Mars Express: Vorbereitung auf die Kometenbegegnung

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Am 19. Oktober 2014 wird der Komet C/2013 A1 (Siding Spring) in einem Abstand von weniger als 140,000 km am Planeten Mars vorbeirauschen (Jan und ich berichteten). Eine Kollision ist ausgeschlossen, aber Staub aus dem Schweif kann Raumsonden im Orbit um den roten Planeten doch zu schaffen machen. Immerhin beträgt die Relativgeschwindigkeit der Begegnung fast 56 km/s.

Die ESA betreibt seit mehr als 10 Jahren ihren Mars-Orbiter Mars Express(“MEX”). Obwohl er schon deutliche Alterserscheinungen zeigt, versieht der Methusalem immer noch wacker seinen Dienst, bereits 5 Mal so lange wie geplant. Jetzt wird ihm auf seine alten Tage noch eine Kometenbegegnung zugemutet. Man kann zwar nicht ausschließen, dass ein Teilchen im kometaren Debris der Sonde zum Verhängnis wird, aber man kann schon Maßnahmen treffen, um das Schadensrisiko zu minimieren. Die Vorbereitungen dazu sind in vollem Gang, und sie halten nicht nur das Kontrollteam von Mars Express in Atem, sondern noch einige Leute mehr, unter anderem auch mich.

Im MEX-Blog im ESA-Webauftritt ist jetzt der erste Artikel erschienen, der den Fortgang der Vorbereitungen beschreibt. Weitere Artikel werden folgen, im MEX-Blog wie auch auf anderen ESA-Webseiten.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

5 Kommentare

  1. Optimal wäre es, wenn sich Mars Express während des Komentdurchgangs relativ zum Komenten hinter dem Mars befinden würde. Immerhin legt der Komet in 1 Stunde etwa 200’000 km zurück und Mars Express benötigt 7 1/2 Stunden für eine Marsumrundung. Wenn Mars Express während der maximalen Annäherung des Kometen an den Mars hinter dem Mars versteckt wäre, müsste man sich keine Sorgen machen. Wenn dieses Szenario aber nicht schon von selbst eintrifft könnte man mit Bahnkorrekturen dieses Szenario vielleicht einstellen – vorausgesetzt der Satellit hat noch genügend Treibstoff.

    • In der Tat. Sie sind allerdings nicht der erste, der darauf gekommen ist – das war sogar die erste Idee, die aufkam, um dem Problem zu begegnen. Leider ist die Orientierung der Bahn zu diesem Datem so, dass ausfgerechnet das Apozentrum in Richtung des ankommenden Kometen zeigt. Das heißt, nur ein kurzer Bahnbogen um das Perizentrum hder Bahn herum liegt, von der Kometenanflugrichtung aus betrachtet, “hinter” dem Mars. Dort aber fliegt die Raumsonde am schnellsten – sodass der Schutzeffekt maximal etwa 30 Minuten anhält. Die Ausdehnung der Zone, in der mit erhöhter Flussdichte mikroskopischer Partikel zu rechnen ist, die beim Aufprall und ihrer Umwandlung in Plasma zu elektromagnetischen Pulsen gefährlichen Ausmaßes führen können, könnte aber deutlich größer sein als die etwa 100,000 km, für die die halbe Stunde Verstecken ausreicht.

      Das sind allerdings alles Modellrechnungen, die zudem noch eine große unbekannte enthalten, nämlich die Aktivität des Kometen im Oktober.

  2. Leicht off-Topic, hat aber mit dem Wissen über Erde und Weltraum zu tun:
    Im physorg-Artikel One in four Americans unaware that Earth circles Sun wird darüber berichtet, dass 1/4 der 2200 befragten US-Amerikaner nicht wissen, dass die Erde um die Sonne kreist. Immerhin glauben 90%, dass Forschung sich lohne und die Vorteile die Gefahren übertreffen würden.

    Wie steht es wohl um das Weltraumwissen in Deutschland und in Europa überhaupt? Und wie steht es um das Allgemeinwissen derjenigen, die nicht wissen, dass die Erde um die Sonne kreist?

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