Adam, wo bist du? Kain, wo ist dein Bruder Abel?

BLOG: Hinter-Gründe

Denk-Geschichte(n) des Glaubens
Hinter-Gründe

Die Geschichten von "Adam und Eva" benennen in erzählerischer Form anthropologische Einsichten: Wir kennen die Schmerzen und die Herausforderungen des Lebens – seine Chancen und die Abgründe. Insofern sind die Geschichten von den „Ureltern“ der Menschheit Schlüsselgeschichten, eben „Urgeschichten“. Dazu schrieb ich die ersten beiden Teile (I und II). Und – sorry, das angekündigte „Zwischenspiel“ zog sich doch sehr lange hin – hier nun die unumgängliche Fortführung: Jenseits von Eden.
Die Frage Gottes, noch „im Paradies“ (1.Mose 3), an den Menschen „Adam, wo bist du?“ ist die erste Frage, der der Mensch sich stellen muss. Sie markiert den Riss, sein Erschrecken – über sich selbst: Wir Menschen, die wir immer mehr über alles, über „Gutes und Böses“, wissen wollen – wir müssen auch immer mehr wissen und können den Entscheidungen des Lebens und ihren Folgen gar nicht mehr ausweichen. Oft genug Grund zur Scham. Gnädig und vorläufig verhüllt durch die Felle, mit denen Gott selber die Menschen bekleidet habe. Schlicht, wie in naiver Bauernmalerei, erzählt. Doch es geht wohl um mehr als um Nacktheit. Der Mensch wird sich noch manche Blöße geben. Der Engel mit dem feurigen Schwert markiert die Unumkehrbarkeit des Weges: Der einfache Weg zurück in die naive Unschuld ist nicht mehr drin. Wir sind nun in dieser Welt und hier verantwortlich – für „Gut und Böse“, das wollten wir ja. Wir müssen es wollen, wollen wir erwachsen sein.  

Jean Marie Mengue - Cain et Abel
Jean Marie Mengue

Cain et Abel

 Nun, jenseits von Eden wird sofort deutlich markiert, wozu der Mensch fähig ist. Die bekannte Geschichte von „Kain und Abel“ in 1. Mose 4 benennt es sofort: er ist zu allem fähig, eben auch zum Mord.
Es ist wohl möglich, manches weist darauf hin, dass diese Geschichte einmal unabhängig von der Adam-Eva Geschichte erzählt wurde. Aber schon mit der ersten schriftlichen Sammlung der „Urgeschichten“ wird sie weit an deren Anfang gerückt worden sein; und es ist schon richtig, dass sie durch die Redaktoren der Bibel ihre Stellung an der Spitze behielt.

Die Exposition
Es fängt ja ganz schlicht und wie selbstverständlich an: Adam „erkannte“ Eva – man könnte den bildhaften Ausdruck „erkennen“, der sprachlich mit „Hand“ zusammenhängt, schlicht übersetzen mit Adam „begriff“ seine Frau. Vielleicht ist das dem normalen Geschmack zu direkt, zu handgreiflich. Man kann natürlich auch feinfühliger (was ja auch zur Sexualität gehören … sollte) „erkennen“ mit „vertraut werden“ assoziieren. Sei’s drum. Jedenfalls werden Kain und Abel gezeugt und geboren.
In beiden Namengebungen schon die erzählerische Absicht:
„Kain“
, eigentlich ein Name dunkler Etymologie („Lanze“? „Erworben“?) wird notwendigerweise an die Keniter erinnern: einen in der Nähe des frühen Israel unstet an den Rändern des Kulturlandes herumirrenden Stamm, der merkwürdigerweise (und möglicherweise schon vor Israel) den Gott JHWH verehrte, aber eben nicht zum Stämmeverband gehörte. Wer sind und was wollen diese Outlaws, außerhalb des von Gott gesegneten Ackerlandes? Eine alte ätiologische Sage wird mitschwingen. Aber spätestens die ersten Redaktoren haben diese Geschichte zu einer Menschheitsgeschichte grundsätzlicher Aussagen gemacht: Kain, der von Gott erworbene „Mann“, wird zum Mörder.
Abels“ Namensgebung wird schlichter und schneller erzählt: „Windhauch“, „Nichtigkeit“ heißt er. Die Trauer über das, was folgen wird, schwingt schon mit . Die Erzähler und ihre Hörer wussten ja: Sein Leben wird bald vergehen, er wird ermordet werden: „Fährt der Wind darüber, so ist er hin“ (Psalm 103). Aber es ist nicht der Wind.

Bonnesen - Adam eve and Abel
Carl Johan Bonnesen
Adam, Eve and Abel

 
In einer merkwürdigen Vertauschung der ätiologisch durchschimmernden Rollen erzählten die inzwischen Landwirtschaft betreibenden ehemaligen Nomaden: Abel wurde Hirte, Kain das, was die Keniter eben nicht waren: Ackerbauer.
Bei den Opfergaben auf ihren jeweiligen Altären schimmert der uralte Interessen-Konflikt zwischen Bauern und Hirten durch. Und süffisant bemerkte einmal der Theologe Karl Barth: Ja, Religionen und Altäre gäbe es eben erst außerhalb des Paradieses; und genau damit sei wohl der Streit programmiert. (Es gibt eben auch innerhalb der jüdischen und christlichen Theologie Religionskritik; doch das wäre ein eigenes Thema.)
Begründet wird nicht, warum Gott das Opfer des einen gnädig „ansieht“ und das des anderen nicht. Aber genau das ist doch Menschheitserfahrung: Segen in jeder Beziehung ist sehr ungerecht verteilt. Damit müsste man umgehen, dennoch Leben gestalten können. Doch genau das gelingt nicht: Den Kain ergreift die Wut, wie eine von außen her ihn – bis tief in seine körperlichen Reaktionen hinein – niederzwingende Macht.

Das Gewissen
Der Dialog mit Gott beginnt. Und ich interpretiere ihn als Dialog mit der Stimme des Gewissens. So wird von Gott erzählt: Diese Stimme ist unmittelbar, unentrinnbar da. Eine Wirksamkeit, die uns sehr wohl oder auch sehr drohend gegenüber treten kann; und der wir uns nicht entziehen können – und nähmen wir „Flügel der Morgenröte und würden fliehen bis ans äußerste Meer“ (Psalm 139).
Man kann sein Gewissen auch mal wegdrücken und erhöht dadurch nur den Binnendruck… Ein, vielleicht zu schlichter, pädagogischer Einwand Gottes fruchtet nicht: Du kannst die Macht des Bösen abweisen: Du sollst „Herr werden“ über die Sünde. Ich vermute, uralte pädagogische Lehrsätze – Leersätze? Kann Kain? Wir Menschen kennen zu viele Fälle, wo der Mensch nicht das kann, was er wollen will. Und im Grunde mussten die alten Erzähler das gewusst haben: Es gibt Böses, das stärker werden kann als ein noch so guter Wille. Kain erschlägt seinen Bruder – der Mensch wird zum Mörder des Menschen.
Wie im andern Beitrag (Denkanstöße: Darwinisch denken) als Erkenntnisgewinn genannt, ist nicht erst der Mensch zum Mörder an seinen Artgenossen geworden. Es gibt erschreckende Parallelen, bis hin zum Krieg, bereits im Tierreich. Besonders auch unter anderen Primaten. Aber ob sie über ihr Verhalten erschrecken können, weiß ich nicht. Wir Menschen jedenfalls können erschrecken und müssen erschrecken, zumindest über uns selbst. Wir haben ein Gewissen. Und genau dies wird in der Geschichte von Kain und Abel konkret. Goran Jeliši shooting a victim in Br ko
War die erste Frage Gottes an den Menschen: „Adam, wo bist du?“, so ist die zweite Frage: „Kain, wo ist dein Bruder Abel?" Und diese Frage hallt wider durch die ganze Menschheitsgeschichte, unausweichlich.
Kain will ausweichen: Kann doch nicht auf jeden aufpassen – ist sein Problem… Und weiß gleichzeitig, dass er doch nicht ausweichen kann. Auch das Blut der Erschlagenen, die man verscharrt, versteckt, verharmlost, weglügt, verschweigt…, schreit gen Himmel. Die blutgetränkte Erde schreit, Tote können schreien: Das Blut, das der Mörder von seinem Messer wischen will, wird immer wieder auf dem Messer erscheinen. Die Sonne bringt es an den Tag. Und eben das Gewissen, das unentrinnbare.

Unumkehrbar?
Der Mensch ist zum Mörder des Menschen geworden. Unumkehrbar? Ja, er kann nicht mehr so tun, als sei er von alledem nicht betroffen, nicht zu tiefst von dem bedroht, was da in ihm selber an bösem Potential steckt. Und doch nicht ganz ausgeliefert!

G.Duprè Giovanni Duprè – Cain

Merkwürdige Wendung: Dem Mörder Kain macht Gott ein Schutz-Zeichen, damit er nicht erschlagen werde. Vielleicht in einer erzählten Vorform eine ätiologische Erzählung über ein Stammeszeichen der Keniter; hier in der biblischen Fassung jedenfalls ein ganz starker Impuls: Wir alle haben ja Anteile von Kain in uns; und auch Mörder sind Menschen. Aber es muss nicht unentrinnbar der „Fluch der bösen Tat“ bleiben, dass sie „fortzeugend Böses muss gebären“. Auch der Mörder, der schuldig Gewordene soll leben können. Es bleibt unsere Aufgabe, mit aller Schuld „Menschlichkeit zu bewahren und zu bewähren“ (Drewermann)
Die Fragen Gottes, das will die alte Erzählung, werden den Menschen begleiten und wohl auch umtreiben, immer wieder neu herausfordern: Adam, wo bist du? Kain, wo ist dein Bruder Abel?

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Veröffentlicht von

Hermann Aichele Jahrgang 1945. Studium evang. Theologie in Tübingen, Göttingen und Marburg (1964-70), Pfarrer in Württemberg, jetzt im Ruhestand. Hinter die Kulissen der Religion allgemein und besonders des in den christlichen Kirchen verkündeten Glaubens zu sehen, das war bereits schon in der Zeit vor dem Studium mein Interesse: Ich möchte klären, was gemeint ist mit den Vorstellungen des Glaubens, deren Grundmaterialien vor Jahrtausenden geformt wurden - mit deren Über-Setzung für uns Heutige man es sich keinesfalls zu leicht machen darf und denen gegenüber auch Menschen von heute nicht zu leicht fertig sein sollten.

31 Kommentare

  1. Uralte, nutzlose religiöse Geschichten

    Da setzt man schon Kleinkindern irrationale Geschichten in die Köpfe, die später im Erwachsenenalter mit viel Pathos wiedergekäut werden. Die christliche Religionsausübung ist meiner Ansicht nach eine Gehirnwäsche mit abstrusen Inhalten, die sich durch fortlaufende Wiederholung im Bewusstsein der Gläubigen verfestigen.

    Das christliche Weltbild ist veraltet, es stammt aus einer kargen, kriegerischen Region und beruht weitgehend auf der Weltsicht von aggressiven Hirtenvölkern. Es hat zur Lebenswirklichkeit nur einen sehr geringen Bezug.

    Fragen und Diskussion zu religiösen Weltbildern und zu einer naturwissenschaftlich-philosophischen Weltanschauung gerne unter:
    http://www.monopole.de/forum/index.php?board=42.0

    Joachim Datko – Ingenieur, Physiker, Philosoph
    Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
    Portal: http://www.monopole.de

  2. @ Joachim Datko

    “Joachim Datko – Ingenieur, Physiker, Philosoph”

    Wenn Sie sagen, Sie sind Ingenieur, dann werden Ingenieure Ihnen vorangehen. Wenn Sie sagen, Sie sind Physiker, dann werden Ihnen Physiker vorangehen. Wenn Sie sagen, Sie sind Philosoph, dann werden Ihnen Philosophen vorangehen. Wer aber sind Sie?
    (vgl.EvThom 3)

  3. @ Joachim Datko

    “Joachim Datko – Ingenieur, Physiker, Philosoph”

    Wenn Sie sagen, Sie sind Ingenieur, dann werden Ingenieure Ihnen vorangehen. Wenn Sie sagen, Sie sind Physiker, dann werden Ihnen Physiker vorangehen. Wenn Sie sagen, Sie sind Philosoph, dann werden Ihnen Philosophen vorangehen. Wer aber sind Sie?
    (vgl.EvThom 3)

  4. @Datko: Lebenswirklichkeit

    Dass das Problem ´Kain/Abel´ zur Lebenswirklichkeit keinen Bezug hätte, kann man überhaupt nicht sagen. Die Frage, wie man mit einem Gewalttäter umgehen soll, wird doch zur Zeit sehr intensiv unter dem Gesichtspunkt ´Sicherheitsverwahrung´ diskutiert.

  5. Biblische Geschichten weitgehend unbrauchbar

    Zu “KRichard @Datko: Lebenswirklichkeit
    05.09.2010 | 05:47″

    Ich hatte geschrieben, dass die alten Geschichten zur Lebenswirklichkeit nur einen sehr geringen Bezug haben.

    Heute zählen Erkenntnisse der Wissenschaften und technische Möglichkeiten. Dies gilt auch für den Schutz der Bevölkerung vor Gewaltkriminalität.

    Fragen und Diskussion zu religiösen Weltbildern und zu einer naturwissenschaftlich-philosophischen Weltanschauung gerne auch unter:
    http://www.monopole.de/forum/index.php?board=42.0

    Joachim Datko, Regensburg
    Portal: http://www.monopole.de
    Forum: http://www.monopole.de/forum

  6. @J.Datko

    Ach ja, Herr Datko: Ingenieur, Physiker, Philosoph. Ihre Links sind ja beeindruckend und für Sie sicher spannend. Vielleicht kämpfen Sie doch lieber gegen Monopole, Schornsteigfeger und um Gaspreise und lustigerweise auch gegen den Urknall. Verderben Sie mal das Niveau atheistischer, religionskritischer Diskussion nicht. Hier wiederholen Sie sich doch nur.

    Ich schaute mir eben mal das EvThom 3(Zwilling!)an – danke @D.Hilsebein für den Hinweis auf diesen Fund aus den kulturellen Schatzkammern der Menschheit 🙂

  7. Wolfgang Harich setzte sich in den 50ern dafür ein, dass das Christentum auf den Lehrplan der DDR-Schulen kommt, weil – Atheismus hin oder her – es nun einmal wesentlich für das Verständnis unserer Kultur ist.
    Aber wer einzig die Gesetze der Physik und Ökonomie kennen will und die Bibelgeschichten nicht einmal als Märchen lesen mag, soll halt damit glücklich werden.

  8. Indoktrination und Ausbeutung

    Zu Schneidegger 05.09.2010 | 14:52 “Christentum … wesentlich für das Verständnis unserer Kultur ist.”

    Dafür ist der Geschichtsunterricht zuständig. Meiner Ansicht nach handelt es bei der christlichen “Kultur” um Indoktrination und Ausbeutung der Menschen, man denke z.B. an den Ablasshandel und den 30-jährigen Krieg.

    Fragen und Diskussion zu religiösen Weltbildern und zu einer naturwissenschaftlich-philosophischen Weltanschauung auch unter:
    http://www.monopole.de/forum

    Datko, http://www.monopole.de

  9. @ Joachim Datko

    “Dafür ist der Geschichtsunterricht zuständig. Meiner Ansicht nach…”

    Also wenn ich da an den Geschichtsunterricht in der DDR denke, dann war das auch mehr Ansichtssache einer indoktrinierten Lehrerschaft. Diese Mottenkiste führt zu nichts.

  10. Irrationales

    Sehr geehrter Herr Datko,

    spricht das Alter einer Erzählung die heute noch weitergegeben wird für oder gegen die Qualität, bzw. inhaltliche Essenz derselben?

    Aber welches wären die alternativen Erzählungen? Der kleine Hobbit? Harry Potter? Spiderman? Karl Marx? Sarazin?

    Oder streng nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen Möglichkeiten den genetischen Bauplan für ontlogische Fragen zu Rate ziehen?

    Das wird vor allem Kinder und Jugendliche sehr interessieren! Ich sehe schon gespannt dem Tag entgegen, wenn ich meinem Sohn (10) eine 500-Seitige Studie über die Entwicklung pubertierender Jungs vorlege und ihm erkläre, da stünde alles drin, er müsse sich nur einen Weg aussuchen. Individualisten bei 5%, Mainstream 95% – deine Wahl!

    Man muss kein gläubiger Mensch sein um die Einflüsse des christlich/jüdischen Wertekanon auf die Menschenrechte und die Demokratie anzuerkennen. So wenig es Sinn macht Errungenschaften auf diese Einflüsse zu reduzieren so wenig macht es Sinn sie zu verleugnen. Interessant ist doch an welcher Stelle sich das Weltbild von dem entfernt welches den 30-jährigen Krieg, bzw. den Ablasshandel ermöglichte hin zu einem Ideengeber z.B. für die Menschenrechte. Dabei spreche ich nicht von kirchlicher Doktrin, sondern der Wirkung religiöser “Indoktrinierung” auf gesellschaftliches, modernes (bürgerliches) Denken (also im Grunde den Zeitgeist). Ich habe da nicht genug akademische Titel für, um dem nachzugehen und/oder stichhaltig zu belegen, aber ich denke das ist ein interessante Fragestellung.

  11. @KRichard

    “Dass das Problem ´Kain/Abel´ zur Lebenswirklichkeit keinen Bezug hätte, kann man überhaupt nicht sagen.”
    Doch kann, denn die “Lösungen” aus der Bibel dafür sind wohl kaum geeignet.

    Steinigung oder in die Verbannung schicken (mit einemn “magischen” Schutz?) kann es wohl nicht sein.

  12. Bibelgeschichten und unsere Kultur @all

    Schon recht, ihnen wenigstens den Wert von Märchen zuzuerkennen. Danke @Schneidegger und D.Hilsebein. Aber schon mit den anthropologischen, insbesondere psychologischen Feinheiten von Märchen sind manche überfordert, nicht nur die DDR-Apparatschiks. Manche haben ja auch einen sehr verengten Blick auf die Kultur Europas, vielleicht einen Tunnelblick? Manches sieht man dann doppelt und anderes gar nicht ;-).
    Ja, was können und sollen Geschichten leisten? An die Gegenspieler KRichard, nerone und Bohnenkamp.
    Oft habe ich im Religionsunterreicht gebraucht: Kästner, Konferenz der Tiere. Oder Tolstoj: Versäumst du den Funken zu löschen… (Erinnert auf die Entfernung an Michael Kohlhaas). Bei Kästner gibt es sprechende Tiere und sonstige Unwahrscheinlichkeiten; bei Tolstoj zwar nicht hier aber in Parallelgeschichten einen leibhaftigen Teufel. Ich hatte nie den Eindruck, dadurch Kinder hereingelegt zu haben. Kommt ja (wie in der Bibel) nicht auf die Vorstellungen an, sondern auf die Einstellung, die provoziert und geprägt werden soll. Und das friedens-didaktische Ziel dürfte ja so schlecht nicht sein.
    Ganz eindrücklich finde ich auch das Bild von A.P. Weber „Die Herren der Schöpfung“ . (Ist copyright drauf, deshalb hier nur verlinkt). Das wird in Publikationen für Religions- und Konfirmandenunterricht öfters abgedruckt. Man kann daran herummäkeln, dass weder der Titel noch die Aussage up to date ist. Aber es ist doch aktuell! Ich habe in „Denkanstöße: Darwinisch denken…“ ein bisschen was dazu gesagt. Aber wer die Konstellation des Bildes für zoologisch unmöglich hält, hat nix begriffen; und wer nur bemerkt, dass es (bezüglich Aggressionsforschung) nicht auf dem neuesten Stand wissenschaftlicher Erkenntnis ist, der erst recht nicht. Man soll so was nicht über den falschen Leisten schlagen.
    Tragen diese Geschichten oder dieses Bild zur *Problemlösung* bei?
    Nein, sie sollen dazu beitragen, dass Kinder und andere Betrachter solcher Geschichten oder Bilder sich in entsprechenden Situationen selber Gedanken machen. Wenn man so will, dass die Stimme des Gewissens nicht verschütt geht. Mehr kann man von solchen Geschichten nicht verlangen. Aber auch nicht weniger.
    Zu diesen Geschichten reiht sich die Geschichte von Kain und Abel ein. Und dass sie in der jüdisch/christlichen Tradition einen so prominenten Platz bekommen hat, finde ich gut. Es hat eine prägende Wirkung für unseren Kulturbereich. Nicht umsonst setzte ich künstlerische Werke als Bildbeigabe dazu. Oder: Man kann die Geschichte auch dichterisch *weiter* denken, wie bei Hilde Domin in „Abel steh auf“.
    Und eine Geschichte, die zu so vielem Nachdenken anregte, würden manche wegwerfen wie man ausgebrauchte oder kaputte Kinderspielsachen wegwirft? Nein, ich bin gegen Kulturbarbarei.

  13. @Aichele, @Bohnenkamp

    @Aichele: So wie Sie sehe ich es auch. Die Bibel – hier Kain/Abel-Problematik – bietet Denkanstöße, auch um darüber nachzudenken, wie man selbst handeln würde – selbst wenn man von diesem Problem aktuell nicht betroffen ist. Man erweitert dadurch den geistigen Horizont, seinen Wissensvorrat.

    @Bohnenkamp: “…in die Verbannung schicken … kann es wohl nicht sein.”
    Genau das wird doch mit der Sicherheitsverwahrung angestrebt.

  14. @Bohnenkamp: dritter Weg

    Steinigung oder Strafe(Verbannung), beides lehnen Sie ab – um mit einem Mörder umzugehen. Offenbar haben Sie eine bessere Alternative?
    Deshalb würde mich mal interessieren, was denn Sie vorschlagen, wie man mit Kain umgehen sollte?

  15. @KRichard

    “…in die Verbannung schicken … kann es wohl nicht sein.”
    “Genau das wird doch mit der Sicherheitsverwahrung angestrebt.”

    Mit einem magischen Schutz, so dass man ihm nichts tun kann?

    Wenn man die Bibel als heilige Schrift liest, dann müssen die Lösungen Gottes für die Probleme doch die “richtigen” sein. Oder darf man als Gläubiger die Entscheidungen Gottes bezweifeln?
    Da gibt es einige Stellen in dem Buch, die das ausdrücklich verbieten!

    Wenn man es als Mythensammlung liest, ist das sicher anders.

    Aber das muss man den Kindern dann ggf. auch erklären.

  16. @KRichard

    “Steinigung oder Strafe(Verbannung), beides lehnen Sie ab – um mit einem Mörder umzugehen. Offenbar haben Sie eine bessere Alternative?
    Deshalb würde mich mal interessieren, was denn Sie vorschlagen, wie man mit Kain umgehen sollte?”

    Gott hätte für mich die moralische Schuild, da er nicht fair mit beiden umgeht und so einen unnötigen Konflikt provoziert.

    In ähnlichen Fällen (Eifersucht etc.) würde man heute wohl für Todschlag oder Mord verurteil werden und würde nach spätestens 15 Jahren wieder “frei”

    Steinigung ist und war _abartig_

  17. Verbannung ist die entsprechende Person in andere Länder zu schicke, so dass die sich dort mit der Person “rumärgern” dürfen.

    Ein Aufenthalt im Gefängnis ist _nicht_ dasselbe. Das Land in dem sie Strafe ausgesprochen wurde übernimmt die Verantwortung für den Gefangenen und gibt diese nicht einfach ab.
    So können auch Resozialisierungsmassnahmen greifen.

    Eine Verbannung ist nichts anderes als ein Verdrändungsmechanismus ohne moralischen Wert. Weder werden potentielle Opfer geschützt noch dem Täter geholfen sich zu bessern.

  18. @Bohnenkamp

    Damals hatten die Nomaden doch gar keine Gefängnisse – und kein Sozialisierungssystem. Daher ist die in der Bibel beschriebene Handlungsalternative doch so schlecht nicht – und das Kainszeichen sorgt dafür, dass Menschen anderer Länder gewarnt werden.

  19. @Bohnenkamp

    Gibt denn Gott wirklich seine Verantwortung für Kain ab, wenn er ihn in die Verbannung schickt? Besonders, wenn er ihn zu schützen verspricht?

    Sehen Sie, was für interessante Fragestellungen man aus den “verdrehten” Geschichten rausholen kann.

  20. Lösungsvorschläge – @S.Bohnenkamp @KRichard

    Ganz nett Ihre Diskussion zum möglichen Umgang mit Straftätern. Aber KRichard hat schon recht, dass die alte Geschichte von Kain und Abel Denkimpulse gibt, keine Lösungsvorschläge. Damit würde man sie überfrachten. In einer Diskussionsrunde zu solchen Lösungsvorschlägen könnte man ja als literarischen Aufhänger die Kain-Abel Geschichte als frühen Impuls zum Nachdenken über unsere anthropologischen Voraussetzungen nehmen. Und von da aus weiterdenken: dass Menschen eben (wie u.a. andere Primaten auch) zu Mördern werden können, was sie zum Mord antreibt und wo es für sie vielleicht doch innere Blockierungen gibt, die denn doch nicht absolut sind. Schließlich wie viel bzw. wie wenig manchmal das Gewissen zu sagen hat. Aber Lösungsvorschläge? Die Bibel ist auch an diesem Punkt kein Automat für Lösungsvorschläge.
    Ich würde – @Sascha Bohnenkamp – vermuten, dass man die auch aus sumerischen Texten nicht erheben wollen sollte.
    Ist gut, dass wir – ausgerechnet im „christlichen Abendland“ – inzwischen ganz gute Lösungsvorschläge entwickelt haben. Aber das ist auch eine spannende Geschichte voll eigener Dialektik. Bei meinem Einstiegsbeitrag über Castellio kam ich ja drauf. Und sage es jetzt so: Der moderne Humanismus ist in der Renaissance, in der Wiederbegegnung der Christen mit dem Denken der klassischen, entstanden. Aber da kann sich keine Seite einseitige Verdienste zurechnen: So human war das Strafrecht der griechisch-römischen Antike auch nicht. Man musste sich wohl eher auf die Ideale als auf die Praxis der alten Traditionen besinnen. Vermutlich ist der Feind des Humanismus die totalitäre Absolutsetzung einer Idee und wäre sie noch so humanistisch gedacht.
    Und damit wäre ich doch wieder bei Kain und Abel: Wenn ich nicht dulden kann, dass ein anderer neben mir (mehr) Recht hat.

  21. Mythen und Gott @S.Bohnenkamp /@Hagthorpe

    Ob Gott daran eigene „moralische Schuld“ hat? Ja, wenn man ihn als dritte Person neben oder über Akteuren sieht. Man sollte aber lernen (vgl. z.B. Freud) , dass in solchen Mythen Gott öfters als Erfahrungsbeschreibung dessen erzählt wird, was zwischen Akteuren geschieht – oder auch als innere Stimme des Gewissens, also gewissermaßen als Verdoppelung und Nach-Außen-Spiegelung eines Akteurs. Beides versuchte ich im Beitrag anzusprechen.
    Und deshalb finde ich es auch gut, was N.Hagthorpe anspricht, dass in dieser Geschichte Gott sich seiner Verantwortung nicht entzieht. Wenn man die Erzählweise eines Mythus berücksichtigt, dann heißt das eben doch, dass wir Hörer, Leser, Betrachter einer solchen Geschichte uns selbst dieser Verantwortung nicht entziehen dürfen Letzten Endes – aber das braucht lange und ist noch lange nicht überall angekommen -: Auch der Mörder hat noch durch Gott ein Menschenrecht.

    Man sollte Mythen als Mythen den Kindern erklären, meint Sascha Bohnenkamp. Es ist, wie man immer wieder sieht, auch gegenüber Erwachsenen sehr schwer. Und vor Kindern konnte ich es nicht angemessen. Etwa in der Richtung versucht: Den Kain plagt sein Gewissen – das kennen wir doch von uns selber. Leute haben daraus eine spannende Erzählung gemacht. Und haben das, was das Gewissen sagt, als Stimme Gottes erzählt… (Aber aufpassen: es gibt auch Leute, die behaupten, es sei das Gewissen oder Gott und machen die schlimmsten Dinge. Also immer selber weiter denken…)
    Das Selber-Weiter-Denken wäre auch sonst in Sachen der Religion eine Aufgabe und würde ihr gerade nicht schaden. Sie lebt nur davon. Aber wenn Religionslehrer es auch vielleicht viel besser als ich es erklären konnten und Kinder trotzdem nicht weiter denken oder Erwachsene nicht an der Stelle weiter denken, an der sie als Kinder aufgehört haben…Oder wenn Religionslehrer sich gleich drücken vor dem Erklären, weil sie die Schwierigkeiten sehen… ODER deshalb die ganze Problematik verdrängen… Dann sehen wir das Ergebnis in der gegenwärtigen Diskussionslage.

  22. Was wurde den aus Kain und Abel schon gemacht ?

    Dass Gott in dieser Erzählung ungerecht ist, bereitet den Auslegern von Anfang an Mühe. Und groß ist der interpretatorische Eifer, der Gott ins Recht setzen will: Kain opfert minderwertige Früchte, so sagen die einen; die anderen wissen, dass Kain mit schlechter Gesinnung – nur seines Vorteils wegen – geopfert hat. – Weitreichender als solche Versuche, die provozierende Leerstelle des Textes zu füllen, sind typologisch-heilsgeschichtliche Deutungen: Abel erscheint dann als Vorbild des unschuldig ermordeten Christus. Und von da aus ist der Weg nicht mehr weit zu einer Auslegung, die Kain mit dem Volk der Juden identifiziert. Diese Deutungsmöglichkeit ist bereits in der Griechischen Bibel vorgezeichnet (Lk 11,51); einige Kirchenväter vertiefen sie gründlich. So schreibt Ambrosius: Per Cain parricidalis intellegitur populus Judaeorum (De Cain et Abel 184D). Und Augustinus erweitert diesen Gedanken, wenn er Kains ausweichende Antwort an Gott den Juden in den Mund legt: Sie hätten die Hüter Christi sein sollen, aber betrügerisch haben sie behauptet, Christus nicht zu erkennen (c. Faustum 12, 10, CSEL 25, 338f.). – Diese Tradition wird schulbildend für die Auslegung des Mittelalters. Und scheinbar erbringt sogar die Geschichte den Beweis für die Richtigkeit dieser Schuldzuweisung: Die Juden mussten – nach christlicher Interpretation – auch die Strafe Kains erleiden: Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 sind sie heimatlos in alle Welt zerstreut. – Und dann kommt es im Mittelalter zu einer inversen Strukturanalogie: Das 4. Laterankonzil (1215) dekretiert, dass Juden einer verpflichtenden Kleiderordnung unterworfen sind! – In der Erzählung macht Gott Kain ein Zeichen, damit keiner ihn erschlüge. Und in der Wirklichkeit machen Christen den Juden ein Zeichen, damit straffrei bleibt, wer ihnen Unrecht tut. – Wie gut das schlechte Gewissen war, zeigt die Argumentation, mit der Peter von Cluny die Qualen der Juden legitimiert: Gott will nämlich nicht, dass sie völlig getötet werden, dass sie vollkommen ausgelöscht werden, sondern, dass sie zur größeren Qual und zur größeren Schmach, wie der Brudermörder Kain, zu einem Leben schlimmer als der Tod aufgespart werden… (PL 189,367).

    Aber heute ist das nur noch Texte zur Anregung des eigenen Denkens?

    Schon komisch …

  23. Spannende Querbezüge @S.Bohnenkamp

    Danke, @Sascha Bohnenkamp für diese wirklich spannenden Querbezüge in die Auslegungsgeschichte dieser Kain-Abel-Erzählung. Ich wusste zwar von dieser fatalen Richtung einer typologischen Auslegung mit ihren grausigen Konsequenzen. Hätte aber die Einzelheiten nicht so ausführlich gewusst.
    Nun, das sind eben Beispiele, zu welchen Zwecken diese „Texte zur Anregung eigenen Denkens“ auch gebraucht und missbraucht werden können. Sie werden verstehen und mir womöglich freundlich nachsehen, dass ich solchen Anregungen nicht hätte folgen wollen, auch wenn sie mir gegenwärtiger gewesen wären. Ich hätte es auch nicht für gut gehalten, solchen Anregungen zu breiten Raum einzuräumen und ihnen dadurch zu viel der Ehre zu erweisen – zumal diese die gegenwärtige Auslegungsdiskussion kaum bestimmen dürften.
    Jedenfalls uns sind sie nur in der Kirchengeschichte begegnet, im Kontext der Exegese schlicht nicht. Zumindest in der protestantischen Exegese hat man sich ja schon lange sehr stark um historisch-kritische Arbeit bemüht. Und hat, sofern man überhaupt mal zufällig drauf kam, die von Ihnen genannten Auslegungen als für ihre Zeit zwar verständlich aber theologisch suspekt und methodisch als vorwissenschaftlich bezeichnet. Ich nahm es deshalb als mein gutes Recht wahr: mithilfe der historisch-kritischen Exegese einige Linien in der besagten Geschichte so nachzuzeichnen, dass man ihre allgemein-menschliche Relevanz erkennen kann. Und damit den Auslegungen zu widersprechen, die meinen, ein Mythos könne keine Wahrheit aussagen und eine biblische Geschichte müsse „wirklich passiert“ sein, um wahr sein zu können – die dann womöglich berechnen, wann Kain und Abel gelebt haben oder gar die Ufologie bemühen oder die Saurier bis zur Sintflut leben lassen… . Aber auch diese Auslegungen wollte ich nicht im Einzelnen nennen und ihnen dadurch zu viel der Ehre erweisen. (Na ja, mit der Ufologie machte ich jetzt eine, wohl uns beiden noch gegenwärtige, Ausnahme).
    Aber jetzt noch im Ernst: Mit Ihren Querbezügen in die vorwissenschaftliche Exegese brachten Sie mich auf die ganz spannenden Seiten von „Theophil“ und der dort sehr viel gründlicher und beziehungsreicher dargestellten Geschichte zu „Kain und Abel. Ein produktiver Mythos“. Diesen Artikel und besonders das dabei benützte Bild „George Grosz. Cain, or, Hitler in Hell“ möchte ich gern allen zur Betrachtung empfehlen. Auch dieser Artikel endet ja mit “Anregungen zum eigenen Denken”. Und: Mensch, hätte ich nur für meinen Blogbeitrag schon das Bild gehabt… da sieht man den Neid, wie bei Kain.
    Nun, ich sehe natürlich auch dabei, dass und wie Sie bereits diesen Artikel gesehen haben. Und Sie haben insofern wohl auch einige Nachsicht gegenüber biblischen Erzählern 😉 Doch das wollte ich absichtlich erst zum Schluss nennen. Denn Ihre Querbezüge, auf die ich von mir aus nicht gekommen wäre, sind und bleiben bedenkenswert. Da könnten wir uns doch hin und wieder ergänzen – wie ich schon einmal bezüglich Ihrer Kenntnisse zu den Sumerern anregte.

  24. @H.Aichele

    gut beobachtet 😉

    Ich wollte halt nur zeigen, wie die Kirchen über einen durchaus längeren Zeitraum mit den Mythen umgegangen sind.
    Dabei wurden die vermeintlichen “Lösungsvorschläge” aus der Bibel durchaus als göttlich authorisiert gesehen. Sicher kann man die Bibel auch anders lesen, aber ich wüsste gerne ob man diese “neue” Leseart mit dem Zweck, den die alten Autoren in ihren Texten sahen, in Einklang bringen kann.

  25. @Sascha Bohnenkamp

    Man kann es. Denn hinter den Interpretationen eines Augustinus oder Ambrosius wurde gerade KEIN göttlicher Wille gesetzt. Sie stützten ihre (gerade ja sehr freien) Interpretationen bewusst auf das Ratio. Wie verkehrt und verdreht dieses Ratio war, ist eine andere Sache. Doch zeigt die von Ihnen dargestellte Geschichte, bei all ihrer Graumsamkeit, doch gerade, dass biblische Erzählungen nie nur literarisch gelesen wurden.

  26. @Sascha Bohnenkamp

    Naja, Sie haben insoweit Recht, dass da eine bestimmte Dialektik dahintersteht. Ich empfehle Ihnen am besten gerade Augustinus Ausführungen zur Genesis. Da wird m. E. die Dialektik zwischen “Inspiration” und Vorläufigkeit gut deutlich und diese zieht sich dann auch durch das ganze Mittelalter durch. Wie gesagt, die grauenhaftesten Auswüchse sind gerade das Resultat von bewussten Interpretationen. Was auch insoweit richtig ist, dass die Schuld für die Folgen einer Interpretation gänzlich auf dem Interpretator liegt.

  27. Danke – @S.Bohnenkamp @N.Hagthorpe

    Danke, für die noch etwas weiter führende Diskussion; ich ließ mich unterdessen von ein paar anderen Dingen auffressen, möchte aber jetzt doch noch ein bisschen nachklappend kommentieren. Man kann doch, @N.Hagthorpe, wohl auch sagen: Die Interpreten der frühen Kirche bis ins Mittelalter verstanden solche Geschichten wie Adam-Eva, Kain-Abel ff, sehr wohl als in der Anfangszeit der Welt wirklich geschehen (wortwörtlich/“literalistisch“) und verstanden sie gleichzeitig als besonders symbolisch aufgeladen, mit einem tiefen Bezug zu dem Glauben des Interpreten und seiner Leser. Entsprechende Interpretationen (etwa Augustins) hätte man wohl nicht als dessen private Idee aufgefasst – höchstens bewundert, dass er auf diese symbolischen Bezüge gekommen ist, die in den Ereignissen der Heilsgeschichte schon geheimnisvoll angelegt sind.
    So ähnlich würde ich übrigens vermuten, dass die Griechen und Römer ihren Ur-Sagen nicht abgestritten hätten, dass sie wirklich geschehen sind und und dass sie diese gleichzeitig als symbolisch aufgeladen, sinnhaltig, verstanden.
    Im Gegensatz dazu verstehen wir Heutigen (hoffentlich) solche Geschichten als Projektionen sowohl privater innerer Erfahrungen als auch eines Gruppenkonsenses (vgl. corporate identity): Aber ich sage gerade bei den Anfangs-Mythen lieber nicht, sie seien von „Autoren“ verfasst; sondern sind doch eher das Ergebnis einer längeren Erzähltradition, die nicht auf bewusste literarische Absicht eines Einzelnen zurück geht. Es entstanden im Erzählen gewissermaßen bewegte Bilder, die durch ihren Symbolgehalt immer mehr zu Geschichten wurden, die dann evtl. durch literarische Absicht noch redigiert und einander zugeordnet wurden. Um des inneren Gehalts willen hat man natürlich Geschichten der Nachbarvölker (die sich in einem Kulturraum gar nicht so genau abgrenzen lassen) übernommen, umredigiert, ihnen auch in der Formulierung einer Pointe widersprochen.
    Übrigens: Ganz ohne Plagiatvorwurf. Das war dann jeweils eine neue Leistung an älteren Geschichten. Besonders schön greifbar (weil keine so lange vorschriftliche Erzähltradition) lässt sich das doch z.B. an der Übernahme biblischer Geschichten im Koran nachverfolgen: Mit z.T. den gleichen Geschichten und dann eben doch sehr bewusst veränderter Lehre.
    Nun, gewissermaßen zum Abschluss dieser Überlegungen, @S.Bohnenkamp: Wir können doch heute schon mit guten Gründen aufzeigen, dass diese naiv-typologische Auslegung etwa durch die Kirchenväter der wirklichen Entstehungsgeschichte der alten Geschichten nicht entspricht. Die alten Erzähler – man stelle sie sich am Lagerfeuer oder auf einem Marktplatz vor und nicht auf einem Katheder – hatten von diesen typologischen Bezügen ja keine Ahnung.
    Es ist schon sinnvoll, gegenüber jener vorwissenschaftlichen Auslegung (durchaus historisch, kritisch, wissenschaftlich) nach dem zu fragen, was die alten Erzähler wirklich bewegt hat (oder wie Sie sich ausdrücken: was man mit ihrem „Zweck“ „in Einklang bringen“ kann) und warum welche Geschichten bei welchen Hörern angekommen sind. Und da sind wir doch auf ganz guten – jedenfalls richtigeren – Spuren als bei der Methode von einst, mit der man in solche Geschichten vorkritisch alles hinein-lesen kann, was gerade der aktuellen kirchenpolitischen/dogmatischen Absicht entspricht.
    Jetzt mit genauerer historischer Kenntnis und der früheren Denkvoraussetzungen machen wir mal gute und mal bessere Entdeckungen – jedenfalls genauere als die der alten Ausleger. Und da können alle, die sich in den damaligen Verhältnissen auskennen, sich sinnvoll ergänzen.
    Diese Methode ist übrigens nicht erst seit den letzten Jahren der Internet-Diskussion (als Ausweich-Manöver gegenüber den heutzutage erhobenen Einwänden) entstanden, sondern seit zumindest 200 Jahren, in denen auch andere Wissenschaften einen kräftigen Schub bekamen . Und wenn man so will, führen sie sich auch auf einen Neuansatz in der Reformation zurück: Man lehnte allegorische, typologische ff Schriftauslegungen zwar nicht einfach ab, verlangte aber, dass sie sich am wörtlichen, historischen Sinn messen lassen müssen – also eben an dem, was wir “ursprüngliche Erzählabsicht” nennen würden.

  28. “Wir müssen es wollen, wollen wir erwachsen sein.” nicht: ich denke, also bin ich, sondern ich(hinter)frage also bin ich…. religionskriege sollten nicht sein….aber auch alle anderen kriege sollten nicht sein: wirtschaftskrieg, geschlechterkrieg, rassenhass, klassenkampf, generationenkrieg, usw. ….

    erkenne, dass du feind bist, und dass du es nicht sein solltest…. die wahren feinde sind die, die uns dazu machen wollen….

  29. Kain&Abel – Die Lüge vom Brudermord

    Wann wurde mit der ganzen Lügerei begonnen?

    Um an diesen Punkt zu gelangen, da muß man bis zur Wurzel allen Übels zurückkehren.

    Matthäus 6:13Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. (diese Version gibt es nur in der Lutherbibel).

    Matthäus 6:13Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. (diese Version in Schlachter, Elberfelder und alle anderen Bibeln).

    Das Folgende ist ein Satz aus dem aramäischen, als dem original Vaterunser:

    Wela tachlân l’nesjuna ela patzân min bischa.

    Wurde zuerst von den Kirchenlateinern übersetzt so:

    Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.

    Später dann aber so:

    Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

    Na, fällt was auf?

    Das Übel ist namentlich der Abel (aufbauend auf der Wortwurzel idgm. bhel-), mit dem in der Bibel (Hebräerbrief) Jesus Christus verglichen wird. Sonnenklar, daß die Kirche das ändern mußte.

    Natürlich war auch derjenige schnell gefunden, dem man den Stempel der Böse zu sein stattdessen aufdrücken konnte. Das ist der Erstgeborene vor allen anderen Menschen, der Kain, der ja laut dem AT der Mörder seines Bruders Abel sein soll. Dieser stellt seitdem das inkarnierte Böse dar, dem zugleich um die Herkunft des Wortes böse zu erklären, derselbe idgm. Wortstamm angedichtet wird, was wiederum bhel- ist.

    Wer aber nicht völlig vom Schein der Lügerei verblendet ist, der erkennt schon so, daß das Wort böse unmöglich mit dem idgm. bhel zusammenpassen kann.

    Das Wort böse stammt vielmehr aus dem Jiddischen und baut auf der Wortwurzel „bossor“ auf, was ebenso wie das Hauptwort im Jiddischen, was „Bose“ ist, „Fleisch“ bedeutet. Im Sinne von Menschen sind wir alle „Fleisch“, man kann auch „Manna“ sagen. Deshalb heißt der Erstgebornene vor allen anderen Menschen, der Kain, in der germanischen Mythologie auch „Mannus“.

    Und wenn man dann noch liest, was hier steht und die dahinter liegenden Zusammenhänge versteht, dann wird noch klarer, warum die Kirche das Wort Übel durch das Wort Böse im Vater unser ersetzt haben wollte:

    Philipper 1:21 Denn für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ist mein Gewinn.

    Denn es verhält sich genau anders herum, denn Christus steht fürs Sterben, den Tod und der Menschensohn (Barabbas, Kain, böse im Sinne von „Fleisch, Mensch“, lat. malo), steht fürs Leben.

    Dazu kommt noch, daß Jesus Christus als der Fürst dieser Welt schon seit über 2000 Jahren tot ist, was auch wissen müßte, wer folgenen Vers in Bezug auf ihn begriffen hat:

    Johannes 16:11 von Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.

    Jesus Christus (Abel) ist tot, es lebe der Menschensohn, der unter einem neuen Namen schon längst wieder reinkarniert unter uns lebt.

    Offenbarung 3:12 Wer überwindet, den will ich zu einem Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und er wird nicht mehr hinausgehen; und ich will auf ihn den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, welches aus dem Himmel von meinem Gott herabkommt, und meinen Namen, den neuen.

    In dem Vers oben ist der Name des Menschensohns bei seiner Rückkehr übrigens schon leicht chiffriert enthalten. Ich schreibe den Namen hier mal auf germanisch hin, er lautet: Urus (El) Olam.

    http://engelundwir.de/images/erzengel-metatron-fr.jpg

    Mein Name ist von der Bedeutung her „der Kleine“ (slaw.-deutsch) Malo, chinesisch Xiǎo.

    P.S. Der Kain war nicht der Mörder an seinem angeblichen Zwillingsbruder Abel, denn der Abel, hebr. Hevel, war nur in Form der Nabelschnur (germ. Havelsnor) existent. Die Eva gab dem, was da mit dem Kain zusammen auf die Welt kam, was den Menschen von den Pharisäern und Schriftgelehrten (Kirche) als der Abel in den Kopf eingehämmert wurde, deshalb den Namen Hevel, was Hauch, Nichtigkeit, Nichts bedeutet.
    Kains Name dagegen bedeutet Alles, u.a. auch Gewinn(er) und gezeugt, sowie auch Mensch, Fleisch.

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