Montag in Ihrem Sonnensystem: Asteroid verpasst Erde (knapp)

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Himmelslichter

Der erst am vergangenen Mittwoch, den 22. Juni, entdeckte Kleinasteroid 2011 MD wird am kommenden Montag, den 27. Juni 2011, in einem Abstand von rund 12000 Kilometern die Erde passieren. Leider findet die Passage zur lokalen Mittagszeit (15:30 MESZ 19:00 MESZ, s.u.) und dann auch noch über dem Südatlantik vor der Küste der Antarktis statt, so dass es sehr schwer werden wird, den Asteroiden zu beobachten.

Update: Eine Neuberechnung des Orbits ergab eine Verschiebung der nächsten Annäherung auf etwa 19:00 MESZ und damit auch eine Verschiebung der Sichtbarkeitszone um ca. 50° nach Westen. An den ungünstigen Sichtbarkeitsbedingungen für Mitteleuropa ändert das aber nichts.

Nachtrag: Die Angabe 12000 Kilometer bezieht sich auf den Abstand zur Erdoberfläche. Manchmal ist auch von rund 18000 Kilometern die Rede, dann ist der Abstand zum Erdmittelpunkt gemeint. Ich hielt die Entfernung zur Erdoberfläche aber für sinnvoller.

Die besten Beobachtungsmöglichkeiten hat man weit südlich des Äquators, etwa in Australien und Neuseeland, wo man den Asteroiden in den Stunden vor der nächsten Annäherung am besten sehen kann. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 11,6 (in Australien, etwa eine halbe Stunde vor der nächsten Annäherung) wird 2011 MD zu lichtschwach sein für das bloße Auge, aber schon ein kleineres Amateurteleskop reicht aus, um den etwa 8 bis 20 Meter großen Brocken zu sehen. Allerdings wird er auch bei höchster Vergrößerung nur wie ein winziges Sternchen aussehen.

Für uns Mitteleuropäer ist es allerdings so gut wie aussichtslos, 2011 MD live zu sehen[*].

Eine Kollision des Asteroiden mit der Erde ist ausgeschlossen. Durch die Schwerkraft wird sein Orbit allerdings gehörig verändert. Aber auch wenn er 2022 wieder in Erdnähe kommt ist das Risiko eines Treffers verschwindend gering. Und sollte es doch einmal dazu kommen, dann dürfte es nicht mehr als ein spektakuläres Feuerwerk geben – wie 2008, als ein ähnlich kleiner Asteroid über der Sahara explodierte.

Ebenfalls sehr gering – wenn auch nicht ganz ausgeschlossen – ist die Wahrscheinlichkeit, dass 2011 MD einen Satelliten im Erdorbit trifft. Die geostationären Satelliten kreisen in einer Entfernung von 36000 Kilometern um die Erde – 2011 MD kommt deutlich näher!

Ungewöhnlich ist das Ereignis übrigens auch nicht. Alle paar Jahre kommt es zu Passagen ähnlich großer Asteroiden. Nur haben wir bis vor ein paar Jahren davon so gut wie nie etwas mitbekommen: Erst seit den 1990er Jahren suchen Astronomen gezielt nach solchen erdnahen Objekten, und da ihre Instrumente immer leistungsfähiger werden, nimmt die Zahl der Entdeckungen Jahr für Jahr zu.

Hier ein paar nützliche Links (in Englisch):

Website des JPL, mit einem Orbitdiagramm sowie den aktuellsten Daten zu den Orbitparametern, Ephemeriden und physischebn Daten zu 2011 MD

Sky&Telescope-Artikel mit einer animierten Aufnahme des Asteroiden

Website der NASA, die das Impaktrisiko des Asteroiden anzeigt

Website der NASA, die den Bahnverlauf des Asteroiden im Bild zeigt

[*] Schätze ich mal, ohne das überprüft zu haben. Wer mag, kann das auf dieser Seite des Minor Planet Center tun.

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

2 Kommentare

  1. Er kommt etwas später (ändert aber nix)

    Als ich heute für Cosmos 4 U die Bahn mit den neuesten Elementen rechnen ließ, kam es erst um 19:00 MESZ zur größten Annäherung an die Erde. Bei der ungünstigen Sichtbarkeit bleibt es aber.

    P.S.: Die Captchas auf den KosmoLogs sind seit Jahren die unzuverlässigsten im ganzen WWW (das ich kenne 🙂 – kann das BITTE mal einer den Verantwortlichen sagen …?

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