Komet ISON mit dem Teleobjektiv

BLOG: Himmelslichter

ein Blog über alles, was am Himmel passiert
Himmelslichter

Komet C/2012 S1, genannt ISON, will ja bekanntlich einmal ein “Jahrhundertkomet” werden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Heute morgen gelang es uns nicht, den Kometen mit einem 12″-Newton zu sichten – trotz bester Beobachtungsbedingungen auf dem Observatorio Roque de los Muchachos auf La Palma.

Der Komet steht zur Zeit im Sternbild Krebs, unweit des Sterns Gamma Cancri und dem bekannten offenen Sternhaufen Messier 44, der Krippe. Den Krebs findet man momentan am frühen Morgenhimmel. Kurz vor Dämmerungsbeginn erreicht ISON immerhin rund 20° Horizonthöhe.

Dass wir ihn nicht sehen konnten, war etwas enttäuschend, immerhin waren Sterne um die 13mag problemlos auszumachen – obwohl die Region derzeit im hellen Zodiakallichtkegel steht. Immerhin fanden wir den Möchtegern-Jahrhundertkometen dann doch noch, auf einem 200 Sekunden lang belichteten Foto (Canon 450D, 1600ASA, 200mm, f/4):

Nur ein winziger, schwacher Fleck: Visuell war an dieser Stelle rein gar nichts auszumachen.

Kurz vor Dämmerungsbeginn strahlt das Zodiakallicht mit der Milchstraße um die Wette. Der Krebs mit Komet Ison befindet sich nahe des Horizonts im hellsten Teil des Lichtkegels. Bild: Georg Görgen

UPDATE 9.9.: Vergangene Nacht konnten wir den Kometen wieder aufspüren – dieses Mal sogar kurz visuell im Teleskop. Das winzige, verwaschene Fleckchen war allerdings mit Einbruch der Dämmerung wieder verschwunden. Aufnahmedaten: Canon EOS 450D, 200mm, f/4, 800 ASA, 180s. 

Interessante Links: Die aktuelle Helligkeitskurve (scrollen), und warum sich manch einer trotz der mageren Helligkeitswerte trotzdem die Hoffnung nicht aufgeben will.

Mehr zu Komet ISON gibt es auch in der neuesten Ausgabe der Astroviews von Sterne und Weltraum.

 

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

6 Kommentare

  1. @The Karl Bednarik

    Sie können mit keiner Art von astrometrischen Messung direkt die (heliozentrische) Radialgeschwindigkeit messen, und auch keine andere Geschwindigkeitskomponente. Auch nicht mit der photographischen Erfassung, aus der Sie nichts weiter herausziehen können als die Richtung am Firmament, in der ein Objekt (im gegebenen Fall ein Komet) vor dem Sternenhintergrund zu sehen ist.

    Das einzige, was man machen kann, ist, eine sich über eine möglichst lange Zeitspanne erstreckende Kette von Bildern zu erstellen.

    Bilder des Objekts sind “Plane of Sky”-Messungen, d.h., man kann Änderungen der relativen Position senkrecht zur Blickrichtung feststellen. Dann gibt es noch “Line of Sight”-Messungen wie die Signallaufzeit hin und zurück oder die Dopplerverschiebung des eingehenden Signals, aber bei einem Kometen hat man solche Messdaten nicht. Dazu müsste schon ein Transponder auf
    dem Objekt vorhanden sein.

    Wenn man eine lange Kette von Messungen hat, sagen wir, jeden Tag eine Aufnahme über 100 Tage hinweg, dann hat man 200 Messdaten (100 x Rektaszension und 100 x Deklination zu definierten Epochen). Alle diese Messdaten sind fehlerbehaftet und keine lässt, für sich genommen, eine direkte Berechnung der Kometenbahn zu.

    Jetzt braucht man eine Anfangsschätzung der Kometenbahn zu einem Referenzzeitpunkt, beispielsweise dem Anfang der Beobachtungskampagne. Das sind sechs Bahnelemente. Wenn man die Kometenbahn ausgehend von dieser Anfangsschätzung weiterpropagiert, dann ergeben sich zu den einzelnen Beobachtungszeitpunkten berechnete Messwerte, also die Positionen am Firmament, an denen der Komet hätte erscheinen müssen, wenn dies seine Bahn gewesen wäre.

    Diese berechneten Messwerte vergleicht man mit den tatsächlichen Messwerten, wobei sich erhebliche Unterschiede zeigen werden. 200 Messwerte für nur 6 Parameter – die Bahnbestimmung ist ein deutlich überbestimmtes Problem.

    Jeden einzelnen Parameter dieser Anfangsschätzung kann man iterativ so weit verändern, und dann die Propagation und die Berechnung und den Vergleich der Messwerte mit der neuen Schätzung wiederholen, bis die gesamte Abweichung der berechneten von den gemessenen Messwerten nicht mehr reduziert werden kann. Dann ist die Bahnbestimmung abgeschlossen.

    Wenn die Qualität der Messungen hoch und der beobachtete Bahnbogen lang war, dann wird der Restfehler nur mehr gering sein. Dann ist die Bahn mit hoher Genauigkeit bestimmt. Ansonsten ist die Restungenaigkeit hoch, was sich insbesondere auf die Vorausberechnungen für Zeitpunkte weit in der Zukunft auswirkt, beispielsweise auf die Abschätzung der Perihelhöhe.

    Wenn erst einmal eine Bahnbestimmung vorliegt, kann man Radius und Geschwindigkeit für beliebige Zeiten berechnen, allerdings mit einer Restungenauigkeit, die sich aber als Resultat der Bahnbestimmung auch beziffern lässt.

    Hiermit endet die Vorlesung “Astrometrie und Bahnbestimmung 1”.

  2. Parallaxe

    Danke für die Antworten.

    Mir ist gerade eingefallen, dass die Erde auf ihrer Umlaufbahn schon in einem Tag ungefähr 2.572.992 Kilometer zurück legt.

    Dadurch entsteht vermutlich schon nach wenigen Tagen eine für die Abstandsmessung von Kometen geeignete Parallaxe.

    Vermutlich geht das zusammen mit den anderen Messungen in die Berechnungen ein (?).

  3. Weitere Laienfragen

    Der Komet ISON war zum Zeitpunkt seiner Entdeckung 6,29 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt.

    6,29 AE sind 940.984.000 km.
    Der Erdradius beträgt 6.367 km.

    Diese beiden Werte ergeben eine Parallaxe von rund 1,4 Bogensekunden.

    Ist meine Berechnung richtig?

    Wie leicht oder wie schwer kann man eine Parallaxe von 1,4 Bogensekunden messen?

  4. @The Karl Bednarik

    Für die bahnbestimmung müssen sämtliche Effekte berücksichtigt werden, die die Messdaten beeinflussen. Selbstverständlich auch die durch die Erdrotation entstandene Parallaxe, in der Regel (vielleicht nicht unbedingt für die Bahnbestimmung von astronomischen Objekten über fotografische Aufnahmen, aber sicher für die Bahnbestimmung von Raumsonden über radiometrische Messungen) die exakte geographische Position des Beobachters, die Form der Erde, die Präzession und Nutation sowie sämtliche physikalischen Effekte, die die Messdaten beeinflussen.

    Die Parallaxe von verschienden Punkten auf der Erde ist unerheblich. Die Bestimmung einer Kometenbahn bedarf eines sich mindestens über Tage, besser aber über Wochen und Monate erstreckenden Beobachtungszeitraums.

    Die Parallaxe, die durch die Bewegung der Erde auf ihrer Bahn entsteht, ist ein Faktor, der die Bestimmung der Bahn eines Kometen überhaupt erst ermöglicht, wenn er noch weit draußen ist und nur eine sehr geringe Absolutgeschwindigkeit und eine noch viel geringere scheinbare Bewegung senkrecht zur Blickrichtung aufweist.

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