Sonnentransit der ISS über Südhessen am 1.7.2016

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Der Syzygienkönig gibt bekannt: Südhessen, Nordbadener, Pfälzer und Franken aufgepasst! Am Freitag, 1. Juli 2016, gegen 13:51 MESZ wird die Internationale Raumstation hoch am Himmel, damit bei geringem Abstand vom Beobachter und entsprechend groß erscheinend einen Sonnentransit hinlegen. Ich habe die Beobachtbarkeit nur für die Nähe meines Wohnorts eruiert. Wer anderswo lebt (soll es ja geben), kann Heavens Above oder CalSky oder ein anderes Tool seines oder ihres Vertrauens bemühen.

Meine Ergebnisse von CalSky sind hier, die Vergleichsergebnisse von Heavens-Above hier (beides als PDF). Bei den CalSky-Ergebnissen hat die PDF-Umwandlung offenbar einen Schluckauf bekommen; die dargestellte Zentrallinie des Überflugs (wer auf dieser Linie steht, sieht die ISS die Sonne mittig kreuzen) hat einen Versatz zwischendrin. Das Problem kann ich jetzt auf die Schnelle nicht lösen – schauen Sie es sich bitte einfach selbst online an.

Auch Stellarium bestätigt diesen Vorbeiflug, von dem man natürlich nur das kurze Stück des Sonnentransits überhaupt beobachten kann. Der Beobachtungspfad ist nur knapp 5 km breit. Die ISS erscheint, weil sie beim Transit nur 450 km entfernt ist, 61 Bogensekunden groß, also eine Bogenminute. Das wäre ja etwa 1/30stel des scheinbaren Winkeldurchmessers der Sonnenscheibe!

Die ISS am Taghimmel des 1.7.2016 kurz vor dem Sonnentransit, simuliert für Heppenheim um 11:51:11 UTC (13:51:11 MESZ)
Credit: Michael Khan via Stellarium / Die ISS am Taghimmel des 1.7.2016 kurz vor dem Sonnentransit, simuliert für Heppenheim um 11:51:11 UTC (13:51:11 MESZ)

Für die Beobachtung gilt, was für jede Sonnenbeobachtung gilt: Nie ohne geeignete Filter in die Sonne schauen, schon gar nicht mit einem optischen Instrument, auch nicht für wenige Sekunden.

Ich werde mir das Ereignis auf der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim geben. Die liegt praktischerweise ziemlich genau auf der Mittellinie. Da die ISS ziemlich schnell (innerhalb von weniger als einer halben Sekunde) über die nur ein halbes Grad große Sonne hinweg huschen wird, sollte man versuchen, den Transit per Digitalkamera durch ein Teleobjektiv oder einem Teleskop (natürlich nur mit Filter) fotografisch zu erfassen. Die Kamera muss imstande sein, Bilder mit hoher Frequenz zu schießen.

Mit einer DSLR wird es schwieriger, aber auch nicht unmöglich. Wenn Ihre Kamera möglichst hochaufgelöste Videos filmen kann, sollte man den Film-Modus wählen – mit der größtmöglichen Brennweite, am besten einem Teleskop. Wenn Sie in einem Burst-Modus viele Bilder innerhalb kürzester Zeit schießen können, wäre das auch eine Möglichkeit. Dann müssen Sie aber den Beginn des Burst gut abpassen. Idealerweise nimmt man eine Astrokamera mit hoher Auflösung und ein nachgeführtes Teleskop mit großer Brennweite.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

3 Kommentare

    • Nix. War’n typischer Fall von Denkste.

      Wenn’s wenigstens durchgehend bewölkt gewesen wäre. Aber nein, ich fahr’ raus, die Wolkendecke ist aufgerissen, ein paar Minuten vor dem Transit ein Riesenloch, ein paar Minuten später auch, aber genau zur kritischen Zeit eine fette Wolke.

      • Ach schade! Aber falls es ein Trost ist: Mein 200/1000er Newton wartet auch schon seit Wochen auf First Light. Aus ganz ähnlichen Gründen.

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