Die Bahn von Komet ISON

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Zu Komet C/2012 S1 (ISON) wurde eine Menge geschrieben und gerechnet, auch in den Kosmologs. Die astronomische Gemeide weltweit bereitet sich auf seine enge Begegnung mit der Sonne vor. Alle hoffen, dass er sich als Jahrhundertkomet herausstellt, aber das Ganze kann sich sehr wohl auch als weniger dramatisch herausstellen als so manche reichlich optimistische Ankündigung.

Mir fehlte bis jetzt eine wirklich anschauliche Darstellung seiner Bahn durch das innere Sonnensystem. Natürlich kenne ich seine Bahndaten und ich kann mir darunter auch etwas vorstellen – wahrscheinlich mehr als der Durchschnittsbürger. Trotzdem wollte ich mal eine verständliche Grafik der Trajektorie sehen. Am Ende habe ich selbst etwas fabriziert und dabei festgestellt, dass das gar nicht so einfach ist. Die Bahn dieses Kometen ist wirklich ungewöhnlich gestreckt und schmal, das widerspricht einfach der Anschauung.

Hier also das Ergebnis meiner Bemühungen, ein Mal mit einem etwas weiteren Blickfeld, dann mehr hineingezoomt.

Orbit of comet C/2012 S1 (ISON) through the solar system in late 2013/early 2014, spanning perihelion on 28 November 2013, source: Michael Khan/ESA

Bei Planeten und Komet ist die eigentliche Bahn, aber auch die Projektion der Bahn auf die Ekliptikebene gezeigt. Komet ISON braust also relativ dicht über der Ekliptik herein und begegnet dabei Mars in 0,07 AE Abstand, zwar nahe, aber lange nicht so dicht wie Siding Spring im nächsten Oktober, für denn der wahrscheinlichste Vorbeiflugabstand mit rund 122,000 km beziffert wird. ISON wird innerhalb der Erdbahn kurz unter die Ekliptikebene tauchen, dann aber nach seiner Sonnenbegegnung am 28. November fast komplett umgelenkt und nun weit oberhalb der Ekliptik zurückfliegen. 

Orbit of comet C/2012 S1 (ISON) through the solar system in late 2013/early 2014 (close-up), spanning perihelion on 28 November 2013, source: Michael Khan/ESA

Die Erde ist in ihrer Position am 28. November, dem Tag des Periheldurchgangs, gezeigt. ISON wird um diesen Zeitraum herum nicht zu sehen sein, weil er sich in Sonnennähe befindet. In den darauf folgenden Wochen wird er jedoch auf seinem Weg weg von der Sonne “über” die Erde hinweg fliegen und deswegen von der Nordhalbkugel aus nachts unter hoher Elevation, teilweise sogar zirkumpolar sichtbar sein, wobei seine Aktivität (oder die Aktivität dessen, was von ihm übrig ist) aufgrund des zunehmenden Sonnenabstands rapide abnehmen wird.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

9 Kommentare

  1. Perturbations?

    Schöne Darstellung – mich würden mal ein paar Details zur erstellung interessieren, insbesondere ob du dich auch an die haarige Aufgabe gemacht hast, die Störungen der Bahn durch die nahe Passage am Mars miteinzukalkulieren. Die Bahnparameter dürften sich dabei ja schon merklich ändern

  2. @Carolin: Bahnstörungen

    Da die dargestellte Bahn das Ergebnis einer numerischen Integration ist, ist die Einbeziehung der Bahnstörungen durch die Schwerkraft der anderen Himmelskörper im Sonnensystem eigentlich nicht besonders haarig. Ist halt Rechenaufwand, aber den erledigt ja der Computer.

    ISON begegnet Mars im Abstand von etwa 10 Millionen km. Ob das nun zu Bahnstörungen führt, die man in der Grafik auch sieht, weiß ich nicht. Wahrscheinlich eher nicht, aber es ist eigentlich egal: Wenn die Störungen durch die Schwerkraft der Planeten einbezogen ist, dann geht sie in die Berechnung ein, egal, ob sie nun groß oder klein ist.

    Problematischer ist da eher die Bahnstörung durch das Ausgasen der volatilen Bestandteile. Nicht, weil die mathematische Beschreibung an sich problematisch wäre, sondern eher deswegen, weil mir Informationen zu wichtigen Parametern fehlen: Größe des Kometen, Rotationsgeschwindigkeit und -richtung des Nukleus, thermische Trägheit etc. Allerdings wirken sich die Beschleunigungen durch das Ausgasen am Perihel noch nicht so so stark aus – ihren Effekt sieht man besonders am entgegengesetzten Ende der Bahn, also am Aphel, oder, falls der Komet hyperbolisch bleibt, in sehr großer Sonnenentfernung.

  3. Weitere Antworten

    @D. Fischer: Das Papiermodell auf der NASA-Webseite, zu dem Sie den Link gelieferthaben, ist wirklich sehr anschaulich. Ich hatte mir schon überlegt, für öffentliche Veranstaltungen und Schulbesuche ein Modell aus zwei Scheiben Plexiglas zu basteln.

    @Steppl: Vielen Dank für den Link zu “Eyes on the Solar System”. Ich sehe jetzt, dass ich mich im Artikel missverständlich ausgedrückt habe. Ich brauche aktuell eine anschauliche Grafik für eine Veröffentlichung. Dabei kann ich nicht auf Hardware-oder Software-Modelle zurückgreifen. Für andere Zwecke wie Vorträge, Schulveranstaltungen etc. sind allerdings die genannten Links ausgesprochen nützlich!

  4. Komet ISON

    Hallo.
    Habe soeben die Kommentar-Regeln gelesen. Darf das hier hinein? —
    Es wird schon gesagt, dieser Komet sei ein außerirdisches Raumschiff, weil er von zwei kleinen Begleitern “eskortiert” wird.

    http://namabaronis.net/…ote-des-ersten-kontakts/

    Gruß! *Rohan D.

  5. ISONische Spinnereien …

    Der arme Komet wird – wie jeder andere von irgendeinem Medieninteresse auch – von einer Wolke von Spinnern begleitet, die ihm den größten Blödsinn andichten. Über die angeblichen zwei Begleiter hatte ich schon vor einem Monat aufgeklärt, siehe auch die späteren Links im englischen Teil, vieles andere (die 5000 Passagiere, die Bahnänderung, das Rendezvous mit den anderen Raumschiff names Phobos …) ist derart frei – und dazu noch dämlich – erfunden, dass mir dazu schlicht nichts mehr einfällt …

  6. Bullsh*t-Alert

    Dieses Gewäsch von einem gewissen Tolec um eine Biosphäre Xanterexx ist ja anfangs etwas amüsant, solange man es noch für eine Realsatire halten kann, dann geht das aber weiter und weiter und wird schnell langweilig.

    Auffällig ist, wie wenig Rechercheaufwand in diese Art von Mumpitz fließt. Ich gebe mir bei jedem Blog-Artikel mehr Mühe. Besagter Tolec kommt nach eigenem Bekunden vom Planeten Dakote im Sternsystem Taygeta in der “Constellation Pleiades”. Allerdings sind die Plejaden kein Sternbild, sondern ein offener Sternhaufen mit sehr jungen Sternen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich um einige der Sterne dort bereits Protoplaneten gebildet haben könnten – es gibt sogar Indizien dafür, dass dies so sein könnte – aber man kann sich unschwer vorstellen, was für Bedingungen in einem solchen Sternentstehungsgebiet vorherrschen, mit Planetesimalen aller Größe, die überall herumschwirren und miteinander kollidieren, mit gerade akkretierten Planeten, die noch glutflüssig sind …. ganz abgesehen dabvon, dass Taygeta ein Dreifachsystem aus einem blauen Unterriesen und zwei Begleitern ist, was auch nicht gerade komfortfördernd wirken dürfte.

    Warum es wirklich geht, sieht man daran, dass auf dem Blog des Erleuchteten alle möglichen magischen Kräuterprodukte angeboten werden. Wer so leichtgläubig ist, dass er die angebliche Herkunft des Tolec bereitwillig schluckt, wird sicher auch bereit sein, sich für so einen Mumpitz von einer Menge Geld zu trennen.

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