Specialisterne – die Spezialisten – Video

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auf der Frequenz von Geist und Gehirn
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Braincast 172

Bei Specialisterne bedeutet Autismus nicht Behinderung, sondern Spezialist sein für Ungewöhnliches. Hier werden die Fähigkeiten von Menschen im autistischen Spektrum erkannt, genutzt und entlohnt. In Aarhus hatten wir eine faszinierende Begegnung mit Gerald Nyegaard, einem der Spezialisten.

 

Braincast 172 – Specialisterne: die Spezialisten from Anita Leyh on Vimeo.

Die Website von Specialisterne finden Sie hier, es lohnt sich auch, die Firma zu googeln. Hier die Seite von Gerald Nyegaard. Und im Folgenden der Text seines Flyers:

 

 

Alle Details sind gleich wichtig!

 

| Über mich selbst:

Ich heiße Gerald Nyegaard und bin 45 Jahre alt. Ich bin in Deutschland geboren und dort aufgewachsen, und 1994 bin ich nach Dänemark umgezogen. Dass ich das Asperger Syndrom habe, ist relativ spät in meinem Leben erkannt worden.

 

| Über meine Zeichnungen:

Mittlerweile ist mir klar geworden, dass ich in meinen Zeichnungen veranschauliche, wie sich das Asperger Syndrom bei mir persönlich auswirkt, sowohl direkt als auch indirekt.

a) direkt in dem Sinne, dass ich das zeichne, was mich interessiert. Röhrenradios ist einer meiner Interessen und ich kann mich vollständig in die Arbeit mit der Reparatur von Röhrenradios vertiefen. Die Radiozeichnungen können als Landschaftsbilder meiner inneren Welt betrachtet werden. Typographie, geometrische Figuren, Verkehrszeichen und Straßenmarkierungen gehöhren auch zu meinen Interessen, desgleichen Autos aus den Sechziger und Siebziger Jahren und Stromleitungsmasten.

b) indirekt weil ich das zeichne, was mich fasziniert; etwas was ich, auf Grund meiner schlechten Motorik, selbst nicht im Stande bin zu tun. Wenn man Asperger Syndrom hat, kann man auch schlechte Motorik haben.

 

Schon als Junge habe ich mich in gewissen Dingen als Außenseiter gefühlt, weil ich einfach diese “Jungssachen” wie Fußballspielen oder Skateboard fahren nicht erlernen konnte, und immer noch nicht kann. Das drücke durch Motive aus, die Jungen beim Fußballspielen oder Skateboardfahren darstellen. Ich finde sogar, dass das Skateboardfahren unheimlich schön und elegant aussehen kann. Manchmal können diese Zeichnungen auch als “Wenn-Ich-Jemand-Anderes-Wäre”-Selbstportraits angesehen werden, in dem Sinne, dass ich versuche mir vorzustellen, wie sich mein Leben ohne diese Schwierigkeiten, die mit dem Asperger Syndrom verbunden sind, gestaltet hätte.

Um meine Zeichnungen spannender und grafisch interessanter zu gestalten, kombiniere ich die obengenannten Themen.

Für die meisten Zeichnungen benutze ich gerne Fotografien; meistens sind es meine eigenen.  Auf den Fotografien gibt es manchmal Bereiche,  die schlecht zu erkennen sind, wie zum Beispiel dunkle oder unscharfe Bereiche. Für den Zeichenprozess erweist sich das als recht kritisch. Ich kann dann nicht fortsetzen, weil es für mich schwer ist eine präzise Ergänzung zu finden, die Sinn macht und die die Zeichnung korrekt abschließt. 

Es ist schwer für mich eine Zeichnung als fertig zu betrachten, falls ich sehen kann, dass noch einige Details fehlen, oder ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin. Das ist der Grund dafür, dass ich lange Zeit für eine Zeichnung brauche.

Jede Zeichnung ist für mich eine fantastische Entdeckungsreise, auf der ich die Substanz oder die Seele des zu zeichnenden Objekts oder Themas entdecke aber wobei ich auch an mir neue Seiten kennenlerne.

 

Internet: www.gerald.tegnebordet.dk

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www.nurindeinemkopf.de

Nach diversen Artikeln und zwei Büchern zwischen Geist und Gehirn hier der Podcast. Wichtigster Punkt: die Übersetzung der aktuellen Erkenntnisse in verständliche Sprache, praktischen Alltag und guten Humor.

6 Kommentare

  1. Begeistert

    Lieber Arvid (ich hoffe, ich darf dich duzen)

    Schon lange bin ich Hörer deines Podcasts und obwohl ich ihn in letzter Zeit nicht mehr regelmäßig höre, bin ich gerade wieder darauf gestoßen und auf diesen Beitrag im Besonderen.
    Ich finde das hier einen ganz tollen Beitrag und habe ihn mit großem Interesse gesehen. Für mich ist das ein Hinweis darauf dass wir auf einem guten Weg sind diesen Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die aber wiederum auch ein besonderes Umfeld brauchen, dieses auch in Zeiten der wirtschaftlichen Konkurrenz zur Verfügung stellen zu können. Danke für diesen Beitrag,
    Ruben Müller

  2. Zu schade, dass dieses Beispiel derart begrenzt ist. Es sollte mehr Arbeitgeber geben, die sich auch auf ungewöhnliche Arbeitnehmer einstellen, zu oft wird ein Normmensch erwartet, den es einfach nicht gibt, und den man in Wirklichkeit auch nicht will. Und Specialisterne zeigt, dass es sich durchaus für alle lohnen kann.

  3. Dank und Interesse

    Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich berichtete schon häufig Kolleginnen von Specialisterne, da ich glaube das gute Beispiele inspirierend sein können und gerade in Deutschland wichtig sind. Nun fand ich gerade durch “Zufall” das Video “Die Spezialisten”, welches ich auch sehr interessant finde. Und da mich das Thema “Geist und Gehirn” schon immer beschäftigte, bin ich auch neugierig auf diesen Blog…….

  4. Jobangebot in Deutschland oder Dänemark

    Ich habe Aspersyndrom und bin Hochbegabt, was können Sie mir an Arbeitsmöglichkeiten anbieten?
    Ich wohne in Hamburg/Reinbek/Wentorf/Aumühle/Lauenburg/Lüneburg
    MfG
    Albers

  5. @ Albers

    Hallo Herr Albers!

    Braincast ist nicht Specialisterne. Ich habe aber dort nachgefragt. Hier die Antwort:


    Durch die besondere Form der Anstellung bei uns, muss die zuständige Agentur für Arbeit des Bewerbers die Anstellung bei uns genehmiegen, weil diese einen Lohnausgleich an den Arbeitgeber zahlt [in Dänemark].

    Vielleicht kann diese Firma in Hamburg bei der Jobvermittlung und Beratung weiterhelfen:

    SALO + PARTNER Berufliche Bildung GmbH
    Spaldingstr. 57 – 59
    22097 Hamburg
    Tel: 040 23916 – 0
    Fax: 040 23916 – 228
    Email: info (at) salo-ag.de

    http://www.salo-ag.de

    Sie können sich auch an Gerald Nyegaard – gen (at) boasspecialister.dk –wenden.

    Zu beachten ist noch, dass Specialisterne sich offensichtlich aufgespalten hat – daher “suf”.

    Viel Erfolg!

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