Vereinigte Arabische Emirate planen Mars-Mission

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Seine Hoheit Scheich Khalifa bin Zayed al Nahyan (im Folgenden der Einfachheit halber mit SHSKbZaN abgekürzt) hat die Gründung einer nationalen Raumfahragentur der VAE mit dem Ziel des Starts einer unbemannten Mars-Sonde im Jahr 2021, zur Feier des 50sten Jahrestags der Gründung der VAE, angekündigt.

Offenbar hat es niemand gewagt, SHSKbZaN davon in Kenntnis zu setzen, dass es 2021 kein Startfenster zum Mars gibt, zumindest keines für die halbelliptischen Transfers, auf die SHSKbZaN sich ausdrücklich bezog. Also setze ich mich hiermit der Gefahr aus, SHSKbZaNs Zorn auf mich zu ziehen – Startfenster für kurze Mars-Transfers gibt es 2020 und 2022. Es ist natürlich möglich, das Startfenster 2020 zu nutzen und den Jahrestag der Staatsgründung mit der Ankunft im Jahr 2021 zu feiern. Dann muss man sich allerdings schon sputen. Immerhin ist ja 2014 bereits zur Hälfte rum. Das Startfenster öffnet sich Mitte 2020.

Verbleiben 6 Jahre. Eigentlich weniger. Die letzten 6 Monate vor dem Start kann man abschreiben, denn sie gehen für Systemtests drauf, dann den Transport zum Weltraumbahnhof, möglicherweise Sterilisierung, Integration mit der Oberstufe und weitere Startvorbereitungen. Den Rest von 2014 wird die Grobauslegung in Anspruch nehmen, die Auswahl der Instrumente und die Auswahl der Zielbahn. Alles, was vor der Phase A kommt. Also bleiben wahrscheinlich weniger als 5 Jahre, um die Sonde zu definieren, zu entwickeln und zu bauen. Mal im Ernst – das reicht auch. Es muss ja nicht immer alles, wie heute bei der ESA üblich, 15-20 Jahre dauern. In den Frühzeiten der ESA konnten auch anspruchsvolle Projekte innerhalb weniger Jahre erfolgreich durchgeführt werden.

Nur hat man in Europa wohl leider vegessen, dass das mal so war. Zumindest hat man vergessen, wie man das damals bewerkstelligt hat.

Pork-Chop-Plots für den Transfer von der Erde zum Mras im Zeitraum 2019 bis 2023. Hyperbolische Flucht- sowie Ankunftsgeschwindigkeiten in km/s.
Credit: Michael Khan / Pork-Chop-Plots für den Transfer von der Erde zum Mars im Zeitraum 2019 bis 2023. Hyperbolische Flucht- sowie Ankunftsgeschwindigkeiten in km/s.

Die Sonde soll nicht einfach nur im Ausland eingekauft werden. Zumindest die leitenden Funktionen sollen von VAE-Bürgern bekleidet werden. Ziel ist die Schaffung lokaler Kompetenz im Luft- und Raumfahrtsektor, dessen wachsende weltweitende Bedeutung SHSKbZaN unterstrich. Aber es soll dann doch ein Technologietransfer stattfinden. Ganz aus dem Stand gleich zur interplanetar aktiven Weltraumnation – das wäre selbst mit dem von SHSKbZaN beschworenen Gottvertrauen schwierig.

Wenn das Gros der Arbeit von ausländischen Unternehmen durchgeführt wird, klingt das Projekt eminent machbar. Die Sonde kann auf der Basis eines existierenden Klein-Satellitenbus gebaut werden, wobei viele Komponenten einfach aus dem Regal genommen werden und bereits flugerprobt sind. Der Wissenstransfer müsste dann durch intensive Beteiligung erfolgen. Wenn der Kunde darauf besteht, dass Industrie-Ingenieuren in wichtigen Projektfunktionen ein Gegenüber aus den VAE zur Seite gestellt werden, dann wird sich der Auftragnehmer gegen dieses Ansinnen wohl kaum sperren. Wer zahlt, bestimmt die Musik. Die Frage ist natürlich, ob gut ausgebildete Kräfte aus den VAE sich mit einer solchen Rolle zufrieden geben, selbst für limitierte Zeit.

Dafür müsste SHSKbZaN dann schon sorgen. Ich vermute, dass er sehr überzeugend auftreten kann, wenn er es darauf anlegt.

Parallel zur Entwicklung der Sonde könnte der Aufbau des Bodensegments in Angriff genommen werden. Man kann eigene Bodenstationen im In- und Ausland errichten oder Kapazität anderer Raumfahrtagenturen oder kommerzieller Anbieter anmieten. Man kann die Sonde natürlich auch komplett vom ESOC in Darmstadt aus steuern lassen oder von jedem anderen Kontrollzentrum mit entsprechender Erfahrung. Damit spart man Geld – aber Geldmangel ist wohl nicht unbedingt das dringendste Problem der VAE. Also würde es sich anbieten, ein eigenes Kontrollzentrum im Lande hochzuziehen. Auch das wird ohne die tatkräftige Mithilfe ausländischer Experten nicht abgehen.

Technisch spricht nichts gegen die Machbarkeit des Vorhabens. Es ist auch keine schlechte Idee, gleich eine Marsmission anzuvisieren. Planetare Missionen interessieren die Leute nun einmal mehr als Erdbeobachtung oder Nachrichtensatelliten. Wer nicht nur die begabten und gut ausgebildeten jungen Leute im Land behalten will, sondern zudem auch noch Experten zur Zuwanderung bewegen, der muss auch interessante Arbeitsgebiete anbieten können. Gerade die interdisziplinäre Weltraumforschung bietet sich da an. Die stramme Vorgabe eines festen Termins ist gar nicht schlecht. Wenn ein nicht verschiebbarer Termin im Raum steht und jeder weiß, dass er es mit SHSKbZaN zu tun bekommt, wenn dieser Termin verpasst wird, dann wirkt das unglaublich beflügelnd und kann so manche ausufernde Diskussion schleunigst beenden.

Ich würde allerdings parallel zwei Sonden bauen und unabhängig voneinander starten lassen. Nur zur Sicherheit.

Avatar-Foto

Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

28 Kommentare

  1. Enjoy your flight with Emirates wherever you go !
    And believe me, you do not have to believe in Allah, (Zitat)“only in the talents of our young people.”

    • Schade, dass die keine bemannte Mission vorhaben. Emirates-Luxus auf einem Neun-Monatsflug, das würde ich mir schon gefallen lassen. Und man denke an die Vielflieger-Meilen, die man da sammeln kann….

  2. Emirates plant mit der Mall of the World in Dubai die grösste überdachte Stadt, wird doch ein Glasdom eine klimatisierte Fläche von 48 Millionen Quadratmeter überdecken.

    Nun, Dubai und die Emirates haben ja schon ein extremes Klima fast so extrem wie auf dem Mars. Die Mall of the World liesse sich später sicher auch auf dem Mars installieren und wäre dann ein atrraktives Reiseziel für Touristen, die mit Emirates Space dorthin gelangen könnten. Dass die VAE nun einen Marsflug plant ist also ein guter Anfang. VAE-Bewohner sind sicher bestens geeignet als zukünftige Marsbewohner. Auch wenn es auf dem Mars eher um so vieles zu kalt ist wie es in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu warm ist.

  3. Also wenn ich das mittere Diagramm richtig deute heisst das, dass wenn man irgendwann im 3. Quartal 2020 startet, dann ist man in rund 7 Monaten da, wobei man mit einer Geschwindigkeit zwischen 2,5 und 3 m/s ankommt. Jeder andere Zeitraum in dem Jahr würde die Reisezeit verlängern, und die Ankunftsgeschwindigkeit erhöhen. – Oder deute ich da was falsch?

    • Diagramme sollten nicht gedeutet, sondern gelesen werden. Im obersten ist die hyperbolische Abfluggeschwindigkeit von der Erde zum Mars in km/s (nicht m/s!) als Funktion des Datums und der Transferdauer. Im mittleren die hyperbolische Ankunftsgeschwindigkeit am Mars in km/s, ebenfalls als Funktion des Abflugdatums und der Transferdauer.

      Es gibt kurz nach der Jahresmitte 2020 zwei Transfermöglichkeiten mit Abfluggeschwindigkeiten von um die 4 km/s.

      Eine ist länger und überstreicht einen Transferbogen von mehr als 180 Grad, die andere ist kürzer und überstreicht weniger als 180 Grad.

      Wenn man sich die Ankunftsgeschwindigkeit anschaut, dann sieht man, dass in diesem Fall nur der schnelle Transfer eine Übereinstimmung von niedriger Abflug- und niedriger Ankunftsgeschwindigkeit bietet. Man kann da also mehr auf die Rakete packen und braucht weniger Treibstoff für den Bahneinschuss am Mars.

      Im Jahr 2022 ist es anders: Da ist der längere Transfer etwas besser als der kürzere, aber beide sind schlechter als der kurze Transfer 2020. Der wiederum ist schlechter als der Transfer 2018, den man hier im Bild nicht sieht, weil das erst 2019 anfängt.

      Der Transfer 2018 kommt am Knoten des Marsorbits mit der Ekliptik nahe dem Perihel an.

      Alle Transfers unterscheiden sich von dem vorhergehenden, und alle 15 Jahre geht der Zyklus wieder von vorne los. In manchen Fällen ist es theoretisch besser, einen Transfer mit anderthalb Runden um die Sonne zu fliegen. In der Praxis jedoch hat das noch nie einer gemacht. Solche langen Transfers (sie dauern 2 Jahre oder länger) kommen immer wieder in der Definitionsphase einer Mission auf den Tisch und werden nie praktisch umgesetzt.

      Wie Yogi Berra so treffend bemerkte: “In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis aber sehr wohl.”

      • Diagramme sollten nicht gedeutet, sondern gelesen werden.

        Das stimmt natürlich, aber da ich solche Diagramme bisher noch nicht gesehen habe, kann ich sie nicht wirklich lesen. Deshalb hab ich bei der Geschwindigkeit eben erst mal m/s vermutet; es steht ja auch nirgerndwo dabei, dass es sich um km/s handelt.
        So gesehen fand ich es dann doch sehr freundlich von Ihnen, dass sie dem zitierten Satz dann eine ausführliche Erklärung hinterher geschoben haben, was man auf den Diagrammen ablesen kann.

        • Ich meinte folgendes: Wenn die Diagramme nicht gelesen werden können und deswegen gedeutet werden müssen, stimmt etwas mit den Diagrammen selbst nicht. Ich meine, Diagramme sollten, wenn irgend möglich, selbsterklärend sein. Wenn das nicht gelingt, muss sich der, der das Diagramm gemacht hat, noch mal auf den Hosenboden setzen. Wir sind ja hier nicht unter Physikern, bei denen es darum geht, den Gegenüber zu beeindrucken, anstatt ihn zu informieren.

          Die Einheit “km/s” gehört ganz sicher über die Skala. Da das nicht der Fall ist, habe ich es in der Bildunterschrift erwähnt. Das ist aber nur eine Belhelfslösung.

          • Nun, dann wünsche ich Ihnen frohes schaffen. 🙂
            Denn irgendwo hatten Sie ja auch mal geschrieben, das die Programme, mit denen Sie die Diagramme erstellen, auch aus Ihrer Feder stammen… 😉

  4. Mal zum Startfenster und ganz einfach gedacht: Sollte man energetisch ungünstige Planetenstellungen nicht mit brachialer Gewalt einfach ignorieren können? Wenn Geld keine Rolle spielt, sollte eine SLS doch auch noch in den Warenkorb gepackt werden können… immerhin soll sie ja ab 2017 flugbereit sein..

    • Auch die dickste Rakete kann eine Nutzlast nicht auf eine beliebig hohe Fluchtgeschwindigkeit schießen. Ab einer bestimmten Fluchtgeschwindigkeit wird das Einschussmanöver so groß, dass die von der Rakete (nzw. der Oberstufe der Rakete) nicht einmal ohne Nutzmasse erreicht werden kann. Die Trockenmasse der Oberstufe selbst muss ja auch auf die erforderliche Erdfluchtgeschwindigkeit beschleunigt werden.

      OK, da könnte man jetzt einen Turmbau aus weiteren Stufen vorsehen. Aber selbst wenn es dann mit dem sehr hochenergetischen Einschuss in den Transfer klappen sollte, hat man dasselbe Problem am Mars wieder, denn da würde man mit einer Riesengeschwindigkeit ankommen.

      2021 starten und ankommen geht einfach nicht. 2021 starten und 2023 ankommen, das geht sicher, entweder mit einem 2-Jahres-Transfer oder mit einem Erdswingby ein Jahr nach dem Start. Aber das wäre nur mit den Gesetzen der Raketentechnik und der Himmelsmechanik im Einklang, nicht aber mit den Vorgaben von SHSKbZaN.

      Abgesehen davon muss das ganze ja auch entwickelt, gebaut und getestet werden. Was würde SHSKbZaN wohl sagen, wenn das Ding riesig und komplex ist, aber nicht geht? Da wäre er bestimmt not amused.

      Also lieber was einfaches, weitgehend von der Stange nehmen, 2020 starten und bei der Ankunft 2021, die ja ohnehin PR-technisch gut auszuschlachten ist, ordentlich auf die Pauke hauen.

      Der Unabhängigkeitstag der VAE ist am 2. Dezember 2021. Passt perfekt. Man kommt im Frühjahr an, macht bis zum Herbst Aerobraking und sammelt dann schön Bildmaterial – muss ja kein besonders hoch aufgelöstes sein, aber es muss schon gut aussehen und weitgehend den Mars abdecken (OK; eine Polarregion hat man dann nicht drauf). Zum Unabhängigkeitstag wird dann die erste arabische Marskarte feierlich präsentiert. Fände ich jetzt eine gute Sache.

      Die Karte als Hochglanzdruck würde in jeder Schulklasse und jedem Wohnzimmer in der ganzen arabischen Welt und wahrscheinlich noch in anderen islamischen Ländern hängen. Ob die Karte wissenschaftlich so viel Wert hat, wäre eher nebensächlich. Von der PR-Seite betrachtet wäre es ein Volltreffer.

      • Wenn ums Prestige und zu weckende Hoffnungen geht wäre ein Start am 2. Dezember 2021 besser als eine Landung am 2.Dezember 2021. Das hat einen einfachen Grund: Erfolg ist für Marssonden nicht garantiert, vor allem wenn sie noch Lander absetzen wollen, denn nur jede zweite Marsmission mit Landeeinheit war erfolgreich. Dass der Start klappt ist jedoch viel wahrscheinlicher. Ein Start am Unabhängigkeitstag der VAE wäre ideal um neue Hoffnungen in eine grosse Zukunft zu wecken. Wie wir wissen ist die Zukunft meist nicht so glorios wie man zu Beginn denkt. Doch das kann man leichter verdrängen als etwa einen Misserfolg gerade um den Unabhängigkeitstage herum.

        • Zur Not – wenn es am 2.12.2221 kein Startfenster zum Mars gibt -, müsste man halt wirklich eine unkonventionelle Route wählen oder sie vorübergehend in einem Erdorbit parken bis man ein Startfenster erwicht.

        • Eine Landeeinheit würde ich bei der allersten Mission nicht gleich vorsehen. Die kann man nämlich nicht von der Stange nehmen. Einen Orbiter-Bus allerdings schon, in unterschiedlichen Größen und Konfektionierungen.

          Mittlerweile ist das Funktionieren eines planetaren Orbiters relativ wahrscheinlich. (Wie ausgerechnet die technisch nicht gerade rückständigen Japaner es geschafft haben, mit ihrer Venus-Sonde eine Pleite hinzulegen, und dann auch noch im Antriebsstrang, ist mir nicht ganz einsichtig, aber sie haben offensichtlich einen Weg gefunden)

          Bei einem Start hat man nicht viel vorzuweisen. Den Video vom Start kann man sich tausendmal anschauen, aber am Ende war es dann doch nur eine ausländische Rakete mit einem aus ausländischen Komponenten zusammengesetzten Raumfahrzeug drauf, an dem einige arabische Ingenieure und Wissenschaftler mitgewirkt haben. Anders ist es bei visuell appetilichen Ergebnissen vom Mars. Die kann man als eigene verkaufen, es fragt keiner groß nach.

          Um das Risiko des Fehlschlags möglichst klein zu halten, würde ich, wie gesagt, alles von der Stange nehmen, so wenig wie möglich neu entwickeln und so viel wie möglich testen. Und dann auch noch alles zwei Mal bauen und fliegen. Wenn es dann immer noch nicht klappt, schiebt man es dem Ausland in die Schuhe. Da kommen die Komponenten ja her.

  5. ” Wenn es dann immer noch nicht klappt, schiebt man es dem Ausland in die Schuhe. Da kommen die Komponenten ja her.” Ich hau mich weg :o)

    Aber zumindest das Bremsmanöver sollte dann mit entsprechend potentem Träger eher weniger das Problem sein, wenn auch unwirtschaftlich… Aerobraking gäbe es ja auch noch aber wohl allemal zu abitioniert.für SHSKbZaN.

    • Das Aerobraking reduziert ja nur den Teil der Manöverkosten, die nach dem Einfang auftreten, also der Schritt von der anfänglich hochexzentrischen Bahn bin hin zum niedrigen Endorbit. Wenn die hyperbolische Anfluggeschwindigkeit phänomenal hoch ist (ich trau mich nicht, das Wort “exorbitant” zu benutzen), wird auch das MOI (Mars Orbit Insertion) gewaltig.

      Aerobraking ist nicht gar so komplex, insbesondere wenn die Sonde selbst nicht komplex ist. Die Operationen werden eh von ausländiscehn Experten durchgeführt, denen die lokalen Neulinge über die Schulter gucken. Wenn die Presse da ist, müssen die Ausländer natürlich einen Schritt zurücktreten und VAEler sitzen an den Konsolen. Am 2. Dezember schickt dann SHSKbZaN höchstpersönlich ein Telekommando hoch. Das steht ihm zu. Schließlich kommt von ihm die Kohle.

  6. Wenn es die Emriate auf den Mars schaffen, dann schaffen es die Bayern auf den Mond. Das Bruttoinlandprodukt der VAE (360 Milliarden) und Bayerns (480 Milliarden) ist nämlich vergleichbar.Der 80. Jahrestag nach der Gründung von Bayern wäre im Jahr 2026. Eine Mondlandung dann – im Jahre 2026 – intiiert und finanziert von der Bayerischen Landesregierung wäre doch ein denkwürdiges Geburtagsgeschenk.
    Unter den heutigen politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland, ja in ganz Europa, ist das allerdings undenkbar. Man sieht nur wie gewaltig die Menatliitätsunterschiede sein können. Was für die Bayern hinausgeschmissenes Geld ist ist für die Emirate eine Investition in die Zukunft.

          • Ah ja. Nun, dann gehe ich mal davon aus, dass man sich bei dem 80. Geburtstag Bayerns auf die Gründung des Freistaates bezieht, wie er heute existiert. Das passt ja auch ganz gut, da es eine Verfassungsgebende Versammlung gab, dessen Ergebnis dann per Volksentscheid genehmigt wurde.
            (Wenn es so eine Verfassungsgebende Versammlung gegeben hätte, als der Vertrag ausgearbeitet wurde, der allgemein als EU-Verfassung bezeichnet wird, würde der sicherlich anders aussehen als er es jetzt tut; die 2 ablehnenden Volksentscheide hätte es dann wahrscheinlich nicht gegeben…)

          • @Hans

            Die Geschichte Bayerns ist nicht verhandelbar, das sollte auch, oder gerade, auf einem Wissenschaftsblog gelten.

            Und ja, die EU-Verfassung wurde per Volksentscheid von zwei Staaten abgelehnt und die Bürger der Bundesrepublik Deutschland ließ man gleich gar nicht abstimmen, da entschieden die Politiker. Deutschland selbst hat bis zum heutigen Tag keine Verfassung, sondern lediglich ein Grundgesetz, das nicht auf Wunsch des deutschen Volkes, sondern auf Anordnung der Siegermächte zustande kam. Da es von Anfang an als Provisorium gedacht war wurde der Artikel 146 eingefügt, der lautet: “Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.” Nach dem Vollzug der staatlichen Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990 wäre einer Verfassung also nichts mehr im Weg gestanden.

          • @Mona:
            An der Geschichte will ich auch gar nichts verhandeln, sei es nun die von Bayern, NRW, Hessen oder sonst einer grösseren oder kleineren Region. Ich wollte nur festgestellt haben, dass sich der oben genannte 80. Geburtstag dann wohl nur auf die Gründung des Freistaates von 1946 beziehen kann. Natürlich weis ich auch, dass es davor u.a. das Königreich Bayern gab.

            Nach dem Vollzug der staatlichen Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990 wäre einer Verfassung also nichts mehr im Weg gestanden.

            Da stimme ich zu. Danach hätte man eine verfassungsgebende Versammlung einberufen können, die in einer öffentlichen Debatte eine echte Verfassung ausarbeitet, an der sich alle gesellschaftlichen Gruppen und (interessierten) Bürger hätten beteiligen können. Das ganze wäre wahrscheinlich ein mehrjähriger Prozess geworden, aber an dessen Ende hätte eine Verfassung stehen können, die den Namen auch verdient und in einer Volksabstimmung dann sehr wahrscheinlich auch mit grosser Mehrheit, also mehr als 80% der Stimmen angenommen worden wäre. Aber: ich glaube, daran hatte zum einen die damals amtierende Regierung von Helmut Kohl und insbesondere die Wirtschaftselite der alten Bundesrepublik überhaupt kein Interesse, weil sie dann u.a. den Osten nicht so hätten ausnehmen können, wie sie es getan haben. Und es hätte eine viel intensivere Beschäftigung mit den Rechtsstandards beider deutscher Staaten geben müssen, in denen wirklich alles auf Sinngehalt und Nutzen hin untersucht worden wäre. Eine weitere Sache von der ich meine, dass die westdeutschen “Eliten” sie unbedingt vermeiden wollten. Aber lassen wir dass, denn darüber zu spekulieren bringt jetzt eh nicht mehr viel, und bis “die Deutschen” die Mistgabeln erheben muss es ihnen wahrscheinlich wirklich noch viel dreckiger gehen als es derzeit der Fall ist…

    • Den 80sten Jahrestag begeht man doch nicht besonders. Dann schon eher den 75sten Jahrestag der Gründung des Freistaates Bayern am 8. Dezember 2021. Das hat zusätzlich auch noch den Charme, nur 6 Tage nach dem 50sten Jahrestag der Gründung der VAE zu liegen.

      Seehofer könnte also mit SHSKbZaN gemeinsam eine Sammelbestellung abgeben. Jeder kauft zwei Mars-Orbiter, das wären zusammen vier Sonden. Da müsste sich mit den Herstellern schon Mengenrabatt heraushandeln lassen.

      Ferner hat Bayern gegenüber den VAE den Vorteil, dass es in Bayern bereits Industrie und Fachleute gibt, die so ein Projekt heben können. Also kann hier eine Synergie stattfinden: Die Bayern können den Emiratis den gewünschten Technologieschub verpassen.

      Idealerweise wären dann 2021 vier neuer Orbiter in einer niedrigen Bahn um den Mars. Damit könnte man schon was machen, selbst wenn die wissenschaftliche Ausstattung jedes einzelnen Orbiters eher konventionell und nicht besonders anspruchsvoll wäre.

      Ich würde die Satelliten in sonnensynchronen Orbits positionieren, jeweils zwei in einr Bahnebene, dort um 180 Grad phasenversetzt. Die Orbits müssten lokale Zeiten des aufsteigenden Knotens von 9 und 15 Uhr lokaler Sonnenzeit haben. dann würden zwei der Satelliten den 15-Uhr-Meridian heraus beziehungsweise den 3-Uhr-Meridian hinunterklettern, zwei den 9-Uhr mMeridian heraus und den 21-Uhr-Meridian hinunter. Der wissenschaftliche Wert würde dadurch verstärkt, dass so viele Beobachtungen komplementär sind.

      • In Kürze: Der Freistaat Bayern wurde bereits am 8. November 1918, nach dem Ende der Monarchie, gegründet. 1919 kam es zu einer Niederschlagung der sozialistischen Räterepublik durch Freikorps. Seine Eigenständigkeit hatte Bayern jedoch bereits beim Beitritt zum Deutschen Reich 1871 weitgehend eingebüßt. Durch das NS-Regime wurde es dann, wie die anderen Länder, als Verwaltungsprovinz gleichgeschaltet. Nach dem zweiten Weltkrieg stellte die amerikanische Besatzungsmacht das Land in seinen historisch gewachsenen Grenzen (allerdings ohne die Rheinpfalz) wieder her. Am 1. Dezember 1946 wurde per Volksentscheid über die Bayrische Verfassung abgestimmt, welche am 08.12.1946 in Kraft trat. 1949 wurde der Freistaat Bayern Teil der Bundesrepublik Deutschland.

        Ob Seehofer mit SHSKbZaN gemeinsam eine Sammelbestellung abgeben will, das weiß ich nicht. Ich vermute nämlich, dass die Vereinigten Arabischen Emirate bloß ihr Nachbarland Katar ausstechen wollen, wo 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft staatfinden soll. Da käme eine Mars-Sonde zur Feier des 50sten Jahrestags der Gründung der VAE im Jahr 2021 natürlich gerade recht. Wir Bayern versuchen halt mit unserer Fußballmannschaft Ehre einzulegen. Wobei so ein paar Marssonden natürlich auch was hermachen würden, aber damit warten wir noch, vielleicht setzen sich ja die Königstreuen in Bayern doch noch mal durch und dann lassen wir die Dinger steigen. Unseren König Ludwig II. hätte das sicher gefreut. 🙂
        http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a5/De_20_jarige_Ludwig_II_in_kroningsmantel_door_Ferdinand_von_Piloty_1865.jpg

  7. Für die Exomars-Mission wäre ein ballistic capture transfer eine Option.
    Mit ballistic capture transfers ist man nicht mehr auf wenige Startfenster für einen Hohmann oder einer der anderen Transfer zum Mars angewiesen. Anstatt alle 26 Jahre, das nächste Mal 2020/22 wie beim Hohmann-Transfer, ist das Startfenster für einen ballistic capture transfer zum Mars (fast) jederzeit offen.

    This results in a substantial savings in capture ?v from that of a classical Hohmann transfer under certain conditions. This is accomplished by first becoming captured at Mars, very distant from
    the planet, and then from there, following a ballistic capture transferto a desired altitude within a ballistic capture set. This is achieved by manipulating the stable sets, or sets of initial conditions whose orbits satisfy a simple definition of stability. This transfer type may be of interest
    for Mars missions because of lower capture ?v , moderate flight time, and flexibility of launch period from the Earth

    Ein schönes Bild zur Schlussphase des ballistic capture transfers, findet man hier

    Die sehr geringe Ankunftsgeschwindigkeit scheint mir ein besonderer Vorteil des ballistic capture transfers. Enige Marssonden (Beagle?) scheinen ja wegen zu hoher Auftreffgeschwindigkeit.auf die Marsatmosphäre gescheitert zu sein. Deswegen wird dies in der Zusammenfassung auch speziell erwähnt:

    The capture ?V savings offered by the ballistic capture transfer from the Earth to Mars is substantial when transferring to higher altitudes in certain situations.
    This may translate into considerable mass fraction savings for a spacecraft arriving at Mars, thereby allowing more payload to be placed into orbit or on the surface of Mars, over traditional transfers to Mars, which would be something interesting to study. Although the Hohmann transfer provides lower capture ?v performance in certain situations, in other cases it doesn’t, and in these the ballistic capture transfer offers a new approach.
    ….
    Another advantage of using the ballistic capture option is the benign nature of the capture process as compared to the Hohmann transfer. The capture ?v is done far from Mars and can be done in a gradual safe manner

Schreibe einen Kommentar