Veröffentlichung der ersten Herschel Ergebnisse

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Vor einigen Tagen, am 16. Juli war es nun endlich soweit. Das Journal A&A (Astronomy & Astrophysics) veröffentlichte offiziell, in einer Herschel gewidmeten Ausgabe, die ersten Ergebnisse diesem vor etwas mehr als einem Jahr gestarteten Infrarotobservatoriums. Insgesamt 152 wissenschaftliche Artikel umfasst diese Ausgabe, die dabei das ganze astronomische Spektrum abdeckt. Der Grossteil dieser Artikel sind aber schon seit mindestens dem 10. Mai 2010 bekannt. Ab diesem Zeitpunkt war es erlaubt, die für diese Sonderausgabe vorgesehenen, akzeptierten Artikel auf der astronomischen Preprint Webpage astro-ph zu posten. Davor herschte absolute Geheimhaltung über erste wissenschaftliche Ergebnisse dieser Mission. Tatsächlich gab es ab dem 10. Mai für einige Tage eine Lawine von Herschel-Publikationen auf dieser Webpage zu bestaunen. 

Abbildung 1: Titelbild der A&A Herschel Ausgabe (Quelle: A&A).

Der Veröffentlichung der Herschel-Artikel ging vom 4. bis zum 7. Mai die Konferenz ‘Herschel First Results Symposium’ bei ESTEC in Noordwijk voraus. Um die 400 Wissenschaftler nahmen an dieser Tagung teil. Im Vergleich zum Workshop ‘Herschel Science Demonstration Phase Initial Results Presentation Workshop in Madrid im Dezember des vergangenen Jahres (siehe auch diesen Blogartikel von mir über dieses Ereignis) konzentrierten sich die Vorträge und Poster vor allem auf die Interpretation und Analyse der gewonnen Bilder und Spektren. Gut gefiel mir, dass es zwischen den einzelnen Sitzungen genügend Zeit gab sich mit Kollegen aus aller Welt auszutauschen. Ich wohnte vielen spannenden Vorträgen bei und es war einfach toll bei diesem Meeting dabei zu sein.  Herschel hat schon jetzt die Erwartungen der Infrarotastronomen mehr als  übertroffen. Ich präsentierte auf dieser Tagung ein Poster über mein Projekt über Herschel-Beobachtungen von hochrotverschobenen Infrarotgalaxien und hatte dabei viele interessante Diskussionen mit Kollegen.  

Abbildung 2: Ankündigung des Herschel First Results Symposiums (Quelle: ESA).

Ich hatte in den vergangen Monaten eifrig an der wissenschaftlichen Publikation meines Projektes gearbeitet. Es ist Teil des Garantiezeit-Beobachtungsprogramm PEP (PACS Evolutionary Probe). Da jedoch pro Beobachtungsprogramm nur eine gewisse Anzahl von Publikationen für die A&A Sonderausgabe erlaubt war, wird meine Arbeit demnächst in ApJL (Astrophysical Journal Letters) erscheinen. Mein Manuskript ist schon akzeptiert und befindet sich nun seit einigen Tagen auf astro-ph. Ich werde demnächst ausführlich über meine Arbeit hier berichten. Alle akzeptierten Veröffentlichungen, die nicht in der Herschel-Ausgabe von A&A erschienen (durften), konnten ab dem 1. Juni 2010 auf astro-ph gepostet werden. Die Veröffentlichung in einem wissenschaftlichen Journal ist dann nach dem 16. Juli 2010 erlaubt, was auch auf meine Arbeit zutreffen wird. Ab jetzt gibt es auch von Seiten von ESA keine Begrenzungen mehr bezüglich Herschel Publikationen.

Noch eine kleine Anekdote zum Schluss. Am letzten Abend des Symposiums fand das obligatorische Konferenz-Dinner statt. Plötzlich verliessen einige Teilnehmer die Tische…und machten es sich an einsamen Flecken in der weiläufigen ESTEC Kantine, Veranstaltungsort des Dinners, mit ihren Laptops gemütlich und posteten ab Punkt 22:00 Uhr Herschel-Artikel auf astro-ph. Grund dafür war, dass ab eben jenen Zeitpunkt es erlaubt war Herschel-Artikel auf den Preprint Server astro-ph hochzuladen, die dann am 10. Mai erscheinen würden. Und jeder wollte natürlich soweit wie möglich ganz oben auf dieser Webpage erscheinen, da dies angeblich die Zitierungsrate positiv beeinflusst. Soweit ich mich noch erinnere ergatterte aber den heissbegehrten Platz ganz vorne eine Publikation, die absolut nichts mit Herschel zu tun hatte….

Bis zum nächsten Blog,

Euer Helmut Dannerbauer

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Der promovierte Astrophysiker Helmut Dannerbauer – wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg – fokussiert sich in seinem Blog auf die Erforschung von Galaxien und deren Entwicklung im jungen Universum.

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