“Microbursts” – tückische Fallen für landende Flugzeuge

Schematische Darstellung der Auswirkung eines Microburst auf ein Flugzeug im Endanflug, beim Einflug in die Randzone (rechts) und in der Kernzone des Microburst (Mitte)

Jeder kennt das Phänomen plötzlicher starker Winde unmittelbar vor dem Einsetzen von Starkregen bei einem Unwetter. Die Ursache sind Fallwinde, die mit dem Schauer einhergehen. Der Fallwind wird beim Auftreffen auf den Erdboden radial vom Zentrum der Niederschlagszone abgelenkt. Der englische Begriff für dieses Phänomen ist “Microburst” oder auch “Downburst”.

Microbursts haben in der Luftfahrt bereits zu zahlreichen schweren Unfällen geführt. Der Landeanflug ist ja ohnehin die gefährlichste Phase eines Flugs. Etwa die Hälfte aller Flugunfälle geschahen beim Endanflug oder der Landung. Das mit geringer Geschwindigkeit und gedrosselten Triebwerken im Sinkflug einschwebende Flugzeug ist hier in besonderem Maße gefährdet. Die Piloten müssen versuchen, Höhe zu gewinnen, wenn sie unverhofft mit einer kritischen Wettersituation konfrontiert werden. Das ist aber nicht so einfach, denn die Düsentriebwerke brauchen erst einige Sekunden, um von von niedrigem Schub auf Startschub hochgefahren zu werden.

Dann vergeht weitere Zeit, um das Flugzeug zu beschleunigen, den Sinkflug abzubrechen und eine positive Steigrate zu erreichen. Wenn diese Zeit fehlt, ist der Unfall unausweichlich. Deswegen ist die Früherkennung von gefährlichen Wetterphänomenen überlebenswichtig. Selbst einige gewonnene Sekunden können den Unterschied zwischen der sicheren Beherrschung einer Gefahrensituation und dem Absturz ausmachen.

Schematische Darstellung der Auswirkung eines Microburst auf ein Flugzeug im Endanflug, beim Einflug in die Randzone (rechts) und in der Kernzone des Microburst (Mitte)
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Schematische Darstellung der Auswirkung eines Microburst auf ein Flugzeug im Endanflug, beim Einflug in die Randzone (rechts) und in der Kernzone des Microburst (Mitte)

Besondes tückisch an einem Microburst ist, dass er den Flugzeugführer zu einer falschen Reaktion verleiten kann. Beim Einflug in den Microburst trifft das Flugzeug auf starken Horizontalwind von vorne. Das führt dazu, dass die Fluggeschwindigkeit relativ zur umgebenden Luft sprunghaft zunimmt. Die Sinkgeschwindigkeit nimmt ab, das Flugzeug kann sogar steigen. Jetzt ist höchste Gefahr gegeben, man müsste sofort die Landung abbrechen und so schnell wie möglich Höhe gewinnen.

Hat man aufgrund des Überraschungsmoments oder anderer Störfaktoren aber nicht gemerkt, was hier droht, dann kann es sogar sein, dass man die Triebwerksleistung weiter reduziert und das Flugzeug andrückt, um es wieder in den Sinkflug zu zwingen. Ein tödlicher Fehler, denn kurz kurz darauf ist man mitten in der Kernzone des Microburst. Hier drücken starke Fallwinde das Flugzeug zu Boden. Aus der Situation kommt man nur noch mit viel Glück heil heraus. Selbst wenn das Zentrum noch durchflogen werden kann, wird das Flugzeug es auf der anderen Seite mit einem plötzlichen starken Rückenwind zu tun bekommen, was zu einem Verlust an Auftrieb oder gar zu einem Strömungsabriss aufgrund von zu niedriger Fluggeschwindigkeit führt.

Wenn es erst einmal so weit gekommen ist, ist es zu spät. Die einzige Abhilfe gegen Microbursts ist die Früherkennung und die rechtzeitige Warnung der Flugzeugführer, die zudem auch im Umgang mit diesem Wetterphänomen trainiert sein müssen. Wer erst noch lange überlegen muss, was zu tun ist, wird zu spät reagieren, selbst wenn er begriffen hat, was zu tun ist.

Siehe auch:

Absturz von Eastern Airlines Flug 66 am 24. Juni 1975 beim Anflug auf New York

Absturn von Pan Am Flug 759 am 9. Juli 1982 beim Anflug auf New Orleans

Absturz von Delta Airlines Flug 191 am 2. August 1985 beim Anflug auf Dallas-Fort Worth

Absturt von USAir Flug 1016 am 2. Juli 1994 beim Anflug auf Charlotte NC

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

5 Kommentare

  1. Hm… also so ganz Mikro können dises Bursts nicht sein, wenn sie Passagierflugzeuge zum Absturz bringen können. Deshalb würde mich mal interessieren, in welchem Verhältnis das “mikro” hier zu sehen ist und wo das zugehörige “makro” liegt?

  2. Pingback:Rätsel um Bermuda-Dreieck endlich gelöst – nicht @ gwup | die skeptiker

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