Wie lässt sich Kooperation bei Menschen steigern?

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Kognition & Kooperation
Frey-händig

Neben der Frage, warum Menschen mehr als andere Lebewesen kooperieren (Ausnahme vielleicht soziale Insekten), ist vor allem die Anschlussfrage interessant: Wie lässt sich die Zusammenarbeit noch steigern? Denn so beeindruckend menschliche Kooperation auch ist – man denke nur an globalen Handel, Arbeitsteilung oder die UN – ebenso häufig sind misslungene Allianzen, Misstrauen zwischen Individuen oder Nationen, militärische Konflikte, Handelskriege, Zollschranken, usw.

Wie in diesem Beitrag bereits erwähnt, gibt es ein schönes Experiment, das in vielen Variationen existiert und soziale Dilemmata auf das Beste und Einfachste widerspiegelt. Natürlich gelten auch hier die Caveats, die für alle Experimente gelten: Sei vorsichtig bei Schlüssen von künstlichen, extrem einfachen und abstrakten Umgebungen (eben diese Experimente) auf komplexe Realwelt-Umgebungen!

Deshalb möchte ich mich auf die robustesten, in vielen Variationen wiederholten und geprüften Ergebnisse beschränken – ihnen kann man (fast) getrost vertrauen. Ob man sie jedoch als universale Verhaltenstendenzen ansehen möchte, ist noch offen – das wurde in letzter Zeit in Frage gestellt (Gächter 2010; Henrich 2010).

Diese beiden Artikel wiesen auf doch beachtliche kulturelle Unterschiede im Kooperationsverhalten von Menschen hin. Problematisch ist zum Beispiel, dass in Kooperationsexperimenten bisher fast nur westliche (amerikanische) Psychologie- und Ökonomiestudenten getestet werden (WEIRD people = Western, Educated, Industrialized, Rich, and Democratic). Ist aber auch so praktisch! Die Studis sitzen an der Uni direkt vor der Nase und müssen meist das tun, was der Professor sagt.

Wenn man sich allerdings die Mühe macht – was diese beiden Herren und ihre Teams getan haben – dieselben Tests weltweit von Jemen bis hin zu Amazonasvölkern zu wiederholen, dann stößt man auf Unterschiede, die höchst interessant sind. So werden beispielsweise, um mal bei den basics zu beginnen, nicht einmal optische Täuschungen gleich wahrgenommen! Die Müller-Lyer-Täuschung ist bei manchen Menschen einfach keine…

 

Und um zur Kooperation zu kommen: In den meisten Standardspielen (Ultimatum-, Diktatorspiel, Public Goods Games) sind wir weird Menschen tatsächlich eine komische Stichprobe, die meist am Rande der weltweit aufgespannten Variationsbreite liegt. Das heißt, wir sind gerade nicht repräsentativ für „die Menschheit“. Aber zurück zum Thema: Wie steigert man denn nun Kooperation bei Menschen?

Das wirkungsvollste Mittel ist gleichzeitig das einfachste: Sobald die Leute miteinander sprechen dürfen – und nicht anonym und stumm in Computerkabinen am PC sitzen – steigt die Kooperationsrate enorm an. Es bedarf nur zweier Schlüsselingredienzien: Jemand, der den Anführerpart übernimmt, und einen Schlauberger, der die effizienteste „Lösung“ für die Aufgabe austüftelt. Und voilà – fertig ist eine gut kooperierende Gruppe!

Sehr wirkungsvoll sind auch zwei andere, in der Gesellschaft wohlbekannte Mechanismen: Strafen und Reputation (auch gerne kombiniert). Sobald eine Strafmöglichkeit besteht, geht es auch schon los; jeder zeigt dem anderen über Strafen: „So geht’s nicht! Beteilige dich gefälligst am Benzingeld für die gemeinsame Urlaubsfahrt“. Oder auch die beliebte Erziehung im Straßenverkehr… Das sorgt schnell dafür, dass potenzielle Freerider ihren Beitrag für die Gemeinschaft erhöhen.

 

Blöd dabei ist nur zweierlei. Erstens, Ökonomen verstehen die Welt nicht mehr, denn warum gibt sich jemand dafür her, sein sauer verdientes Geld dafür auszugeben, andere zu bestrafen? Das ist nämlich ein soziales Dilemma zweiter Ordnung (besser andere bestrafen, und nicht ich muss das tun). Und zweitens, zerstören Strafen einen Teil des gemeinsam erzeugten Gutes wieder. Sprich, sie sind nicht besonders effizient, da Vermögen auf zwei Weisen vernichtet wird. Der Bestrafende muss etwas investieren und hat Kosten und der Bestrafte kriegt etwas abgezogen.

Da klappt das mit der Reputation besser, wie jeder weiß, der brav seine Sternchen bei Ebay zählt und viel Wert darauf legt, wer welches Produkt im Internet auf welche Weise bewertet hat. Wenn also die Chance besteht, in einer Situation zu zeigen, wie altruistisch und gut ich bin, dann machen das viele („Tue Gutes und sprich darüber“), und die meisten anderen registrieren das („Schau, der Nachbar hat schon wieder für das Rote Kreuz gespendet!“) und reagieren entsprechend. Dann findet auch eine Sortierung statt: Mit dem (hohe Reputation = Altruist) würde ich gerne in eine lange Beziehung eintreten; den Freerider (schlechte Reputation = Egoist) lasse ich dagegen links liegen.

So, das waren die drei wichtigsten Mechanismen, wie man – zumindest im Labor in Public Goods Spielen – die Kooperationsrate steigern kann. Welche es noch gibt und wie praktikabel sie im echten Leben sind, schreibe ich dann beim nächsten Mal.

Die beiden lesenswerten Artikel:

Gächter et al. (2010): Culture and cooperation. Philosophical Transactions of The Royal Society of London: Biological Sciences 365: 2651-2661

Henrich et al. (2010): The weirdest people in the world? Behavioral and Brain Sciences 33: 61-135

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Warum gibt es so viele Scheuklappen in unserem Denken? Warum machen wir dieselben Fehler immer wieder? Solche Fragen haben mich schon immer fasziniert. Um dieses Thema – Denkmuster und Denkfehler – wird es in diesem Blog deshalb öfter gehen. Mein zweites wissenschaftliches Interesse gilt der Frage, warum Menschen eigentlich nicht öfter kooperieren. Woran liegt das? Oder anders herum gefragt: Welche Bedingungen muss man schaffen, damit aus Egoisten Altruisten werden? Wie vermeidet man die "tragedy of the commons"? Dieses weite Feld reicht von der Kooperation zwischen Bakterien über den Erfolg von OpenSource bis zu den Problemen der Weltklimagipfel. Meiner Meinung nach sind in der Kooperationsforschung viele Lösungsansätze für Nachhaltigkeits-, Gerechtigkeits- und Umweltprobleme zu finden. Mit beiden Themen beschäftige ich mich im Rahmen meiner Forschung an der Universität Gießen als Postdoc bei Eckart Voland in der Soziobiologie. Dabei versuche ich das Beste aus den Welten der Philosophie und den Naturwissenschaften zu vereinen. Dass meine gesamte Arbeit stark von der Evolutionstheorie geprägt ist, verdanke ich wohl vor allem dem Einfluss meines Doktorvaters Gerhard Vollmer. Dr. Ulrich Frey

9 Kommentare

  1. Spannend!

    Lieber Ulrich,

    ja, das sind wirklich spannende Themen! Mich hat ja Dein Buch damals sehr beeindruckt – und jetzt habe ich gerade das neue “SuperCooperators” von Martin Nowak et al. verschlungen. Und glaube sogar, dass die Spieltheorie geeignet ist, das Entstehen religiös-kooperativer Netzwerke und Gemeinschaften zu erkunden.
    http://www.chronologs.de/…hung-auch-zur-religion

    Hoffentlich finden wir bald einmal wieder die Zeit, uns die Köpfe heiß zu diskutieren! 🙂

  2. Kooperativ ist nicht altruistisch

    “Wie lässt sich Kooperation bei Menschen steigern?”
    Eine leider häufig anzutreffende Erscheinung ist die Annahme bei vielen Menschen, KOOPERATIV sein heißt ALTRUISTISCH handeln. Das ist leider falsch.
    KO-OPERIEREN heißt mitnichten (ausschließlich) selbstlos anderen Nutzen zu bringen, sondern heißt nichts weiter, als – eben KO-OPERIEREN, ZUSAMMEN arbeiten, und das ZUM GEGENSEITIGEN VORTEIL und nicht zum eigenen Verzicht.
    KOOPERATION ist das Verfahren und Ergebnis eines natürlichen systemischen evolutionären Verhaltens als Emergenz, als Systemeffekt, der nur entsteht in diesem Zusammenwirken von sozialen Systemen zum GEGENSEITIGEN NUTZEN nach evolutionärem und daher natürlichen Handlungsmuster.
    Es ist das normale evolutionär bedingte und geprägte Verhalten von Biosystemen MENSCH zu- und untereinander.
    Bereits der russische Großfürst und erfolgreiche Biologe KROPOTKIN, nebenbei Anarchistentheoretiker, zeitweise Leninberater und von Stalin Verfolgter, studierte solche Verhaltensweisen im Sozialbereich von Tieren (u.a.Bienen), und formulierte das Gesetz der “Gegenseitigen Hilfe …” im Bereich der Lebewesen dazu, und wer genauer wissen will, warum das so ist, der muß halt wieder den J. Bauer und sein KOPERATIVES GEN durchackern.
    Dort wird das wissenschaftlich erörtert, warum KOOPERATIV handeln unsere Evolution und damit uns Menschen und unsere SOZIALITÄT prägte und das deshalb unsere primäre NATUR IST.
    Soziologen, die sich dafür nicht interessieren und meinen, auf diese Determiniertheit könne man verzichten, dürfen gern auch einmal sich Schrödinger anhören, oder Bateson u.a. lesen, sie werden staunen.
    Wenn nun Kooperatives Handeln unserer (eigentlichen) Natur entspricht, taucht die Frage auf, warum im praktischen Leben meist ein gegenteiliges Empfinden vorherrscht.
    Eine ECHTE Aufgabe für Soziologen! Irgendetwas muß das wohl mit dem Systemcharakter zu tun haben, mit dem Streben nach Zugehörigkeit zu einem System, einem sozialen, mit dem Streben und der natürlichen Erwartung nach / von BINDUNG. Nur in einer solchen (System-) Bindung wird KOPERATION möglich und fruchtbar, je höher das Erleben von Bindung und die Angst vor dem Verlust derselben, um so höher die Kooperativität – aber da sollten nun wirklich die Soziologen ran ….

  3. @ Lusru

    Ich schätze Joachim Bauer sehr. Er hat, was den GESAMTABLAUF der Evolution betrifft ,in seinem Buch “Das kooperative Gen” auf viele Zusammenhänge aufmerksam gemacht, die gegenwärtig erst ganz frisch erforscht werden (Gesamtgenom-Evolution etc. pp.).

    Aber was die Soziobiologie betrifft, hat er sich – wie viele (auch wie ursprünglich die Konrad Lorenz-Schule) – durch den irreführenden Buchtitel “Das egoistische Gen” irreleiten lassen. Gene habe keine Emotionen. Aber was Richard Dawkins und was die Soziobiologie behandelt, ist, wie sich Gene in der Evolution halten können, die ALTRUISTISCHES, SELBSTLOSES Verhalten hervorrufen. Um dieses Anliegens willen, entstand die Soziobiologie. (Allerdings war es in der atheistischen Umgebung, in der diese Fachrichtung “groß” wurde, gut, sich mit dem Begriff “Egoismus” zu tarnen. Das kommt bei Atheisten besser an als Altruismus, den ja die alten Religionen vor allem für sich beanspruchen.)

    Aber ihre Grundaussage ist: Altruismus kann sich in der Evoltuion nur halten, wenn auch die genetischen Ursachen für Altruismus in der Evolution nicht aussterben. Das ist der Grundgedanke der Soziobiologie.

    Wobei sie zwischen “starken” und “schwachen” Altruismus unterscheidet.

    “Starker” Altruismus ist Verwandtenaltruismus, weil ich hier meinen Verwandten sogar DANN helfen kann, wenn sie NICHT kooperieren, ja, sogar wenn sie sich mir gegenüber schädlich verhalten, weil MEIN altruistisches Verhalten auch über meine genetischen Verwandten an die kommende Generation weitergegeben wird. Also selbst wenn ich mich und meine Fortpflanzungschancen altruistisch “aufopfere”, leben die genetischen Anlagen für dieses Verhalten fort, wenn diese Aufopferung einen Fortpflanzungsvorteil für meine Verwandten mit sich bringt.

    Davon zu unterscheiden ist der heute beim Menschen und für große Gesellschaften vor allem von Soziobiologen erforschte GEGENSEITIGKEITSALTRUISMUS. Für ihn gibt es wenig gute Belege im Tierreich. Er ist also viel weniger gut in den Biowissenschaften abgesichert als der erstgenannte Altruismus. Er kommt aber dem, was man beim Menschen als “Kooperation” bezeichnen kann, sehr nahe. Er ist aber nur “schwach”, weil er ständig durch Trittbrettfahrer, durch Vortäuschung von Kooperation usw. usf. bedroht wird.

    Gegen diese Täuscher müssen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Wodurch sehr oft ein unfreiheitliches Prinzip in diese Form der Kooperation hineinkommt. Man braucht “Polizisten” und “Bestrafer”, um die Kooperationsneigung aufrecht zu erhalten. Z. B. kann dazu auch der Glaube an einen bestrafenden und belohnenden Gott und ein bestrafendes und belohnende Schicksal dienen (fachtechnisch: Gott als sogenannter “dritter Bestrafer im Third-Party-Punishment”-Spiel).

    Und damit geht diese Form des Altruismus über in verschiedene Formen von “Gruppenaltruismus”, also dem Prinzip, daß alturistisches Verhalten auch dann sich in der Evolution halten kann, wenn es Gruppen nützt in Konkurrenz mit anderen Gruppen.

    Das alles hier etwas vereinfacht dargestellt zu gegenwärtigen Forschungsdiskussionen. Und das alles auch eingeschränkt und erweitert durch jene Diskussionen, die in dem von Stephan Schleim genannten PLOS-Artikel erörtert werden.

  4. @Lusru, Bading: Kooperation

    Gerne möchte ich auf das Buch “SuperCooperators” des Harvard-Biomathematikers Martin Nowak hinweisen, der diese Thematiken nicht nur begrifflich, sondern auch forschend eindrucksvoll bearbeitet hat (hier mit einem Vortragsvideo):
    http://www.scilogs.eu/…onary-studies-of-religion

  5. @Ingo Bading @ Lusru 24.09.2011, 11:44

    Bisher dachte ich, wir leben nun im Jahr 2011, und dann lese ich bei Ingo Bading die längst abgelegten angeblich soziobiologischen Unterscheidungen eines SCHWACHEN und eines STARKEN Altruismus aus der Anfangszeit des vorigen Jahrhunderts – was ist das für ein pseudowissenschaftliches PiliPalle-Konstrukt. Altruismus ist immer Altruismus oder eben nicht, und dieser hat mit Kooperation zunächst nix zu tun und darf auch nicht damit verwechselt oder gleichgesetzt werden – das war gestern oder auch Dawkins.
    Wenn wir dann schon beim vorigen Jahrhundert und auch bei Gerhard Vollmer sind, dann möchte ich mal feststellen dürfen, daß dieser die Arbeiten, besser das Lebenswerk des Bernhard Rensch und damit auch des Bertalanffy (und vieler in dieser Gruppe zusammenarbeitenden Evolutionsbiologen mit dort verfolgten weiteren 12 Spezialausbildungen) noch gut kennt. Um so verwunderlicher ist es, daß ein Schüler von ihm, der sich auf ihn beruft, erneut mit der längst abgelegten willkürlichen Altruismus-Unterscheidung als Merkmal für Kooperation öffentlich hantiert und dazu noch solche Sätze hinstellt:
    “Gene habe keine Emotionen. Aber was Richard Dawkins und was die Soziobiologie behandelt, ist, wie sich Gene in der Evolution halten können, die ALTRUISTISCHES, SELBSTLOSES Verhalten hervorrufen.” – Welch widersinniger Schwachsinn, erst haben Ge3ne keine Emotionen, dann wired sinniert, wie diese emotionslosen Erscheinungen sich in rein emotional erfassbarer Weise “halten können”, und dann wird auch noch Dawkins Platitüde “Egoismus” als sprachlicher Lendenschurz für Altruismus verbrämt, weil angeblich “die alten Religionen” diesen für sich gepachtet hätten und man ja im Bürgerlichen irgendwie ankommen müsse.
    Mit Verlaub, lieber Ingo Bading, das ist keine Wissenschaft, nie gewesen, das ist bestenfalls der mißlungene Versuch, eine “neue” Religion des Dawkins als Wissenschaft auszugeben. Wenn jemand meint, daß es für etwas viele und für anderes kaum “Beispiele gäbe”, brauch er das nur zu belegen – so er das kann, was hier wohl mehr Wunsch als Fakt ist.
    Altruismus ist eine Eigenschaft, die die Aufopferung eines Einzelnen oder Mehrerer um den Fortbestand Anderer zu sichern beschreibt.
    Das Gegenteil ist der reziproke Altruismus oder auch Egoismus mit dem Ziel, nicht andere, sondern sich selbst zu sichern.
    Bereits in dieser kurzen Beschreibung ist die Widersinnigkeit der Dawkinschen Egoismus-Behauptiung der Gene, die durch nichts bewiesen wurde, deutlich erkennbar:
    Er vermischt beides als Egoismus zur Sicherung der Art – Was für ein Quatsch.
    Hingegen Kooperation ist keine Eigenschaft, sondern ein Handlungsschema, das nicht die selbslose Sicherung anderer zum Ziel hat, sondern das gemeinsame Handeln zur gegenseitigen Sicherung mit gegenseitigem Vorteil, also etwas völlig anderes als Altruismus, der in der Kooperation möglich ist, jedoch nicht benötigt wird.
    Insofern ist Kooperation zum gegenseitigen Nutzen das Gegenteil zum ausschließlich selbstlosen Altruismus.
    Und dafür (!!!) gibt es im praktischen Leben Beispiele in Hülle und Fülle, jede Symbiose ist so eins. Ist wohl doch günstiger, wenn Soziobiologen besser Biosoziologen sind, dann wüßten sie aufgrund des Startes in der Biologie um diese Dinge, etwa so wie Bertalanffy oder Bernhard Rensch, um allein bei Vollmers Bekanntenkreis zu bleiben.
    Wenn wir unter diesem Aspekt die beiden Begriffe “egoistisches Gen” des Dawkin und “kooperatives Gen” des J.Bauer mehr als publizistische Kampfbegriffe sehen, merken wir sehr schnell, wie extrem sich die wissenschaftkliche Substanz des Bauer-Begriffes von der plakativen und biologischen Nonsensbezeichtung des Dawkins abhebt. Kooperativ MÜSSEN Gene sein, um zu überleben, egoistisch nicht, können sie auch nicht, da sie kein ICH kennen, EGOISTISCHE GENE sind nur eine gelddruckende Finte.
    Ob evtl. nocheinmal ein Gespräch mit Ihrem auch von mir geschätzten Lehrer G. Vollmer hier von Nutzen sein könnte, lieber Ingo Bading?

  6. Michael Blume @Lusru, Bading: Kooperatio

    Danke!
    Der UNTERSCHIED zwischen der nicht-lebensnotwendigen Erscheinung des “Altruismus” und der absolut lebensnotwendigen Erscheinung “Kooperation” wird auch durch Michael Blume und seinem Hinweis hier auf
    das Buch “SuperCooperators” des Harvard-Biomathematikers Martin Nowak, “der diese Thematiken nicht nur begrifflich, sondern auch forschend eindrucksvoll bearbeitet hat (hier mit einem Vortragsvideo):
    http://www.scilogs.eu/…ary-studies-of-religion\” sehr gut verdeutlicht.

    Blume:
    “Mit einem Mix aus mathematisch-spieltheoretischer Modellbildung, Simulationsrechnungen und deren Abgleich mit empirischen Daten konnte er (Martin Nowak – Anm. d. Komm.) wegweisende Brücken zur … Evolutionsforschung von AIDS-Viren bzw. HIV, zu Krebszellen, Sprachen und der Entstehung von Kooperation im Tierreich schlagen. In “SuperCooperators” vertritt er die Auffassung, dass Evolutionsprozesse als die Entstehung und Durchsetzung von Kooperationsfunktionen beschrieben werden können – angefangen vom ersten Leben bis hin zu Menschen und unseren Religionen. “
    AHA!! “EVOLUTION als Entstehung und Durchsetzung von Kooperationsfunktionen – angefangen vom ersten Leben bis hin zu Menschen … (und nicht: von Altruismus oder Egoismus ….)

    KOOPERATION als explizite Voraussetzung für Leben, für Entwicklung, für Bestand – kurz für SYSTEM, für ALLE SOZIALEN SYSTEME ….
    Ja, das ist 21. Jahrhundert, Wissenschaft im 21. Jahrhundert !!

  7. Begriffsklärung

    Hallo,

    eine kurze Bemerkung, um den Begriffsdschungel etwas zu lichten:
    1.
    Mutualismus = gegenseitige Hilfe, bei dem sowohl A als auch B profitiert (Defektion wäre sinnlos)

    2. Reziproker Altruismus / direkte Reziprozität (I scratch your back you scratch mine) = Defektion ist möglich durch die Versetzung der Handlungen in der Zeit

    3. Indirekte Reziprozität = Prinzip wie RA, allerdings vermittelt über Dritte und über eine Reputation, die ich aufbaue.

    Hoffe, das hilft ein wenig.

  8. Mutualismus (Kooperation) / Altruismus

    @Ulrich Frey Begriffsklärung

    Perfekt! Danke!
    Dann ist das wohl hier zunächst geklärt.
    Tragen wir es so weiter zur Vervielfältigung in unseren Köpfen, mit den entsprechenden Konsequenzen (neue Fragen …)

  9. @Ulrich

    Kooperation würde sich bei sehr vielen Menschen steigern lassen – wenn sie wieder neue Beiträge in Frey-händig lesen könnten! 🙂

    Wo darf ich dafür demonstrieren? The world needs your blog! 😉

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