Komet ISON wird heller

ISON geht es gut (daran ändern auch alle Unkenrufe nichts). Nach 10tägiger Wolkenpause sah der Komet heute morgen deutlich heller und größer aus als noch am 2. Oktober. Erfahrene Beobachter beziffern seine Helligkeit zur Zeit mit rund 10mag, seinen Komadurchmesser auf 4,6 Bogenminuten und seine Schweiflänge auf 15 Bogenminuten. Das alles deckt sich mit meinen eigenen Aufnahmen, die ich wie immer mit einfachem Equipment erstellt habe (200mm f/4 Newton, DSLR Canon EOS 450Da).

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Ein bisschen Farbe gefällig? So langsam zeigt sich auch auf meinen im Aachener Lichtsmog aufgenommenen DSLR-Bildern die charakteristische grüne Farbe der Kometenkoma

Das Auffinden des visuell im Teleskop nach wie vor schwierigen Objekts gestaltet sich dank des nur 1,5° entfernten Planeten Mars zur Zeit sehr einfach. C/2012 S1 ISON bleibt noch den gesamten Oktober ein teleskopisches Objekt am Morgenhimmel, eventuell wird er Anfang November langsam auch im Fernglas sichtbar. Ich greife einfach mal soweit voraus, da ich mit Blick auf die Wetteraussichten befürchte, dass ich ISON erst mal nicht mehr zu Gesicht kriege (ich prangere das an).

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Die in zwei Wochen auf stattliche drei(!) Aufnahmen angewachsene Zeitreihe zeigt wie sich C/2012 S1 seit dem 28. September entwickelt hat: er wird heller, seine Koma wächst, und sein Schweif wird immer deutlicher sichtbar. Alle drei Aufnahmen entstanden mit der selben Ausrüstung an der Sternwarte Aachen

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Das invertierte und kontrastverstärkte Bild zeigt einen immerhin 10 Bogenminuten langen Schweif

An der Glaskugelfront tut sich derweilen nichts wirklich neues. Zwar hatte ich vor einigen Tagen die Erwartung geäußert, dass sich die Frage, der Komet falle auseinander, bald erledigen würde. Das war vorschnell gedacht. Obwohl praktisch alle Welt dabei zusehen kann, wie ISON heller wird, bleibt Ignacio Ferrín bei seiner Behauptung, und hat inzwischen “organgenen Alarm” ausgerufen und zieht “rote Linien” (was auch immer das heißen soll). Wie er auf die Idee kommt, ISON werde schwächer und zerfalle, kann ich nicht nachvollziehen. Eine nüchterne Analyse zu ISON’s Aussichten auf dem Weg zu seinem Perihel am 28. November basierend auf dem Vergleich zu anderen Kometen hat Zdenek Sekanina zwischenzeitlich veröffentlicht. Lesenswert – es soll wöchentliche Updates geben.

Warten wir ab…

Alles zur Sichtbarkeit des Kometen C/2012 S1 ISON in Andreas Schnabels Blog (Infoblatt (pdf) inkl. Aufsuchkarten).

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

9 Kommentare

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  5. Hallo. Ich bewege mich zwischen zwei Welten!
    Was halten Sie von diesen Fotos; ist das Schwindel /Fotomontage?

    Gruß! *R.

  6. Dem ISON werden von mehreren Stellen zwei “Begleiter” angedichtet. Lässt sich das bestätigen oder widerlegen?

  7. @”Rohan D.” alias “Rohan Dhanjee”: Letzte Warnung. Wenn Sie weiterhin versuchen, meinen Blog zur Verbreitung ihrer verschwörungstheoretischen Wahnvorstellungen zu nutzen, werden ich Ihre Beiträge kommentarlos löschen.

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