Flut in Pakistan: Gefahr für das Indus-Schwemmland

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Es ist die schwerste Flut seit 80 Jahren. Im Norden Pakistans fiel zwischen dem 28. Und 31. Juli insgesamt bis zum Zehnfachen der normalen monatlichen Regenmenge. Flutwellen, Bergrutsche und einstürzende Gebäude forderten bisher über 1500 Todesopfer. Während ganze Regionen für Rettungskräfte unzugänglich sind, droht aus Mangel an sauberem Trinkwasser inzwischen der Ausbruch der Cholera.

Gemessene Regenmengen (kumulativ) an Messstationen im Einzugsgebiet des Indus. Beachtet die in der Legende aufgeführten mittleren monatlichenNiederschläge im Juli. Quelle: Dave’s Landslide Blog

Doch während die Pegelstände in der betroffenen Region langsam zurückgehen und sich das ganze Ausmaß der Schäden zeigt, bewegen sich die Flutwellen weiter in die Täler und vereinigen sich im Unterlauf des Indus. Die fruchtbare Schwemmebene des Indus ist das landwirtschaftliche Herz Pakistans, das die Wassermassen nun zu verheeren drohen.

Ursache der Überschwemmungen sind die jährlichen Monsunregen zwischen Juli und September. Die feuchten Luftmassen steigen an den Hängen des Himalaya auf und regnen sich über dem östlichen Einzugsgebiet des Indus ab, überwiegend über seinen Zuflüssen Chenab, Jhelum, Ravi und Sutlej. Allein der Jhelum-Fluss hat im letzten Jahrhundert drei Fluten mit Flussraten von mehr als 28000 Kubikmeter pro Sekunde erzeugt. Das ist fast das Dreizehnfache dessen, was im Durchschnitt aus dem Rhein in die Nordsee strömt. Und all das Wasser fließt von den Hängen des Gebirges letztendlich in den Indus.

Das Indus-Becken ist eines der größten Flusssysteme in Asien und bedeckt etwa eine Million Quadratkilometer, von denen etwas über die Hälfte allein in Pakistan liegen – der Indus ist die Lebensader des Landes und sein Tal und die Schwemmebene bedecken nahezu 70 Prozent der Landesfläche.

This is a map of Pakistan and Kashmir, as it is seen from space, BishkekRocks CC BY-SA 3.0

Topographische Karte von Pakistan. Quelle: Wikimedia, GNU FDL 1.3

Wie die Karte zeigt, fließt der Indus durch eine weitgehend flache, tiefliegende Ebene, die er selbst mit seinen eigenen Sedimenten aufgeschüttet hat. Dort befindet sich das größte zusammenhängende Bewässerungsgebiet der Welt, und eine Flutwelle, die aus dem Himalaya den Indus herabrollt, kann hier weite Landstriche unter Wasser setzen und immense Schäden verursachen.

Die Flut von 1973 zum Beispiel, die ebenfalls in den Bergen des Nordostens ihren Ausgang nahm, setzte beträchtliche Teile der Provinz Punjab bis zu drei Meter unter Wasser, vernichtete die Ernten, tötete 70.000 Stück Vieh und zerstörte eine Viertelmillion Häuser. Etwa 300 Menschen kamen ums Leben. Allein die zehn größten Überschwemmungen zwischen 1947 und 1995 töteten über 8000 Menschen und richteten Schäden in Höhe von vier Milliarden Dollar an – eine enorme Summe für ein Land wie Pakistan.

Menschliche Eingriffe haben die Situation im Flachland seither sogar noch verschärft. Seit Jahrzehnten gehen im Punjab die Regenmengen zurück und viele kleinere Bäche, führen kein Wasser mehr und werden von den Menschen in Nutz- und Bauland verwandelt. Im Fall einer Flut fehlen diese natürlichen Abflüsse und das Wasser läuft langsamer in die Flüsse zurück.

Pegelstände entlang des Indus. An den nördlichsten Messpunkten geht das Wasser bereits zurück. Quelle: Pakistan Meteorological Department

Inzwischen arbeitet sich die Flutwelle aus dem Norden in das fruchtbare, aber gefährdete Schwemmland vor und hat nun den Damm von Taunsa in Punjab erreicht. Vor ihr liegen nun die am tiefsten gelegenen Regionen des Landes und das ohnehin bedrohte Delta. Die Behörden haben bereits vor außergewöhnlichem Hochwasser in der Provinz Sindh gewarnt, mit Höchständen etwa um den sechsten August herum. Und für diese und die nächste Woche sind schon weitere schwere Monsunregen angekündigt.

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