Gummibärchen!

BLOG: Denkmale

Es gibt etwas zu sehen
Denkmale

Bloggewitter_Kinder_kleiner

 

Ich esse zu viele Gummibärchen, immer gleich ganze Hände voll, bis die Tüte leer ist.

Damit es langsamer geht, versuche ich in letzter Zeit, sie nur noch einzeln zu essen. Und ich schaue mir jedes Bärchen genau an, bevor ich es in den Mund stecke. Gestern sogar mit einer Lupe.

Klicken und stauneGott sei Dank, ohne Vergrößerung sahen sie wieder ganz normal und niedlich aus. Aber ich fragte mich doch, warum die Gummibärchen keine Gummikätzchen, Gummischweinchen oder Gummihäschen sind. Wären die nicht eigentlich noch niedlicher? Warum denn ausgerechnet Bärchen?

Um das herauszufinden, habe ich geguckt, wo und wann die Gummibärchen eigentlich erfunden wurden:

alteFabrikkleinBild: HARIBO

Diese Waschküche in einem Bonner Hinterhof soll der Ort gewesen sein, wo 1920 die ersten Gummibärchen gemacht wurden.

Der Gummibärchen-Erfinder Hans Riegel hatte die Bären den Tanzbären nachgebildet. Die waren damals eine Sensation bei Jahrmärkten und Volksfesten.Tanzbaeren leider

Foto: Bibliothèque nationale de France

 

Die eigentlichen Gummi-Bären sahen noch nicht so rundlich aus wie heute, aber auf der Verpackung sieht man sie als kugelige Bärenkinder umhertollen, die natürlich noch nichts von ihrem traurigen Schicksal als Tanzbären ahnen (nur im Hintergund sieht man schon die großen Bären tanzen).

Tanzbaer

 tanzb

 

 

 

 
Fotos: HARIBO

 

 

 

Ziemlich bald wurden die Tanzbären dann auch von einem ganz anderen Bären-Vorbild abgelöst: vom Teddy-Bären. Die Figur war eine amerikanische Erfindung, die bis heute als Plüschtier in vielen Ländern beliebt ist. Auslöser war eine Geschichte, in der der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt die Hauptrolle spielt, dessen Spitzname „Teddy“ war:

Bei einer Jagd im Jahr 1902 fand der Präsident keine Gelegenheit zum Abschuss eines Bären, deshalb wurde ihm ein angebundener Bär vor die Flinte gesetzt. Roosevelt lehnte es ab, den Bären unter diesen Umständen zu schießen. Die Episode wurde von einem Zeitungs-Karikaturisten gezeichnet und so berühmt, dass der Spitzname des Präsidenten, „Teddy“, und der Bär seitdem miteinander verknüpft waren. Der Karikaturist zeichnete das Ganze später noch ein zweites Mal und veränderte ein paar Einzelheiten.

Und jetzt darf geraten werden: Welches war das frühere, welches das spätere Bild (beim Klick auf die Bilder werden sie größer)?

Das hier 2 Teddy bear

 

 

Das hier 1 TheodoreRooseveltTeddyBear

In den 1930er-Jahren war der „Teddy-Bär“ so bekannt, dass die Gummibärchen-Fabrikanten ihn zum neuen Vorbild nahmen und die Formen der Figuren rundlicher macteddybhten. Leider habe ich keine Bilder von diesen Gummibärchen mehr gefunden.

 

 

Interessant finde ich, dass die Ohren der Bären auf der Tüte denen des Baby-Bären von der Karikatur noch immer ziemlich ähnlich sehen. Die wurden immerhin schon 30 Jahre früher gezeichnet!

Foto: Haribo

 

 

 

 

Heute heißen die Bären weder Tanz- noch Teddy-Bären, sondern Goldbären.

Und das Lächeln, das in der Vergrößerung so furchteinflößend aussieht? Dafür war eine Haribo- Produkt-Designerin verantwortlich. In einem Interview hat sie gesagt: “An dieser Form habe ich in den 1990er-Jahren den Goldbären die Mundwinkel hochgezogen. Der Goldbär hatte sehr grimmig geschaut – und jetzt lächeln sie alle.”

Lachende Gb

Zum Selbernachlesen:

Informationen über Haribo und die Bärchen

Über das Leid der Tanzbären

Der Teddy-Bär

Gummibärchen-Rezept

Und noch zwei nicht ganz so ernst gemeinte Sachen:

Das Gummibär-Orakel

Homepage der Gummibären-Forschung

 

 

Avatar-Foto

Ich bin Kunsthistorikerin und arbeite freiberuflich als Redakteurin/Lektorin/Autorin. Dieser Blog enthält Überlegungen und Informationen, die ich sonst nirgendwo unterbringe. Die aber rauswollen.

11 Kommentare

  1. “Bloggen für Kinder” hört sich ja erst einmal gut an. Im Hinblick auf die vielen übergewichtigen Kinder, von denen immer mehr an ernährungsbedingten Krankheiten leiden, finde ich es jedoch kontraproduktiv Werbung für Gummibärchen zu machen, denn 100 g Haribo Goldbären enthalten 45,6 g Zucker. Wer also eine handelsübliche 200 g-Tüte mit Gummibären verdrückt, der hat 91,2 g Zucker, das entspricht 30 Stück Würfelzucker, gegessen.
    Quelle: http://das-ist-drin.de/Haribo-Goldbaeren-200-g–1256/

    • Dass es immer mehr dicke Kinder gibt, ist ein wichtiges Thema – im Rahmen einer kulturhistorisch ausgerichteten Betrachtung aber eher fehl am Platz, finde ich. Werben möchte ich für den Verzehr von Gummibärchen natürlich nicht. Aber ist es schon Werbung, wenn man über etwas spricht?
      Eine interessante Überlegung könnte aber ja mal woanders sein, ob das Aufkommen von Gummibärchen in den 1920er-Jahren in einen Zusammenhang mit der Zunahme des Durchschnittsgewichts von Kindern gebracht werden kann …

      • “Aber ist es schon Werbung, wenn man über etwas spricht?”

        Nein! Meines Erachtens hätten die Inhaltsstoffe der Gummibärchen jedoch auch “im Rahmen einer kulturhistorisch ausgerichteten Betrachtung” mit dazugehört. Kinder sollen ja nicht nur lernen wie sich bestimmte Dinge entwickelt haben oder wie sie aussehen, sondern auch aus was sie in etwa bestehen.
        Das Aufkommen von Gummibärchen in den 1920er-Jahren hat sicher nicht zu einer rasanten Zunahme des Durchschnittsgewichts von Kindern geführt, weil damals Süßigkeiten und damit Zucker nicht in dem Ausmaß verzehrt wurden wie heute. “Jeder Deutsche nimmt derzeit pro Jahr im Durchschnitt 35 kg des weißen Stoffes zu sich. Vor fünfzig Jahren betrug der durchschnittliche Zuckerkonsum nur ein Drittel, vor hundert Jahren nur ein Sechstel des heutigen.”
        Von hier: http://www.vitafil.de/10839/die-zucker-hitliste-der-lebensmittel

        • Das sehe ich anders. Über die Inhaltsstoffe der Gummibärchen und deren Gefährlichkeit kann ich mich nicht kompetent äußern – deshalb tue ich es nicht. Meine persönliche, fachlich nicht fundierte Einschätzung dazu behalte ich meiner Stammtischrunde vor.

        • Auch ich finde nicht, dass Gesundheitswarnungen oder Listen der Inhaltsstoffe hierher gehören. Dieser Anspruch liegt weit außerhalb des Themenbereichs dieses Blogs.

          Als Mutter würde ich daher auch gar nicht erwarten (oder gar verlangen), dass das hier erwähnt wird. Gesundheitliche Aufklärung meiner Kinder sehe ich ganz klar als meine eigene Aufgabe, zumal hier ja auch gar nichts verkauft oder auch nur auf einen Online-Shop verlinkt wird.

        • @Mona

          Sehe ich genau so. “Woraus besteht eigentlich so ein Gummibärchen?” War das Rezept immer gleich? Das ist ein so naheliegende Frage, daß sie auch und insbesondere in einer “kulturhistorisch ausgerichteten Betrachtung” nicht fehlen sollte.

  2. Bloggen für Kinder finde ich eine gute Idee! Der Artikel ist optisch gut aufgemacht, auch das Thema ist kindgerecht 🙂 Man kann nur hoffen, dass sich tatsächlich Kinder hierher “verirren”.

    Auch erwachsene Gummibärchen-Fans können etwas lernen. So ist mir das Lächeln noch nie afgefallen. Das liegt daran, dass ich sie immer ganz schnell verputze.

  3. (Zitat)“ganz normal und niedlich” sehen die Bären aus. Ja, niedlich müssen sie aussehen – nach dem Kindchen-Schema eben. Das scheint bei Mensch und Tier zu funktionieren: Nicht nur wir finden die Bärchen putzig, auch die echten Bären finden wohl ihre Kleinen putzig.

  4. Warum (Zitat)“Gummibärchen und nicht Gummikätzchen, Gummischweinchen oder Gummihäschen?” Mir scheint die Antwort offensichtlich. Bären können zur Not als Menschen durchgehen, weil sie (für kurze Zeit mindestens) auf 2 Beinen stehen können. Die Tanzbären werden ja dazu abgerichtet. Doch warum dann nicht Gummimenschen? Wohl weil es gerade das Spiel mit der Menschenähnlichkeit ist, welches hier aufgeführt wird – ein Spiel, das ein Spiel bleiben und nicht ernst werden soll. Ein Kuschelbär wirkt zwar menschenähnlich, aber er bleibt ein (unschuldiger) Bär. Der Abstand zum Menschen bleibt gewahrt.

  5. Ich esse zu viele Gummibärchen, immer gleich ganze Hände voll, bis die Tüte leer ist.

    Gummibärchen schmecken einzeln einfach weniger gut. Wenn man davon mehrere gleichzeitig in den Mund steckt -mindestens fünf, von jeder Farbe einen – dann wechselt der Geschmack, je nachdem, welche Farbe das Bärchen hat, das gerade mitten auf der Zunge liegt.

    Das funktioniert übrigens nur bei Gummibärchen. Nicht bei den Weingummis. Warum das so ist, weiß ich auch nicht. Vielleicht liegt es an der Form der Gummibärchen. Vielleicht auch an der Größe. Weil die so klein sind und trotzdem eine große Oberfläche haben, kriegt man so viel Geschmack mit. Jedenfalls ist das meine Theorie.

    Am besten schmeckt mir allerdings immer der erste Mund voll. Wenn ich die ersten aufgegessen habe und die nächsten nachschiebe, haben die ganz einfach weniger Wirkung. Eine von den ganz kleinen Tüten, in denen nur einige Gummi-Bärchen drin sind, reicht mir schon.

    Eine Kollegin von mir hat immer ein Schälchen Gummi-Bärchen auf dem Schreibtisch. Wenn mich das Verlangen überkommt (nach Gummibärchen, nicht nach der Kollegin), dann suche ich irgend einen Vorwand und gehe in ihr Büro, in der Hoffnung, dass sie mir Gummibärchen anbietet. Neulich begrüßte sie mich mit den Worten: “Na, willst du wieder Gummibärchen schnorren?”. Anscheinend bin ich ziemlich leicht zu durchschauen.

    Als ich noch ein kleiner Junge war, schmeckten Gummibärchen anders. Damals war auch die Farbe intensiver, weil man noch künstliche Farbstoffe, und wahrscheinlich auch künstliche Geschmacksstoffe verwendete. Dann aber benutzte der Hersteller nur noch natürliche Farbstoffe. Ganz besonders sah man das an den grünen Gummibärchen. Die grünen wurden plötzlich so blass, dass man sie kaum noch “grün” nennen konnte. Inzwischen hat man wohl einen Weg gefunden, die grüne Farbe wieder stärker zu machen. Aber trotzdem sind die grünen heute nicht mehr so grün wie die, die ich als Kind kannte.

    Vor 14 Jahren schickte mich nein Arbeitgeber nach Los Angeles, um dort zu arbeiten. In Los Angeles gibt es einen deutschen Supermarkt, wo man Lebensmittel aus Deutschland kaufen kann, Brot, Bier, Wurst, aber auch Lakritzschnecken und Gummibärchen. Natürlich habe ich mir da auch Gummibärchen gekauft. Ich sah auf den ersten Blick, dass die anders aussahen als in Deutschland. Die kamen mir aber trotzdem irgndwie bekannt vor … ja, genau, die sahen aus wie die, die ich als Kind kannte. Die grünen waren so grün wie das untere Licht an einer Ampel!

    Als ich die Tüte aufriss und mir die ersten fünf in den Mund schob, war das genau der Geschmack, wie ich ihn von damals kannte. Ganz genau so. Machen die etwa bei Haribo für den Export noch die alte Zusammensetzung und für den Verkauf in Deutschland die neue?

    Ich muss sagen, obwohl die in Los Angeles genau so schmeckten, wie ich sie als Kind kannte, mag ich doch lieber die, die wir heute in Deutschland kaufen können. Man hört manchmal Leute sagen: “Früher war alles besser”, aber wenn es um Gummibärchen geht, kann ich nur sagen: “Ne, nicht wirklich, die sind heute besser.”

    • Ich finde auch, dass Gummibärchen heute besser schmecken als früher. Außer in einem Punkt: Früher waren sie härter – das mag ich lieber. Um diesen Effekt zu erzielen, müsste ich heute die frischen Bärchen ein paar Tage offen liegen lassen. Und das klappt natürlich nicht.

Schreibe einen Kommentar