Unterhaltsame Feiertage

BLOG: Formbar

Plasmen im Mittelpunkt
Formbar

Heiligabend, 1. und 2. Weihnachtsfeiertag, Silvester und Neujahr: Viele freie Tage mit oft noch mehr freien Tagen dazwischen. Endlich kann man sich mal wieder mit der lieben Verwandtschaft besprechen, alte Freunde treffen und schauen, wer dieses Jahr mehr vom Braten verdrücken kann. Wer daneben noch etwas Zeit für sich selbst übrig hat, dem möchte ich hier, inspiriert durch einen sehr unterhaltsamen Vortrag von Stefan Schlott, einige nette Zeitvertreibe vorschlagen.

Wie wäre es beispielsweise damit, eine neue Programmiersprache zu lernen? Klingt langweilig und hört sich zu sehr nach Arbeit und zu wenig nach Spaß an? Dann ist vielleicht RoboCode genau das richtige. Hier geht es darum einen kleinen Panzer so zu bedienen, dass er nicht von dem/den gegnerischen Panzer/n zerstört wird, sondern diese idealerweise selber kaputt macht. Dazu hat er, nicht Panzer-untypisch, eine Kanone mit der geschossen wird. Soweit so gut, doch jetzt kommt das Aufregende an der Sache: Man sagt seinem Roboter vorher, wie er sich zu verhalten hat, sobald der Kampf läuft, kann man nicht mehr eingreifen. Die Anweisungen könnten zum Beispiel lauten: fahre 100 Pixel vor, dann wieder zurück, rotiere währenddessen permanent die Kanone und schieße sobald sich ein Feind in Sichtlinie der Kanone befindet. Das gibt man dem Panzer in Form eines kleinen Java-Programms mit auf den Weg. Auch ohne jegliche Kenntnisse von Java kommt man relativ schnell in die Syntax rein, da einige hilfreiche Beispielpanzer bzw. ihr Programmcode mitgeliefert werden. Ehe man sich versieht, hat man so ein wenig Java gelernt. RoboCode gibt es für Windows, Linux und Mac OS X, Ausreden zählen also nicht. Ich jedenfalls habe bereits meinen ersten Panzer programmiert und warte auf eure Herausforderungen.

Wer eher pazifistisch veranlagt ist, für den ist vielleicht Scalatron etwas: Hier geht es einfach darum, mit seinem Bot soviel Energie wie möglich zu sammeln und sich diese nicht von bösen Tieren wieder abnehmen zu lassen. Das Verhalten des Bots wird wieder durch ein vorher geschriebenes Programm festgelegt. Statt in Java, gibt man seinem Bot die Verhaltensregel in Scala mit auf dem Weg, wobei diese Sprache nichts mit dem gleichnamigen Chorprojekt zu tun hat. Auch hier besteht natürlich die Möglichkeit sich mit anderen Spieler zu messen und Scalatron ist ebenso wie Robocode plattformunabhängig.

Zuviel Software, mehr Hardware? Da gibt es natürlich den Klassiker, die Arduino-Plattform. Spielend leicht lassen sich zum Beispiel LEDs mit einem kurzen (selbstgeschriebenen) Programm und einfachen Steckarbeit (kein Löten notwendig) zum Leuchten bringen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und zahlreiche Künstler haben den Arduino bereits für sich entdeckt und damit wirklich beeindruckendes geschaffen. Das nackte Board selber kostet ca. 20 EUR und ist extra so konzipiert, dass es Anwenderfehler verzeiht und nur relativ schwer wirklich kaputt zu bekommen ist. Ich persönlich würde zum Kauf eines ganzen Entwicklerpakets raten: Man bekommt eine Menge Zubehör mit dem man lustige Sachen anstellen kann. Ein solcher Tisch wertet doch vermutlich jedes WG-Wohnzimmer oder jeden Partykeller auf:

Wer Kinder im Hause oder absolut keine Lust auf Programmieren hat, sollte vielleicht mal einen Blick auf MaKey MaKey werfen. Mit den ungewöhnlichen Gamepads sorgt man sicherlich für einige neugierige Blicke. Vor allem die beiden Pianos haben es mir angetan, wobei ich leider keine Treppen in meiner Wohnung habe (allerdings in dem elterlichen Hause…).

Wer von Elektronik über die Feiertage nichts wissen will, greift vielleicht eher zu einem guten Buch. Wie wäre es denn man mit etwas Wissenschaftsprosa? Von Ethan Bayce ist kürzlich der Thriller Mount Maroon erschienen in dem es unter anderem um die viele-Welten Theorie geht. Der Hauptdarsteller wacht eines Morgens in einem Krankenhaus auf und stellt fest, dass ihn niemand wiedererkennt, es ist, als hätte er nie existiert. Was er nicht weiß ist, dass er an Teil eines missglückten Experiments war. Auch wenn das Thema Zeitreisen und Paralleluniversen immer mit Vorsicht zu behandeln ist, hat mich die Leseprobe dieses Buches überzeugt und es wartet in meinem Bücherregal bereits darauf gelesen zu werden.

In dem Buch Blackout von Marc Elsberg läuft ein Schreckensszenario in Europa ab: Alle Stromnetze brechen mitten im Winter plötzlich zusammen. Diese Vorstellung stimmt nachdenklich und das tun es zum Teil auch die in dem Buch beschriebenen Folgen des Blackout. Wer sich mehr für Science Fiction und Biotechnologie begeistern kann, dem möchte ich das Buch Symbiose von Uwe Post empfehlen. Eine wirklich unterhaltsame Geschichte, die des öfteren zum schmunzeln anregt. Abschließend noch eine Empfehlung eines Kollegen von mir: Die wilden Zahlen von Philibert Schogt. Mathematik-interessierte sollten ihre Freude mit diesem, wohl teilweise recht skurillem Buch haben (Carsten Könneker hat dieses Buch bereits vor längerer Zeit rezensiert).

Frohes Fest und einen guten Start ins neue Jahr!

xkcd.com
Weihnachtsbaum (Quelle: xkcd, CC-BY-NC 2.5)

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Alf Köhn-Seemann hat in Kiel Physik studiert und in Stuttgart über Mikrowellenheizung von Plasmen promoviert. Von 2010 bis 2015 war er dort als Post-Doc tätig. Nach mehreren Forschungsaufenthalten im englisch-sprachigen Raum, arbeitet er von 2015 bis Ende 2017 am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching. Seit Ende 2017 forscht und lehrt Alf Köhn-Seemann wieder an der Uni Stuttgart.

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