Start von Herschel und Planck: erste Erleichterung

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Spurensuche im jungen Universum
Galaxienentwicklung

Wenige Sekunden vor dem Start der Doppelmission Herschel und Planck um 15:12:00 MESZ bekam ich doch noch schwitzige Hände. Das Max-Planck-Institut der Astronomie (MPIA) ist ja an einem der drei Instrumente an Bord von Herschel beteiligt und seit Juni 2004 war ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an diesem Projekt tätig. Etwa 300 Stunden Beobachtungszeit mit Herschel sind den Wissenschaftlern am MPIA garantiert. Deshalb war die Spannung auch unter den der Belegschaft am MPIA sehr gross, ob alles klappen würde. Im Hörsaal unseres Institutes fand die Live-Übertragung des Starts und der ersten Phase danach statt. Fast die gesamte Belegschaft des Instituts war dort anwesend und fieberte etwa eine Stunde lang mit. Aber nicht nur am MPIA, weltweit verfolgten Wissenschaftler mit grosser (An)Spannung dem Start dieser Doppelmission entgegen – das Schicksal vieler wissenschaftlicher Karrieren hängt vom Erfolg dieser beiden Missionen ab.

Start von Herschel und Planck mit einer Ariane 5 am 14. Mai 2009 [Quelle: ESA].

 

25 Minuten nach dem Start löste sich dann Herschel von Planck und macht sich nun alleine auf seinem Weg zu seinem Zielort, dem Lagrange Punkt 2 (siehe Michael Khan’s Artikel über diese Thema). Kurz darauf koppelte sich dann auch Planck von der letzten Antriebsstufe der Ariane 5. Danach lichtete sich bei uns der Hörsaal  doch ziemlich, und auch ich ging ziemlich erleichert wieder zurück an meinen Arbeitsplatz. Damit war nun der erste Schritt dieser Mission – der Start und die Abkoppelung der beiden Satelliten – erfolgreich abgeschlossen. Die ESA gab kurz danach die Meldung heraus, dass die ersten Radiosignale von den beiden Wissenschaftssatelliten empfangen wurden. Heute abend verfolgte ich dann mit großem Interesse Beiträge über dieses Ereignis – und tatsächlich Herschel und Planck waren stark in den wichtigsten Nachrichtensendungen vertreten:)

Abkoppelung von Herschel [Quelle: ESA].

 

In den nächsten Wochen und Monaten wird das Herschel Teleskop, seine drei wissenschaftlichen Instrumente und deren Komponente auf Herz und Niere getestet. Im Herbst dieses Jahren sind dann die ersten wissenschaftlichen Beobachtungen mit Herschel geplant.

 

Bis zum nächsten Blog,

Euer Helmut Dannerbauer

 

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Veröffentlicht von

Der promovierte Astrophysiker Helmut Dannerbauer – wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg – fokussiert sich in seinem Blog auf die Erforschung von Galaxien und deren Entwicklung im jungen Universum.

3 Kommentare

  1. Besser als ein Fußball-Finale!

    Hi Helmut,
    okay, das wird Dir als Fußball-Fan vielleicht nicht so gefallen, aber für mich (als nicht-Fußball-Fan) war jedenfalls das “Launch-Event” am MPIA, von dem Du schreibst, und bei dem ich natürlich auch dabei war, spannender als jedes Finale! Man hat unseren Kollegen ins Gesicht geschrieben gesehen, dass sich in diesem Moment entscheidet, ob sich die jahrelange Arbeit gelohnt hat — und sie hat sich, nach allem was wir derzeit sagen können, gelohnt!
    Ein fantastischer Start für zwei wichtige Missionen. Ich bin gespannt auf weitere Blog-Artikel!

    Hast Du in den nächsten Wochen und Monaten konkret mit Herschel-Daten (Kalibration?) zu tun?

    Viele Grüße!
    Leo

  2. Wow…

    … was für ein toller Start! Ich habe heute mit meinen Kollegen an unserem Institut, dem Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, bei unserem “Lauch-Event” mitgefiebert (das Instrument PACS auf Herschel wurde ja bei uns entwickelt). Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligte! Ich drücke die Daumen, dass alles weiterhin so klasse funktioniert.

  3. Doppelmission?

    Ich will nicht kleinlich erscheinen, aber an dieser Bezeichnung, die auch in der Presse schon mehrfach verwendet wurde, stoße ich mich ein bisschen.

    Es hat zu manchem Missverständnis in den Medien geführt (wer gestern beim Start-Event mit Journalisten zu tun hatte, wird das bestätigen koennen), daher moechte ich unterstreichen:

    Herschel und Planck sind komplett voneinander unabhängige Missionen, die einfach nur in dieselbe Region müssen und dieselbe Rakete teilten. Unter einer Doppelmission verstehe ich etwas wie Cassini-Huygens, wo ein starker Missionszusammenhang zwischen zwei Sonden bestand, oder Voyager 1 und 2, wo es sich um zwei identische Raumsonden handelte.

    Hier aber ist die Situation eine ganz andere.

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