Merkur spektakulär

BLOG: Clear Skies

Astronomie mit eigenen Augen
Clear Skies

Die NASA hat inzwischen einige wahrlich spektakuläre Bilder veröffentlicht, welche die US-Sonde "Messenger" bei ihrem ersten nahen Merkur-Vorbeiflug am 14. Januar aufgenommen hat.

Diese ersten Bilder sind beeindruckend und zeigen einen Merkur, der sich deutlicher vom Erdmond unterscheidet als bislang geglaubt. Seit dem Besuch der Sonde "Mariner 10" vor über 30 Jahren, die nur rund 45 Prozent der Merkuroberfläche erfasste, war in Beschreibungen des sonnennächsten Planeten unisono die Rede davon, die Oberfläche Merkurs ähnele jener unseres Mondes. Durch die größere Anziehungskraft haben sich auf dem Merkur andere Kraterformen gebildet als auf dem Erdmond. Zudem zeigen sich mächtige Klippen, die sich weit über Merkurs Oberfläche erstrecken.

Schöne Bilder sind natürlich nur ein kleiner Teil der Daten, die von "Messenger" erfasst werden. "Messenger" steht für "Mercury Surface, Space Environment, Geochemistry and Ranging". Hier ein Bild (in Farbe!) der bislang unbekannten Seite Merkurs:

Quelle aller Bilder: NASA

Das Alter der Oberfläche Merkurs lässt sich allein durch Zählung der Krater nicht einfach bestimmen. Die meisten Strukturen werden älter als 3 Milliarden Jahre sein.

 

Hier zwei Bilder mit "Klippen", die sich über mehrere Hundert Kilometer erstrecken. Sie könnten bei der Abkühlung Merkurs entstanden sein und fehlen auf dem Erdmond in dieser Form völlig.

 

Dieser Ausschnitt der Merkuroberfläche zeigt Strahlen, wie wir sie etwa von den Mondkratern Tycho, Kepler oder Copernicus kennen. 

 

Nun sind die KOSMOlogs ja primär ein Blog und kein astronomisches Nachrichtenforum. Warum schreibe ich dann über diese Bilder? Weil sie mich zutiefst beeindrucken und etwas in einer atemberaubend guten Qualität zeigen, das der Mensch bis vor wenigen Tagen niemals zuvor sah. Das fasziniert mich in der Tat und zeigt einmal mehr: Wir sind Zeugen des goldenen Zeitalters der Astronomie. Kein Merkur durch´s Spektiv sondern Merkur spektakulär.

Clear Skies! Stefan Oldenburg

Aktuelle Bilder vom Merkur, präsentiert von der NASA

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Astronomische Themen begeistern mich seit meiner Kindheit und ich freue mich, Zeuge des goldenen Zeitalters der Astronomie zu sein. Spannende Entdeckungen gibt es im Staccatotakt, aber erst im Erkunden unserer kosmischen Nachbarschaft mit den eigenen Augen liegt für mich die wirkliche Faszination dieser Wissenschaft. "Clear Skies" lautet der Gruß unter Amateurastronomen, verbunden mit dem Wunsch nach guten Beobachtungsbedingungen. Deshalb heißt dieser seit November 2007 bestehende Blog "Clear Skies".

6 Kommentare

  1. Merkur? Mond?

    Hallo Stefan,

    ich muss mal was loswerden, was ich mir schon vor deinem Bericht bei diesen Bildern gedacht habe: Wenn man mir die neuen Merkurbilder und Bilder von unserem Erdmond vorlegen würde und mich raten lassen würde welches Bild von welchem Himmelskörper ist…ich würde wahrscheinlich in 50% der Fälle daneben liegen! Ich könnte sie nicht auseinanderhalten (okay, Kopernikus oder Tycho würde ich erkennen…und die Totale auch!)

    Hoffentlich habe ich mich jetzt nicht als Ignorant geoutet…naja, ich guck auch lieber Deep Sky als den Mond (oder Merkur) 😉

    Spektakulär sind die Bilder aber schon, wenn man bedenkt *woher* sie stammen!
    Viele Grüße, Jan

  2. Erster April

    Hallo Jan,

    tröste Dich, wenn es hart auf hart käme, würde ich die Bilder von Mond und Merkur wahrscheinlich auch erst auf den zweiten oder dritten Blick unterscheiden können… Wenn die NASA völlig gemein wäre und wir den ersten April hätten, könnte sie unbemerkt einfach ein paar Mondbilder zwischen die neuesten Merkurbilder mischen… 😉

    Aber ernsthaft, was ja schon bei den Mariner-Bildern zu sehen war: Die großen, mit erstarrter Lava gefüllten Becken, also die maria auf der erdzugewandten Mondseite (auf der Mondrückseite gibt es fast keine) fehlen auf dem Merkur völlig. Und seit Messengers erster Merkurpassage wissen wir: Diese großen Becken sind auch auf der bislang unbekannten Merkurhälfte nicht vorhanden. Die geologisch interessanten Klippen oder Kanten, die teils mehrere Hundert Kilometer lang sind, kennen wir vom Mond ebenfalls nicht. Dort gibt es freilich einige bekannte Rillen oder Täler (z.B. Vallis Alpes oder Rima Ariadaeus), die aber morphologisch weit weniger ausgeprägt sind als auf dem Merkur und offenkundig auch eine andere Genese als diese hatten.

    Übrigens macht es mir immer mal wieder total Spaß, mit dem Fernrohr auf unserem Trabanten Spazieren zu gehen und dann beispielsweise nach den kleinstmöglichen Formen Ausschau zu halten, die eben noch erkennbar sind, und diese dann zu identifizieren. Ich wundere mich, dass es unter Hobby-Sternguckern oft als ein wenig verpönt gilt, sein Teleskop auf den Mond zu richten. Aber klar, Deep Sky ist vielleicht auch deshalb für viele interessanter, weil es ungleich schwieriger ist, im Okular was zu erkennen.

    Viele Grüße

    Stefan

  3. Mond

    Hallo Stefan,

    ich erinnere mich an eine Nacht, da hatte ein neu gebautes Teleskop von mir gerade sein First Light. Wie es der Zufall so wollte, war gerade Vollmond, und außer dem Mond nicht viel Interessantes zu sehen. Ich hab also mit 10″ den Vollmond geguckt. Das war einfach nur genial! Hatte ich vorher nie gemacht. Ich nehme das mal als Anregung auf, denn meistens ist es um Vollmond ja klar (gefühlte Wetterstatistik eines Deep-Sky Beobachers…)

    Viele Grüße, Jan

  4. Mond II

    Hallo Jan,

    noch viel spannender als bei Vollmond, wenn es keine Schatten und damit auch nur wenige morphologische Kontraste zu sehen gibt, ist der Mond zu betrachten, wenn er zu- bzw. abnimmt. Genau darin liegt dann der Reiz, den Erdtrabanten Nacht für Nacht durch´s Teleskop zu betrachten und immer wieder neue Details und Formen auf ihm zu entdecken.

    Es ist in der Tat so: Um Vollmond ist ja immer DAS klare Wetter, das sich Deep-Sky-Freaks um Neumond herum wünschen… Meine gefühlte Wetterstatistik ist da ganz ähnlich. 😉

    Was baust Du denn für Teleskope? Schleifst Du die Spiegel selbst? 🙂

    Viele Grüße

    Stefan

  5. Teleskopbau

    Hallo Stefan,

    nein, das Spiegelselbstschleifen überlasse ich den Freaks in unserem Arbeitskreis. Bei meinen Selbstbauprojekten ging es darum, meine etwas schweren und sperrigenen Teleskope reise- sprich: flugreisetauglich zu machen. Ich bin bestimmt nicht der beste ATMler, aber funzen tun die Teile gut. Wenn du erlaubst, setze ich hier mal den Link zu einem Forum rein, wo ich meinen 10″-Reisedobson vorstelle (sonst nimm ihn bitte raus):

    http://www.sternenweltforum.net/…?f=10&t=606

    Nun wird es aber langsam OT.

    Viele Grüße, Jan

  6. Teleskopbau

    Hallo Jan,

    hey, Dein Selbstbau-Dobson ist ja extrem interessant! Gespräche über Teleskope sind ja eigentlich nie OT… 😉 Trotzdem: Darüber müssen wir uns mal außerhalb der KOSMOlogs austauschen. Vielleicht im März in der Pfalz?

    Viele Grüße

    Stefan

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