Deidesheim 2012 – same procedure as every year

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Die Traditionsverbundenheit von Wissenschaftsbloggern wird ja gerne unterschätzt. Deswegen orientiert sich auch das diesjährige SciLogger-Treffen in Deidesheim an den überkommenen Ritualen – zu allererst natürlich die Verleihung des SciLogs-Preises.

deidesheim 2012Die findet wie gehabt nach Weinprobe und Abendessen statt, so dass sich die Verlierer nicht mehr wehren können. Wir haben drei hochkarätige Laudatoren eingeladen, die zwischen den Gängen ihre Favoriten vorstellen dürfen, bevor alle Anwesenden im Raum abstimmen. Auf Papier natürlich, wir sind ja konservativ (ein Scherbengericht auf den Bruchstücken des Geschirrs hat uns die Bewirtung leider untersagt).

Vorsichtige Überlegungen, die bisher obligatorische Weinprobe durch ein anspruchsvolles Kulturprogramm zu ersetzen, sind ebenfalls am Widerstand der Traditionalisten gescheitert – Wein sei schließlich auch Kultur, wenn nicht gar Hochkultur. Und je mehr Hochkultur, desto besser. Deswegen geht es auch dieses Jahr zur Verkostung, und zwar auf dem Weingut Winning. Das erlangte vor einigen Monaten überregionale Bekanntheit, als Unbekannte dort in einer Nacht- und Nebel-Aktion zweieinhalb Tonnen beste Trauben direkt von den Reben stahlen.[1] Man versichert uns allerdings, dass trotzdem noch genug Wein für uns da ist.

Mit der Tradition ist das in Deidesheim also im Grunde wie bei den Bayern, so mit Laptop und Leberzirrhose. Die Zumutungen der Moderne repräsentiert dieses Jahr zu allererst der Anwalt Oliver Peters, der am Sonntag – durchaus auch mit aktuellem Hintergrund – über die rechtlichen Fallstricke von Blogbeiträgen referiert. Anders als in den letzten Jahren gibt es allerdings nicht nur einen Vortrag, sondern gleich drei, was uns ein gewisses Zeitproblem beschert.[2] Den Impulsvortrag hält Christian Spannagel von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, er soll von Open Science handeln. Was genau da drin so vorkommt weiß ganz hochoffiziell nicht mal der Maestro selbst – er sammelt derzeit in einem öffentlich zugänglichen Wiki Ideen und Argumente. Die Diskussion liest sich bis jetzt ganz spannend, allerdings haben es die Teilnehmer bislang versäumt, auf die zwingende Notwendigkeit von niedlichen Katzenbildern hinzuweisen.

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In Deidesheim wird natürlich nicht nur gearbeitet… Bild: Richard Zinken

Die anderen beiden Vorträge haben wir – schließlich stehen Samstag noch Workshops auf dem Programm – auf den nächsten Morgen gelegt. Aus den letzten Jahren wissen wir ja, dass die SciLogger Abends noch eine warme Milch zu trinken pflegen und dann zügig in den Schönheitsschlaf zu verschwinden, um am nächsten Morgen fit und aufnahmefähig zu sein. Den Rechtsanwalt Oliver Peters hatte ich ja schon erwähnt, außerdem steht ein Vortrag von Merja Mahrt und Cornelius Puschmann auf dem Programm, die unter anderem erforschen, was das eigentlich für Leute sind, die Wissenschaftsblogs lesen.[3]

Auf jeden Fall sind das inzwischen eine ganze Menge, die Leserzahlen der SciLogs steigen nach wie vor trotz weitgehend fehlender Katzenfotos. Aber an dem Punkt will ich der Präsentation in Deidesheim nicht vorgreifen, stattdessen verweise ich lieber auf unsere tolle Findbarkeit bei Google. Unsere Technikabteilung hat herausgefunden, dass wir mit “Humor im Islam” wesentlich besser gefunden werden als mit “Penis”, trotz meiner aufopferungsvollen Bemühungen in der Sache. Dafür sind wir mit “besser als Gold” völlig zu Recht konsistent auf Platz 1.

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[1] Alle Blogger haben Alibis. Behaupten sie zumindest.

[2] Gibt’s da nicht was in der Relativitätstheorie gegen? Wo sind die Physiker, wenn man sie mal braucht?

[3] Meine Leserinnen und Leser jedenfalls sind allesamt schön, stark und schlau und seit Jahren heiße Anwärter auf diverse Nobelpreise. Ich kenne meine Zielgruppe!

20 Kommentare

  1. Zielgruppen-Management

    Zielgruppe – das sind doch die, die man gerne hätte, oder? Die können durchaus mit den tatsächlichen Lesern korrelieren, müssen aber nicht…

    Wünsche Euch viel Spaß!

  2. Verdammt, dass ich dieses Jahr nicht mit von der Partie bin. Aber dafür nächstes Jahr ganz sicher!!!

    Wünsche Euch auch viel Spass! Und fleißig alles dokumentieren…

  3. Bin ja…

    …immer noch gerührt, dass Ihr mir letztes Mal eine Karte schreiben wolltet, weil ich (fast) nicht kommen konnte. Der Deidesheimer Geist, ein besonderer er ist…

    Und die Sache mit den Weintrauben sollte doch endlich auch Kriminologen nach Deidesheim locken! 🙂

  4. @Mona

    Also, wenn jemand auf Bayern schimpft, einfach an den Länderfinanzausgleich erinnern. Ohne Bayern gäbe es eher weniger Berliner Partys und Deidesheimer Winzer… 😉

  5. @Michael:

    Ist das der gleiche Länderfinanzausgleich, aus dem die Bayern fast 40 Jahre lang Unterstützung bezogen haben? Unter anderem von Hamburg, das seit 1950 nahezu durchgehend in den Topf einzahlt? Ich frag ja nur… 😉

  6. Katzenbilder

    In diesem Beitrag fehlen die vom Autor als fehlend in anderen Blogs angemahnten Katzenbilder. Ich prangere dies hiermit auf das entschiedenste an!

  7. @Michael Blume

    Als Schwabe denkt man wahrscheinlich in erster Linie ans Geld. Mir ist bei meinem verlinkten satirischen Beitrag aber aufgefallen, dass da bestimmte Sachen, die man gewöhnlich den Muslimen vorwirft, 1:1 auf die Bayern übertragen wurden. Und siehe da, auf die manipulierenden Fragen der Reporterin gab es sofort Zustimmung. Es laufen in Deutschland ja auch genug Unterbelichtete herum, die sich selbst als Krone der Schöpfung sehen und meinen sie müssten andere Kulturen herabsetzen. Wenn man sich die Geschichte Deutschlands anschaut, dann sind wir kein homogenes Volk, sondern wir sind aus verschiedenen germanischen und im Süden keltischen Stämmen und anderen Einflüssen hervorgegangen. Wir sind, wie alle anderen europäischen Völker, ein Mischvolk. Insofern sollte man mit Minderheiten-Bashing vorsichtig sein, denn es könnte am Ende auch einem selbst treffen. 🙂

  8. @Lars & Mona: Verteidigung der Schwaben

    Mooooo-mentemale – Schwaben denken keineswegs nur ans Geld. Sondern an Leistung. So ist es keine Schande, Hilfe angenommen zu haben – aber sehr wohl, nichts daraus gemacht zu haben. (Ergo: Bayern dürfen auf Aufstieg zum Finanzausgleichs-Zahler stolz sein, Immer-schon-Nehmerländer oder gar Absteiger müssten sich aber schämen.
    😉 )

    Kulturell führt dieses v.a. im protestantischen Pietismus wurzelnde Ethos übrigens zu durchaus witzigen Verrenkungen: Wohlstand gilt als Auszeichnung eines gottgefälligen Lebens, mit dem man aber – über die Auto- und inzwischen ethisch korrekten Biomarken hinaus – keinesfalls protzen darf. In den Worten unseres weisen Stuttgarter Alt-OBs Manfred Rommel: “Der Schwabe beteuert stets, dass er nichts habe. Und ist tief gekränkt, wenn man’s ihm glaubt.” 😉

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