Sonnenfinsternis am 20. März 2015

BLOG: Clear Skies

Astronomie mit eigenen Augen
Clear Skies

Ich hatte Glück und konnte die heutige partielle Sonnenfinsternis bei richtig gutem Wetter von Alpha bis Omega verfolgen. Ich wünsche allen, welche sich in der Totalitätszone im hohen Norden (u.a. bei den Eisbären auf Spitzbergen…) aufhielten, dass sie ähnlich freie Sicht auf das Himmelsschauspiel hatten wie ich.

An meinem Beobachtungsort – bei Heidelberg – war es zwar ein wenig diesig, aber wolkenfrei. Ich hatte mir für die Sofi ein Plätzchen mit freier Rundumsicht ausgesucht, da ich sehen wollte, wie sich das Licht im Laufe der Bedeckung verändert. Aus meiner Bilderserie der Sofi zeige ich hier 8 Aufnahmen, die mit meinem alten 500-mm-Spiegeltele entstanden, für das ich mir zur totalen Sofi am 11. August 1999 (bei der das Wetter gerne so hätte sein dürfen wie heute) einen Sonnenfilter gebastelt hatte. Nebenher schaute ich mir die Bedeckung mit meinem kleinen Refraktor bei etwas höherer Vergrößerung an, freilich ebenfalls mit Sonnenfilter. Die Rahmendaten (MEZ) für meinen Standort: Beginn um 9:29 Uhr, Maximum um 10:37 Uhr, Ende um 11:49 Uhr.

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Bild 1: partielle Sonnenfinsternis am 20. März 2015, Beginn um 9:29 Uhr, eben zeigt sich der Mond am rechten oberen Sonnenrand. Foto: Stefan Oldenburg

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Bild 2: partielle Sonnenfinsternis am 20. März 2015, um 9:32 Uhr, Foto: Stefan Oldenburg

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Bild 3: partielle Sonnenfinsternis am 20. März 2015, um 10:00 Uhr, Foto: Stefan Oldenburg

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Bild 4: partielle Sonnenfinsternis am 20. März 2015, um 10:37 Uhr, Maximale Bedeckung von 73,0 %. Foto: Stefan Oldenburg

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Bild 5: partielle Sonnenfinsternis am 20. März 2015, um 11:08 Uhr, Foto: Stefan Oldenburg

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Bild 6: partielle Sonnenfinsternis am 20. März 2015, um 11:34 Uhr, Foto: Stefan Oldenburg

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Bild 7: partielle Sonnenfinsternis am 20. März 2015, um 11:47 Uhr, der letzte Mondrest ist gerade noch sichtbar. Foto: Stefan Oldenburg

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Bild 8: partielle Sonnenfinsternis am 20. März 2015, um 11:49 Uhr, Schluss iss! Foto: Stefan Oldenburg

Spannend war zu beobachten, wie es mit der Zeit merklich kühler wurde. Ich werde mich mal umschauen nach einer präzisen Temperaturverlaufskurve der Messstation vom Unigelände im Neuenheimer Feld. Gefühlt war es eine Temperaturdifferenz von drei bis fünf Grad. Nun war beim maximalen Bedeckungsgrad von 73,0 % an meinem Beobachtungsstandort nicht davon auszugehen, dass es merklich dunkler würde. Erst ab etwa 80 Grad Sonnenbedeckung nimmt man die Lichtabnahme deutlich wahr. Um so interessanter fand ich, wie sich das Licht änderte. Es wirkte in Maximumnähe ungewohnt, fast fremd. Ich würde es als blau-kühl, nahezu metallisch beschreiben. Was ich bei der bislang einzigen totalen Sofi, die ich erlebte, so beeindruckend fand, war heute nicht der Fall: Das Schweigen der Vögel. Ich fand das bei der 99er-Sofi sehr beeindruckend, wie mit der Dunkelheit die Stille kam – und dann mit dem Licht ebenso schnell wieder verschwand. Heute flogen immer wieder männliche Feldlerchen über mir, und sangen ihren so spezifisch flirrenden Gesang. Zudem spannend war natürlich die kleine Sonnenfleckengruppe zu beobachten, die im Laufe der Sofi weiter wanderte. Auf den Bildern 1, 2, 3, 6, 7 und 8 ist sie gut zu sehen.

Clear Skies, Stefan Oldenburg

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Astronomische Themen begeistern mich seit meiner Kindheit und ich freue mich, Zeuge des goldenen Zeitalters der Astronomie zu sein. Spannende Entdeckungen gibt es im Staccatotakt, aber erst im Erkunden unserer kosmischen Nachbarschaft mit den eigenen Augen liegt für mich die wirkliche Faszination dieser Wissenschaft. "Clear Skies" lautet der Gruß unter Amateurastronomen, verbunden mit dem Wunsch nach guten Beobachtungsbedingungen. Deshalb heißt dieser seit November 2007 bestehende Blog "Clear Skies".

10 Kommentare

  1. Glückwunsch zu den guten Bildern! Obwohl es an meinem Beobachtungsstandort nur einen Bedeckungsgrad von 67% gab konnte man doch eine merkliche Veränderung des Lichts wahrnehmen. Ich habe während der maximalen Bedeckung von der etwas erhöht liegenden Sternwarte Passau eine Aufnahme von der Stadt gemacht. Darauf kann man das “blau-kühl, nahezu metallisch” erscheinende Licht gut erkennen.
    http://www11.pic-upload.de/20.03.15/nbhk4v4jwpbk.jpg

  2. Danke für die schöne und interessante Beobachtung!
    Hier am Bodensee war heute ein komplett wolkenfreier Tag. Wir konnten die Veränderungen auch wahrnehmen.
    Sehr interessant war auch die Leistungskurve unserer Photovoltaikanlage:
    Zu Beginn der Finsternis: 2945 W
    Eine halbe Stunde später im Maximum: 1120 W
    Wieder eine halbe Stunde später zu Ende der Sonnenfinsternis: 3390 W
    Die Sonnenstrahlen hatten also wärend des Maximums 2/3 ihrer Kraft eingebüßt. Wohlgemerkt ohne ein einziges Wölkchen am Himmel!

  3. Vielen Dank für die interessanten Berichte
    Wir hatten heute Vormittag unsere Sternwarte (Astronomische Vereinigung Aarau) auf den Schweizer Jurahöhen für Gäste geöffnet. Zirka 140 Besucher verfolgten das Geschehen am Firmament mit SoFi-Brillen oder entsprechend ausgerüsteten Teleskopen. Eindrücklich war auch für uns der Wechsel des Lichts (wie von Stefan Oldenburg trefflich charakterisiert) und der merkliche Rückgang der Temperatur bei wolkenlosem Himmel.

  4. Hallo @Mona, schönes Foto, wie sind denn die Aufnahmedaten? Um diese Uhrzeit wären bei voller Sonne und 50-100 ISO eigentlich eine Belichtung entsprechend Blende 8 und 1/125 s zu erwarten.

    Rund 150 km nördlich von Heidelberg war der Himmel bedeckt, aber für einen kurzen Moment erschien im Grau des Hochnebels die leuchtend helle, auf dem Rücken liegende Sichel der Sonne. Also wie auf Bild 4, aber mit bloßem Auge wunderbar hinter den vorbeiziehenden Nebelschwaden zu sehen.

    • @Balanus:
      Schön, dass Ihnen mein Foto gefällt. Ich habe mich, wie der Autor des Beitrags, sehr für das fremdartige Licht während der Sonnenfinsternis gegeistert. Die von Ihnen vermutete Belichtungszeit wäre normalerweise richtig. Wobei ich für das Bild eine kleine vollautomatische Kamera verwendete. Die Fuji Finepix T 500 wählte bei eingestellten 100 ISO für das Bild die Blende 8.6 und belichtete 1/180 s. Ich fotografiere normalerweise mit einer Spiegelreflexkamera, jedoch wollte ich auch das ganze Drumherum während der Sonnenfinsternis einfangen. Anfangs gab es noch strahlenden Sonnenschein und die Leute genossen das schöne Wetter. Als sich die Sonne immer mehr verdunkelte schauten alle durch ihre Teleskope, Kameras oder SoFi-Brillen. In der Sternwarte standen zudem die großen Teleskope zur Beobachtung bereit. Es herrschte eine angenehm friedliche Atmosphäre, weil jeder damit beschäftigt war zu schauen und sich zu freuen. 🙂

      • Danke für die Infos, @Mona.

        Ich hatte gehofft, man könnte aus den Belichtungsdaten in etwa abschätzen, um wieviel es während der Sofi dunkler geworden ist in Passau. Aber dazu hätte es wohl Vergleichsfotos gebraucht.

        Wenn man sich z.B. die Bildersequenz von Michael Khan bei Darmstadt ankuckt, dann hat man den Eindruck, als hätte das Licht um etwa zwei Blendenstufen abgenommen.

        • @ Elke, Mona, Markus, Jürg, Balanus: Danke für die vielen netten und konstruktiven Kommentare!

          @ Balanus: Ja, schade, ich selbst habe die Lichtabnahme auch nur geschätzt und nicht gemessen, was mich nun ärgert. Eine Abnahme um zwei Blendenstufen würde ich nicht annehmen; das würde nur ein restliches Viertel des Lichts beim Maximum der Bedeckung bedeuten. Ich nehme an, die Lichtabnahme hätte im Bedeckungs-Maximum (bei uns in HD 73,0 %; in Damstadt waren es schon 73,9 %) eine um eine halbe bis dreiviertel Blendenstufe offenere Blende erfordert.

  5. Pingback:Sonnenfinsternis 2015 am Haus der Astronomie in Heidelberg › RELATIV EINFACH › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  6. Die abnehmende Lichtmenge hat offensichtlich nicht nur mich interssiert.
    Mein Standort: Nordschweiz, Nähe Waldshut-Tiengen, 16 km von der deutschen Grenze entfernt, Himmel wolkenlos.
    Ich hielt eine Neutral-Graukarte gegen die Sonne und habe folgendes gemessen:
    Belichtung bei max. Abdunklung um 10:34 Uhr: 1/125. Bl. 8
    Belichtung unmittelbar nach Ende der Abdunklung um 11:48 Uhr: 1/320, Bl 8
    Der Unterschied beträgt demnach 1 1/3 Belichtungsstufen.

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