Schlüsseldisziplinen in Entwicklungsländern?

BLOG: Heidelberg Laureate Forum

Laureates of mathematics and computer science meet the next generation
Heidelberg Laureate Forum

Eines der Themen, die auf diesem HLF diskutiert werden sollen, ist die Rolle von Mathematik und Informatik in Entwicklungsländern. Am Dienstag gibt es dazu ein Panel “The Role and the Potential of Mathematics and Computer Science in Developing Nations/Emerging Economies“ mit fünf Einstiegspräsentationen junger Wissenschaftler aus Indien, Bangladesch, Ekuador, Kambodscha und Niger, anschließend soll diskutiert werden, wir werden sehen worüber.

Entwicklungs- und Schwellenländer waren auch ein zentrales Thema auf dem ICM letzten Monat, nach außen präsentiert vor allem durch das von koreanischer Seite aufgelegte NANUM-Programm sowie durch mehrere spektakuläre Einzelspenden in sechsstelliger Höhe für den Aufbau mathematischer Forschung (insbesondere Finanzierung von Promotionen) in Afrika. Dazu vielleicht mehr in einem eigenen Artikel in der kommenden Woche. Auch unter einem anderen Aspekt, der natürlich gut zum Image des HLF paßt, spielten Schwellenländer auf dem ICM eine neue Rolle: von den vier Preisträgern der Fields-Medaille stammen drei aus Schwellenländern, nämlich aus Brasilien, Indien und dem Iran. (Schon vor 4 Jahren hatte mit Ngo Bao Chau ein aus Vietnam stammender Mathematiker die Fieldsmedaille gewonnen, er wird übrigens auch auf dem HLF vortragen ebenso wie der diesjährige Preisträger Manjul Bhargava.)

Es ist sicher eine Binsenweisheit, dass Geld alleine, mit der Gießkanne verteilt, nicht unbedingt für eine erfolgreichere Forschung in Entwicklungsländern sorgen wird. Korea, wo ich seit gut 2 Jahren arbeite, hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einem wissenschaftlichen Entwicklungsland (3 Veröffentlichungen in mathematischen Fachzeitschriften im Jahr 1981 – nicht pro Wissenschaftler, sondern für das gesamte Land) zum heutigen Stand empor gearbeitet, konnte dabei aber natürlich auf die Expertise hunderter im Ausland tätiger koreanisch-stämmiger Wissenschaftler zurückgreifen.

Im Grunde wissen wir alle wenig oder nichts über die Arbeit wissenschaftlicher Institute in Schwellen- und Entwicklungsländern. Nicht was die Probleme und Chancen sind und oft noch nicht einmal, woran dort überhaupt gearbeitet wird. Vielleicht ist dieses HLF eine Gelegenheit, daran etwas zu ändern, und vielleicht erlaubt mir die Autorität als “Pressevertreter”, einige der Teilnehmer (aus solchen Ländern) ausführlicher dazu zu befragen 🙂

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ist Mathematiker und interessiert sich besonders für Geometrie und Topologie. Seit zwei Jahren ist er Research Fellow am Korea Institute for Advanced Studies in Seoul. Seit Anfang 2008 betreibt er den Mathlog bei den deutschsprachigen scienceblogs: http://scienceblogs.de/mathlog

2 comments

  1. Heute gelesen: “The other winners of the Breakthrough Prize and I are also collaborating on an initiative to support mathematics in the developing world.”

    Professor of Mathematics Jacob Lurie (Harvard University), MacArthur Fellow 2014

  2. Ja, die fünf Gewinner des Breakthrough Prize haben jeweils 100000 $ für die African Millenium Mathematics Science Initiative gespendet, und der Preisträger der Chern-Medaille sogar 250000 $. Man wird sehen, was mit dem Geld genau passiert, auf der Webseite der Initiative http://ammsi.org werden zum Beispiel Stipendien für postgraduierte Studien an verschiedenen afrikanischen Universitäten (Botswana, Tansania, Kamerun, Malawi, Sambia) angeboten.

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