Galilei – Neptunentdecker oder nicht?

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Vor einigen Wochen berichtete ich über Galileis Sichtungen des Planeten Neptun. Nun gibt es eine neue Hypothese, was es mit dem seltsamen Fleck auf sich haben könnte, den ich damals als Galileis möglicherweise dritte (in chronologischer Reihenfolge zweite) Sichtung des Neptun vorgestellt hatte. Hat Galilei den Planeten vielleicht nachträglich eingezeichnet?

Professor David Jamieson von der Universität Melbourne hält es für möglich, dass Galilei den Planeten spätestens bei seiner dritten Sichtung am 28. Januar 1613 Objekt als Wandelstern erkannte und seine Position in die Skizze vom 6. Januar (also die mit dem "Fleck") nachträglich einzeichnete. Dass sei, so Jamieson, ein Hinweis darauf, dass Galilei den Planeten Neptun nicht nur gesichtet, sondern de facto auch entdeckt hat.

Genau genommen kann man diesen Schluss schon aus der Beobachtung vom 28. Januar 1613 alleine ziehen, wie ich hier dargestellt habe. So ganz neu ist diese Spekulation (mehr ist es bisher nicht) also nicht. Die große Frage nämlich bleibt bestehen: Warum Galilei nichts von dieser "Entdeckung" publiziert? Warum hat er schon am 29. Januar keine Folgebeobachtungen aufgezeichnet? Falls der "Fleck" aber nachträglich eingezeichnet wurde, könnte das seine Abweichung von der Neptunposition in jener Nacht des 6. Januar 1613 erklären, die im Vergleich mit einer einfachen Simulation offensichtlich ist. Laut der Pressemitteilung aus Melbourne soll das nun untersucht werden. Dass der Fleck tatsächlich aus Tinte besteht, hatte bereits eine Analyse zu Beginn der 1980er Jahre ergeben.

Spannend allemal!

   

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

1 Kommentar

  1. Nachtrag: Spiegel Online

    Auch Spiegel Online greift die Meldung auf. Man hat offenbar einen Experten für Astronomiegeschichte befragt, der die Geschichte ebenso bewertet, wie Kowal und Drake das schon 1980 taten: Galilei hat mindestens vom 27. auf den 28.1.1613 eine Eigenbewegung bemerkt, das steht außer Zweifel. Ein kleiner Fehler soll auch nicht unerwähnt bleiben: Die erste Sichtung des Neptun fand nicht am 6.1.1613 (diese ist eben fragwürdig) sondern schon am 28.12.1612 statt.

    http://www.spiegel.de/…all/0,1518,635475,00.html

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