Aufmerksamkeitsgestört oder hochbegabt?

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Intelligenz, Sonntagskinder und Schulversager
Hochbegabung

Die Diagnose AD(H)S geht vielen Leuten ja schnell von der Hand – das könnte man zumindest meinen, wenn man sich umhört, wie viele Kinder inzwischen mit Ritalin und Konsorten versorgt werden. Dass sich Hochbegabte oft ähnlich verhalten wie Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten und/oder Hyperaktivität, ist jedoch noch nicht flächendeckend bekannt. Und komplizierter wird das Ganze noch, wenn beides zusammenkommt: Solche Doppeldiagnosen sind nämlich alles andere als trivial.

“Ach, der Kevin ist immer so hibbelig – der hat bestimmt ADHS.” Fast könnte man meinen, dass eigentlich normales kindliches Verhalten wie Herumtoben, Lautsein, über Tische und Bänke klettern aus der Mode gekommen sei. Natürlich besteht ein Teil der schulischen Sozialisation darin, dass die Kinder auch konzentriertes Stillsitzen lernen; aber der Ausgleich ist wichtig. Wenn dieser fehlt und sich die Energie ihr Ventil in der Schule sucht, kann das zu einem Problem werden: Eigentlich nachvollziehbares Verhalten wird als “ADHS” stigmatisiert, das Kind möglicherweise mit Medikamenten ruhiggestellt, damit der Schulbetrieb nicht gestört wird. (Zum Thema Ritalin hatte mein geschätzter Kollege Götz Müller ja auch schon etwas geschrieben – hier geht’s zum Artikel.) Eine saubere Diagnose tut von daher not – und das ist nicht immer ganz einfach. Hierbei müssen wir zunächst einmal die verschiedenen Formen differenzieren: Es gibt zum Einen das reine Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS), die Hyperaktivität und dann die Mischform ADHS, bei der beides zusammenkommt. Es muss gemäß den aktuellen Diagnosehandbüchern jeweils eine bestimmte Anzahl von Symptomen über einen bestimmten Zeitraum vorliegen, damit die Störung diagnostiziert werden kann.

Die Diagnose von Aufmerksamkeitsstörungen funktioniert im Wesentlichen als eine Ausschlussdiagnostik. Das heißt, AD(H)S darf strenggenommen erst dann diagnostiziert werden, wenn andere Ursachen nicht in Frage kommen. Und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten können vielerlei Gründe haben – von neurologischen Erkrankungen über Schlafmangel bis hin zu ganz anderen Problemen, die das Kind ablenken, wie etwa die Scheidung der Eltern – oder eben Hochbegabung! Eine (möglicherweise nicht erkannte) Hochbegabung kann ähnliche Symptome mit sich bringen wie Aufmerksamkeitsstörungen: Hier kann ein Intelligenztest Aufschluss geben (der ohnehin Teil jeder Aufmerksamkeitsdiagnostik sein sollte), ob das Kind nicht einfach nur gelangweilt ist und deshalb scheinbar geistesabwesend aus dem Fenster schaut oder seiner Frustration durch Clownerien und andere unangemessene Aktivitäten Ausdruck verleiht. Generell sollte dabei beachtet werden, ob das störende Verhalten immer oder nur in spezifischen Situationen auftritt: Wenn das Kind in der Schule hibbelig ist, zu Hause aber über Stunden konzentriert spielen oder lesen kann, spricht das dafür, dass es in der Schule nicht optimal gefordert ist. Fernsehen und Computerspielen zählen dabei übrigens nicht: Hier sind die Bildabfolgen so rasant, dass selbst Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen sich über lange Zeitspannen konzentrieren können.

Richtig kompliziert wird es allerdings bei “Doppeldiagnosen”, wenn also beispielsweise Hochbegabung und AD(H)S gleichzeitig vorliegen: Die Aufmerksamkeitsschwierigkeiten können dazu führen, dass ein Kind sein intellektuelles Potenzial nicht ausschöpfen kann, während die hohe Intelligenz die Aufmerksamkeitsprobleme bis zu einem gewissen Grad kompensieren kann. Das Kind scheint also auf den ersten Blick ganz unauffällig – obwohl bei ihm sowohl eine Hochbegabung als auch ein Aufmerksamkeitsdefizit zu diagnostizieren wären! (Am Rande bemerkt: Es besteht kein systematischer Zusammenhang zwischen Intelligenz und AD(H)S – Aufmerksamkeitsprobleme sind über das komplette Begabungsspektrum ziemlich gleich verteilt.) Hier ist dann die Kenntnis und Sensibilität des Diagnostikers gefordert. Einerseits schreiben die Handbücher der Intelligenztests oft sehr genau vor, wie man vorzugehen hat; andererseits soll ein Intelligenztest aber auch das Potenzial einer Person möglichst genau abbilden! Was also tun? Bei manchen Testverfahren wie dem CFT 20-R gibt es bereits Hinweise, dass Personen mit Aufmerksamkeitsstörungen als Hilfe eine Art “Schablone” verwenden dürfen, sodass nur eine Aufgabe auf einmal im Blickfeld ist. Somit wird einer Ablenkung durch die anderen Aufgaben auf der Seite vorgebeugt. Ansonsten ist das Gespür gefragt, ob der Test unter diesen besonderen Umständen in der Lage ist, die tatsächliche Intelligenz adäquat abzubilden. Beim Verdacht auf Aufmerksamkeitsstörungen ist eine ausführliche Anamnese (bisheriger Werdegang, schulische Leistungen, ggf. Berufslaufbahn, Krankheiten, belastende Ereignisse u.v.m.) unbedingt notwendig; diese kann neben dem Test zusätzliche Hinweise auf die tatsächlichen kognitiven Fähigkeiten der Person geben.

Am Anfang steht also die richtige Diagnose – und die besteht nicht nur aus einer kurzen Befragung und dem “Test d2” (einem bekannten und häufig verwendeten Aufmerksamkeits-Belastungstest), sondern aus einer ausführlichen Anamnese unter Einbeziehung verschiedener Informanten, dem Ausschluss möglicher körperlicher Ursachen, einem Intelligenztest und einer differenzierten Untersuchung der verschiedenen Facetten der Aufmerksamkeit. Nur so lässt sich feststellen, was genau die Ursache für ein konkretes Problemverhalten ist, das auf den ersten Blick aussieht wie eine Aufmerksamkeitsstörung, vielleicht aber auch etwas ganz anderes ist. Und erst auf dieser Grundlage kann entschieden werden, welche Intervention geeignet ist, um diese Probleme langfristig zu lösen.

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Dr. rer. nat. Tanja Gabriele Baudson ist Diplom-Psychologin und Literaturwissenschaftlerin. Seit Oktober 2017 vertritt sie die Professur für Entwicklungspsychologie an der Universität Luxemburg und ist als freie Wissenschaftlerin mit dem Institute for Globally Distributed Open Research and Education (IGDORE) assoziiert. Ihre Forschung befasst sich mit der Identifikation von Begabung und der Frage, warum das gar nicht so einfach ist. Vorurteile gegenüber Hochbegabten spielen hierbei eine besondere Rolle - nicht zuletzt deshalb, weil sie sich auf das Selbstbild Hochbegabter auswirken. Zu diesen Themen hat sie eine Reihe von Studien in internationalen Fachzeitschriften publiziert. Sie ist außerdem Entwicklerin zweier Intelligenztests. Als Initiatorin und Koordinatorin der deutschen „Marches for Science“ wurde sie vom Deutschen Hochschulverband als Hochschullehrerin des Jahres ausgezeichnet. Im April 2016 erhielt sie außerdem den SciLogs-Preis "Wissenschaftsblog des Jahres".

16 Kommentare

  1. Danke …

    … für diesen Blog. Es sind immer wieder sehr hilfreiche Informationen enthalten, so wie auch in diesem Beitrag.

    Freundliche Grüsse

    Harald Walter

  2. “einfach nur gelangweilt”?

    Wie sieht es eigentlich mit der “Langeweile” genau aus? Resultiert sie nur durch einen zu schwachen Informationsfluß, oder auch analog zu individuell unterschiedlichen ästhetischen Sensibilitäten auch durch inhaltliche Faktoren? Gibt es verschiedene Formen von Langeweile und von der Weise, wie sie als “Input” vom Gehirn weiterverarbeitet wird? Gibt es – ähnlich wie bei diversen braunen kalten Sprudeln, deren Ekeleffekt unter der Bewußtseinsschwelle bleibt und koffeinunterstützt durch Anregungsinterpretationen ersetzt wird – paradoxe Langeweile-Effekte, z.B. “Langeweile-Junkies”?

  3. @T: Langeweile

    Hallo,

    Sie liegen da ganz richtig: Langeweile ist nicht gleich Langeweile! Das Interesse spielt dabei eine Rolle, andererseits aber auch Faktoren wie Über- vs. Unterforderung. Mich kann etwas langweilen, weil ich es schon längst verstanden habe oder weil ich schon längst den Anschluss verloren habe. Dass Langeweile süchtig machen kann, wäre mir nicht bekannt; in dem Kontext aber vielleicht an anderer lustiger Effekt, dass hochbegabte SchülerInnen bei wenig anspruchsvollen Aufgaben gerne mal ihre Langeweile demonstrativ raushängen lassen, um dem Rest der Gruppe zu zeigen, wie unterfordert (also: wie fähig) sie sind (dazu gab es auch mal eine Studie von Röhr-Sendlmeier).

    Beste Grüße
    Tanja Gabriele Baudson

  4. Langeweile unvermeidbar?

    Danke für Ihre schnelle Antwort! Soeben fällt mir noch beim Betrachten einiger HDR-Fotos, die Stadtlandschaften in spielzeugartige Modellandschaften (allerdings mit toller Detailauflösung) verwandeln, ein, daß das menschl. Gehirn gegenüber der sozialen Umwelt eigentlich enorm überkomplex sein müßte. Langeweile wäre also nur die natürliche und gesunde Reaktion. Keine besonders schöne, aber besser als das dann auf eine noch weniger erfreuliche mentale Komplexitätsreduktion hinweisende Gegenteil? (Wie Zahnschmerzen: Die sind schlimm, aber wenn auch die aufhören, dann wird’s erst richtig ernst) Vielleicht sollte man Leute, die Langeweile noch zu spüren vermögen, beglückwünschen und ihnen raten, bloß nicht aufzugeben…

  5. Vielen Dank

    Sie sprechen mir aus der Seele. Wir haben es mit unseren Jungen durch. In der ersten Klasse setzte er sich scheinbar völlig unvermittelt mitten im Unterricht unter den Tisch, als ein Kind im vor dem Unterricht die Federmappe zum Spass weg nimmt, fängt er an zu weinen, im Sportunterricht regiert er auf freie Spielsituationen völlig unangemessen für das soziale Umfeld. Ständig gerät er in Auseinandersetzungen an denen ihm meistens die Verantwortung zugeschoben wird. Schnell war seitens der Schule die “Diagnose” gefunden: ihr Kind hat hochgradig ADHS, er braucht dringend Medikamente – und hier (an der Grundschule) ist er verkehrt. Wir ließen uns breitschlagen und stimmten einer E-Schule zu, ohne zu wissen, was sich dahinter genau verbirgt. Hier wurde versproch, dass man so toll therapeutisch mit ihm arbeiten würde usw. Ich könnte weiter schreiben, es würde ein Buch füllen. Nach 1 1/2 Jahren meinte die Rektorin der E-Schule, dass das Kind nur noch in der Klinik in einer 1:1 Beziehung unterrichtet werden könne. Hier haben wir dann den Schlussstrich gezogen, gut 600 EUR für einen Anwalt für Schulrecht ausgegeben und das Schulamt gezwungen, den Jungen wieder einer Regelschule zuzuführen. Inzwischen kamen dem behandelnden Kinderpsychologen erste Zweifel auf, was den Verdacht auf ADHS an ginge. Nun stand plötzlich eine autistische Störung im Raum mit Verdacht auf Asperger. Plötzlich wurde alles klarer, die Kindergartenbericht, die Situationen in der Schule usw. Wir besorgten einen Schulbegleiter und hatten dann eine echte tolle Unterstützung von der Schule für Kranke aus Erlangen (ich muss sie nennen, denn sie waren eine riesen Hilfe für uns Eltern, denn wir haben uns ständig mit der Schule gerieben). Zum Ende der Grundschulzeit war auch der Grundschule klar, dass sie sich geirrt hatten.
    Jetzt ist der Junge am Gymnasium (5.Klasse) und die Schule ist sehr offen und verständig was die autistische Störung unseres Jungen angeht. Wir wissen, dass es sehr anstrengend ist, mit einem Kind wie unserem. Aber er hat es verdient, dass man ihn und seine Probleme ernst nimmt.
    In den 3,5 Jahren mussten wir immer und immer wieder erleben, wie man doch regelrecht zu Medikenet und Co getrieben wird, weil ja das Kind ADHS habe. Das die Diagnose ADS/ADHS aber eine reine Ausschlussdiagnose ist, wissen die wenigsten. Leider.

  6. Störungen

    Manchmal kommen einem Situationen, wie duie hier geschilderten, bekannt vor:
    1. Klasse. Erst alles prima. Nach zwei Monaten. Kind setzt sich unter den Tisch während des Unterrichts. Ist nicht ansprechbar. Kind muss also gestört sein. ADHS? Autismus? Ohne Schulbegleitung nichts mehr zu machen. Da kann nur die Sonderschule helfen. Eltern sagen: Erst mal abwarten. Wir holen jetzt eine Begutachtung ein. Psychiater sagt: Naja, vielleicht ADHS? Vielleicht Asperger? Vielleicht Hochbegabung?
    Test: Hochbegabung knapp verfehlt wegen der geringen Arbeitsgeschwindigkeit.
    Aber inzwischen hat das Kind Zeit gewonnen. Integriert sich etwas besser.

    In den nächsten zwei Jahren: noch vier Psychiater auf Wunsch der Schule. Zwischendurch sogar Ritalin. Aber immer das Ergebnis: ADHS, Asperger, Autismus kann nicht bestätigt werden. Hochbegabung zweifelsfrei vorhanden.

    Jetzt: Übergang ins Gymnasium. Endlich ein glückliches Kind (“Mama, so hab ich mir Schule immer vorgestellt – wir dürfen jetzt richtig was lernen”)

    Gut, das ist alles sehr verkürzt und teilweise auch überspitzt dargestellt. Aber es wäre gut, wenn nicht alles sich nur auf “Krankheit” fokussieren würde und auch überdurchschnittlich begabte Kinder eine Förderung erfahren würden statt “Krankschreibung”

  7. Was ist eine E-Schule

    @T: kurz gesagt: “ein armseeliger Haufen, wo einem die Kinder nur Leid tun können” – nein, die offizielle Beschreibung nennt sich “Schule zur Erziehungshilfe”. Hier sind sehr kleine Klassen (6-8 Schüler/Klasse) nit 1-2 Lehrkräften pro Unterricht. Hier findet man in der Regel Kinder aus sozial schwierigen Umgebungen und leider auch Kinder, wie unseren Jungen (weil es ja so einfacher ist). Der Tagesablauf besteht weniger im unterrichten, als im Verwahren. Hat ein Kind Probleme (und tickt deshalb aus) verbringt es die Zeit im Ausszeitraum. Der Auszeitraum ist (so hab ich ihn kennen gelernt) ein leerer, trostloser Raum, wo die Kinder sich abreagieren können, ohne etwas kaputt zu machen. Hinter dem Konzept der E-Schule steht eine HPT (Heilpädagogische Tagesstätte), wo die Kinder nach der Schule therapeutisch betreut werden (sollten). Unsere Erfahrung war aber, dass man sich mehr auf erziehungsschwierige Kinder festgelegt hat, als auf sinnvolle therapeutische Maßnahmen. Aber wie Eingangs schon gesagt: Kinder, die hier sind, können einem nur Leid tun – man möchte meinen es sind “Gottes vergessene Kinder”. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass es soetwas gibt in Deutschland.

    @Frieda: Back to the Rules – wenn sich alle auf ihre Arbeit konzentrieren würden, gäbe es in der Tat weniger “Krankschreibungen”. Aber das, was wir in all den Jahren immer wieder zu hören bekamen: “für Ihr Kind haben wir gar keinen Schlüssel” (gemeint ist der Kostenschlüssel – oder anders gesagt, sie bekommen es gar nicht bezahlt) – welch Frechheit, wenn man nur einmal ernsthaft darüber nachdenkt.
    Für unseren Jungen war aber die Diagnose auch eine Erleichterung – für uns und den Jungen: wir haben klare Verhältnisse, was den Umgang mit Behörden und Einrichtungen einfacher macht. Unser Sohn ist auch schwerbegeistert vom Gymnasium. Auch bis nach Tübingen zu Frau Aiga Stapff sind wir gefahren, um Hochbegabung auszuschliessen – doch was kann man in 3 Stunden wirklich diagnostizieren? Wir haben den Leuten in Tübigen mal ein gehöriges Maß an Erfahrung unterstellt (was sie zweifelsfrei auch haben werden), so dass wir keine Probleme mit dem Ergebnis hatten und haben. Es soll Eltern geben, die regelrecht versessen darauf sind, dass das Kind doch irgendwie hochbegabt sein muss. Uns ist nur wichtig, dass der Bub doch einfach nur Kind ist und die Welt etwas entspannter erleben soll.

    Rene

  8. Wollen Eltern hochbegabte Kinder?

    Hallo René,

    die Erfahrung, dass Eltern unbedingt ein hochbegabtes Kind haben wollen, habe ich in der Diagnostik auch schon gemacht. Teilweise werden auch Adressen niedergelassener Psychologen gehandelt, die überzufällig häufig HB “produzieren” (teilweise auch mit alten Tests, dazu hatte ich auch in diesem Blog was geschrieben). Diese sind aber zum Glück in der Minderheit — die meisten Eltern wollen ihrem Kind einfach nur helfen, und wenn der Problemkomplex zumindest einen Namen hat, gibt das auf jeden Fall schon mal Anhaltspunkte, wie es weitergehen kann.

    Was die Tests angeht: Klar kann man in drei Stunden nur einen Ausschnitt des Verhaltens testen. Die Aufgaben sind aber so ausgewählt, dass sie die kognitiven Fähigkeiten gut erfassen und auch gut zwischen Hochbegabten und durchschnittlich Begabten trennen. Im Rahmen der Testkonstruktion wird also optimiert, dass man mit möglichst wenigen Aufgaben möglichst viel an soliden Informationen bekommt.

    LG Tanja Gabriele Baudson

  9. Bsp.

    Zu: “Ekeleffekt unter der Bewußtseinsschwelle (werden durch) Anregungsinterpretationen ersetzt”: “In the queue are hip 20 and 30-something young professionals from as far away as New York and even Europe. They are lining up for “Pliny the Younger” … What adds intrigue to the mix is that to most palates Pliny the Younger is really rather disagreeable. Its aroma is married to a sickly maltiness and an intense punch of alcohol that seem designed to make you turn up your nose at the first sip. This is not an isolated case, either. In that sense, drinking (that) beer at all is a perverse activity. We don’t intentionally inhale faeces or stab ourselves in the arm, so why do we accept and even come to enjoy naturally unpleasant tastes? It is a bit of a mystery….” (link)

  10. Langeweile ist Trendy:

    So laaangsam baut sich nun der Langeweile-Hype auf: “Mr. Barrett’s talk was titled, “Like Listening to Paint Dry,” and to judge from the droopy faces in the audience, it was a hit. He was speaking, after all, at a conference of boredom enthusiasts called Boring 2010, held here Dec. 11. For seven hours on that Saturday, 20 speakers held forth on a range of seemingly dreary diversions, from “The Intangible Beauty of Car Park Roofs” and “Personal Reflections on the English Breakfast,” to “The Draw in Test Match Cricket” and “My Relationship With Bus Routes.” Meanwhile, some of the 200 audience members—each of whom had paid £15 (about $24) for a ticket—tried not to nod off. Not many did, surprisingly. “It is quintessentially English to look at something dull as ditchwater and find it interesting,” said Hamish Thompson, who runs a public-relations firm and was in the audience. For all its archness, the conference occasionally veered from the ridiculous to the philosophical. “What It’s Like to Do Almost Nothing Interesting for 25 Hours a Week,” ended on an unexpected, touching note. “When we learn to tolerate boredom,” she said, “we find out who we really are.”

    To get to the conference, Jo Lee took an hour’s train ride from the seaside town of Brighton. She said it was worth it because her own idea of fun is to take photographs of random marks left on walls and of chewing gum stuck under desks.

    “We’re all overstimulated,” said Ms. Lee. “I think it’s important to stop all that for a while and see what several hours of being bored really feels like.” (link)

  11. Wie schnell wird aus Hochbegabung ADHS

    Liebe Frau Baudson!
    Es tut gut Ihren Artikel zu lesen. Unser Sohn wurde nach nur 6 Wochen Schule von den Lehrern in die ADHS-Schublade gesteckt(er hatte gerade von der Grundschule in das Gymnasium gewechselt). Die Lehrer wussten von seiner Hochbegabung und erwiederten uns gegenüber nur, dass sie damit keine Erfahrung hätten. Dass sich unser Sohn im Unterricht langweilte, von den anderen Kindern nicht akzeptiert wurde und er schließlich Monate gemobbt wurde, lag ja alles nur an ihm selbt. Sogar der stellvertretende Rektor war der Meinung, an allem wäre unser Sohn schuld. Es waren verdammt harte Monate, viele Gspräche und sehr viel Unverständnis von Seiten der Lehrer. Ein Schulwechsel hatte allerdings die ganze Situation zum Positiven verändert. Unser Sohn ist nun in der neuen Schule absolut integriert und hat Freunde gefunden. Die Rückmeldung der jetztigen Lehrer ist jedesmal die, dass sie ihn für sehr kreativ halten, über ein enormes Wissen verfügend und ihn ein als ein pfiffiges Kerlechen sehen (Originalton der Klassenlehrerin). Ich sollte noch hinzufügen, dass er sich nun auch nicht mehr langweilt und ihm die Schule Spass macht. Es hat sich nämlich beim Wechsel der Schule herausgestellt, dass er in allen Fächern sehr viel Schulstoff nachholen musste, da die neue Schule schon viel weiter voraus im Unterricht war. Ein harter Leidensweg, aber mit einem wirklich gutem Ende und das ohne ADHS zu haben.

  12. Zwei Ergänzungen

    Es kommen aus meiner Sicht zwei weitere Punkte hinzu, die einer Klärung der Frage, womit man es im jeweiligen Fall zu tun hat und wie mit dann diesem Befund umzugehen ist, im Wege stehen.

    Zum einen kommen Eltern und Lehrer oftmals gar nicht auf die Idee, es mit einem hochbegabten Kind zu tun zu haben. Wirken die doch auf den ersten Eindruck mitnichten immer herausragend klug oder talentiert. Der Begriff der Hochbegabung impliziert, dass da etwas strahlen müsse, was diese Kinder im positiven Sinne von anderen abhebt. Aber so ist es nicht, gar zu oft schlummert da etwas tief unter der sichtbaren Oberfläche, was sich nur einer sorgfältigen Beobachtung bzw. fachgerechten Diagnostik erschließt – zumal wenn sich zeitgleich eine Hyperaktivität bemerkbar macht.

    Zum anderen ist es so, dass gerade bei hyperaktiv auffälligen, den Klassenverband in der Regel störenden Kindern deren Lehrer die Nase rümpfen, wenn sie von einer Hochbegabung hören. Unsere Erfahrung ist die, dass häufig eine “Gefälligkeitstestung” vermutet wird. Die gute Nachricht ist, dass sich die letztgenannte Schwierigkeit durch die frühe Einbindung der Schule in alle diagnostischen und unterstützenden Maßnahmen des Kindes vermeiden lässt.

  13. @Thorsten Kerbs

    Dass Hochbegabung mit Problemen, die zu schlechteren Leistungen führen (ADHS, LRS, Dyskalkulie, was auch immer), oft als nicht kompatibel wahrgenommen wird, liegt auch daran, dass hohe Begabung und hohe Leistung nicht voneinander getrennt werden. Dass Potenzial sich zwar häufig, aber nicht notwendigerweise in Leistungen niederschlägt, ist nach wie vor nicht allen bekannt.

    Und ich würde Ihnen zustimmen: Die Schule einzubinden (und so auch die dortigen Kompetenzen anzuerkennen und zu nutzen!), ist gerade bei Kindern mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten das A und O. Vergleichbare Strukturen zu Hause und in der Schule machen diesen Kindern das Leben echt einfacher.

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