Hochbegabte Jugendliche

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Intelligenz, Sonntagskinder und Schulversager
Hochbegabung

Wenn von Hochbegabten die Rede ist, denken vermutlich die meisten an clevere Kinder mit für ihr Alter ungewöhnlichen Interessen, die ihre Eltern und Lehrer mit ihrer ständigen Fragerei an die Grenzen der Geduld (und oft auch des Wissens) bringen. Was passiert aber, wenn hochbegabte Kinder älter werden? Die Jugend gilt ja gemeinhin als eine Entwicklungsphase, in der viel passiert – insbesondere in puncto Identitätsentwicklung. Haben hochbegabte Jugendliche diesbezüglich die selben Probleme wie alle anderen auch, oder gibt es bestimmte Aspekte, die man im Umgang mit ihnen besonders berücksichtigen sollte? Der heutige Beitrag behandelt zunächst die theoretischen und entwicklungspsychologischen Grundlagen; in meinem nächsten Artikel werde ich dann ein Projekt der Universität Trier vorstellen, wo derzeit ein Training entwickelt wird, das hochbegabte Jugendliche in ihrer Identitätsentwicklung unterstützen soll.

 

Dass Menschen sich ein Leben lang entwickeln, ist inzwischen Konsens; die frühere Auffassung, dass das Erwachsenenalter einen stabilen Zielzustand darstellt, ist inzwischen durch Untersuchungen wie beispielsweise die Berliner Alternsstudie (z.B. Baltes & Mayer, 1999) weitgehend widerlegt. Während das Jugendalter in einem solchen Modell notwendigerweise nur ein vorübergehender Zustand war (Jugendliche als halbfertige Erwachsene), hat die Phase der Jugend heute als eigenständige Lebensphase an Bedeutung gewonnen – was sich nicht zuletzt in Phänomenen wie dem “Jugendwahn” äußert.1

 

Robert Havighurst versuchte bereits ab den 1950er Jahren, für die verschiedenen Lebensabschnitte bestimmte “Normen” aufzustellen. Welche Probleme müssen gelöst werden, damit eine Lebensphase als erfolgreich bewältigt gelten kann? Sein Konzept der “Entwicklungsaufgaben” ist entsprechend eher normativ orientiert, illustriert aber, welche gesellschaftlichen Erwartungen an einen Menschen herangetragen werden. Im Jugendalter fallen darunter vor allem drei (einander zum Teil überschneidende) Kernbereiche:

 

  • selbstbezogene Aspekte wie Identitäts- und Autonomieentwicklung (wer bin ich?);
  • entwicklungsbezogene Aspekte wie der Aufbau von Zukunftsperspektiven, wozu auch der Erwerb von Bildungsabschlüssen, das Kennenlernen der eigenen Stärken und Schwächen etc. gehört (wo will ich hin?);
  • soziale Aspekte wie der Aufbau und Erhalt von Beziehungen zu anderen Menschen, aber auch die Abgrenzung von diesen, etwa in Bezug auf die eigene Familie, Freunde oder Partner/innen (ich und die anderen).

 

Diese Aufgaben stellen sich für Hochbegabte zunächst einmal genauso wie für alle anderen auch. Die hohe Intelligenz hochbegabter Jugendlicher kann manche dieser Schwierigkeiten verschärfen (insbesondere im Zusammenhang mit Leistung); andererseits darf aber nicht übersehen werden, dass diese kognitiven Fähigkeiten eine großartige Ressource zur Bewältigung der Entwicklungsaufgaben darstellen! Wenn es zu Problemen kommt, liegt das eigentlich nie an der Hochbegabung selbst, sondern daran, dass Mensch und Umwelt nicht optimal zusammenpassen; Probleme entstehen dann entsprechend an den Reibungsflächen.

 

Inwiefern können sich die Herausforderungen des Jugendalters für Hochbegabte verschärfen? Zum einen – so postulierte es zumindest der polnische Psychologe Kazimierz Dabrowski (1964) – können hochbegabte Menschen besondere Empfindsamkeiten, so genannte “overexcitabilities”, aufweisen [Anm.: Das Thema allein ist schon einen eigenen Blogeintrag wert. Ich setze es mal auf meine mentale Liste.], die sich in verschiedenen Bereichen (intellektuell, psychomotorisch, emotional, sinnlich und imaginational) äußern können.2 Zum anderen sind bei intellektuell Hochbegabten Aspekte, die im weitesten Sinn mit Leistung in Verbindung stehen, möglicherweise von höherer Relevanz. Dazu gehören beispielsweise:

 

  • die Identifikation der eigenen Interessen und das Finden eines passenden Berufs. Da die Anforderungen der Schule sich eher am Durchschnitt orientieren, kann es vorkommen, dass Hochbegabte in vielen Bereichen gut sind, was die Entscheidung erschweren kann – Stichwort “Qual der Wahl”.3
  • der Umgang mit den eigenen Leistungserwartungen (z.B. Perfektionismus oder das Gefühl, die eigenen Probleme selbst in den Griff bekommen zu müssen);
  • der Umgang mit Erwartungen anderer. Im Leistungsbereich ist hier das Phänomen Underachievement zu nennen; darüber hinaus könnte man auch soziale Erwartungen fassen – etwa, dass jede/r Jugendliche unbedingt einen gleichaltrigen Freundeskreis braucht.

 

Erwachsene, die hochbegabten Jugendlichen zur Seite stehen wollen, sollten zum einen natürlich deren Drang zur Selbstständigkeit respektieren – das gilt unabhängig von der Begabung. Das impliziert Vertrauen in die Entscheidungsfähigkeit der Jugendlichen, was diesen wiederum einen von den Eltern unabhängigen Entwicklungsraum eröffnet. Dazu gehört auch eine gewisse Entspanntheit gegenüber “Fehlern”; hier kann man sich als Erwachsener auch durchaus selbst mal hinterfragen, inwieweit bestimmte Erfahrungen wirklich so weitreichende Auswirkungen haben, wie einem das manchmal erscheint (vgl. Schultz & Delisle 2003; nur weil ein/e Jugendliche/r mal betrunken von einer Party nach Hause kommt, heißt das nicht, dass er/sie nun den Drogen verfällt, keinen Schulabschluss bekommt und sich ins gesellschaftliche Aus katapultiert).

 

Zentral ist wohl die Grundeinstellung, Jugendliche nicht belehren zu wollen, sondern ihnen die Möglichkeit zu bieten, über ihre Erfahrungen zu sprechen – und dabei offen zu bleiben. Wichtig ist, was die Jugendlichen selbst daraus lernen und Erfahrungen reflektieren; wenn sie in dieser Phase jemanden haben, der unvoreingenommen bei Bedarf einfach “für sie da ist”, ohne ihnen vorschreiben zu wollen, was richtig und was falsch ist, ist das eine großartige Voraussetzung nicht nur für eine positive Entwicklung, sondern auch für eine entspannte Beziehung.

 

1 Eine ausführliche Abhandlung der Psychologie des Jugendalters findet sich bei Fend (2003).

2 Beachten muss man allerdings, dass Dabrowskis Auffassung von Hochbegabung mit der gängigen Definition über einen IQ von 130 und darüber nur teilweise in Einklang steht.

3 Die Study of Mathematically Precocious Youth (SMPY) um Camilla P. Benbow und David Lubinski zeigt, dass diese “multipotentiality” bei über 95% der Jugendlichen verschwindet, sobald die Anforderungen hoch genug sind (vgl. Achter, Lubinski & Benbow, 1996).

 

Literatur:

Achter, J. A., Lubinski, D.& Benbow, C. P. (1996). Multipotentiality among the intellectually gifted: “It was never there and is already vanishing.” Journal of Counseling Psychology, 43(1), 65–76.

Baltes, P. B. & Mayer, K. U. (Eds.) (1999). The Berlin Aging Study: Aging from 70 to 100. Cambridge, UK: Cambridge University Press.

Dabrowski, K. (1964). Positive Disintegration. Boston, MA: Little, Brown & Company.

Fend, H. (2003). Entwicklungspsychologie des Jugendalters (3. Aufl.). Wiesbaden: vs Verlag für Sozialwissenschaften.

Havighurst, R. J. (1974). Developmental tasks and education (3rd ed.). New York: McKay.

Schultz, R. A. & Delisle, J. R. (2003). Gifted adolescents. In N. Colangelo & G. A. Davis (Eds.), Handbook of Gifted Education (3rd ed., pp. 483–492). Boston, MA: Allyn & Bacon.

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Dr. rer. nat. Tanja Gabriele Baudson ist Diplom-Psychologin und Literaturwissenschaftlerin. Seit Oktober 2017 vertritt sie die Professur für Entwicklungspsychologie an der Universität Luxemburg und ist als freie Wissenschaftlerin mit dem Institute for Globally Distributed Open Research and Education (IGDORE) assoziiert. Ihre Forschung befasst sich mit der Identifikation von Begabung und der Frage, warum das gar nicht so einfach ist. Vorurteile gegenüber Hochbegabten spielen hierbei eine besondere Rolle - nicht zuletzt deshalb, weil sie sich auf das Selbstbild Hochbegabter auswirken. Zu diesen Themen hat sie eine Reihe von Studien in internationalen Fachzeitschriften publiziert. Sie ist außerdem Entwicklerin zweier Intelligenztests. Als Initiatorin und Koordinatorin der deutschen „Marches for Science“ wurde sie vom Deutschen Hochschulverband als Hochschullehrerin des Jahres ausgezeichnet. Im April 2016 erhielt sie außerdem den SciLogs-Preis "Wissenschaftsblog des Jahres".

14 Kommentare

  1. protektive Faktoren/Salutogenese

    Ein sehr spannender Artikel!

    Interessant wäre, die hochbegabten Kinder (hier insbesondere die “resilienten” Kinder)in Bezug auf ihre Ressourcen (personal, sozial etc.) zu untersuchen. Also zu schauen, welche protektiven Faktoren (z.B. soziale Unterstützung o.Ä.) sie nutzen, um die Entwicklungsaufgaben konstruktiv zu bewältigen.

  2. @Christian

    Freut mich, dass Ihnen der Artikel gefallen hat! Auf jeden Fall eine spannende Frage, die Sie da aufwerfen. Ich denke zum einen, dass die salutogenetischen und protektiven Faktoren großenteils womöglich gar nicht so anders sind als bei durchschnittlich begabten Jugendlichen, dass es aber für die Hochbegabten sehr hilfreich sein kann, ihre Intelligenz auch als Ressource zu nutzen und einzusetzen. Mein Eindruck ist, dass hohe Begabung (insbesondere in der Beratungsliteratur) häufig als Problem konzipiert wird; manche gehen ja sogar explizit so weit, Hochbegabung als Behinderung zu bezeichnen. Und dem ist m.E. nicht so. Hochbegabung an sich ist nicht die Ursache von Problemen; Schwierigkeiten entstehen durch Passungsprobleme zwischen Individuum und Umwelt. Die eigene hohe Intelligenz dafür zu nutzen, um diese Passung zu verbessern (und sie somit als Ressource überhaupt erst mal wahrzunehmen), wäre sicherlich ein interessanter Perspektivenwechsel. Ich bin gespannt.

    • Hallo,
      wie kann man sowas wie Hochbegabung als Stärke benutzen? Ich bin 17 und habe in der Tagesklinik einen Test gemacht. 136.. Ich wusste erst nichtmal wo das liegt und alle haben nur gelächelt ud gesagt das ist hoch, die ich dort gefragt habe, als wäre das was Gutes. Ich meine irgendwie hat es mich gefreut, dass ich zumindest irgendwas gut “kann”. Das war aber schnell weg, weil ich ja absolut nichts dafür getan habe, dass ich den IQ habe. Ausserdem habe ich ständig Angst vor Bewertungen und mach mir viel zu viele Gedanken über sowas.. Als ich meine Mutter vor ca einem halbem Jahr mal gefragt habe ob ich mir ein Buch zu dem Thema bestellen darf, hat sie nur spöttisch/genervt gesagt: “Glaubst du jetzt du bist Hochbegabt?!”
      Well, ich hab einfach brav mit nein geantwortet und bin in mein Zimmer. Ich sehe nicht einen einzigen Positiven Aspekt.
      -Ich habe ständig Angst
      -ich mache mir zu viele unnötige Gedanken, die mich runterziehen
      -ich habe quasi kein Selbstwertgefühl
      -mir geht scheisse, nur wenn ich in der Nähe von jemandem bin dem es schlecht geht (ich verwechsel immernoch ständig welche Gefühle meine sind und welche nicht)
      -ich habe Probleme meine eigenen Gefühle zu identifizieren weil ich es nicht verstehe
      -ich habe keine/n beste/n Freund/in, weil ich zu feige bin, und Angst habe, Andere mögen mich sowieso nicht
      Wie soll man daraus etwas Positives machen? Ich mein ich arbeite momentan mit meiner Therapeutin auch schon an den sozialen Ängsten, aber das ist echt schwer.
      Liebe Grüße

      • Liebe Yakura,

        die eigene Begabung zu akzeptieren und etwas Positives daraus zu machen, ist auf jeden Fall deutlich schwieriger, wenn das Umfeld nicht “mitzieht”. Es tut mir so leid für Sie, dass Ihre Mutter das Testergebnis so ironisch aufgenommen und ihre Ansicht so verletzend kommuniziert hat. Das war nicht okay. Viele Leute sind ja erst mal überfordert, wenn jemand aus dem direkten Umfeld als hochbegabt identifiziert wird (auch, weil so viele dumme und falsche Klischees an dem Begriff hängen, die wohl auch die meisten Hochbegabten irgendwo verinnerlicht haben – man kommt halt sehr schwer dagegen an), aber das entschuldigt das Verhalten nicht.

        Ich glaube, ein Knackpunkt liegt darin, dass kluge Kinder schon sehr früh sehr viel bei anderen mitbekommen und erspüren. Kleine Kinder leben ja mehr oder weniger im Hier und jetzt, und ein nicht erfülltes Bedürfnis (etwa, weil die Bezugsperson nicht da ist, eigene Sorgen hat, überfordert ist etc.) gewinnt für ein so kleines Wesen schnell den Charakter einer existentiellen Bedrohung. Eine Überlebensstrategie kann dann beispielsweise so aussehen, dass sie sich in vorauseilendem Gehorsam anpassen, die Bezugsperson möglichst nicht stressen, damit diese nicht verärgert wird, ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, wenn sie merken, dass die Bezugsperson gestresst, also emotional bedürftig ist etc., und das in einem Alter, wo das Kind eigentlich noch viel zu klein ist, um sich über so etwas Gedanken zu machen! “Parentifizierung” nennt sich dieses Phänomen, wenn das Kind die Elternfunktion einnimmt, und es ist wohl gar nicht so selten. Ich kann, ohne Sie persönlich zu kennen, natürlich nicht sagen, ob das bei Ihnen der Fall ist und will auch keine Ferndiagnosen stellen; aber vielleicht können Sie das als Arbeitshypothese ja mal in eine Therapiesitzung mitnehmen, Ihre Therapeutin kann da sicherlich viel Klügeres zu sagen als ich. (Finde ich übrigens super, dass Sie Ihr Supportteam vergrößert haben! Wohl die meisten Menschen würden von einer Therapie sehr profitieren.) Die, wie ich finde, wenig einfühlsame Reaktion Ihrer Mutter und die Abgrenzungsproblemen, die Sie beschrieben, machten mich etwas hellhörig.

        Sein Potenzial anzuerkennen und dann auch umzusetzen, braucht Zeit, gerade unter schwierigen Umständen, die der Begabungsentwicklung nicht eben förderlich sind. Selbstmitgefühl (nicht zu verwechseln mit Selbstmitleid!) halte ich dabei für eine essentielle Grundlage; ich glaube, gerade begabte Menschen, die oft viel von sich selbst verlangen, sind gerne mal wenig gnädig mit sich selbst, wenn sie ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden, machen sich selbst schlecht, statt sich selbst mal in den Arm zu nehmen.

        Möglicherweise ist das ja die Herausforderung: für sich selbst die unterstützende Person zu werden, die man gebraucht hätte. Wenn man diese emotionale Sicherheit erst mal gewonnen hat und weiß, dass man selbst die eigenen Bedürfnisse angemessen wahrnehmen und liebevoll darauf reagieren kann, muss man seine Ressourcen auch nicht mehr aufs Wachsamsein, Angsthaben, Grübeln etc. ver(sch)wenden – aber am Anfang steht die Arbeit mit den Emotionen, also genau das, was Sie mit Ihrer Therapeutin gerade tun. Ich glaube ja, Sie machen das alles genau richtig. Und auch, wenn es sich vielleicht manchmal so anfühlt, als ginge alles viel zu langsam oder als käme man gar nicht voran: Haben Sie Geduld mit sich. Eine Pflanze wächst auch nicht schneller, wenn man an ihr zieht. Aber Sie können versuchen, gute Wachstumsbedingungen zu schaffen. Lernen Sie das Pflänzchen kennen, beobachten Sie aufmerksam, was es so braucht, und hegen und pflegen Sie es liebevoll.

        Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute!

  3. @Franzi

    Manche suchen noch länger (bei mir hat’s noch etwas länger gedauert als bei Ihnen ;)); manche wechseln sogar mitten im Leben noch mal (und in Anbetracht unserer Langlebigkeit finde ich, darüber kann man wirklich mal nachdenken). Insofern: weiter erkunden; sich selbst beobachten, bei welchen Tätigkeiten man wirklich glücklich ist; kritisch hinterfragen, was man selbst will und was eher von außen kommt. Vermutlich ist das ein lebenslanger Lernprozess, da Entwicklung ja nicht irgendwann aufhört; inzwischen finde ich diese Vorstellung aber gar nicht mehr so schlimm, muss ich sagen. Ihnen wünsche ich ein gutes Händchen und eine aufmerksame Wahrnehmung!

  4. Die Passung HBs mit ihrer Umwelt

    Ich stimme Ihnen zu, dass HB als solche kein Grund ist, um eine Passung zur Umwelt zu nicht erreichen. Die Frage lautet meiner Meinung nach denn auch: warum ist eine Passung überhaupt notwendig?
    Viele HB leiden nicht darunter, dass sie anders “ticken”, sondern suchen sich ihre Nische und ihre Mitmenschen, die zu ihnen passen, sprich ebenfalls hochbegabte. Es ist m.M. nach nur dann notwendig, eine Anpassung zu reichen, wenn eine wie auch immer geartete Unzufriedenheit/Unglücklichsein vorliegt. Wer seine, wie auch immer geartete Andersartigkeit akzeptiert und mit ihr zufrieden leben kann, für den ist eine “Passung” einfach nicht notwendig.
    Sicherlich ist diese Einstellung bei Jugendlichen nicht oft zu finden, da dort der psychologische Druck nach Akzeptanz in einer peer-group am größten ist, aber mit zunehmendem Alter bzw. zunehmender Reife ändert sich das.
    Falls ein Jugendlicher es schafft, seine intellektuellen Fähigkeiten ins Studium zu transportieren und er dort erfolgreich ist, wird er sicher in gesellschaftliche Ebenen vordringen, in denen er viele Gleichgesinnte findet.

  5. Diffizile Angelegenheit

    Dies ist eine diffizile Angelegenheit, ich sehe das gerade bei einem Verwandten und seinem Kleinen. Begabung und Karriere ist nicht alles, fördern, fördern, fördern bis zum geht nicht mehr – der Kleine wird seinen Weg so oder so gehen, da sollte man es nicht forcieren.

  6. Potenzial und dessen Ausnutzung

    Ich habe den Beitrag erst heute gelesen. Eine Erkenntnis aus einem Ferienlager mit hochbegabten Jugendlichen im Juli möchte ich anfügen: Das Erkennen des eigenen Potenzials als Chance, und nicht, wie bei fast allen Teilnehmern, als ‘Störung’, ist der Schlüssel zum Erfolg bei Jugendlichen. Ihre neu erworbene Fähigkeit zur Selbstreflektion macht es den Jugendlichen bei der o.g. Reattributierung der Hochbegabung dann einfach, dieses Potential zur eigenen positiven Entwicklung zu nutzen. Wie sehr sie das Potenzial dann umsetzen können, ist vom ihrem Umfeld beeinflusst (Peers, Familie, Schule). Ein tolles Beispiel hierfür liefert auch Götz Müller in seinem Beitrag über Jonas’ Sozialkompetenz. Manchmal entwickeln sich auch Genies…

  7. Hochbegabung = Obersensibel

    …wie soll man als Eltern sein begabtes Kind fördern, wenn es von der Umgebung verpönt ist? Wenn es viel kostet? Wenn Schulen sich nicht korrekt informieren?

    Ich hatte einen Ehemann der damals in den 70’gern mit 14 getestet wurde! Ergebnis 136.Er wurde nicht gefördert oder unterstützt. Hat Schule abgebrochen, lernte Gas,Wasserinstallateur, wurde perfekter Handwerker in Allem. Für ihn bis heute ein Fluch. Sehr unruhiger Mensch, Depressiv, krankhaft Eifersüchtig. Unwahrscheinlich empfindlich.

    Konnte ich nicht mehr aushalten mit ihm, vor allen Dingen, wo mein Sohn auch solch eine Spezies ist. Total empfindsam!

  8. @Kirstin: Hochbegabung != Obersensibel

    Das tut mir leid zu lesen, zeigt es doch wieder, wie wichtig Förderung ist (bzw. gewesen wäre — aus der Zeit gibt es sicherlich auch noch viele unerkannte Beispiele!).

    Was ich aber noch ergänzen wollte: Hohe Sensibilität kann, muss aber nicht mit hoher Begabung einher gehen. Bei der Teilgruppe der besonders sensiblen Hochbegabten ist es aber natürlich wahrscheinlicher, dass sich Depressionen o.ä. entwickeln. Daran ist aber nicht die Hochbegabung “schuld”, sondern das Umfeld, das diese nicht fördert (oder in manchen Fällen sogar aktiv unterdrückt) – Passung, das ewige Thema. Oh Mann, 30 Jahre Hochbegabtenforschung in Deutschland, und es gibt immer noch so viel zu tun …

  9. Hochsensibel

    Hallo,

    hm? Ich habe jetzt Angst das falsche zu tun! Mein Sohn, 10 J. ist sehr lieb u fürsorglich, aber gleichzeitig rasant auf 180! Er ist aber durch Ergo- und Verhaltenstherapie etwas geduldiger geworden ;0)

    Nun sagte er mir (seid 5 Wochen in neuer Klasse) bevor er dort wieder zur Schule geht, schmeisst er sich lieber VOR den Schulbus. Ich war erschrocken.

    Das sagt kein normales Kind!!!

    Wenn Lehrer nicht helfen und,kein Interesse haben das Problem gemeinsam zu lösen, wie soll ich das denn alleine klären?

    Ich hab ihn hier zuhause und habe nun 2 andere Grundschulen angeschrieben. Offen und klar, ich bin gespannt ob ich Hilfe bekomme. Die eine Schule schmückt sich sogar mit dem Thema HB.

    LG Kirstin

  10. Berufsfindung

    ein interessanter Artikel,da mein17-jähriger Abiturient mit Schnitt 0,8 genau dieses Entscheidungsdilemma hat. Die seit 13 Jahren gefühlte Neigung zu Geschichte und Latein, passt nicht zu seinem Perfektionismus und Ehrgeiz (was soll man damit schon machen). Mir fehlen hier noch ein paar Schlussfolgerungen, um nicht weiter nur im kleinen Kreis zu denken.

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