ProtreptiCast01: Die Objektivität der Moral

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ProtreptiCast — Hörbar Philosophie

Episode 01: Die Objektivität der Moral.

Gesprächspartner: Professor Dr. Gerhard Ernst, Lehrstuhl für Philosophie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.


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(Falls Sie die Folge in einem Mediaplayer online hören wollen, gehen Sie bitte auf diese Seite.)

 

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Gesprächsdauer: 1:10 Minuten.

 

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Inhalt:

Was ist eigentlich Moral? Können wir einsehen, was objektiv betrachtet zu tun richtig und falsch ist, wie es die Kognitivisten behaupten? Gibt es überhaupt objektive, moralische Wahrheiten? Oder weiß ich nicht eher aus einem Gefühl, vielleicht aus der Intuition heraus, was zu tun richtig ist, wie viele Non-Kognitivisten annehmen? Diese und viele Fragen mehr beantwortet Professor Dr. Gerhard Ernst in der ersten Folge des ProtreptiCast – Hörbar Philosophie. Darüber hinaus sprechen wir über Philosophie als Schulfach, den Nutzen der Philosophie und warum man nach diesem besser nicht fragen sollte.

 

Quellen:

* Sternstunde Philosophie, 7. Oktober 2012, Schweizer Fernsehen (SF 1): Juri Steiner und Gerhard Ernst über “die Alltagstauglichkeit der Philosophie, und über die Leichtigkeit und Last des philosophischen Denkens”.

* Bücher von Gerhad Ernst beim Mentis-Verlag.

* Jüngst erschienene Einführung in die Philosophie: “Denken wie ein Philosoph” – im Anhang befindet sich eine empfehlenswerte Literaturliste für Einsteiger in das Fach.

 

Technik:

* Aufnahmegerät: Marantz PMD 661 (ein Mikrofon pro Kanal; der kleine Mini-Regler-Knopf ist natürlich absolut ungeeignet zum spontanen, unabhängigen Pegeln beider Kanäle und wohl kaum dafür gedacht; ein kurzfristig ausgeliehenes Mischpult musste ich aufgrund miesen Rauschens leider aus dem Setup eliminieren; in Zukunft werde ich voraussichtlich mit Audiobox und PC arbeiten und versuchen, eventuelles Klicken zu vermeiden).

* Mikrofone: Aus der K6-Serie von Sennheiser: ME 66, Supernieren-/Keulencharakteristik mit ausgeprägte Richtcharakteristik.

* Die Headset-Mikrofone von Shure haben sich als unbequem bzw. nicht individuell verstellbar und damit ziemlich unbrauchbar erwiesen (trotz guten Sounds).

Nachbearbeitung:

Toller, schneller, freundlicher, kostenloser Service der Österreicher von Auphonic – Warum das Team von Auphonic diesen Service anbietet? Aus der Mail eines Teammitglieds: “[…] der Antrieb ist, dass es einfacher wird, Audio zu produzieren. Es sollte mal so einfach werden wie Bloggen (d.h. so dass es evtl. auch meine Oma machen kann 😉 – dazu fehlt aber noch einiges […]”.

 

Musik und Atmo im Outro:

* opsound.org: Zang Li (London Moment).

* freesound.org: Boss Music, Zbyhek.

 

 

 

Creative Commons License
ProtreptiCast — Hörbar Philosophie by Leonie Seng is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 Unported License.

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Bachelor-Studium "Philosophie, Neurowissenschaften und Kognition" in Magdeburg. Master-Studium "Philosophie" und "Ethik der Textkulturen" in Erlangen. Freie Kultur- und Wissenschaftsjournalistin: Hörfunk, Print, Online. Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Abteilung Philosophie, Fachbereich Medienethik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

5 Kommentare

  1. Die Objektivität derMoral istNichtAllein

    Objektives moralische Urteil, objektives moralisches, normatives Schliessen ist nach Professor Gerhard Ernst (dem Interviepartner) möglich und man kann in einem ähnlichen argumentativen Prozess wie in den Naturwissenschaften zum objektiven, – von subjektiven Interessen befreiten -, Resultat kommen. Für Professor Ernst ist vor allem der Prozess, der zur moralischen Erkenntnis führt analog zur Theorien und Konsensbildung in der Naturwissenschaft. Als ehemaliger Phyisker kennt Professor Ernst wohl den Erkenntnisprozess in der Naturwissenschaft und weiss um Richard Feynmans Aussagen zur Wahrheitsfindung in der Physik: “Scientific knowledge is a body of statements of varying degrees of certainty — some most unsure, some nearly sure, but none absolutely certain.”
    Man muss aber Professor Ernst’s Meinung als Aussenseitermeinung beurteilen, wenn man als Konsens-Masstab den Eintrag in der Wikipedia nimmt, wo man liest: “Moral bezeichnet zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen.” Schwierig wird es vor allem bei ganz praktischen Fragen wie der, ob und unter welchen Umständen Abtreibung erlaubt ist oder nicht. Professor Ernst sieht die Möglichkeit von gleichwertigen Alternativen, auch und gerade als Resultat eines objektiven Findungsprozesses und er empfiehlt als pragmatische Lösung, dass man moralische Dilemmas durch entsprechende Gestaltung des Entscheidungsprozesses vermeidet.
    Zudem gibt es scheinbar für Professor Ernst – in Analogie zur Naturwissenschaft – einen morlischen Fortschritt. Die Sklavenhaltung beispielsweise können wir heute als moralisch falsch beurteilen und zwar sogar rückwirkend, weil wir einen Erkenntnisprozess durchlaufen haben, der uns zu dieser “höheren” Moral führte.

    Mir scheint: Für Professor Ernst stellt der in der Naturwissenschaft praktizierte Prozess der Wahrheits- und Konsensfindung und des erkenntnismässigen Fortschritts das Paradigma schlechthin für ein Vorgehen dar, das das Subjekt aussen vor lässt. Deshalb wendet er diesen Prozess auch für Fragen der Moral an und kommt zum Schluss, dass die Moral sogar ein besonders gutes Exerzierfeld für ein derartiges Vorgehen ist.
    In einem grösseren Zusammenhang betrachtet, wird in vielen sozialen und gesellschaftlichen Bereichen in denen möglichst gerechte (und darum objektive) Urteile gefällt werden müssen, zunehmend nach analogen Methoden vorgegangen wie in der Naturwissenschaft. Man denke nur an die Justiz und die dort praktizierten Gerichtsverfahren. Hier kennt man heute die Beweisaufnahme, die Zeugeneinvernahme, den Einbezug von Experten und die Aufteilung in die Parteien des Anwalts und Verteidigers: Es wird quasi nicht nur im gerichtlichen Sinn verhandelt sondern auch im naturwissenschaftlichen Sinn. Etwa vergleichbar mit dem Wahrheitsfindungsprozess der im Weltklimarat sattfindet.
    Ganz anders laufen Verhandlungen in Scharia-Gerichten ab. Urteile werden dort meist von Schlichtern in einem konsensuellen, wenig transparenten Prozess ohne explizite Anwälte und Verteidiger gefällt. Man darf mit einer gewissen Berechtigung annehmen, dass auch mittelalterliche europäischen Gerichte Prozessverfahren gekannt haben, die mit den heute üblichen wenig gemeinsam haben und die der Objektivität weit weniger Gewicht gaben.

    Objekte Moral hat also viele schon etwas ältere Geschwister, zu denen ein möglichst objektiver Gerichtsprozess oder eine möglichst objektives und faires – ein häufig anzutreffendes Wortpaar – Findungs-/Berufungsverfahren und noch vieles mehr gehört.

  2. Glückwunsch zum neuen Podcast. Ich halte diese lange Gesprächsform für sehr angenehm, u.a. weil man sie nebenher konsumieren kann und dabei die Hände frei hat für die Aufgaben des Alltags. Weiter so. 🙂

    Auch die Audioqualität gefällt mir, ebenso die Gesprächsatmosphäre. Bequeme und gleichzeitig gute Headsets sind ein Grundproblem, mit dem ich auch noch hadere.

    Inhaltlich: muss ich noch zu Ende hören, bevor ich meckern kann. 😉

  3. Moral ist nicht gleich Moral

    Hallo Herr Holzherr,

    vielen Dank für den ausführlichen Kommentar!

    Man muss aber Professor Ernst’s Meinung als Aussenseitermeinung beurteilen, wenn man als Konsens-Masstab den Eintrag in der Wikipedia nimmt, wo man liest: ‘Moral bezeichnet zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen.’

    Ich denke, man sollte zunächst das alltägliche Verständnis von Moral und Ethik von akademischen Definitionen trennen. Die Begriffe “Moral” und “Ethik” werden im Alltag oft synonym verwandt, die meisten Philosophen unterscheiden sie jedoch. Außerdem herrscht selbst unter Philosophen alles andere als Einigkeit bezüglich dessen, was mit Moral und Ethik gemeint ist. Philosophie-Studenten wird daher meist geraten, bei einer Textexegese zunächst genau zu analysieren, wie die entsprechenden Begriffe verwendet werden und was der jeweilige Autor unter ihnen versteht. Im Übrigen: Wikipedia mag meiner Ansicht zwar als initiale Orientierungs-Platform ganz nützlich sein… für philosophische Begriffsklärung reicht sie jedoch bei Weitem nicht aus. Ein umfangreiches Standardlexikon im Internet ist beispielsweise die Stanford Encyclopedia of Philosophy.

    Schwierig wird es vor allem bei ganz praktischen Fragen wie der, ob und unter welchen Umständen Abtreibung erlaubt ist oder nicht.

    Das sehe ich genauso. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es sinnvoll ist, für die Bildung philosophischer Theorien zunächst von einfachen Beispielen auszugehen, da die meisten Fälle aus dem Leben, in denen es um moralische Entscheidungen geht, nunmal sehr komplex sind. Für die Frage, ob man objektiv entscheiden kann, was moralisch richtig und falsch ist, spielen diese konkreten Fälle jedoch keine tragende Rolle.

    Ihren Gedanken zum “moralischen Fortschritt” finde ich sehr interessant. Akzeptiert man die Vorstellung, dass Moral ähnlich objektiv ist wie (Natur-)Wissenschaft, scheint der Gedanke moralischen Fortschritts einleuchtend zu sein. Aber auch hier weiß ich noch nicht, ob ich persönlich zustimme. Diese Vorstellung von Moral scheint mir zu abstrakt. Ich tendiere eher dazu, meine moralisch Wahrheiten als (in einer bestimmten Kultur, einem bestimmten Umfeld und Erziehung) subjektiv gewachsen anzusehen — ohne dem Emotivismus zu verfallen (Moralisch falsch = “Bääh”) und ohne moralische Wahrheit nur allein von mir abhängig zu machen.

  4. @pikarl

    Servus, vielen Dank für das positive feedback zu Länge, Qualität etc.! Ich bin ja auch ein absoluter Fan von Reden ohne Zeitdruck, freilich nicht, ohne etwas zu sagen 🙂

    Bequeme und gleichzeitig gute Headsets sind ein Grundproblem, mit dem ich auch noch hadere.

    Ja, absolut. Podcast-Guru Pritlove empfiehlt ja so Hör-Sprech-Garnituren von Beyerdynamic. Die Leute von Thomann, mit denen ich sprach, verdrehten allesamt die Augen. Wahrscheinlich sind Richt-Mikros und Stative für die Gesprächspartner (zumindest Nicht-Gamer und Nicht-Radioleute) angenehmer.

    Inhaltlich: muss ich noch zu Ende hören, bevor ich meckern kann. 😉

    Nur zu 🙂

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