etwa würde man dessen pauschale Sätze mit seiner Sicht auf die Welt vergleichen, der Erziehung in einem zwanghaft erstarrten deutsch-evangelischen, kruden System. Er litt darunter. Dann käme ein anderer Forscher und würde Nietzsche aus seiner Sicht erklären/relativieren, darauf folgte eine weitere Sicht, usw. Am Ende wäre es grade nicht pauschal.

    Würde solch eine talkshow einmal “wissenschaftlich” geführt, man würde z.B. den marktradikalen Professor Bolz in einer Sendung fragen, wieso er ohne jede naturwissenschaftliche Bildung einfach zu den selbsternannten Klima”skeptikern” gehört. (Er sieht die Kritik als Gefährdung seiner marktradikalen Weltsicht – ist nicht allzu schwer, das rauszufinden.)
    Man würde bei Sloterdijk wie Bolz recht bald merken, was diese Herren auch antreibt.

    Aber die Macher des Mediums Fernsehen, wenn man talkshows macht, brauchen das nicht. Sie bevorzugen einfache, “griffige Formeln” statt wirklicher Diskussionen. Und so sitzen dann Deutsche vor einer einseitig zusammengesetzten Runde, und hören sich erfreut an, “die Deutschen” (die dann im Kopf wohl grade auf dem Mond in Anzügen leben^^) “liebten den Untergang”.

    Man kann sowas als etwas fahle Theorie in einer show verkünden. Dann aber käme in einer weniger armseligen show ein Forscher, der “und wie erklären sie sich den massenhaften Bau von Minicoopern und SUVs in Deutschland seit 2000?” “und wie erklären sie sich den unglaublichen Zuwachs der Kurzflugreisen aus Deutschland, 2 Tage zum chillen nach X und nächste Woche 3 Tage ‘zum abtanzen’ nach Ibiza?”
    Wäre die andere Seite sachlich, müßte sie dann ihre eigene Theorie in Frage stellen…
    Genau das ist aber in einer talkshow-Herrenrunde, in der sich alle einig sind, nicht erwünscht. Man opfert doch nicht griffig falsche Floskeln so etwas seltsamen wie – Wissenschaft^^.

    Es bleibt aber am Ende – Leute wie Safranski und Sloterdijk sehen sich ja als hochfeine Wissenschaftler. Sie haben ein umfangreiches Werk geschrieben. Sie wären, was sie übrigens schon oft waren, tief beleidigt, würde man ihnen zeigen, auf welch armseligen Niveau ihre “Argumente” in ihren talkshows liegen. Nur – es ist so. Die “deutsche Lust am Untergang” ist eine wohlfeile, hohle Floskel, die mit der Empirie der letzten Jahrzehnte nicht zusammenpassen will^^. Wir alle können das – sehr leicht – widerlegen. Und das wäre dann, wenn man es unbedingt so nenne möchte – die Lust am Denken^^.

  13. Seltsam Widersprüchlich

    In einem Interview das auf Science 3.0 zu sehen (siehe Link) ist, gibt Herr Prof. Ganteför unumwunden zu, daß:

    – die Erwärmung der Erdatmosphäre stattfindet
    – die Erwärmung anthropogenen Ursprunges ist
    – die Erwärmung zu Katastrophen führen wird (wenn auch seines Erachtens nicht zu schlimmeren, als die Menschheit bisher bereits erlebt hat)

    All dies sind aber Ereignisse und Entwicklungen, die den externen Kosten fossiler Brennstoffe zugerechnet werden müssen und die den ständig steigenden Kosten dieser Brennstoffe zugeschlagen werden müssen. Da zudem ganz gute Modellrechnungen für die externen Kosten der Kernenergie existieren ist es in diesem Kontext vollkommen unsachlich, fossile und nukleare Energie als billigste Alternative zu bezeichnen.

    Was die Lust am Untergang angeht: was daran Deutsch sein soll, will mir ohnehin nicht einleuchten. James Hansens populärwissenschaftliches Buch “Storms of my Grandchildren” ist kaum zu toppen – dummerweise sind seine Argumente und “worst case” Szenarien aber auch nicht völlig von der Hand zu weisen. Noch einmal zu Ganteför: es gab auch Zeiten, die unsere Vorfahren als Spezies nur sehr knapp überlebt haben. Stichwort Genetischer Flaschenhals…

  14. Start einer signifik. MSPL-Änderung ?

    Angenommen, es passiert ein sprunghafter MSPL-Anstieg von 3 Meter bis 2100; Wie würde sich der Beginn der signifikanten Änderung (hoppla, jetzt passiert was) in den ersten Jahren der MSPL-Messwertbeobachtungen äußern ?
    Aktuell liegen wir bei einer Anstiegsgeschwindigkeit von 3mm/a.
    Ist zu erwarten, daß von einem aufs andere Jahr eine Beschleunigung von 3mm/a auf z.B. 15mm/a passiert ? Wie würden die Wissenschaftler dieses bemerken ? Irgendwann muß ja mal ein signifikanter MSPL-Messwertsprung auftreten, wenn bis 2100 ein Anstieg um 3 Meter stattfände.

    Viele Grüße