Link: The Man In The High Castle reflektiert unsere Zeit

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Wörter brauchen Gesellschaft.
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Frank Spotnitz interview: The Man In The High Castle | Den of Geek.

Nach dem Abitur habe ich an der Universität Hamburg Anglistik, Amerikanistik, Soziologie und Philosophie studiert. Den Magister Artium machte ich 1992/93, danach arbeitete ich an meiner Promotion, die ich aus verschiedenen Gründen aufsteckte. Ich beschäftige mich meist mit drei Aspekten der Literatur: - soziologisch [Was erzählt uns der Text über die Gesellschaft] - technisch [Wie funktioniert so ein Text eigentlich] - praktisch [Wie bringen wir Bedeutung zum Leser] Aber auch theoretische Themen liegen mir nicht fern, z.B. die Frage, inwieweit literarische Texte außerhalb von Literatur- und Kunstgeschichte verständlich sein müssen. Oder simpler: Für wen schreiben Autoren eigentlich?

3 Kommentare

  1. Faschismus kann auch eine Zukunftsvision sein wie der Film
    Die Tribute von Panem – Mockingjay
    demonstriert (hab ihn heute gesehen). Er firmiert als Science-Fiction Film zeigt aber eine Zukunftswelt wie wir sie vom dritten Reich kennen, mit Monumentalbauten (a la Welthauptstadt Germania) und einem Dauerkrieg in dem Waffen nicht nanotechnologisch sind (wie man es in SciFi erwarten würde) sondern wo massive Panzer dominieren und riesige vollautomatische Maschinengewehre und wo sich aus leerstehenden (faschistischen) Hochhäusern gigantische Ölfluten entleeren um die Gegner zu begraben (was an das Pech erinnert, welches im Mittelalter eingesetzt wurde). Die Heldin ist noch in der Pubertät und der Film richtet sich somit an ein jugendliches Publikum, das womöglich noch nie etwas vom Faschismus gehört hat.
    Auch Propaganda/Propagandalügen sind Teil dieser faschischtischen Zukunft wie sie in Tribute von Panem abgebildet wird und diese Propaganda besteht vor allem aus aufgezeichneten Realszenen, die vorgeben die Wirklichkeit abzubilden, in Wirklichkeit aber gestellt oder aus dem Zusammenhang gerissen sind. Auch das wurde im 3. Reich erfunden.

    Gerade heute um das Jahr 2015 also, erlebt die Welt des Faschismus und Totalitarismus (wie er auch in 1984 beschrieben ist) im Film eine Wiederauferstehung und übt eine Faszination aus auf eine Generation, die nichts darüber weiss. Die Bilder wirken immer noch suggestiv wie eh und je und können als Zukunft ausgegeben werden, denn in einem gewissen Sinn sind sie zeitlos.

  2. Auch der islamische Staat inszeniert sich als faschistischer Staat undwird damit zum Magneten für viele europäische Muslime. Der Faschismus hat auch im 21. Jahrhundert noch eine grosse Anziehungskraft, wenn es ihm gelingt sich als etwas Modernes auszugeben.

  3. Aus einer Rezension von The Man In The High Castle

    Als es graue Flocken schneit, zuckt ein Passant, den die Widerständler antreffen, bloss mit den Schultern: «Es ist Dienstag. Im Krankenhaus verbrennen wir Krüppel und Unheilbare.» Die Botschaft der Serie ist so überdeutlich wie unheimlich: Faschismus kann sich in jedem Land zu jeder Zeit durchsetzen.

    Ja, ich denke, man kann sich an (fast) alles gewöhnen. Was wir gestern noch mit Entsetzen vernahmen, wie beispielsweise die Behandlung der Jessiden (Versklavung, Vergewaltignung, willkürliche Tötung) durch den Islamischen Staat, kann mit der Zeit hingenommen werden und später zu einem normalen Bestandteil des Alltags werden. Der Terroranschlag in Paris hat zur Diskussion in vielen Medien geführt, ob und was man gegen den islamischen Staat unternehmen soll. Erstaunlich viele Artikel kamen zum Schluss, dass man am besten nichts unternimmt. Dabei existiert der islamische Staat erst seit kurzem und er baut vorwiegend auf den martialischen Einsatz von Halbstarken, die sich aus dem arabischen und europäischen Raum dort zusammengefunden haben. Doch viele sind bereits den Islamischen Staat bereits als feste Grösse zu akzeptieren mit dem man in Zukunft leben muss.