Endzeiterwartungen: Glühende Lava – fruchtbares Land

BLOG: Hinter-Gründe

Denk-Geschichte(n) des Glaubens
Hinter-Gründe

Für Ende des kommenden Jahres steht ja wieder einmal ein Weltende an, angeblich nach dem Kalender der Maya. Diesmal werden sich weniger die Christen blamieren. Eher andere, verschiedene Esoteriker. Und einige andere Prophezeiungen sind auch schon unterwegs. Vielleicht kommen noch ein paar weitere hinzu. Die Ausreden und Verschiebungen liegen allerdings auch schon bereit.
Dieses Jahr haben mit verständlichem Spott Nichtchristen die Prophezeiungen des amerikanischen Fernsehpredigers Harold Camping verfolgt, der ein zweistufiges Weltende auf 21. Mai und 21. Oktober erwartete. Bei vielen Christen erntete die Sache auch entsprechenden, zumindest milden, Spott. Ja, und die allermeisten hierzulande hätten es wohl nicht einmal gemerkt, wenn sie nicht von interessierter, von atheistischer Seite darauf aufmerksam gemacht worden wären. Immerhin gilt ja auch unter Christen, die mit einem nahen Weltende als Wiederkunft Jesu rechnen, als Standardvorbehalt: dass nach seinen eigenen Worten (in Markus 13,32) schließlich kein Mensch „Tag und Stunde“ wissen könne.

Camping - judgement day

Harold Campings Werbungskampagne für Judgment Day
By Bart Everson (Flickr: Judgment Bus)  via Wikimedia Commons

 

Zeitkritik oder nur private Spielwiese?
Dabei wäre es schon eine faszinierende Frage, warum solche Vorstellungen so aufgerührt werden können. Warum sie bei vielen immer wieder neu so virulent werden, sich dabei auch gut vermarkten lassen; und was an ihnen auch weit über den Bereich der jeweiligen Religionsanhänger hinaus fasziniert. Nun ja, es gibt natürlich auch über solche Prophezeiungen hinaus immer wieder Gründe sich zu überlegen, wie es ökologisch, wirtschaftlich, politisch… auf dem Planeten Erde weitergehen kann. Und mit manchen, durchaus berechtigten und nötigen, zeitkritischen Gedanken können sich je nachdem auch manche Weltuntergangserwartungen verbinden, die da oder dort immer wieder in der Kultur- und Religionsgeschichte der verschiedensten Völker aufkamen.
Dazu wäre aber auch zu beleuchten, wie wenig wirklich zeitkritisch diese gegenwärtigen Weltuntergangsstimmungen wirken bzw. wie sie von wirklicher Zeitkritik ablenken können. Endzeiterwartungen könnten produktiver sein. Aber so wie ich die Prophezeiung für Dezember nächsten Jahres verstehe, möchten das die entsprechenden Leute als unerbittliches Schicksal auffassen. Machen kann man nichts. Nun ja, vorher das Leben noch genießen. Und vielleicht sich überlegen, wann die, die mit der Vermarktung dieser Idee Geld kassieren, es denn zu verbrauchen beabsichtigen. Vielleicht bei Partys danach, die ja auch schon terminiert werden. Sie selbst werden jedenfalls nicht die Absicht haben, *dran zu glauben*.

Bei Harold Camping ist es eine sehr ins Private gehende Frömmigkeit, die ihn zu seinen Berechnungen veranlasste. Ja, er hat öffentlich Werbung damit gemacht. Typisch war aber dabei, wie die Zeit für ihn gewissermaßen stehen blieb. Schon im Voraus nahm er für seinen Kalender keine Termine nach dem 21. Mai mehr an. Und als das Ereignis nicht wie vorausberechnet eintraf, blieben alle Programme stehen. Seine Sender strahlten nur noch “christliche Musik” aus. Anscheinend galt oder gilt nur noch stilles Abwarten – Warten und Hoffen. Nun ja, auch Campings Lebensalter entsprechend. Es ist um ihn und seine Berechnungen ziemlich still geworden. Dem alten Mann sei es gegönnt.

Produktive Spannung
Ganz im Gegensatz zu diesen gegenwärtigen – wirkliches Engagement lähmenden – Erwartungen fällt mir auf, wie in den alten christlichen Endzeitvorstellungen ein Zusammenhang wirksam wird. Und weswegen ich diese doch ernst nehme, auch wenn sie so wörtlich sich nicht erfüllt haben und – wie nach annähernd 2000 Jahren doch hinreichend plausibel – sich so, wie in den alten Bilderbüchern vorgezeichnet, nicht erfüllen werden.

Schnorr von Carolsfeld Bibel in Bildern Julius Schnorr von Carolsfeld,
Christus, der Weltenrichter
via Wikimedia Commons

 

Das Wirksame ist dabei eine Spannung, die die Vorstellung immer wieder aufbrechen und dann auch zerbrechen lässt und in beidem Kräfte freisetzt.
Am ehesten zu vergleichen mit einem Vulkan: Dauerspannung mit gelegentlichen Eruptionen. Die hochgewirbelte Asche ist zwar lebensbedrohlich. Man möchte sie eigentlich meiden. Doch wo sie niederging, erweist sich das Land als besonders fruchtbar– ist lebensförderlich und verlockt gerade dadurch dazu, in der Todeszone zu leben. Schon eine vertrackte Geschichte: Glühende, auch giftige Lava und doch wiederum fruchtbares Land.

Nun, auch ganz am Anfang, in der Geburtsstunde des Christentums, in der Spannung zwischen Kreuz und Auferstehung, wirkte eine solche Eruption und löste eine eigene Dynamik aus:
Die Erwartung, dass der am Kreuz Hingerichtete als Weltenrichter kommen wird. Und dass damit die von ihm angekündigte Wiedergeburt der Erde eingeleitet würde.

Diese Erwartung gewann nun eine besondere Spannung dadurch, dass sie einerseits sich innerhalb nur einer Generation erfüllen, andererseits aber ihr Termin nicht vorausberechnet werden sollte. Und durch diese Spannung entstand eine Dynamik: In dieser nicht terminierten Zwischenzeit galt nicht stilles Abwarten, sondern erwartungsvolles Handeln, und zwar „bis an die Enden der Erde“: Die alttestamentliche Verheißung, dass die Völker zum Zion kommen (und so die Menschheit geeint würde), wurde in den nachösterlichen Geschichten direkt umgepolt: Vom Zion wird Weisung ausgehen – gehet hin in alle Welt… Man verstand es als Auftrag Jesu, Menschen aus allen Völkern zu einem großen menschlichen Gottesbündnis, zu einem göttlichen Menschenbündnis zu sammeln – damit so Gott sei alles in allem und unter einem neuen Himmel auf einer neuen Erde Gerechtigkeit wohne.
Das wirkte wie eine Explosion, die sofort über den engen Horizont zwischen Galiläa und Jerusalem hinaus drängte – über alle möglichen Grenzen von Völkern und Menschen hinweg – und in unglaublich kurzer Zeit sich wie ein Lauffeuer rings ums Mittelmeer ausbreitete. Und das verband sich von Anfang an mit veränderten Lebenszielen und Wertsetzungen – etwa wenn Herren und Sklaven an einem Tisch zu sitzen kamen.

Zerdehnte Zeit –neu aufgerührte Erwartungen
Das und die damit verbundenen Reibereien, auch Reibungsverluste, wäre ein eigenes großes Thema. In diesem Zusammenhang wichtig ist:
Auch als mit der ersten Generation die letzten Augenzeugen gestorben waren und als mit der sich dehnenden Zeit immer deutlicher wurde, dass die unmittelbaren Erwartungen sich so unmittelbar nicht erfüllten – auch dann hielt die Spannung noch weiter vor: die Spannung, die immer mehr und immer öfter zu einer umfassenden Kritik an bestehenden Zuständen wurde. Und das erwies sich für die konkrete Lebensgestaltung der Menschen als wirksamer als die dogmatisch festgehaltenen Erwartungen.
Für Jahrhunderte gelähmt wurde sie erst, als aus den Trümmern des Römischen Reichs neue kirchliche Machtstrukturen aufgebaut wurden. Auch das wäre ein eigenes Thema. Ganz verloren ging die Spannung dennoch nicht.
Zum Teil wurde die ursprüngliche Hoffnungsdynamik eingespeist in die (harmlosere) Dynamik des Kirchenjahres – mit den bekannten Buß- und Festzeiten, Erwartungs- und Erfüllungszeiten, wie Advent und Weihnachten. Zum Teil wurde stärker die individuelle Hoffnung betont – die ja von Anfang an mitwirkte: als Hoffnung auf die persönliche Auferstehung – etwa vermittelt mit der Unsterblichkeit der Seele. Da konnte es auch sehr individualistisch werden. Aber dies zusammen mit der Erwartung dessen, der „richten wird die Lebenden und die Toten“ provozierte eine besondere Weltverantwortung. Und konnte damit auch beitragen zur Umwertung mancher Herrschaftsansprüche. Ganz ungestört konnte jedenfalls die Geschichte nicht weiterlaufen: Da war immer wieder der Störfaktor von Endzeiterwartungen – von Aufbrüchen und Umbrüchen, die sich immer öfters auch mit Herrschaftskritik verbanden.
Nun, da gab es manche Explosionen, auch chiliastische Irrlichter und Irrläufer – bis hin zu ihrer gewissermaßen säkularen Umsetzung – gut gemeint und mit wissenschaftlichem Anspruch rational geplant – im Marxismus: Wir wollen hier auf Erden schon… Dadurch besser wurden die sozialen Verhältnisse jedoch nicht unbedingt. Und nicht unbedingt befreiender die Erwartungen, wenn vorschnell ein politischer Zustand als endzeitliches Paradies proklamiert werden sollte.

Martin von Tour und der BettlerTrotz allem nie vergessen:
Urbild der Diakonie – Sankt Martin
Kloster San Martin de Castañeda

By GFreihalter (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (www.creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Bei Christen wurde es am fruchtbarsten in sozialpolitischen und diakonischen Bewegungen – Letztere in mehrfacher Hinsicht sowohl gegen solche politische Kurzschlüssigkeit als auch gegen kirchlich verbeamtete Lähmungserscheinungen besonders im 19. Jahrhundert entstanden. Auch da wäre einiges kritisch zu hinterfragen. Aber spannend ist, wie diese in den Anfängen, etwa bei Friedrich von Bodelschwingh, sehr deutlich mit Endzeiterwartungen verknüpft waren: Der Weltenrichter wird kommen; er fragt uns danach, was wir für seine „geringsten Brüder“ getan haben.  Er wird uns fragen, wir fragen uns selbst…
Also eine Endzeiterwartung, die der Endzeit gewissermaßen zuvorkommt und gerade so sozialpolitisch fruchtbar werden konnte. Eigentlich ein Widerspruch, aber ein produktiver. Und ein Widerspruch, der durch die ganze Geschichte christlicher Endzeiterwartungen immer wieder wirkte, immer wieder zündete.
Davon ist allerdings bei Harold Camping wenig zu spüren gewesen, und bei den Endzeiterwartungen für 2012 auch nicht. Aber dass es neben skurrilen Erwartungen auch solche gibt, an denen sich produktiv weiter zu denken und weiter zu agieren lohnt – daran wollte ich zu diesem Jahreswechsel erinnern: Glühende Lava – fruchtbares Land.

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Veröffentlicht von

Hermann Aichele Jahrgang 1945. Studium evang. Theologie in Tübingen, Göttingen und Marburg (1964-70), Pfarrer in Württemberg, jetzt im Ruhestand. Hinter die Kulissen der Religion allgemein und besonders des in den christlichen Kirchen verkündeten Glaubens zu sehen, das war bereits schon in der Zeit vor dem Studium mein Interesse: Ich möchte klären, was gemeint ist mit den Vorstellungen des Glaubens, deren Grundmaterialien vor Jahrtausenden geformt wurden - mit deren Über-Setzung für uns Heutige man es sich keinesfalls zu leicht machen darf und denen gegenüber auch Menschen von heute nicht zu leicht fertig sein sollten.

36 Kommentare

  1. Aus Neugier und Unwissenheit…

    …wollte ich fragen, ob es so richtig krachende Apokalypsen auch im Judentum und im Islam gibt. Das weiss ich nämlich schlicht nicht.

    Und ich wollt’ noch sagen, dass ich die christliche Apokalypse – so sehr ich die Wortgewalt der Offenbarung Johannis schätze – ein wenig schlapp finde. Es ist ja kein Weltuntergang, sondern ein Neuanfang.

    Schon wieder Unwissenheit: wie geht das eigentlich bei den skandinavischen Mythenschmieden nach dem Ragnarök weiter? Geht nach der Götterdämmerung (immerhin: die Götter selbst fahren in den Orkus, sehr fortschrittlich!) die Chose weiter / wieder von vorne los?

  2. Schönes Thema!

    Und wieder mal ein runder Titel: Glühende Lava, fruchtbare Erde… Hach…

    Ich lese gerade “Faszination Apokalypse” von unserem Blognachbarn Thomas Grüter. Wenn ich es auf dem Blog rezensiere, trackbacke ich dann gerne auch hierher! 🙂

  3. @Helmut: Endzeitvorstellungen

    Helmut: in kaum einer Religion geht es so wüst zu wie im Film „2012“. Ich hatte im letzten Jahr Gelegenheit, mich etwas näher mit dem Thema zu befassen, und habe festgestellt, dass es im wesentlichen drei religiöse Szenarien des Weltendes gibt:

    – kein Weltende (z.B. polytheistische Religion der griechischen und römischen Antike)
    – zyklisches Weltende mit ständiger Neuschaffung der Welt (Hinduismus, Stoizismus)
    – einmaliges Weltende und Erlösung mit Bestrafung der Bösen und Belohnung der Guten (Christentum, Islam).

    Im Judentum gibt es kein anerkanntes Weltende. Einige Propheten (z. B. Micha oder Jesaja) haben vorhergesagt, dass eines Tages Jerusalem die Hauptstadt der Welt sein werde und ein Endzeitkönig im Namen des einen Gottes gerecht regieren werde. Durch das (zugemauerte) goldene Tor der Stadt Jerusalem soll eines Tages der Erlöser (Messias) einziehen. Bis dahin bleibt das Tor verschlossen. Allerdings ist auch der Messiasglauben im Judentum nicht einheitlich.

    Der Koran enthält viele Anspielungen auf das Jüngste Gericht. Darunter sind Versprechen für die Gerechten und – wesentlich häufiger – Strafandrohungen für Ungläubige und Missetäter. Über den Ablauf des jüngsten Gerichts und seine Vorzeichen steht dort wenig. In der Sunna (die islamische Tradition) findet man allerdings sehr detaillierte Vorstellungen davon. Eine genaue Beschreibung wäre ein bisschen lang, aber jedenfalls wird am Ende der Tod selbst hingerichtet und Paradies und Hölle bestehen ewig, ebenso die Freuden oder Qualen der Bewohner.

    Mit Ragnarök ist die nordische Götterwelt übrigens keineswegs am Ende, es geht weiter, eine neue Welt entsteht. Auch die ist keineswegs ideal, als letztes Wesen kommt dort der leichenfressende Drachen Nidhöggr aus der Unterwelt an. Du kannst die Geschichte in der Völuspá (der Prophezeiung der Seherin) nachlesen, ab Strophe 58.

    In meinem Buch vertrete ich die Auffassung, dass hier der Übergang der Isländer zum Christentum dichterisch begleitet wird. Die alten Götter verlassen heldenhaft den Platz, eine neue Religion kommt. In Island hatte das Thing, die Gesetzesversammlung, im Jahre 1000 die Übernahme der neuen Religion beschlossen. Das geschah aber nicht einstimmig, und so erscheint es mir sehr plausibel, dass ein unbekannter Dichter den alten Göttern einen ehrenvollen Abgang verschaffte, um den Frieden im Land zu wahren.

  4. anregend

    vielen Dank für den anregenden, gebildeten, phantasievollen und gedankenreichen Text. Der Grundtenor aller Texte von Hermann Aichele allerdings ist auch in diesem Text nicht zu überhören:
    Er will alles religiöse irgendwie “sozialpolitisch fruchtbar” machen, fürs Praktische verwenden und letztlich wohl doch “das Himmelreich auf Erden schon errichten”, wenn auch Gott sei Dank mit kleinen, mutigen und vor allem realistischen Schritten, nicht mit großen Ideologien für die Menschen sterben müssen.

  5. @ Thomas Grüter

    Danke!

    So richtig Weltende – also: Seinsende, Schluss, aus, finito, gar nichts mehr – das bietet also nur der Buddha?

  6. Berechnet nach heiligen Schriften?

    Ja, der Maja-Kalender! Katastrophenautoren sehen schon seit 2003 jedes Jahr den Katastrophenbringer Planet X kommen, aber bestimmt 2012! Wenn sie recherchiert hätten wüssten sie, dass er noch mindestens 400 Jahre braucht. Das ändert auch kein Film https://scilogs.spektrum.de/…nd-der-nahe-weltuntergang .
    Fromme und andere Menschen „berechnen“ immer wieder mal einen Termin nach der Bibel. Das war um 1650 nicht viel anders. Der Erzbischof Ussher berechnete das Alter der Erde auf 6000 Jahre und gab als Schöpfungstag den 23. Oktober 2004 v. Chr. an http://de.wikipedia.org/wiki/James_Ussher – und viele glauben daran, ignorieren die weltweiten Forschungserbegnisse… So gesehen – auch eine Katastrophe.
    „…angekündigte Wiedergeburt der Erde … nicht vorausberechnet werden sollte.“ Sie kann nicht vom Menschen berechnet werden, vgl. auch: Jessaja spricht vom zukünftigen Untergang der Stadt. (Babylon wurde tatsächlich von Persern erobert.) Vor diesem Untergang würden auch die Astrologen nicht bewahren können: „Es sollen hervortreten und dir helfen die Meister des Himmelslaufes und die Sterngucker, die an jedem Neumond (Monatsanfang) kundtun, was über dich kommen werde! Siehe, sie sind wie die Stoppeln, die das Feuer verbrennt. Sie können ihr Leben nicht erretten…” (Jesaja 47, 13 und 14).
    Dazu passt auch eine Jahresmeldung: Jedes Jahr sagen Wahrsager… die Ereignisse für das kommende Jahr voraus. Dann steht ein Jahr später in der Presse, dass gerade mal um 20 % gestimmt haben. Bedeutende Ereignisse waren nicht dabei.
    Jahreswechsel: die Deutschen werden mehr als 100.000.000 Euro ausgeben, um das Neue Jahr freudig zu begrüßen. Der erhöhte Einsatz von Sprengstoff (von 200 g auf 500 g pro Block) wird auch mehr Brände und Verletzungen bewirken – da sind sich leider die Rettungskräfte einig.
    Auch das Feuer in Dampfmaschinen war nicht ungefährlich – so mancher Kessel wurde überheizt – und explodierte. Auch unsere heutigen Raketen erreiche nicht alle ihr Ziel – aber sie repräsentieren den Fortschritt. Insofern gibt es viele Parallelen zu glühender Lava und fruchtbarem Land – viele Inseln entstanden und entstehen noch heute so!
    Nur ein größerer Asteroid kann eine weltweite Katastrophe auslösen – bis jetzt ging das Leben immer weiter…

  7. @ Helmut

    Mit dem Buddhismus habe ich für mein Buch kaum befasst, eben weil er keine Vorstellung für ein absolutes Weltende hat. Seine Vorstellungen vom Nirwana sind eher individuell geprägt. Jeder kann lernen, einen höheren Bewusstseins- oder Seinszustand zu erreichen (Nirwana). Dabei ist Nirwana wohl die Befreiung vom Kreislauf des Lebens, nicht aber das Ende von allem. Das betrifft aber nie die Welt, sondern nur den Einzelnen.
    Wenn Du eine Religion mit absolutem Ende suchst, kann ich Dir leider auch nicht weiterhelfen. Am ehesten kämen die Azteken in Frage, denn sie glaubten, dass die gegenwärtige Welt (die fünfte Sonne) die letzte sei. Danach sollte die Welt und eventuell sogar die Zeit selbst enden. Andererseits mussten die Götter dieser Welt mit Menschenblut gefüttert werden, damit sie am Leben blieben, auch keine schöne Vorstellung …

  8. @ Thomas Grüter

    Jetzt brauchen wir WIRKlICH eine Metaphysiker. Das, was Du da über den Buddha schreibst (“Subjektivismus des Weltendes”), hat mich schon immer an seiner Lehre irritiert. Wenn ER die Trennung zwischen Subjekt und Objekt überwunden hat, wenn ER das “tat tvam asi” eingesehen hat, wenn IN IHM alles in eines und eines in alles gefallen ist – warum ist dann diese Welt der Vielheit und des Leidens noch da? Warum ist nicht alles IN IHM erlöst worden? Da stimmt was nicht.

    Also die Azteken. Objektiver Weltuntergang (mit oder ohne Bumm?) im Dezember 2012. Hoffen wir das Beste. Ohne Bumm, meine ich. Eien Version mit Bumm hätt’ ich zu bieten:

    (Prophezeihung)

    Einmal kommt – ich habe Zeichen –
    Sterbesturm aus fernem Norden.
    Überall stinkt es nach Leichen.
    Es beginnt das große Morden.

    Finster wird der Himmelsklumpen,
    Sturmtod hebt die Klauentatzen.
    Nieder stürzen alle Lumpen.
    Mimen bersten. Mädchen platzen.

    Polternd fallen Pferdeställe.
    Keine Fliege kann sich retten.
    Schöne homosexuelle
    Männer kulllern aus den Betten.

    Rissig werden Häuserwände.
    Fische faulen in dem Flusse.
    Alles nimmt ein ekles Ende.
    Krächzend kippen Omnibusse.

    (A. Lichtenstein)

  9. @ Thomas Grüter

    „… Götter dieser Welt mit Menschenblut gefüttert werden…“ Ich glaube eher, dass die Priester in einer für sie „schweren“ Zeit die Menschen beherrschen wollten – und mit dem „Knüppel Gott“ den Menschen drohten. Ein bisschen erinnert mich das auch an die Hexenverbrennungen…

  10. Nach(t)gedanken

    Wow, da wollte ich heute Abend ein paar Streiflichter bringen – auf die ersten interessanten Fragen von Helmut Wicht eingehen. Nun hat sich genau darüber und dazu mit Thomas Grüter eine interessante Diskussion entwickelt, der ich mit Spannung und, ja auch „Neugier und Unwissenheit“(Wicht) folge, na ja: nicht ganz purer. Aber das gerne zugegeben: So viel an Wissen zur Sache wie bei Thomas Grüter habe ich derzeit nicht greifbar bereitliegen. Danke euch beiden, und den anderen ersten Kommentatoren.
    Religionsgeschichtliches (zu den nordischen Göttern) kann ich ja beiseite lassen. Genau den Gedanken finde ich interessant: ob manches, was wir an Götterdämmerungs-Mythen kennen, vielleicht erst dann so greifbar formuliert wurde, als die feindliche Übernahme schon ins Haus stand – bei nordischen Göttern, wie Grüter plausibel vermutet; vielleicht auch bei indianischen Parallelen? Andererseits: Es gibt doch (etwa bei den Griechen) so etwas wie eine Generationenfolge von Göttern – Reflexe früherer Bevölkerungsverschiebungen, neuer Herrschaften u Wertsetzungen? So oder so kann es dämmern, bei Göttern und bei Menschen.

    Reden von Götterdämmerung zeugt wohl nicht von einer selbstverständlich behaupteten gesellschaftlichen Stabilität. Und entsprechend gilt das auch von Weltuntergangsszenarien. Das bahnt sich schon im Alten Testament an. Ja: zu einer fertigen Dogmatik wurde es im Judentum nicht. Dort, bei Juden, ist überhaupt vieles nicht fertige Dogmatik, sondern die Diskussion geht weiter. Finde ich gut!
    Die Bilder von Endzeitvorstellungen werden manchmal schon im Judentum recht plastisch/drastisch. Am bekanntesten Joel 2 und 3 – nachgedichtet in „Dies irae, dies illa“ bzw. „Jenen Tag, den Tag der Wehen wird die Welt im Brande sehen“. Und auch da merkwürdig verknüpft mit der Einstellung der Menschen, also nicht bloß unabwendbares kosmisches Schicksal (wie eben jetzt über die 2012-Prophezeiungen behauptet). Spannend finde ich dabei auch, dass dies in der Pfingstgeschichte (Apostelgesch 2) schon sehr symbolisch genommen wurde. Bzw. das kosmische Feuer wird gewissermaßen zum Feuer des Heiligen Geistes. Das ist dann schon nicht mehr so drastisch. Gewissermaßen für Ikonographie gezähmt.
    Spannend finde ich auch, wie diese Welterschütterung , schon in Jesaja 13, eben mit gesellschaftlichen, sozialen (Miss-)Verhältnissen verquickt ist; also wiederum kein unentrinnbares Schicksal, sondern Verantwortung herausfordernd. Da will ich nicht etwas „sozialpolitisch fruchtbar machen“ (Wendnagel); sondern das finde ich vor, immer wieder – der ganzen Glaubensgeschichte entlang, jedenfalls an herausragenden Knotenpunkten. Ich er-finde es nicht. Aber gut, manche finden das nicht für so gut.
    Ja, und dieses Soialkritische ist auch in der Johannes-Apokalypse. Ich nenne mal nur Offenbarung 18. Das könnte man direkt für die Occupy-Bewegung vereinnahmen. Dass gewisse Handelsgebaren an den Schaltstellen der Weltmacht (Babylon=Rom) mit den feinsten Waren doch nicht vom Feinsten sind – das wird da drastisch genannt. Aber das wollen auch Christen (der reicheren Länder) nicht so gerne hören.
    Wobei ich zur Interpretation der ganzen Johannes-Apokalypse gerne betone: Hätten die damals schon Comics und andere Filme ins Internet hochgeladen und über Netzwerke verbreitet – wir hätten einige Wortbilder weniger. So fasste dieser Johannes seine Gedanken, auch seine Zeitkritik, seine Ängste und Hoffnungen… in eine sehr symbolreiche Sprache mit vielerlei wild übereinander geschichteten Bildern. Aber die dechiffrieren – das kann immer wieder reizvoll sein.
    Ja, und natürlich steht nirgends in der biblischen Tradition am Ende das reine Nichts, sondern ein neuer Himmel und eine neue Erde; und eben eine neue Gerechtigkeit, die merkwürdig oft (auch von Christen) unter den Tisch gewischt wird. Das ist schon anders als der (auf anderer Ebene respektable) Buddhismus, bei dem die ewig kreisende Zeit doch letzten Endes (das es nicht gibt) stehen bleibt.
    Ja, die Bewegungen, in denen die Bilder transportiert wurden, waren ja keine nihilistischen Bewegungen, sondern – um die Dialektik auch hier zu betonen: Mit der Erwartung, dass das Schema dieser Welt vergeht, zündeten sie immer wieder neue Impulse für eine (hoffentlich) bessere Zukunft.

  11. Buddhistisches Weltbild @H. Aichele

    Sie schreiben: “Ja, und natürlich steht nirgends in der biblischen Tradition am Ende das reine Nichts, sondern ein neuer Himmel und eine neue Erde; und eben eine neue Gerechtigkeit, die merkwürdig oft (auch von Christen) unter den Tisch gewischt wird. Das ist schon anders als der (auf anderer Ebene respektable) Buddhismus, bei dem die ewig kreisende Zeit doch letzten Endes (das es nicht gibt) stehen bleibt.”

    Vielleicht sollten Sie sich einmal genauer mit dem Buddhismus befassen. Der klassische Buddhismus hat ein zyklisches Weltbild, das er leicht abgewandelt aus dem Hinduismus übernommen hat. Es gibt da keinen Weltanfang und kein Ende, sondern nur eine Abfolge vieler Weltzeitalter, d.h. die Welt wird immer wieder zerstört und neu aufgebaut, weil das Entstehen und Vergehen als natürlicher Wandel verstanden wird.

    In diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes neues Jahr. Zum Schluss noch eine buddhistische Weisheit: “Nicht der Glaube an ein höchstes Wesen, noch seine Verneinung, sondern nur die eigene Bemühung um rechtes Leben und die selbst errungene geistige Entwicklung können zur Befreiung führen.”

    Unter Befreiung wird hier das Verlassen des Kreislaufs der unendlich vielen Wiedergeburten verstanden. Dazu müssen sich die Menschen von sämtlichen Leidenschaften befreien, die sie zu immer neuen Inkarnationen drängen. Am Ende steht das Nirwana, ein rational nicht fassbarer Zustand für den es unterschiedliche Interpretationen gibt: http://de.wikipedia.org/wiki/Nirwana

  12. Weltbild und Weltziel @Mona

    Ah ja, @Mona. Stimmt schon, ich kenne mich im buddhistischen Weltbild nicht so aus. Ob ich mich da weiterbilden sollte? Vielleicht für den eigenen Seelenhaushalt auch ganz nützlich? Aber zur sachlichen Argumentation – wenn ich es so offen lasse wie in meinem vorhergehenden Kommentar und nichts bloß was argumentativ abservieren will – auch nicht so ganz nötig. Oder?
    Das mit dem zyklischen Weltbild sehen wir ja wohl gleich. Der „natürliche Wandel“, den Sie beschreiben, der kann ja womöglich beanspruchen, realistischer zu sein bzw. kompatibler mit dem heutigen wissenschaftlichem Weltbild. Aber darauf kam’s mir gar nicht an; sondern nur darauf: Damit wird eben ein Hoffnungsziel (Gerechtigkeit) ausgeschlossen und ausgeschlossen, dass dadurch erwartungsvolles Handeln hier im jetzigen Leben provoziert wird. Ist doch im Buddhismus eher so, dass man sich daraus zurückziehen sollte, sich zu sehr in die Welt einzumischen. (Und es gibt sie eben dann doch, die politische Aktion. Und soziales Engagement. Ist wohl alles nicht so einlinig.)
    Aber – um es auch für meinen Part nicht zu einfach zu machen: Diese weltabgewandte Haltung gibt’s auch im Christentum; zB dort wo Leute gerne singen „… in der Welt der Welt entfliehen, irdisch noch schon himmlisch sein…“ Ich mag das nicht so, sehe diese Variante des Christlichen aber auch. Und es gibt die Variante, dass Aktion und Kontemplation, Weltzugewandtheit und Abgewandtheit dialektisch miteinander verbunden sind. Aber das wäre jetzt wirklich ein neues Thema.
    Das mit dem „Glauben an ein höchste Wesen“ im Buddhismus dürfte ja auch so eine spannende Sache sein. Warum dann doch immer wieder höhere Wesen hereinspielen? Jedenfalls überindividuelle Zusammenhänge, die dann personifiziert werden? Dass Gottheiten gewissermaßen doch immer wieder einströmen in ein nur sehr mühsam freigehaltenes Vakuum. Ähnliches gibt’s ja – mit den Heiligen – auch im Christentum.
    Oder ist’s ganz anders? Sie sollen jedenfalls sehen, dass ich nichts einfach so abservieren will. Gute Wege und einen guten Mut im neuen Jahr – wünsche ich Ihnen und allen andern, die mitlesen.

  13. @Hermann Aichele

    Sie schreiben: “Damit wird eben ein Hoffnungsziel (Gerechtigkeit) ausgeschlossen und ausgeschlossen, dass dadurch erwartungsvolles Handeln hier im jetzigen Leben provoziert wird. Ist doch im Buddhismus eher so, dass man sich daraus zurückziehen sollte, sich zu sehr in die Welt einzumischen.”

    Ich verstehe Ihre Antwort nicht ganz, wieso soll im Buddhismus Gerechtigkeit ausgeschlossen werden?
    Im Buddhismus ist doch richtiges Handeln Bestandteil der umfassenden Tugend- und Pflichtenlehren, die zwar auf das Individuum ausgerichtet sind, aber doch durchaus auch Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft haben. insofern muss also jeder bei sich selbst mit den guten Handlungen beginnen und soll nicht anderen vorschreiben was sie zu tun und zu lassen haben. Freilich mischen sich gläubige Buddhisten vielleicht weniger ein, denn im Buddhismus gibt es weniger Entweder-Oder, sondern mehr Sowohl-als-auch.

    Weiter schreiben Sie: “Dass Gottheiten gewissermaßen doch immer wieder einströmen in ein nur sehr mühsam freigehaltenes Vakuum. Ähnliches gibt’s ja – mit den Heiligen – auch im Christentum.”

    Es gibt im Buddhismus viele verschiedene Strömungen. Meist stammen die erwähnten “Gottheiten” aus den Vorgängerreligionen, wie der Bönreligion in Tibet oder dem Hinduismus in Indien, die sich im Volksglauben weiter gehalten haben. Der Buddhismus selbst betet zwar keine Gottheiten an, es gibt aber z.B. Bodhisattvas in der tibetisch-buddhistischen Tradition, die verehrt werden.
    Da ich katholisch aufgewachsen bin ist mir die Heiligenverehrung durchaus ein Begriff. ABER diese vielen Heiligen werden von den Katholiken nur verehrt und nicht angebetet wie Gott, da würde ich schon einen Unterschied machen. Wikipedia sagt dazu: “Die Heiligenverehrung (lat. veneratio, griech. ´¿Å»µ¯±, douleia) ist in der katholischen und der orthodoxen Kirche die feierliche Ehrung einer Person und dadurch die Verherrlichung Gottes selbst, der die „heilige“ Person (nach seinem Ebenbild) erschaffen, in Gnade angenommen, mit Charismen reich beschenkt und nach Ablauf ihres irdischen Lebens bei sich vollendet hat. (…) Auch Orte (Kirchen, Berge, Quellen), Devotionalien und Zeiten (Feiertage, Fasttage) können als „heilig“ betrachtet werden, insofern an ihnen bzw. durch sie Gott Ehre erwiesen wird. Alle christlichen Kirchen, ob sie Heiligenverehrung praktizieren oder nicht, halten daran fest, dass Anbetung nur Gott allein gebührt.”

    Da Sie eingangs fragten. “Stimmt schon, ich kenne mich im buddhistischen Weltbild nicht so aus. Ob ich mich da weiterbilden sollte?”

    Na ja, ich denke schon. 🙂 Ich will es Ihnen aber leicht machen und verlinke hier eine Seite, die alle wichtigen Kenndaten enthält: http://www.wat-lao.org/…BUDDHISMUS-KENNDATEN.pdf

  14. Ja, ja – Ihr Einwand:

    Ist ja schon recht, @Mona. Ihr Einwand ist richtig und wichtig. Gerechtigkeit sollte für den Buddhismus nicht ausgeschlossen werden. Da war ich mit dem Formulieren zu schnell, zu leicht fertig 😉
    Aber gelle, es ist dort ein individuell zu erreichendes Ziel. Jüdisch-christliche Tradition wird die Gemeinsamkeit dieses Zieles mehr betonen. Und da dann die Rede vom Hoffnungsziel auf einen neuen Himmel und einer neuen Erde – auf der Gerechtigkeit wohnt. Und meine Behauptung, dass dieses jenseitige Hoffnungsziel eigene Rückwirkungen hat (na ja, sagen wir: öfters mal).
    Dabei will ich nicht behaupten, dass das absolute Gegensätze (zum Buddhismus) sind, aber doch unterschiedliche Akzente. (Natürlich haben sie sich zumindest in der Christentumsgeschichte auch des öfteren verschoben. Könnte ich auch für den Buddhismus annehmen. Aber da kennen Sie sich wirklich besser aus.)
    Heute ausgerechnet hat mich der „Blasphemieblog“ an etwas erinnert – mit einer Twitter-Meldung: „Kaiser Konstantin und das Kreuz: Vor exakt 1700 Jahren wendete Konstantin der Große das Schicksal des Christentu… http://t.co/xj55flgq “.
    Und das erinnerte mich an ein spannendes Buch, das ich vor Jahrzehnten mal las. Die einleitenden Sätze – frei zitiert:

    Es war vor etwa 2300 Jahren. Asoka eroberte große Ländereien in Südindien. Plötzlich hörte er auf mit den Eroberungen, denn er hat sich zum Buddhismus bekehrt. 700 Jahre später gewann ein römischer General eine entscheidende Schlacht. Er siegte im Namen des christlichen Gottes. Dieser Sieg wurde den Christen heilig.

    Leider finde ich das Buch nicht mehr. Aber spannend ist der Gesichtspunkt schon. Nun, auch da gibt es Akzentverschiebungen und ein bisschen mehr. Man kann einiges voneinander lernen – auch von den Fehlern der Geschichte.
    Ansonsten habe ich Ihre Links genauer angeguckt. Ja, ich will’s mir merken. Doch: Der Hauptakzent im zweiten Link, „Buddhismus-Kenndaten“, scheint auf eine Gegenüberstellung hinauszulaufen, die den Buddhismus sehr für den aufgeklärten Humanismus schmackhaft machen will. Geht’s immer so glatt auf?!
    Aber da wird es wirklich ein eigenes Thema. Ein bisschen juckt es mich da dran zu gehen. Und da würde ich womöglich Ihre Hilfe brauchen. Muss ich mir noch überlegen.

  15. Interessante Ergänzungen

    Nett zu lesen und mit einigen Effekten – ein buntes Kaleidoskop religiöser Endzeiterwartungen; auchzum Buddhismus und zu ganz anderen Zusammenfassungen christlicher Theologen: Alexander von Schönburg in „Welt online“: „Hurra, die Welt geht unter“

    Interessant zu lesen und mit einigen Informationen, besonders zur Johannes-Apokalypse (und der von mir in der Antwort an Helmut Wicht vernachlässigten, jedoch sehr reichhaltigen Apokalyptik zwischen Altem und Neuem Testament):
    HuffingtonPost: Greg Carey, “What Does The Book Of Revelation Really Mean?”
    Aber schon auch spannend, mit welchen eingefleischten Verstehensmustern man in den USA noch viel mehr zu kämpfen hat als bei uns: Johannes-Apokalypse als Fahrplan der Endzeit. Und mit welcher Behutsamkeit Greg Carey das anpackt.

  16. Ein Spagat ist unnötig @H. Aichele

    Sie schreiben: “Der Hauptakzent im zweiten Link, „Buddhismus-Kenndaten“, scheint auf eine Gegenüberstellung hinauszulaufen, die den Buddhismus sehr für den aufgeklärten Humanismus schmackhaft machen will. Geht’s immer so glatt auf?”

    Letzteres weiß ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass sich der Buddhismus dem “aufgeklärten Humanismus” anbiedern will. Es ist einfach so, dass es da eine größere Schnittmenge gibt. Letztlich besuchte ich einen Vortrag von Fumon S. Nakagawa, der Zen-Mönch ist, er sagte über die verschiedenen Religionen: “Das ist wie mit den Großmüttern, da rühmt sich auch jede das beste Kochrezept zu haben”. Er wollte damit aufzeigen, dass es lächerlich ist einen Wettbewerb der Religionen zu veranstalten. Der Religionswissenschaftler Michael Brück sieht daher im Buddhismus auch “Eine Lehre für viele Kulturen”:
    http://www.geo.de/GEO/kultur/geschichte/53561.pdf
    Michael Brück ist übrigens auch lutherischer Pfarrer und meint: “Eine klug geführte buddhistische Meditatio vertieft den christlichen Glauben”:
    http://zeitzeichen.net/…uddhistische-meditation/

  17. Nachtrag: Götterdämmerung/Weltuntergang

    Folgende Parallelen finde ich spannend:

    Zur Götterdämmerung in Nordeuropa schreibt @Thomas Grüter, oben im Kommentar am 30.12.:

    Mit Ragnarök ist die nordische Götterwelt übrigens keineswegs am Ende, es geht weiter, eine neue Welt entsteht.
    […]
    In meinem Buch vertrete ich die Auffassung, dass hier der Übergang der Isländer zum Christentum dichterisch begleitet wird. Die alten Götter verlassen heldenhaft den Platz, eine neue Religion kommt. In Island hatte das Thing, die Gesetzesversammlung, im Jahre 1000 die Übernahme der neuen Religion beschlossen. Das geschah aber nicht einstimmig, und so erscheint es mir sehr plausibel, dass ein unbekannter Dichter den alten Göttern einen ehrenvollen Abgang verschaffte, um den Frieden im Land zu wahren.

    Ich schrieb, auch am 30.12., in diesem Zusammenhang von meiner Vermutung:

    Genau den Gedanken finde ich interessant: ob manches, was wir an Götterdämmerungs-Mythen kennen, vielleicht erst dann so greifbar formuliert wurde, als die feindliche Übernahme schon ins Haus stand – bei nordischen Göttern, wie Grüter plausibel vermutet; vielleicht auch bei indianischen Parallelen?

    So, und dazu eben das mir Spannendste – das zugleich schreckliche Zusammenhänge anreißt: Im „Skeptiker“ – im heutigen Blogbeitrag. „Weltuntergangsjahr 2012: Der erste Tag“ – zitiert (aus dem aktuellen Heft der Evang. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen !) Bernd Harder den Hamburger Ethnologen Dr. Lars Frühsorge über die Mayas:

    „Zusammenfassend können wir festhalten, dass es keine stichhaltigen Beweise dafür gibt, dass die alten Maya ein baldiges Ende unserer Welt erwarteten.
    Vielmehr scheinen sich entsprechende Vorstellungen erst unter dem Einfluss der christlichen Missionare und dem traumatischen Eindruck der spanischen Eroberung entwickelt zu haben. In jener Zeit extremer Gewalt, in der eine Jahrhunderte alte religiöse Ordnung zerfiel und große Teile der Bevölkerung an bisher unbekannten Krankheiten starben, muss es den Maya naheliegend erschienen sein, dass nicht nur ihre Kultur am Abgrund stand, sondern auch ein baldiges Ende der ganzen Welt zu erwarten sei.
    Zum Teil wurden sie dabei von den Missionaren bestärkt, allen voran den Franziskanern, die selbst millenaristische Vorstellungen mit der Eroberung der Neuen Welt verknüpften.“

    Ich denke, da könnte man noch manches aufdecken über die Entstehungsbedingungen mancher Mythen und verschiedenste Rahmenbedingungen ihrer Überlieferung. Und würde dadurch manches besser verstehen.

  18. Ringparabel

    Der kleine „Streit“ zum Buddhismus ist ein Gedankenaustausch. Leider gibt es da schlimme Dinge, die eindeutig auf Machterhalt ausgerichtet sind.
    Ganz schlimm fand ich da den 30-jährigen Krieg, in dem die katholischen Religionsführer ihre verlorene Macht wieder zurück holen wollten und dabei nicht nur Deutschland zerstörten.
    In Jugoslawien hatten sich Christen und Muslime geheiratet – als es den Staat nicht mehr gab, wurden viele Eheleute Feinde, weil ihnen erklärt wurde, welche die richtige Religion ist. Heute gab es auch wieder Meldungen, dass islamische Sekten/Parteien Änderungen verlangen: auf den Malediven sollen Wellness-Hotels geschlossen werden, die Christen aus dem Norden Nigerias sollen ihre Gebiete innerhalb von 3 Tagen verlassen, Weihnachten gab es dort schon 49 Tote, in Libyens künftiger Verfassunggebenden Versammlung soll die Zahl der Frauen auf 20 beschränkt werden.

    Der Iran soll eine Atombombe bauen – vielleicht sieht die Führung diese Massenvernichtungswaffe wie einst Propst Hans Asmussen, der sie als „Zuchtrute Gottes“ theologisierte. Sie ist schlimmer als glühende Lava und schafft totes Land.
    Da kann man wohl nicht genug auf die Ringparabel von G. E. Lessing verweisen.

  19. Mephisto…

    Ich weiss – ich wiederhole mich. Aber Eure Apokalypsen sind gerade deshalb fad, weil sie eben Apokalypsen sind: Enthüllungen, der Beginn vom Schönen, Guten, Wahren, Abrechnungen, Racheakte, Gerichte, Neuanläufe.

    Fast will mir scheinen, dass der Fliegenmeister im Faust der einizige ist, der das mit dem “Weltende” so richtig ernst nimmt: “Alles, was entsteht, ist wert, dass es zu Grunde geht. Drum besser wär’s, dass nichts bestünde.”

    Muss ich jetzt Satanist werden, wenn ich einen Weltuntergang lege artis suche?

  20. @ Wicht

    Der gute Helmut sucht noch immer nach dem Schalter: Licht aus! Liebe Grüße und ein gutes neues…Oh…sorry, das darf ich ja gar nicht wünschen. Ein gutes Ende 🙂

  21. @ Helmut Wicht: Nichts

    Sie suchen vermutlich eine Apokalypse der Art:

    “Nur hereinspaziert! Nur hereinspaziert, meine Herrschaften! Hier bekommen Sie das Nichts! Und nicht etwa nur das Nichts im Spiritusglas, nicht nur das Nichts als Relativismus, als Sinnentleerung, als Nichtung, das ist alles Humbug, das ist die Mode von gestern, (…) sondern – meine Herrschaften, ein solches Angebot ist noch nicht dagewesen – die Sache selbst, das Nichts selbst, das Nichts für Männer: Nämlich die Vernichtung, jawohl, die leibhaftige, die massive, die totale Vernichtung, die nichts übrigläßt, was sie nicht vernichtet hätte. Was? Da bleibt Ihnen die Spucke weg! (…) Also! Worauf warten wir denn noch? Darum hereinspaziert, meine Herrschaften! Das Nichts, meine Herrschaften! Das Nichts! Das Nichts!”

    (Günther Anders; Hiroshima ist überall, zitiert nach Ludger Lütkehaus; Nichts)

    Leider kann ich damit auch nicht dienen, ich kenn mich in religiösen Dingen zuwenig aus. Also wieder nichts.

  22. Nachtrag @ Wicht

    “Drum besser wär’s, dass nichts bestünde.”

    “Drum besser wär’s, daß nichts _ent_stünde.” -ein kleiner aber feiner Unterschied.

    So gesehen bin ich einverstanden. Oder wie Du einmal treffend sagtest: “Liebt einander, aber pflanzt euch nicht fort!”

  23. @ Hilsebein @ Bösewicht

    “entstünde” “bestünde”
    Hm.

    *grübel*
    *nachschlag*

    Du hast recht. “..entstünde”, lässt Goethe den frisch gepellten Kern des Pudels sagen. Also gut – ich werd’ KEIN Satanist. Das ist mir auch zu flau.

    Wie schon gesagt – den Weltuntergang lege artis (danke an @ Nick den Bösewicht für das schöen Zitat!) muss man, scheint’s, selber machen:

    (Hommage an Jandl)

    Nichtung

    Manche meinen,
    die Dichtung
    diene der Lichtung
    des Dunkels im Sein.
    Ich meine: nein!

    Nein, meine Dichtung,
    sie dient der Sichtung,
    und dann der Nichtung,
    denn meine Meinung,
    zu dieser Seinung
    ist stets die Neinung:
    “AchMeinSeiNein!”

  24. @ Joker

    Herr oder Frau “Joker”,

    entschuldigung – ich hab’ Sie in meinem Überschwang der bösen Nichtung/Dichtung/Wichtung mit dem “Bösewicht” (mithin also fast mit mir selbst) velwechsert. Das tut mir leid.

    Helmut Wicht

  25. @ Helmut Wicht: Das Ende ist nah

    Durch so eine Verwechslung geht die Welt (leider?) auch nicht unter.

    Vielleicht aber mal durch die Wahl einer falschen lichtung

    “manche meinen
    lechts und rinks
    kann man nicht
    velwechsern.
    werch ein illtum!”

    (Ernst [sic] Jandl)

    Der Name Joker bezieht sich übrigens einerseits auf den Joker als Spielkarte (beliebige Werte annehmend) und mehr noch, auf den hierauf abgebildeten Hofnarren, der sich meistens sehr unreif, dumm, tollpatschig und ignorant verhält, ohne dies selbst zu erkennen.

    Mit dem aus Batman bekannten Joker, dem Bösewicht, habe ich also nur den Namen gemeinsam – meine ich.

    Nun zurück zum Thema.

    Die Welt ist das Mittel zum Zwecke des Nichtseins. Das ist ihre einzig mögliche Rechtfertigung. Der Sinn der Welt ist die Aufhebung ihres Unsinns. Die Welt ist die beste aller möglichen, weil sie ins Nichts führt und das auf dem kürzestmöglichen Weg.

    (Vergl. “Nichts” von Ludger Lütkehaus, S. 249.)

    Husch, husch, in die Apokalypse.

  26. Kirze Apokalypsenübersicht

    Ich sehe gerade, dass die FAZ hier:

    http://tinyurl.com/7xb8uyv

    eine bebilderte Apokalypsenkurzübersicht veröffentlicht hat. Besonders bemerkenswert scheint mir das Ranking nach den jeweiligen “Bummfaktoren”.

    “Maximum bang for the buck” – jawollja. So eine Apokalypse muss man sich eben auch was kosten lassen, wenn’s richtig knallen soll.

  27. @ Joker – Nichts

    Studenten u. a. Zuhörern habe ich erklärt, wie man Nichts und im Nichts produzieren kann.
    Nichts erzeugen durch Vakuumpumpen und z. B. Metalle (Gold, Kupfer) im Hoch-Vakuum verdampfen, um elektrisch nichtleitende Proben für das Raster-Elektronen-Mikroskop vorzubereiten.
    Im Nichts (0,1 bis 10 mbar) kann man auch u. a. zum Teil die Entstehung des Nordlichtes und einiger Eigenschaften (Veränderungen durch Energie, Gasarten, Druck, Magnetfelder) demonstrieren und erklären.

  28. Zahlenspiele

    Die christliche apokalyptische Endzeiterwartung ist nicht 2000, sondern – genau genommen – schon ca. 2600 Jahre alt. Denn dabei handelt es sich um die Übernahme einer von Zarathustra gelehrten Offenbarung.

    Auf diese Quelle sollte man hinweisen (außer man heißt KT).

  29. @ Klaus Deistung: Nicht nichts

    Nichts gegen ihre Erklärungen für die Studenten, aber das muss ein anderes Nichts sein, von dem sie sprechen. Das Nichts, von dem ich sprach, in dem die Welt endet, dort ist nicht Raum, nicht Zeit, selbst Götter gibt es nicht (mehr). Daher gibt es dort auch nicht mbar, Vakuum oder Nordlicht und auch keine elektromagnetischen Felder oder Quantenfluktuationen, nicht in 3, 4, 10 oder 11 Dimensionen.

    Offtopic – Start

    Da sie offenbar an eine Schöpfung aus dem Nichts glauben, möchte ich die Gelegenheit nutzen um eine Frage loszuwerden, die mich schon eine Zeit lang beschäftigt. Handelt es sich bei dem “ei” in ihrem Nachnamen Deistung um einen Diphthong (wie bei Geist) oder um einen Hiat (wie bei kreieren)?

    Nichts für ungut.

    Offtopic – Ende

    Beim Nichts, von dem ich sprach, dem nach der männlichen Apokalypse, da gibt es absolut nichts, nicht einmal Nichts.

  30. @ Karl Bednarik Lecksuche

    Da ich mehrere Vakuumanlagen zu betreuen, bedienen und auch umzubauen hatte – gab es auch hin und wieder eine Lecksuche; manchmal sogar in der Datenleitung (IS defekt) oder in der Hochspannung (Kabel defekt). Es war eine vielseitige und interessante Technik.

  31. @ Joker. Anderes Nichts

    Da stimme ich Ihnen zu. Dieses andere Nichts zu erreichen, kann ganz schön mühselig werden. Manchmal mussten wir mehrere Std. pumpen, um auf eine äquivalente Höhe wie die ISS zu kommen http://www.pfeiffer-vacuum.de/…?chapter=tec1.1.2
    „Schöpfung aus dem Nichts“ – was war denn der Urknall? Ein Energiepunkt… der explodierte? Schöpfung will ich das eher nicht nennen – und Urknall ist seit wenigen Jahren wieder „in“.
    Nach unserem Universum kommt wieder… ein Universum – der Begriff Multiversum ist eine Kurzfassung.

    Nun ist Vakuum relativ. Schon in 4000 m Höhe – etwa Titikakasee – hat man manchmal schon Probleme. Die Bergsteiger in größere Höhe nehmen normal Sauerstoff mit.
    In 12.000 m und auch noch höher können verschiedene Düsenflugzeuge immer noch fliegen, wenn sie ein Leck haben, müssen sie schnell auf 3.000 m runter.
    Und wenn im Weltraum Nichts ist, ist ev. alle paar km noch ein einzelnes Teilchen.

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