Wie gefährlich ist das Zika-Virus?

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Schwangeren Frauen werden langsam die Urlaubsziele knapp. 26 Länder und Überseeterritorien stehen, wenn ich richtig gezählt habe, derzeit auf der Warnliste des CDC, und die wissen normalerweise, wo die Wurst wächst. Wir dürfen uns generell Sorgen machen, denn das Zika-Virus hat in den letzten Jahren eine ziemlich rasante Entwicklung hin zu einem deutlich gefährlicheren Erreger genommen – und es ist nicht gesagt, dass das Ende schon erreicht ist.

Ausbruch aus der Bedeutungslosigkeit

Die Krankheit selbst ist gar nicht so schlimm, sie geht nach ein paar Tagen von selbst wieder weg. In den Schlagzeilen ist Zika vielmehr, weil die Infektion anscheinend ungewöhnliche Spätfolgen hat, besonders für ungeborene Kinder. Tausende Fälle von Mikrozephalie werden in Brasilien auf Zika zurückgeführt. Streng genommen ist bisher nicht geklärt, wie Zika-Virus und der Geburtsfehler zusammenhängen, aber ich würde beim gegenwärtigen Stand nicht auf einen Zufall wetten, zumal inzwischen auch neurologische Störungen wie das Guillain-Barré-Syndrom gemeldet werden.

Zika-Reisewarnungen des CDC
Zika-Reisewarnungen des CDC

Bis vor kaum zehn Jahren war Zika ein ziemlich unauffälliges, von im Wald lebenden Moskitos übertragenes Flavivirus bei Affen. Es trat in einem schmalen Band um den Äquator in Afrika und Teilen von Südostasien auf und befiel nur selten Menschen, zu selten um irgendwem aufzufallen. 1981 fand man sieben Infizierte auf einem Haufen in Indonesien, aber das war’s dann auch.

Seit 2007 ist das plötzlich anders. In dem Jahr erkrankten vermutlich über 100 Menschen auf der Pazifikinsel Yap in Mikronesien. Als nächstes kam dann 2013 in Französisch-Guyana, als ein Zehntel der Bevölkerung Zika bekam und danach – wie sich später herausstellte – Dutzende Fälle neurologischer Erkrankungen registriert wurden. Die Mikrozephalie-Schwemme während der Epidemie in Süd- und Mittelamerika ist bislang die letzte Eskalationsstufe.

Überträger sind Mücken der Gattung Aedes, hauptsächlich die Gelbfiebermücke Aedes aegypti, die auch die gefährlicheren Flaviviren Chikungunya und Dengue übertragen. Allerdings sind Moskitos nicht die einzigen Vektoren, es gibt Übertragung vom Menschen zum Menschen: Schwangere Frauen können das Virus während der Schwangerschaft oder bei der Geburt auf ihr Kind übertragen. Kurioserweise hat sich auch gezeigt, dass Zika über Sexualkontakte weitergegeben wird. Meines Wissens haben weder Dengue noch Chikungunya jemals die Schwelle zur Mensch-zu-Mensch-Übertragung überschritten – allein das scheint mir ein guter Grund zu sein, Zika sehr sorgfältig zu beobachten.

Zika auf dem Weg nach Europa

Dass man über den Erreger sehr wenig weiß und es gibt weder Gegenmittel noch Impfstoff gibt, ist jedenfalls nicht beruhigend. Ungewöhnlich ist auch, wie schnell sich Zika ausbreitet. Gerade vor ein paar Tagen meldeten Behörden drei eingeschleppte Fälle in Florida. Im Süden der USA gibt es ebenfalls Moskitos, die den Erreger verbreiten können, vermutlich wird Zika bald auch dort heimisch.

Das Ausbreitungsmuster ist eh bemerkenswert. In den letzten Jahren hatte Zika die eigentümliche Angewohnheit, quasi im Windschatten von Chikungunya zu reisen, was eine gewisse Ähnlichkeit im Bezug auf die Vektoren nahelegt – und das könnte darauf hindeuten, dass auch der Chikungunya-Vektor Aedes albopictus Zika überträgt oder bald übertragen wird.

Für uns in Europa ist das besonders relevant: A. albopictus, die Asiatische Tigermücke, ist schon heute in Norditalien heimisch und wird sich mit wärmerem Klima vermutlich weiter ausbreiten. Und mit ihm die Gefahr durch Flaviviren. Derzeit gibt es keine Chikungunya-Übertragung innerhalb Europas, aber laut ECDCsind die Bedingungen dafür gegeben, und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Wenn sich Zika weiterhin so verhält wie bisher, kommt es früher oder später dann auch hier an. Man darf sich Gedanken machen, ob wir auf so etwas vorbereitet sind.

11 Kommentare

  1. Pingback:[SciLogs] Wie gefährlich ist das Zika-Virus?

    • Vielen Dank für die gute Darstellung zur Ausbreitung (kann man das so sagen) des Zika-Viruses, und der Möglichkeit, dass dieser Virus möglicherweise in nicht allzu ferner Zeit auch bei uns eine Rolle spielen kann.
      Entwicklung von
      Wenn ich so etwas lese, verstärkt sich bei mir die Überlegung, dass eine der wichtigsten Klimaanpassungsmaßnahmen (im Sinne der Bundesregierung und der sog. Nationalen Klimaschutzinitiative) eine deutlich intensivere Forschung an Hochschulen zu bisher noch in unseren Breitengraden unbekannten Krankheiten, sowie der Entwicklung von Gegenmitteln und Impfstoffen geschilderten Problematik darstellt.

      Ansonsten noch der Hinweis irgendwo gelesen oder in einem Filmbeitrag gesehen zu haben, dass die Tigermücke bereits bei Frankfurt/Main gefunden wurde (wenn ich mich richtig erinnere in kleinen Pfützen auf Friedhöfen – auf jeden Fall in Deutschland im Rheintal).

      • Das steht schon in der Überschrift des verlinkten Artikels, in El Salvador “until 2018”.

        In Kolumbien sollen die Frauen erst mal 6 – 8 Monate Schwangerschaften möglichst vermeiden.

        “This is the first time that we have suffered an attack of Zika virus, and the first attack is always the worst.”

        Der stellvertretende Gesundheitsminister von El Salvador scheint jedenfalls zuversichtlich zu sein, dass das kein dauerhaftes Problem bleiben wird.

  2. “Dass man über den Erreger sehr wenig weiß und es gibt weder Gegenmittel noch Impfstoff gibt, ist jedenfalls nicht beruhigend.”

    Das erste “gibt” (“und es gibt weder”) ist zuviel.

  3. Weis einer wie gefährlich ein Stich bei einem 2 1/2 jährigen Kind ist ? Ich fliege mit meiner Frau und meinem Kind Anfang Juni nach Rio und lese immer nur das es gefährlich ist für Schwangere aber nicht für Erwachsene. Und was ist mit Kleinkinder?

    • Migrantenströmungen? Du hast schon verstanden, wie das Virus übertragen wird, oder?
      Mücken halten sich nicht an Ländergrenzen….
      Mann, Mann, Mann…
      Der Dingens

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