Grüße zum Ramadan

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Geschichte und Gegenwart
Der Islam

Vor gut zwei Wochen hat der Ramadan, der Fastenmonat der Muslime, begonnen. In dieser Zeit ist den Muslimen vorgeschrieben von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang weder zu essen noch zu trinken, nicht zu rauchen und keinen Geschlechtsverkehr auszuüben. Das bedeutet, dass Fastende in diesen Wochen zwischen 16-17 Stunden auf Nahrung und Flüssigkeit verzichten. Das ist, wie man sich vorstellen kann nicht einfach, aber es soll ja auch nicht unbedingt einfach sein, denn der Sinn des Fastens ist es gegen das eigene Ego anzukämpfen und nachzuempfinden wie es Bedürftigen Menschen, die stets Hunger und Durst ausgesetzt sind, geht. Allerdings darf man seine Gesundheit nicht gefährden. Wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht fasten kann, dann kann darauf verzichtet werden. Ich habe letztes Jahr in meinem Beitrag „Der Ramadan – Das Fasten im Islam“ ausführlich über das Fastengebot berichtet.

Heute möchte ich mich kurz mit der Wahrnehmung des Ramadans in Deutschland befassen. War die Fastenzeit der Muslime noch vor 5 oder gar 10 Jahren kaum im Bewusstsein der Nichtmuslime, hat der Ramadan hierzulande mittlerweile an Popularität gewonnen, wie die SZ am 12. August in ihrem Beitrag „Populärer Ramadan – Fastenmonat wird in Deutschland zum geselligen Ereignis“ berichtet. Darin wird zunächst auf eine Fatwa (religiöses Gutachten) eingegangen, das Profifußballern erlaubt das Fasten zu unterbrechen; der Zentralrat der Muslime hat dieses an der Al-Azhar-Universität in Kairo (immerhin die größte Institution der islamischen Welt) entstandene Gutachten gemeinsam mit dem DFB veröffentlicht. Der Grund hierfür war die Abmahnung von drei Fußballern aus der Zweiten Liga, die ohne den Verein darüber in Kenntnis zu setzen gefastet haben.

Weiter heißt es in dem Artikel, dass Einladungen zum Iftar (arabisches Wort für Fastenbrechen) an vielen Orten Tradition geworden sind. Mittlerweile kommen diese Einladungen nicht nur von muslimischer Seite, sondern auch von Oberbürgermeistern und politischen Parteien, wie Aiman Amzyek, Generalsekretär des Zentralrats erklärt und zu dem Ergebnis kommt, dass das Interesse der Deutschen am Ramadan zunimmt. Diese Beobachtung teile ich. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass das Staatsministerium Baden-Württemberg in diesem Jahr zum 3. Mal in Folge Vertreter von muslimischen Verbänden, jüdischen und christlichen Gemeinden und Persönlichkeiten aus der Politik und im Dialog engagierte Personen zu einem Iftar-Empfang einlädt. Dieses Jahr gibt sich die neue Staatsrätin für interkulturellen und interreligiösen Dialog die Ehre.

Auch auf persönlicher Ebene stelle ich eine veränderte Wahrnehmung des Ramadan fest. Es ist schon bemerkenswert, wie viele Nichtmuslime aus meinem Bekanntenkreis an den Ramadan gedacht haben und mir (und anderen Muslimen) via Mail, SMS oder Telefon „Ramadangrüße“ übermittelt haben. Und es ist auch schon fast eine Tradition geworden, dass christliche Freunde unsere Einladung zu einem Iftar bei uns annehmen und uns sogar zum Fastenbrechen zu sich nach Hause einladen. Das erinnert mich an die Weihnachtszeit in meiner Jugend, als wir nicht selten christliche Bekannte zum Essen oder Kaffee trinken empfangen haben.

Auch die Medien befassen sich immer mehr mit dem Ramadan. Die Tagesschau hat am ersten Tag den Beginn des Fastenmonats angekündigt, im Videotext des ZDF wird auf Seite 552 unter dem Stichwort Ramadan auf die wesentlichen Inhalte des Ramadan eingegangen, Phoenix bringt Dokumentationen zu dem Thema und RTL II blendet während des ganzen Monats die Zeiten des Sonnenaufgangs und –untergangs ins Programm ein (ich selbst habe es noch nicht gesehen). Auch wenn ich nicht immer mit dem Islambild, das in der deutschen Medienlandschaft gezeigt wird einverstanden bin, bewerte ich es als positives Zeichen, dass die Medien auf den Ramadan aufmerksam machen.

Die Ramadangrüße und die Einladungen, die mich in den letzten Tagen erreichten, haben mir nochmal deutlich gemacht, dass der Dialog doch etwas bewirkt. Es ist mit Sicherheit auch ein Verdienst der Dialogarbeit, dass der heilige Monat der Muslime populärer geworden ist und Nichtmuslime ihren muslimischen Freunden mit einer kleinen Aufmerksamkeit und sei es nur eine SMS oder einem gemeinsamen „ökumenischen“ Fastenbrechen eine Freude bereiten.

Damit möchte ich an dieser Stelle allen Muslimen weiterhin einen gesegneten Ramadan und viel Kraft für das Fasten der langen Tage wünschen.

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Hussein Hamdan M.A., geb. 1979 studierte Islam- und Religionswissenschaft sowie Irankunde in Tübingen und schloss sein Studium 2007 mit einem Magister ab. Anschließend folgte, ebenfalls an der Universität Tübingen, die Doktorarbeit über das Wirken der Azhar-Universität im christlichen-islamischen Dialog, die im März 2013 abgeschlossen wurde. Hussein Hamdan war die ersten beiden Jahre seiner Promotion Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung, ehe er 2009 für zwei Jahre Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für interkulturelle Kommunikation in Heidelberg wurde. Dort verfasste er u.a. den Band „Muslime in Deutschland. Geschichte, Gegenwart und Chancen“. Aktuell ist er an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart angestellt und für das Projekt „Gesellschaft gemeinsam gestalten – Junge Muslime als Partner“ verantwortlich. Hussein Hamdan ist Autor und Sprecher der Kolumne „Islam in Deutschland“ (SWR) und Referent zu diversen Themen des Islam. Seine Schwerpunkte sind Muslime in Deutschland, Interreligiöser Dialog, Humor im Islam sowie Einführungen in die Grundlagen, Quellen und Geschichte des Islam. Zudem ist er Mitglied des Runden Tischs Islam von Integrationsministerin Bilkay Öney in Baden-Württemberg. Hamdan hat sich in den letzten Jahren in verschiedenen Bereichen des interreligiösen und interkulturellen Dialogs engagiert. Von 2004-2007 moderierte er in Tübingen den Arabisch-Amerikanischen Dialog. Aktuell ist er Vorstandsmitglied des Bendorfer Forums.

3 Kommentare

  1. Gesegneter Ramadan!

    Auch Dir und den Deinen, lieber Hussein, einen gesegneten Ramadan! Danke für den wunderschönen & ermutigenden Post!

    Ich möchte noch ergänzen, dass mir aufgefallen ist, dass immer mehr Muslime statt des – gerade auch im Sommer für viele schwer zu leistenden – Fastens von der im Koran angelegten Möglichkeit Gebrauch machen, Arme zu speisen und z.B. für Menschen in Notgebieten zu spenden. Gerade angesichts der Situation z.B. in Haiti oder Pakistan finde ich das eine sehr gute Haltung! Kannst Du ggf. einmal etwas darüber schreiben bzw. darüber informieren, zum Beispiel zu den koranischen Quellen? Ich würde annehmen, dass dies sowohl Muslime wie Nichtmuslime interessieren könnte.

  2. @ Michael

    Lieber Michael,

    du sprichst hier einen wichtigen Themenbereich in Bezug auf das Fasten an. Darauf werde ich dann in meinem nächsten Artikel am Ende des Ramadans ausführlich eingehen.
    Vielen Dank, dass du an dieser Stelle auch nochmal auf den Beitrag von Lars Ficher hinweist.

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