Atommüll-Endlager: Deutschland schafft sich ab

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Ich bin ja kein Atomkraftgegner, jedenfalls keiner von denen, die grundsätzlich und unter allen Umständen die Reaktoren sofort abschalten wollen. Die Frage nach sicheren Endlagern halte ich für wesentlich entscheidender als die Frage, ob die Reaktoren noch fünf oder sieben oder zwölf Jahre laufen, insofern hat mich der jüngste Atomstreit nicht so sehr berührt.

Die neuesten Pläne unserer Regierung allerdings betreffen eben die Endlager, und bei dem, was da ins Atomgesetz reingeschrieben werden soll, kommt mir das kalte Grausen.

Nach diesem Bericht der Zeit plant die Regierung Merkel, das Endlager Gorleben zu privatisieren. Das heißt, einem Unternehmen zu übertragen. Einer Entität, deren primäre Funktion in der Marktwirtschaft darin besteht, einen Gewinn zu erwirtschaften[1]. Das Bundesamt für Strahlenschutz brauchen wir dann auch nicht mehr: Eine fachliche Aufsicht sei nicht erforderlich, heißt es da.

Damit schafft sich der Staat im Grunde ab, dessen Ziel der Schutz seiner Bürger vor solchen Bedrohungen ist. Der Atommüll aus deutschen Kernkraftwerken wird noch Jahrtausende strahlen – nicht nur bis zum nächsten Quartalsbericht. Wenn wir uns darüber einig sind, dass ein Vorstand selbst solche Aufgaben besser bewältigen kann als eine Behörde, wozu haben wir dann noch eine Regierung?

Aber keiner solle sagen, die Privatisierung hätte nicht auch Vorteile[2]: Plötzlich ist das Endlager Privateigentum, und was das Unternehmen XY auf seinem eigenen Grund und Boden treibt, geht niemanden etwas an, nicht wahr? Und das Lager einfach  zu schließen, das wäre ja Enteignung. Da muss der Bürger erstmal zweifelsfrei nachweisen, dass die Radioisotope in seinem Trinkwasser auch wirklich ganz, ganz sicher aus dem Endlager stammen, bevor der Staat so gravierend in die Gewerbefreiheit eingreifen darf. Sehr praktisch. Als Betreiber sind übrigens die gleichen Leute im Gespräch, die schon die Asse so erbärmlich verbockt haben[3].

Aber keine Sorge, die kriegen das Zeug schon sicher gelagert. Irgendwie. Und wenn nicht, hätte das auch keiner ahnen können
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[1] Und jetzt erzähle mir bitte keiner, dass die Privatisierung ja bedeute, dass das Unternehmen die Kosten für das Endlager trägt und wir immerhin finanziell aus dem Schneider sind. Wie das in der Praxis tatsächlich aussieht, dürfen wir bei den Ewigkeitslasten des Steinkohlebergbaus beobachten. Da gibt es jetzt eine Stiftung, die profitablen Teile des Unternehmens werden abgestoßen, und wenn das Stiftungskapital aus dem Verkauf der Anteile aus irgendwelchen Gründen nicht reicht… Tja, Pech.

[2] Sarkasmus beiseite, wenn jemand eine Idee hat, in welcher Weise dieser Plan Sicherheit und Gemeinwohl nützt, möge er mich drüber belehren.

[3] Kurz und knapp hier: "Asse… öhm… güldet nicht." 

23 Kommentare

  1. Gorleben

    Es geht im Grunde nur darum, Gorleben auf Biegen und Brechen möglichst schnell zum Endlager zu machen. Wenn man die Verantwortung einem privaten Betreiber gibt, ist die Politik aus dem Schneider und der Widerstand läuft ins Leere.

  2. Merkel hat doch mal Physik studiert und war mal Umweltminister, die müßte doch eigentlich wissen, was sie da tut. Gestern gab es so schöne Meldungen, daß die Pharmalobby vom Gesundheitsministerium ihren Willen bekommt und sie ohne viel Aufwand Milliarden mehr einnimmt, was wir natürlich bezahlen dürfen. Nun der nächste Hammer. Die Unternehmen werden ein paar Jahre den Reibach machen und dann das große Problem wieder der Allgemeinheit zuschustern.

    Das ist doch alles Irrsinn. Der Atommüll als solcher ist Irrsinn. Niemand kann über so einen langen Zeitraum hinweg für die Sicherheit garantieren. Dazu sind wir Menschen doch gar nicht in der Lage. Und dann soll der Irrsinn für einige noch das große Geschäft werden. Da die vielen Atomkraftgegner eh schon auf den Beinen sind, können sie das Problem gleich mitverarzten. Soll Merkel ruhig weiter politischen Selbstmord begehen. Es muß doch endlich mal aufhören die Wirtschaftslobbyisten zu hoffieren.

  3. Hilflose Bürger

    Wie im Beitrag schon erwähnt, scheint es bei Atomendlagern um lukrative Geschäfte zu gehen. Auch unser Nachbarland Tschechien möchte da mitverdienen, deshalb ist ein Atommülllager direkt neben dem AKW Temelin geplant. Dieser Reaktor ist nur 30 km von der deutschen Grenze entfernt und wird alle paar Wochen in der hiesigen Zeitung erwähnt, wenn es wieder einen neuen Störfall gibt.
    Aktuell ist eine Erweiterung des Atomkraftwerks geplant, es sollen zwei neue Reaktorblöcke dazukommen. Die technischen Pläne liegen momentan in Form von fünf Aktenordnern in unseren Rathaus aus, jeder einzelne so dick wie ein Telefonbuch. Leider wurden sie von keinem deutschen Wissenschaftler durchgesehen, zumindest ist mir nichts bekannt. Da sich aber kaum ein Laie richtig auskennt, wäre es schon wichtig gewesen hier auch Fachleute einzubeziehen. Diese Woche geht die Einspruchsfrist zu Ende, wo man seinen Einspruch hinterlassen kann weiß kein Mensch, im Rathaus heißt es nur: “Wir haben keine Formulare”. Und so wird man später wieder dem Bürger die Schuld geben, denn der habe ja davon gewusst und nichts getan. Langsam frage ich mich: Was tun eigentlich unsere sog. Volksvertreter für uns?

  4. Das mit den Kosten sehe ich ähnlich. Erste bezahlen wir das hübsch über unsere Stromkosten, danach, vor allem, wenn es schiefgeht, nochmal. Denn dann wird die betreibergesellschaft pleite gehen, die Stromkonzerne die Vertäge mit einer ausgegliederten Betreibergesellschaft so gestaltet haben, dass sie aus dem Schneider sind, und am Ende der Steuierzahler den Müll wegräumen darf.

  5. Euch allen ist schon klar, dass die Atomenergiewirtschaft ohnehin von Anbeginn am Strom – Tropf wäre hier eindeutig eine zu kleine Metapher – des Steuerzahlers hing? http://frontal21.zdf.de/…/0,1872,7380194,00.html

    Bis heute hat keiner der Konzerne Wesentliches zur Lagerung beigetragen – außer den Müll nach Frankreich und England hin zu karren oder mit gefälschten Papieren in ein Sieb namens Asse zu verklappen. Daran wird sich auch nichts ändern.

    Was die Sicherheit angeht … selbst dem heute-journal ist inzwischen aufgefallen dass nicht einmal die stärksten Befürworter der Atomenergie bisher brauchbare Endlager gefunden haben. Für eine “Zukunfts”technologie, die inzwischen 50 Jahre alt ist [konservativ gerechnet].

  6. @Martin Huhn

    Die Umweltministerin Merkel hat damals Expertenwarnungen in Zusammenhang mit dem unsicheren Atommülllager Morsleben in Sachsen-Anhalt ignoriert. Merkel soll in einem Schreiben vom 8. Juni 1995 an das Landesumweltministerium versichert haben, es gebe „kein Sicherheitsdefizit“ und sich eine weitere Einmischung von Landesseite verbeten.

  7. Asse nicht wiederholen

    Gorleben wird nix, da sind viel zu viele Fragen offen. Es eilt ja auch nicht. In den USA wurde gerade beschlossen,Yucca Mountain, das Äquivalent zu Gorleben, nicht zu benutzen und die radioaktiven Abfälle vorläufig weiterhin zwischenzulagern. Schon in naher Zukunft gibt es vielleicht weit bessere Lösungen. Beispielsweise die Nutzung als Brennstoff in hybriden Fusions-/Fissionsreaktoren wie es das Projekt LIFE (Laser Inertial Fusion Engien, siehe https://lasers.llnl.gov/about/missions/energy_for_the_future/life/) vorschlägt.

  8. Gorleben =| Asse

    Gorleben und Asse werden ja gerne nebeneinandergestellt. Man darf aber nicht vergessen, dass Asse ein ausgesalzter Salzstock ist, Gorleben hingegen nicht. Das ist durchaus ein nicht zu unterschlagender Unterschied, auch was die Langzeitstabilität der Geschichte angeht.

  9. Nachdem ich den Zeitartikel durchgelesen habe stellen sich mir jedoch ein paar Fragen.
    Die Firma soll 100% im Staatsbesitz sein – faktisch Staat. Weshalb muss dann noch eine Kontrollinstanz wie das Bundesamt für Strahlenschutz vorhanden sein? Denn so stellt sich mir weiterhin die Frage; wer kontrolliert dieses Amt im Moment. (vielleicht habe ich den Artikel auch nicht verstanden, möchte ich nicht ausschließen)

    Der allgemeine Konsens (fast aller) lautet ja im Moment:
    Die Energiekonzerne bereichern sich an uns aber die Allgemeinheit muss für die sichere Entsorgung des Mülls aufkommen.
    Schlussfolgerung: Die Energiekonzerne müssen dies bezahlen! Deshalb finde ich es gut die Entsorgung zu privatisieren. Doch nur nach den Spielregeln des Bundesamt für Strahlenschutz. Denn dann hätten wir eine „echtere“ Kontrolle.

    Deshalb fände ich eine faire Lösung:
    Bildung einer Atomstiftung (analog der Steinkohlestiftung, http://de.wikipedia.org/…haft#Steinkohlestiftung) welche die Kosten trägt. Kontrolle durch den Staat (Bundesamt für Strahlenschutz mit entsprechenden rechtlichen Mitteln ausgestattet).

    Hier noch ein paar gute Links bezüglich Endlager
    Sehr guter Blog
    http://kerngedanken.wordpress.com/…tioniert-das/

    Endlager in Finnland vorhanden

    http://www.energia.fi/…tions/nuclear%20waste.pdf

    http://www.welt.de/…-ihr-Atommuell-Endlager.html

    http://www.n-tv.de/…Endlager-article1492796.html

  10. Ein Bundesamt ist eine Bundesoberbehörde, eine staatliche Einrichtung, die im weitesten Sinne für die Erfüllung von Aufgaben der Verwaltung des Staates und dabei insbesondere für Dienstleistungen des Staates gegenüber seinen Bürgern zuständig. Die Offenlegung interner Abläufe ist zwar nicht einklagbar, unterliegt aber der Dienstaufsicht; derartige Abläufe können der Aufsichtsbehörde mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde zur Kenntnis gebracht werden.

    Dagegen ist ein Unternehmen, auch im Eigentum das Staates nur dem Eigentümer verantwortlich, in Gestalt des Aufsichtsrates. Die gewählten Vertreter in den Parlamenten haben nur sehr eingeschränkte Eingriffsmöglichkeiten. Das Informationsfreiheitsgesetz greift ins Leere.

  11. Sicherheit eines Endlager im Anthropozän

    Endlager für radioaktive Stoffe werden heute nach geologischen und materialtechnischen Kriterien beurteilt.

    Dabei werden aber menschliche Einflüsse meist ignoriert. Eine Salzlagerstätte, die angebohrt ist bietet keinen sicheren Rückhalt mehr, denn nun kann Wasser eindringen.

    Für mich gibt es nur wenig absolut sichere Lagerstätten. Die sichersten sind Tiefenlager mehr als 5000 m unter der Erdoberfläche. Denn die dortigen Schichten sind geologisch isoliert von der Biosphäre. Auch allfälliges Tiefenwasser ist so salzhaltig, dass es nicht an die Oberfläche aufsteigen kann. Leider sind solche Tiefenlager sehr teuer, erfordern sie doch Bohrungen wie sie sonst nur für die Erdölförderung gemacht werden. Auch die Menge an Atommüll, die von heutigen AKW’s produziert wird, übersteigt die Kapazität einer solchen Tiefenbohrung.

    Die Unsicherheiten, die heute verbleiben, sprechen dafür, noch zuzuwarten mit der Endlagerung. In naher Zukunft (in einigen Jahrzehnten) könnten weit bessere Lösungen auftauchen.

  12. Fragen über Fragen

    @ Martin Holzherr
    Eine Salzlagerstätte, die angebohrt ist bietet keinen sicheren Rückhalt mehr, denn nun kann Wasser eindringen
    Sind Salzlagerstätten von einer mysteriösen und inerten Schutzschicht umgeben? Diese Schutzschicht wird dann durchs anbohren zerstört? Chemisch macht das einfach keinen Sinn. (Alox als Schutzschicht ist bei Salzstöcken unbekannt!) Doch vielleicht kannst Du mir es erklären.
    Da ich in Geologie und Salzstöcken kein Experte bin, traue ich einfach mal den Experten. Im Blog Kerngedanken wird der Vorteil von Endlagern in Salzstöcken mE schön erläutert.
    Übrigens, ASSE ist kein Argument, dieses Lager war ein Bergwerk und wurde nicht als Lager geplant. Es ist löchrig wie ein Schweizer Käse.
    Die sichersten sind Tiefenlager mehr als 5000 m unter der Erdoberfläche. Denn die dortigen Schichten sind geologisch isoliert von der Biosphäre.
    Warum muss ein Endlager mindestens 5000 m unter der Oberfläche liegen. Kann ich aus dieser Aussage schließen, dass alle finnischen (übrigens PISA-Sieger) Experten bescheuert sind, da sie den Müll nur 420 m tief vergraben? Wo sind die Gutachten / Paper / usw. für Deine Aussage. Übrigens, Greenpeace&CO-Experten lasse ich nur dann gelten, falls anständige Fachgutachten usw. vorliegen.
    Wie gesagt ich bin selbst kein Experte in Geologie. Deshalb verlasse ich mich auf die Studien welche zu den Endlagern vorliegen (nein, nicht alle sind von der CDU / Industrie / FDP gekauft!)
    Auch allfälliges Tiefenwasser ist so salzhaltig, dass es nicht an die Oberfläche aufsteigen kann.
    Wasser im Salzstock? Dachte dies würde erst durchs anbohren reinkommen! Diese Aussage verstehe ich einfach nicht. Ausserdem warum soll Wasser aus 5000 m nicht aufsteigen, aus 500 m schon? Entweder es ist zu schwer, dann bleibt es unten, oder es ist nicht zu schwer dann steigt es auf. Außerdem war ich bisher immer der Meinung das Salzwasser schwerer ist als Süßwasser (Stichwort Pyknokline). Wieso soll dies in einer Lagerstätte anders sein?
    @ Tim
    Vielen Dank für Deine gute Erklärung. Ein paar kleine Einwände habe ich jedoch. Der Aufsichtsrat eines Staatsunternehmen kann aber doch auch aus Vertretern des Volks (Parlament) bestehen? Hat die Kontrolle des Bundesamt für Strahlenschutz die Probleme in Asse (unbekannter/zu viel Müll) verhindert?
    @ Lars Fischer
    Einer Entität, deren primäre Funktion in der Marktwirtschaft darin besteht, einen Gewinn zu erwirtschaften
    Was ist daran schlecht. So ganz verstehe ich Deinen Gedanken nicht. Wenn ich diese Aussage und Deine Fussnote richtig interpretiere dann bedeutet dies, der Staat muss für alles bezahlen? Deine Kritik an der Steinkohlestiftung finde ich unlogisch. Was wäre deine Lösung dafür? Das die Industrie nichts bezahlt, also auch keine Stiftung? Wer soll es dann bezahlen? Also doch die Industrie? Auch für Bergbauschäden die durch 100 Jahre alte Stollen entstehen? Die von Unternehmen verursacht wurden, welche möglicherweise nicht mehr existieren oder noch schlimmer Staatsbetriebe / Genossenschaften usw. waren? Was ist mit den ehemaligen Braunkohlestätten in der DDR? Nur von den bösen Ossis verursacht, also auch nur deren Problem? Von Dir, als Verfasser des genialen Artikels WIE MAN DEN STAND DER FORSCHUNG HERAUSFINDET – 13 TIPPS FÜR BLOGGER hätte ich einen ausgewogeneren Beitrag erwartet. Dass Du deinen Standpunkt in Deinem Blog vertrittst ist OK. Aber nur Polemik, dies finde ich für Deinen Wissenschaftsblog zu schwach.
    Ich bin nicht prinzipiell der Meinung Privatisierung ist besser. Aber auch nicht notwendigerweise schlechter. Vielmehr muss gerade Aufgrund dieser Vorkommnisse (Asse) eine Diskussion darüber erfolgen wie es besser gemacht werden kann. Wie begangene Fehler behoben werden können. Wenn eine Verbesserung durch eine Privatisierung erreicht werden kann, warum dann nicht diesen Weg gehen? Aber alles abklehnen? Ich möchte damit keinesfalls die Regierung (oder die CDU / FDP / Industrie) in Schutz nehmen. Doch diese Dogmen (Staat = gut, Privat = schlecht oder umgekehrt) sind auch nicht hilfreich. Hier geht es doch um Wissenschaft und nicht um Glaubensgrundsätze oder? Sonst muss ich doch noch den Papst fragen 😉

  13. @Maulwurf

    Nun, das letzte Vierteljahrhundert wurde umgesetzt, was uns über das davor liegende Jahrhundert versprochen wurde: Privatisierung ist besser. Wesentliches Argument lautete dabei, dass “der Staat” zu blöde zum Wirtschaften sei. In den letzten Jahren wurde außerdem in vielen Bereichen auch die öffentliche Aussicht abgeschafft, weil “der Staat” zu blöde wäre zu kontrollieren, was Unternehmen so machen.

    Für beide Argumente steht der empirische Beweis allerdings aus, einen logischen gibt es überhaupt nicht. Dies ist sicherlich nicht der richtige Ort, einen umfassenden – und leider lange verdrängten – Diskurs über Staatsphilosophie, Gemeinwesen und so fort zu führen. Aber wir sind uns doch hoffentlich darin einig, dass es bestimmte Gebiete gibt, die aus sehr guten Gründen nicht in private Hände gehören, z.B. die äußere und innere Sicherheit. Oops, die USA machen uns bereits vor, was passiert, überlässt man das Militär der Privatwirtschaft*.

    Staatliche Institutionen sind explizit ausgenommen vom Gewinnstreben, die Pseudoprivatisierung dieser Institutionen dient einzig dazu, Unternehmen zu schaffen, die eben doch nach Quartalsberichten wirtschaften, nicht nach dem Gemeinsinn. In manchen Bereichen war und ist das sinnvoll – überhaupt keine Frage, dass so manches fälschlich in der öffentlichen Hand gelandet ist -, aber ausgerechnet ein sicherheitsrelevantes [Energie-]Projekt?

    Rechnen wird sich das ganze ohnehin nie, außer es wird bisher fröhlich vom Steuerzahler bezahlt. Natürlich würden zusätzlich dazu jetzt Gebühren erhoben, die von den Unternehmen, die diese zahlen müssen, selbstverständlich an die Verbraucher weiter gegeben werden. Wir zahlen also doppelt für die Entsorgung. Kommt es dann in Zukunft zu “system-relevanten” Problemen, würden also schwerwiegende Sicherheitsmängel oder physikalische Probleme zu so etwas wie einem GAU führen, dessen Folgen und Kosten die Privatunternehmen natürlich gar nicht alleine schultern könnten, dürften wir wieder zahlen.

    Wobei ‘wir’ unsere Kinder, Enkel, Urenkel und so weiter einschließt, denn ‘wir’ sind der Staat.

    Man muss kein Sozialist sein, um festzustellen, dass so manche Privatisierung überflüssig, dumm, kontraproduktiv ist.

    *Stimmt, die römische Republik ging auch an privaten Heeren zugrunde.

  14. Immer noch Fragen über Fragen

    @Dierk
    Ja, wir sind uns definitiv darüber einig, dass bestimmte Gebiete nicht in private Hände gehören. Eine Privatisierung der Armee bzw. deren Kernkompetenzen lehne ich entschieden ab.
    Doch lehnst Du deshalb auch irgendwelche Türsteher vor Diskotheken ab? Dein Beitrag ist interessant, doch werden damit meine Fragen nicht beantwortet.
    Warum soll eine privater Betreiber kein Endlager betreiben dürfen? Dieser (kapitalistische) Betreiber bietet als Produkt eine sichere Entsorgung an und die Energie- oder Kraftwerksunternehmen bezahlen die Entsorgung. Warum soll dies schlecht sein? Der Gewinn kann dann bsp. in einer Stiftung angelegt werden. Falls was schief geht, so wäre auf jeden Fall das Stiftungskapital zur Deckung evtl. Schäden vorhanden und dadruch müsste der Steuerzahler nicht alles bezahlen.
    Wer haftet eigentlich im Moment für die Schäden in Asse. Eine mir (noch) unbekannte private Organisation oder der Staat? Warum ist der menschliche Faktor in Privatunternehmen ein Problem? Besteht der Staat / Staatsbetriebe aus besseren Menschen?
    Toxisch (chemische) Abfälle werden auch durch private Entsorgungsunternehmen eingelagert. Keiner empört sich über diese Tatsache mit diesem billigen Alarmismus! Die Untertagedeponie Herfa-Neurode (größte untertägige Sondermülldeponie der Welt) wird von der privaten K+S Entsorgung GmbH betrieben. Wo sind da die Proteste, Sicherheitsbedenken usw.? Wo sind bei dieser Deponie die Skandale? Warum soll radioaktiver Müll gefährlicher sein als „chemischer“ Sondermüll? Dieser Sondermüll ist genau so leicht / schwer handhabbar wie radioaktiver Müll. Auch erschließt sich mir nicht, warum die deutsche Steinkohlestiftung ein schlechtes Beispiel sein soll? Bitte, vielleicht zuerst diese Fragen beantworten, bevor ein umfassender – und leider lange verdrängten – Diskurs über Staatsphilosophie geführt wird.

  15. Nachtrag @ Dierk

    Nachtrag
    “Nun, das letzte Vierteljahrhundert wurde umgesetzt, was uns über das davor liegende Jahrhundert versprochen wurde: Privatisierung ist besser.“
    Die Industrialisierung wurde vor allem durch private Unternehmen ermöglicht (freier Kapitalfluss und so). Das dabei nicht alles toll war sei unbestritten. Doch dank dieser bösen Kapitalisten haben wir jetzt einen noch nie dagewesenen Lebensstandard und eine durchschnittliche Lebenserwartung von ca. 76 Jahren (männlich). Klingt doch irgendwie schöner als ca. 40 Jahre (männlich) im 18ten Jhd.. Übrigens, hier sei wikipedia (auch so eine verdammte private Organisation) zitiert “Die Lebenserwartung hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verlängert. Faktoren wie Friedenszeit, gestiegenes Einkommen, höherer Lebensstandard, gute Ernährungslage etc. spielen dabei eine wesentlich größere Rolle als Medizinfortschritt oder Zigarettenkonsum in der Gesamtbevölkerung.”
    Somit stellt sich mir immer noch die abschließende Frage: Warum ist es schlecht über die Privatisierung bestimmter Bereiche nachzudenken?

  16. @Maulwurf

    Eigentlich hatte ich genau diese Frage[n] beantwortet, daher wiederhole ich das nicht. Ohnehin ist das eine Umkehrung der Beweislast, im Grunde müssten die Verteidiger einer möglichen Privatisierung der Lagerung von Atomabfällen belegen, dass diese besser wäre: besserer Sicherheit, besserer Bürgerbeteiligung, besserer Zukunftsgarantien, besserer Geldeinsatz [=> billiger].

  17. Warum lassen die sowas in Deutschland überhaupt zu? Es gibt etliche andere Orte der Welt in denen weit und breit weder Menschen noch Tiere leben…unglaublich!

  18. Transmutation des Atommülls

    Die von adeosine vorgeschlagene Transmutation des Atommülls ist zmindest nicht unmöglich. Die verfahren sind in der Theorie längst bekannt. Das Problem hierzulande ist jedoch, dass der zur Erprobung des Konzepts geplante Brutreaktor bei Kalkar jedoch nie in Betrieb genommen wurde.

  19. Atommüll-lager Asse

    Wenn ich die gerade gehörte Nachricht richtig interpretiere, soll mit dem Geld welches die Bundesregierung von der Atomindustrie bis 2016 bekommt (ca. 14MRD Euro) das Atommüllager ASSE saniert werden. Da stelle ich mir die Frage: WARUM muss die Regierung etwas sanieren, wofür doch eigentlich die Atomindustrie verantwortlich ist? Das zeigt mir mal wieder sehr deutlich das die derzeitige Regierung UND die damalige für die Freigabe von Asse Verantworliche vor der Atomindustrie, also von einer wirtschaftlichen Macht, kuschen oder sich eventuell sogar haben kaufen lassen!?

  20. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass kein Mensch das Recht hat, Gefahren, Abfälle oder Müll über die Zeit einer Generation zu „verschleppen“. Wir haben einfach nicht das Recht unseren Müll (erst recht nicht den Radioaktiven) unseren Kindern und deren Kindern zu „Vererben“. Erst recht nicht bei einer Strahlungszeit von Hunderten von Generationen.
    Fakt ist doch, dass nicht einmal zwei Generationen vom Atomstrom profitierten, aber Hunderte Generationen die späte Zeche dafür zahlen müssen.
    Wer gibt uns denn die Garantie, dass alles unter der Erde bleibt. Nur weil wir etwas nicht mehr sehen ist es doch nicht aus der Welt.
    Gerade Japan sollte uns doch lehren, dass die Natur manchmal Kräfte entwickelt, die über die von uns Menschen gemachten Statistiken gehen. Und wieder verlagern wir die Folgen auf spätere Generationen.
    Ich schäme mich dafür von ganzem Herzen!
    Gusti

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