Frohes Fest

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Es ist geschafft. Der Fastenmonat Ramadan geht heute zu Ende und morgen feiern die Muslime mit dem Fest des Fastenbrechens das zweithöchste Fest des Islam. Bevor ich meine Festtagsgrüße ausspreche, möchte ich kurz auf ein Thema eingehen, das Blogkollege Michael Blume in einem Kommentar zu meinem letzten Artikel „Grüße zum Ramadan“ angesprochen hat. Michael schrieb u.a.: „Ich möchte noch ergänzen, dass mir aufgefallen ist, dass immer mehr Muslime statt des – gerade auch im Sommer für viele schwer zu leistenden – Fastens von der im Koran angelegten Möglichkeit Gebrauch machen, Arme zu speisen und z.B. für Menschen in Notgebieten zu spenden“ und fragte, ob ich denn darüber informieren und dabei Bezug zu den koranischen Quellen nehmen könnte.

In der Tat gibt es für Menschen, die im Ramadan nicht fasten können, alternative Möglichkeiten. Sehr aufschlussreich äußert sich der Koran zu diesem Thema in Sure 2, Verse 183 ff.:

Dort wird zunächst festgehalten, dass den Muslimen das Fasten vorgeschrieben ist. (Vers 183)

Im darauffolgenden Vers heißt es bezüglich des Fastens: „wenn einer unter euch aber krank oder auf Reisen ist, der faste die gleiche Anzahl von anderen Tagen.“ Diese Aussage wird auch im Vers 185 nochmal betont, mit der zusätzlichen Erklärung: „Gott wünscht, es euch leicht- und nicht schwerzumachen und dass ihr die Zahl (der Tage) erfüllt […]“

Das heißt also, dass Reisende und Kranke (übrigens wie auch Schwangere, Frauen während ihrer Menstruation und Schwerarbeiter) vom Fasten erst mal befreit sind, aber angehalten werden, die versäumten Tage im Laufe des Jahres nachzuholen.

Für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen überhaupt nicht fasten können, weil sie etwa auf Medikamente angewiesen sind und durch das Fasten ihre Gesundheit in Gefahr bringen, bietet der Koran die soziale Lösung an, auf die Michael hingewiesen hat. In Vers 184 heißt es: „Und die, die es nur mit größter Schwierigkeit könnten, sollen zum Ausgleich einen Armen speisen.“

Die Armenspeisung kann so aussehen, dass man für jeden versäumten Tag (in diesen Fällen also ein ganzer Monat) einen Bedürftigen mit Nahrung versorgt oder ihm einen Betrag gibt, mit dem er einen Tag auskommen kann. Als Maßstab für diesen Betrag wird der durchschnittliche tägliche Bedarf des Spendenden genommen. Wem man diese Spende zukommen lässt, ist dem Spendenden frei überlassen. Gerne wird sie an Verwandte oder Bekannte abgegeben; ich kann aber aus eigener Beobachtung sagen, dass sich dieses Jahr viele Menschen dafür entschieden haben, das Geld nach Pakistan zu schicken.

Pakistan ist ein gutes Stichwort um wieder auf das bevorstehende Fest zu kommen. Einen Monat lang haben nun viele Muslime gespürt, was es heißt Hunger und Durst zu erleiden. Man hatte also wieder die Gelegenheit das Leid vieler Menschen weltweit nachzuempfinden. Während wir in den nächsten Tagen feiern und uns das leckere Festessen schmecken lassen, werden diese Menschen weiterhin Hunger und anderen Problemen ausgesetzt sein. Die Vorgabe, am Ende des Ramadans die Zakat al-Fitr (Almosen des Fastenbrechens) abzugeben ist ein gutes Mittel, den sozialen Aspekt des Ramadans nicht zu vergessen. Und gerade in dieser schwierigen Zeit, in der es viele Krisen(-regionen) gibt, sollte man auch an den Festtagen und darüber hinaus das soziale Engagement nicht vernachlässigen.

Mit diesen Gedanken möchte ich allen Muslimen ein frohes und gesegnetes Fest des Fastenbrechens wünschen.

Kul ´aam wa antum bi khair

Bayramïnïz mübarek ve kutlu olsun

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Hussein Hamdan M.A., geb. 1979 studierte Islam- und Religionswissenschaft sowie Irankunde in Tübingen und schloss sein Studium 2007 mit einem Magister ab. Anschließend folgte, ebenfalls an der Universität Tübingen, die Doktorarbeit über das Wirken der Azhar-Universität im christlichen-islamischen Dialog, die im März 2013 abgeschlossen wurde. Hussein Hamdan war die ersten beiden Jahre seiner Promotion Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung, ehe er 2009 für zwei Jahre Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für interkulturelle Kommunikation in Heidelberg wurde. Dort verfasste er u.a. den Band „Muslime in Deutschland. Geschichte, Gegenwart und Chancen“. Aktuell ist er an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart angestellt und für das Projekt „Gesellschaft gemeinsam gestalten – Junge Muslime als Partner“ verantwortlich. Hussein Hamdan ist Autor und Sprecher der Kolumne „Islam in Deutschland“ (SWR) und Referent zu diversen Themen des Islam. Seine Schwerpunkte sind Muslime in Deutschland, Interreligiöser Dialog, Humor im Islam sowie Einführungen in die Grundlagen, Quellen und Geschichte des Islam. Zudem ist er Mitglied des Runden Tischs Islam von Integrationsministerin Bilkay Öney in Baden-Württemberg. Hamdan hat sich in den letzten Jahren in verschiedenen Bereichen des interreligiösen und interkulturellen Dialogs engagiert. Von 2004-2007 moderierte er in Tübingen den Arabisch-Amerikanischen Dialog. Aktuell ist er Vorstandsmitglied des Bendorfer Forums.

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