Wirklichkeit: Wortherkunft und alltäglicher Gebrauch

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Hirnforschung & Theologie
WIRKLICHKEIT

Ich möchte zunächst auf die wichtigste Quelle für die folgenden Überlegungen verweisen: William J. Hoye, Liebgewordene theologische Denkfehler, Aschendorff, 2006. Ich empfehle dieses Buch allen Interessierten, besonders aber den Theologen/-innen unter den Lesern. Hoye ist ein emeritierter katholischer Theologe aus Münster.

Für Naturwissenschaftler ist der Begriff "Wirklichkeit" heute wohl der Zentralbegriff, der Anker ihrer Erkenntnis. Nicht selten liest man, dass Naturwissenschaftler alte Anschauungen mit dem Hinweis auf die Wirklichkeit, die sich erst ihnen mit Hilfe objektiver Messverfahren offenbare, korrigieren wollen: "Lange hat man geglaubt … In Wirklichkeit aber …".

Das Wort Wirklichkeit wurde, wie so manche unserer noch heute gebräuchlichen und geradezu typisch deutschen Wörter, von Eckhart von Hochheim (1260-1327/8) – besser bekannt als Meister Eckhart – im Mittelalter "erfunden". Im mittelhochdeutschen Original hieß es "wercelicheit", und man müsste vielleicht darüber streiten, ob man es nicht besser mit "Wirklichheit" wiedergeben würde (vgl. Schönheit). Eckhart hat dieses Wort erfunden, um einen lateinischen Begriff in der Theologie des Thomas von Aquin (1225-1274) zu übersetzen: actualitas. Dieser Begriff war wiederum eine Erfindung des Lehrers von Thomas von Aquin, dem Theologen Albertus Magnus (1200-1280), also ein neulateinischer Begriff. Actualitas wiederum bezieht sich auf den Begriff actus, die lateinische Übersetzung für einen Zentralbegriff der Aristotelischen Philosophie: entelechia oder auch energeia. (Man erinnert sich, dass Albert und Thomas versucht haben, diese Philosophie, nachdem sie den Europäern von den Arabern im Mittelalter zugänglich gemacht wurde, für die christliche Theologie fruchtbar zu machen.) Der Entelechiebegriff ist sicher sehr komplex, aber wenn man ihn einmal kurz charakterisieren möchte, dann benennt er etwas Seiendes in einer dynamischen Weise, das heißt in der Perspektive, dass etwas, was ist, geworden ist und innewohnende Möglichkeiten realisiert. Der dynamische Aspekt ist in der lateinischen Übersetzung actus – also: Akt, Vollzug, Tat – bewahrt worden. Auch das deutsche Wort Tatsache spiegelt dies wieder. Was aber bezeichnet nun die Neuschöpfung actualitas? Dies ist die Aktualität von Akten (vgl. englisch: actual = tatsächlich), das heißt das Wirklichsein alles und jedes Wirklichen – sei es konkret oder abstrakt –, oder kurz: Wirklichkeit.

Wirklichkeit im ursprünglichen Sinne wäre also nicht die Summe alles Wirklichen – die Welt, der Kosmos, die Natur, das Universum, das All – wie man leicht meinen könnte und wie wir es heute oft verstehen. Und natürlich meint Wirklichkeit ursprünglich auch kein einzelnes Wirkliches, sei es konkret (z.B. ein Tisch) oder abstrakt (z.B. die Liebe); wir dagegen sprechen heute durchaus von verschiedenen Wirklichkeiten (in der Mehrzahl).

Interessanterweise hat sich aber auch die ursprüngliche Wortbedeutung in der Alltagssprache erhalten. In jedem ernst gemeinten Aussagesatz – z.B. "Der Vogel dort singt" (um W. Hoye zu zitieren) – könnten wir ohne weiteres einfügen: "Der Vogel dort singt wirklich" oder "Der Vogel dort singt in Wirklichkeit". Mit dem Einschub "wirklich/in Wirklichkeit" können wir den impliziten Wirklichkeitsbezug unserer Aussagen explizit machen, ja emphatisch betonen. Die Wendung "ein singender Vogel" hätte dagegen noch keinen Wirklichkeitsbezug, sie beschreibt allenfalls eine Möglichkeit. Aber die ernst gemeinte Aussage "Der Vogel dort singt" beansprucht notwendig wahr zu sein, und das heißt: Wirklichkeit zu erfassen und richtig zu beschreiben. Nur Sätze haben die merkwürdige nichtmaterielle Eigenschaft, wahr oder falsch sein zu können, ein erstaunliches Phänomen. Naturwissenschaftliche Aussagen (Sätze) können (und sollten!) wahr sein, aber Wahrheit lässt sich mit naturwissenschaftlichen Messverfahren nicht messen.

Die Problematik besteht nun darin, dass wir uns der Wahrheit unseres Denkens und unserer Sätze kaum je sicher sein können. Wenn wir über dieses oder jenes einzelne Wirkliche nachdenken oder sprechen, beziehen wir uns notwendig auf die Wirklichkeit und bemühen uns um Wahrheit – aber wir könnten uns stets irren, täuschen, die Wirklichkeit verfehlen.

Wir können uns insbesondere die wirkliche Wirklichkeit nicht ausdenken, sondern das Denken bezieht sich notwendig auf Wirklichkeit und sucht Wahrheit. Ein Denken, das nicht mehr auf Wirklichkeit aus ist oder das nicht mehr nach Wahrheit strebt, ist undenkbar. Wer mit dem Brustton der Überzeugung nun einwendet: "Es gibt keine Wahrheit" – beansprucht damit paradoxerweise wiederum, die Wahrheit erkannt und eine alte Täuschung nun endlich überwunden zu haben. Wenn jemand alles Denken und Sprechen für absurd hält – ist dann auch diese skeptische Überzeugung absurd? Und wenn jemand bezweifelt, dass sich unser Denken auf Wirklichkeit ausrichtet, wenn er vielmehr glaubt, dass es einfach so vor sich hin denkt (z.B. Solipsismus) – worauf bezieht sich dann diese Behauptung, wenn nicht wiederum auf Wirklichkeit? Dieser erste Hinweis auf erkenntnistheoretische Aspekte zeigt bereits, dass es keinesfalls hinreichend ist, Wirklichkeit mit der Gesamtheit alles Wirklichen gleichzusetzen, wie etwa in der Annahme des Realismus, es gebe eine Realität "da draußen", unabhängig von menschlicher Erkenntnis. Spätere Beiträge werden zeigen, warum die Innen-Außen-Unterscheidung hier nicht weiterhelfen kann.

Dass sich also einerseits das Denken auf Wirklichkeit bezieht, dass die Vernunft in der Wirklichkeit gründet – nicht umgekehrt – und dass wir andererseits die Wirklichkeit nicht einfach zu fassen bekommen, sondern uns im Denken ihr immer wieder nur in der Weise der gemeinsamen Wahrheitssuche annähern können, das ist die Voraussetzung für jeden vernünftigen Diskurs, sicher auch für den wissenschaftlichen Diskurs. Dass aber Wirklichkeit wirklich ist, können wir im letzten nicht sicher wissen; diesen letzten Grund kann sich das Denken nicht selbst ausdenken. Jedes ernsthafte Denken beruht demnach notwendig auf einem impliziten Glauben an den Sinn menschlicher Wahrheitssuche, die sich auf eine letztlich nicht fassbare, aber uns gemeinsame Wirklichkeit richtet.

Wirklichkeit erschließt sich uns als Ursprung, Grund und Ziel der Wahrheitssuche in jedem Denken, aber sie entzieht sich als Objekt des Denkens.

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Geboren 1967 in Emsdetten/Westfalen. Diplom kath. Theologie 1993, Psychologie 1997, beides an der Universität in Bonn. Nach einem Jahr am Leipziger Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung (1997-98) bin ich seit Oktober 1998 klinischer Neuropsychologe an der Universitätsklinik für Epileptologie in Bonn. Ich wurde an der Universität Bielefeld promoviert (2004) und habe mich 2015 an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn habilitiert (Venia legendi für das Fach Neuropsychologie). Klinisch bin ich seit vielen Jahren für den kinderneuropsychologischen Bereich unserer Klinik zuständig; mit erwachsenen Patientinnen und Patienten, die von einer schwerbehandelbaren Epilepsie oder von psychogenen nichtepileptischen Anfällen betroffen sind, führe ich häufig Gespräche zur Krankheitsbewältigung. Meine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in den Bereichen klinische Neuropsychologie (z.B. postoperativer kognitiver Outcome nach Epilepsiechirurgie im Kindesalter) und Verhaltensmedizin (z.B. Depression bei Epilepsie, Anfallsdokumentation). Ich habe mich immer wieder intensiv mit den philosophischen und theologischen Implikationen der modernen Hirnforschung beschäftigt (vgl. mein früheres Blog WIRKLICHKEIT Theologie & Hirnforschung), eine Thematik, die auch heute noch stark in meine Lehrveranstaltungen sowie meine öffentliche Vortragstätigkeit einfließt.

17 Kommentare

  1. Denken

    Denken als innere Operation mit Vorstellungen ist ein psychischer Vorgang, der mit Wahrheit nur teilweise und psychologisch genau betrachtet allenfalls indirekt in Zusammenhang gebracht werden kann.

    Denken ist zunächst realistisch oder unrealistisch; denn dabei handelt es sich psychologisch – nach Dirk Hartmann “Philosophische Grundlagen der Psychologie” WBG 1998 S. 149 – um Imitationen von Wahrnehmungen. Vorstellungen unterliegen zwar mannigfachen Abwandlungen: sie können vollständig, in unterschiedlichster Weise lückenhaft oder auf schier unendlich vielfache Weise verfälscht sein (Bekanntestes Beispiel: Erinnerungstäuschungen). Aber sie sind als solche nicht “wahr” oder gar “wahrhaftig”, sondern eben realitätskonform oder richtig etwa wie Fotos oder Konferenzprotokolle (weil man sich zu ihrer Kontrolle nach der Realität richtet oder sich an ihr ausrichtet).

    Bei Wahrnehmungen gehen wir sogar von vornherein davon aus, dass sie realistisch sind! Anderenfalls nehmen wir eine Wahrnehmungstäuschung an und untersuchen das betreffende Sinnesorgan auf seine Funktionsfähigkeit. (Oder wir suchen wie bei den beliebten optischen Täuschungen die Einzelheiten und Bedingungen herauszufinden, wegen denen es aufgrund der Eigenarten des betreffenden Sinnesorgans regelmäßig zu unrealistischen oder “falschen” – von lat. fallere für ‘täuschen’ – Wahrnehmungen oder Eindrücken kommt).

    Wahrheit kommt erst im Zusammenhang mit unserem sprachlichen Austausch mit anderen Menschen bei explizit formulierten Aussagen ins Spiel. Ein gutes, weil gleich doppelt praktisches Beispiel ist der Satz “der Vogel singt wirklich”:

    – Im schlichtesten Fall dann, wenn der Vogel gesehen und auf ihn hingewiesen werden kann, kann gemeint sein, die angeredete Person täusche sich nicht, wenn sie zuvor etwa Zweifel an der Zuordnung des akustischen Wahrnehmung zu dem optischen Eindruck geäußert haben sollte; oder der Sprecher selbst äußert nach mehr oder weniger lang gehegten Zweifeln oder spontan sein Staunen, dass es “tatsächlich” oder “in der Tat” so ist, dass der Vogel das “tut”, was die Verwendung des Ausdruck “singen” berechtigt.

    – Führt dagegen ein stolzer Vogelbesitzer oder ein Verkäufer einen momentan Futter pickenden Vogel vor und hat zuvor schon seinen Singkünste beschrieben, so könnte derselbe Satz mit dem Ton des Bedauerns, dass er gerade seinen Hunger stillt, und der unausgesprochenen Bitte seine Aussagen zu akzeptieren zur Versicherung dienen, dass es tatsächlich so ist, wie behauptet. Umgekehrt kann auch der von den beeindruckenden Schilderungen der Sangeskunst des Vogels zuvor schon beeindruckte, gerade deswegen oder aus anderen Gründen skeptische Besucher beim plötzlichen Losflöten des Vogels den Satz ebenso erstaunt wie erfreut zur Bestätigung ausrufen, dass er es jetzt glaube, was er bisher nur aus Erzählungen gehört habe.

    Wahrheit, vor allem sichtbar bei “wahrhaftig” gehört zum Sprachspiel der sprachlichen Bezeichnung bis zur Beschreibung von Wirklichkeitsaspekten, bei dem davon ausgegangen, wenn nicht gar erwartet wird, dass der Hörer “glaubt”, was gesagt wird, wozu etwa gehört, dass der Berichtende glaubhaft “wirkt”. Über diesen begrenzten sozialen Zusammenhang hinausgehende Verwendungen des Wortes “glauben” haben schon in der Umgangssprache die Bedeutung von sich ausdenken, erfinden, erdichten, aussinnen, ausspinnen, vermuten, unterstellen, annehmen und reichen damit in das Reich unserer unbegrenzten, weil grenzenlosen Vorstellungswelt, in der wir Träume hegen und Phantasien pflegen können wie es uns beliebt und uns niemand dreinreden oder besser reindenken kann.

  2. Guten tag Herr Hoppe.

    Es sind bisweilen arge Strohmänner, welche Sie hier aufbauen. Am Beispiel.

    ‘Wer mit dem Brustton der Überzeugung nun einwendet: “Es gibt keine Wahrheit” – beansprucht damit paradoxerweise wiederum, die Wahrheit erkannt und eine alte Täuschung nun endlich überwunden zu haben.’

    Deswegen wird dies auch kein Philosoph tun, schließlich ist diese Ihre Replik spätestens seit Aristoteles bekannt. Der philosophische Einwand, an dem Sie hier verbeizielen, lässt sich vielmehr formulieran als:
    Ich empfehle Ihnen, das Konzept “Wahrheit” im philosophischen Diskurs nicht zu benutzen, da es 1. Allem Anschein nach nicht allgemein definierbar und 2. unnötig ist.

    Wenn Sie, anscheinend befangen in einer zweiwertigen entweder-wahr-oder-falsch Logik, diesen Satz als “Es gibt keine Wahrheit” interpretieren, haben Sie den Rat nicht verstanden, der Ihnen gegeben wurde.

    Wenn Sie statt “Wahrheit” ein Konzept wie Brauchbarkeit / Passendheit benutzen, lässt sich mitteilen: Der Rat ist brauchbar. Dass er wahr sei, hat niemand behauptet.
    Vielleicht haben sie brauchbarere, darüber lässt sich reden.

    Mit freundlichen Grüßen, S. Großner

  3. Über 6 Milliarden affektlog. Eigenwelten

    Die individuell wahrgenommenen Erscheinungsformen von Welt und allem, was dazu gehört, unsere psychische Realität, ist zweifellos eine Existenzform sui generis, die mit der äußeren Realität nicht notwendigerweise übereinstimmt. Jeder Kopf konstruiert seine eigene Wirklichkeit und es ist eine gefährliche Wahnidee – Orwell würde von „think crime“ sprechen –, die eigene Wirklichkeit für die Wirklichkeit schlechthin zu halten.

  4. @Haltenberg

    Sehr geehrter Herr Halstenberg,
    woher wissen Sie das, was Sie geschrieben haben? Wieso teilen Sie das Anderen mit, wenn Wirklichkeit nur in Ihrem Kopf existiert? Und überhaupt: Was ist die Wirklichkeit Ihres Kopfes?
    Nein, Solipsismus, Konstruktivismus, usw. das macht alles keinen Sinn, ist selbswidersprüchlich, und hat keinerlei alltags- oder wissenschaftspraktische Konsequenzen. L’art pour l’art – und nicht einmal besonders schön.
    “Wirklichkeit ist” – das ist die unhintergehbare Basis für jedes Denken. Wir zielen auf Wirklichkeit, aber keiner hat sie (Wirklichkeit ist Ziel, nicht Objekt) – das ist die Basis für Humanität.
    Vernunft ist der Vollzug des Glaubens an Wirklichkeit – an die eben zu glauben ist, weil wir uns in ihr vorfinden, weil wir sie uns nicht ausdenken können und weil wir sie (innerhalb der Vernunft) nicht beweisen können, sondern notwendig voraussetzen müssen.
    Aus diesem Grund war Philosophie für Thomas von Aquin lediglich die griechische und lateinische Klassik – während die seinerzeit moderne Philosophie eben die Theologie ist: Das Wirklichkeitsverhältnis des Menschen kann letztlich eben nur mit theologischen Kategorien aufgeklärt werden.
    Achten Sie einmal darauf, wie unklar, schwankend und unbefriedigend der Wirklichkeitsbegriff der modernen Philosophie im Vergleich dazu ist!

  5. @Großner

    Sehr geehrter Herr Großner,
    ich hatte noch gar nicht auf Ihren Kommentar im Februar geantwortet; muss mir irgendwie durchgegangen sein.
    In der Praxis dürften Ihr Rat und meine Sichtweise auf recht Ähnliches hinaus laufen: Wir versuchen uns mit den bestmöglichen Gründen gegenseitig von einer bestmöglichen (und “passendsten” bzw. viabelsten) Sicht der Wirklichkeit zu überzeugen – eingedenk der Tatsache, dass keiner von uns die Wahrheit für sich gepachtet hat, doch jeder sich redlich bemüht.
    Wahrheit als Eigenschaft von Aussagesätzen kann als empirisch existent bestritten werden; vielleicht ist es nur ein (nicht ungefährliches) Ideal. Aber Wirklichkeit, auf die sich unser Denken – bescheiden oder unbescheiden – richtet, kann nicht bestritten werden, ohne in undenkbarer Absurdität zu landen.

  6. Wirklich?

    Hallo Herr Hoppe,
    interessanter Artikel. Ich bin mir sicher, nicht alles verstanden zu haben aber mit meinem laienhaftem Wissen möchte ich anmerken:

    Wenn wir uns der Wirklichkeit immer nur annähern können und niemand sagen oder beschreiben oder auch nur beweisen kann, was die Wirklichkeit ist und welche Eigenschaften ihr innewohnen, ist dann nicht der Gedanke, dass wir unser Denken darauf basieren, was wirklich ist, unlogisch bzw. unsinnig? Denn wenn niemand um DIE Wirklichkeit weis, baut er doch sein Denken auf einer ziemlich instabilen Basis deren Daseinsberechtigung in Frage zu stellen ist.

    Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es – zumindest aus der begrenzten Erkenntnisfähigkeit des Menschen – nicht möglich ist, die Wirklichkeit zu erkennen. Gleichwohl obliegt dies keinem anderen Lebenwesen, weil jedes aus seiner Begrenztheit heraus “erkennt” und “sieht”.
    Um die Wirklichkeit zu beschreiben müsste man die Summe aller Sichtweisen nehmen, Redundanzen entfernen und hätte dann wahrscheinlich eine Projektion einer Wirklichkeit.

    Möchte der Wissenschaft glauben nachvollziehen zu können, wie bspw. eine Fliege die Welt sieht, oder Bienen (sehen ja die Farben der Blumen anders) hat eben jeder seine Wirklichkeit. Wobei ein Nachvollziehen, wie eine Fliege sieht, auch wieder determiniert wird von der eigenen menschlichen Begrenztheit. Niemand wird auf die Idee kommen nach Dingen zu suchen, von denen er nicht ausgeht bzw. von denen er keine Erwartungen besitzt.

    Letztlich ein schwieriges Thema, denn “das System erfoscht sich selbst” (Zitat aus “Wer bin ich und wen ja wie viele” von Precht)und dies kann nie ein vollständiges Ergebnis liefern.

    Vielleicht ist es aber auch ganz anders und wir alle werden ähnlich wie in dem Film Matrix nur in eine projizierte Vorstellung geboren um anderen zu dienen und ihnen dienlich zu sein. Kann jemand das Gegenteil behaupten? Nein! Denn niemand kennt niemanden der auf der anderen Seit war und selbst wenn dem so wäre, so befände sich dieser Mensch wahrscheinlich in psychotherapeutischer Behandlung und seine “Erkenntnisse” würden als “krank” abgetan und damit der Welt unzugänglich gemacht.

    Hm….?

  7. @Isabel

    In der Diskussion scheint folgendes ein wenig durcheinander zu gehen: Mit dem Wirklichsein des Wirklichen ist nicht gemeint, das So-und-so-Sein des Wirklichen (also: dass etwas Wirkliches bestimmte erkennbare Eigenschaften tatsächlich aufweist), sondern das Überhaupt-Sein des Wirklichen.

    Dass überhaupt etwas ist, dass ich überhaupt bin als Wirkliches unter anderem Wirklichen, als Teil der Welt, dem sich (warum auch immer) die Welt zeigt – das scheint mir die notwendige Voraussetzung für jedes Denken zu sein. Sollten wir uns in dieser fundamentalen Grundannahme täuschen, dann wären Denken und Vernunft in der Tat absurde Unternehmungen (vgl. Existenz in der “Matrix”).

    Vielleicht ist es hilfreich, noch einmal daran zu erinnern, dass actualitas auch Gegenwärtigkeit bedeutet, dass sich Wirklichkeit bzw. Sein als Gegenwärtigsein erschließt: jetzt, hier! Warum aber tut sich im Strom der Zeit, in welcher die Welt entweder noch nicht ist oder nicht mehr ist, ein schmaler Spalt der Gegenwart auf, indem die Welt überhaupt wirklich ist? Oder besser umgekehrt: Warum fließt in einer unhintergehbaren Gegenwart des Erlebens (und Beobachtens) die Zeit? Warum bleibt in diesem Verfließen überhaupt irgendetwas gegenwärtig?

    Die Musik bietet wohl die beste Analogie: Sie ist sicher nicht unwirklich, auch wenn man nicht sagen kann, wann genau sie eigentlich existiert. Denn physikalisch betrachtet, ist sie eigentlich nie da: Der nächste Ton ist noch nicht wirklich und der vergangene Ton ist bereits verklungen.

    Aber in der Gegenwart unseres Erlebens findet die stetig verklingende Musik gleichsam eine Bleibe und wird wahrnehmbar. Wir hören immer nur genau jetzt diesen Ton – und doch entstehen in uns immer abstraktere musikalische Gestalten, Wirklichkeiten: erst Klänge, dann Motive, Melodien, Stimmungen, schließlich ganze Sätze und Symphonien.

    Wir lauschen der Welt wie einer Musik. Wir denken uns diese Musik nicht aus. Jeder mag diese Musik auf seine Weise hören – aber es macht wenig Sinn zu sagen, jeder höre seine eigene Musik. Gerade weil es nicht meine Musik ist, kann sie mich mit Anderen verbinden. (Wir könnten uns aber auch voneinander trennen, wenn jeder nur noch per Kopfhörer – quasi solipsistisch – seine eigene Musik hört.)

  8. Wirklichkeit ist…

    Wirklichkeit entzieht sich als Objekt des Denkens… Wirklich. Real. Philip K. Dick meinte einst “Reality is that which, when you stop believing in it, doesn’t go away.” Er etablierte damit das Konzept der Wirklichkeit als etwas das außerhalb unseres Glaubens (und unserer Wahrnehmung?) existiert. Der Baum der ohne Zeugen im Wald fällt erzeugt vielleicht kein Geräusch im SInne der Interpretation des Geräusches, aber er erzeugt Druckwellen in der Ihn umgebenden Luft – Druckwellen, die wir als Geräusch eines fallenden Baumes kategorisieren würden. Der physikalische Prozess ist vollkommen Teil der Wirklichkeit – ob mit oder ohne Interpretation durch einen Geist.

  9. @Thiesen

    Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass es die Wirklichkeit gibt – in diesem Sinne bin ich kein “Realist”. (Das ist theologisch relevant, weil man von Gott, der die Wirklichkeit, ist, ebenfalls nicht sagen kann, dass es ihn gibt.) Die Wirklichkeit – als Gegenwart – ist unhintergehbar, alles was es “darin” gibt, wird uns nur als Vorstellung zugänglich und wirklich (als “Wirklichkeiten” im Plural, die es gibt).

    Ihre Vorstellung, dass in Wäldern fallende Bäume auch Druckwellen erzeugen, wenn diese von niemandem als Geräusch gehört werden, ist wahrscheinlich plausibel und sparsam – aber eben doch eine Vorstellung (“Wald”, “fallen”, “Baum”, “Druck”, “Welle”, “Ereignis” usw.). Was wäre aber dasselbe “Ereignis” außerhalb jeglicher Vorstellung und unabhängig von jeglicher Vorstellung?? Selbst eine so abstrakte Vorstellung wie: “das gesamte Universum ist nichts anderes als eine Wolke mehr oder weniger dichter Elementarteilchen” ist noch immer eine Vorstellung.

    Alle Vorstellungen setzen Wirklichkeit – und unsere Wirklichkeitsfähigkeit – immer schon voraus.

  10. Wirklichkeit und Verantwortung

    @Christian Hoppe
    für den Physiker (der sich als hauptberuflicher Untersucher der Wirklichkeit sieht) ist die Wirklichkeit eines Dinges oder Vorganges völlig unabhängig von menschlichem Denken und menschlicher Begrifflichkeit. Wäre dies nicht so, könnte man gar keine moderne Physik betreiben. Ich kann es auch anders formulieren: die Existenz des physikalischen Phänomens, das wir als das Geräusch des fallenden Baumes bezeichnen (und in db und als Longtudinalwellen mit Frequenzen und Wellenlängen auszudrücken pflegen), ist völlig unabhängig davon, ob ein Beobachter vorhanden ist. Ich sehe auch absolut nicht, weshalb sich Wirklichkeit dem Denken entziehen sollte. Die Wirklichkeit IST aber nicht das Denken – das ist klar, aber für die Mehrheit der Menschen keineswegs offensichtlich (vielleicht sollte man unsere Spezies ohnehin besser als Homo Sapiens Potentialis bezeichnen).
    Matrix – tatsächlich ist die Grundannahme des Menschen über die Natur des Universums (und der Wirklichkeit) falsch. Ich selbst bin ausgebildter Astrophysiker mit einem stark kosmologisch geprägten Hintergrund, und aus Erfahrung weiß ich, daß man die Erkenntnisse der Astrophysik und Hochenergiephysik dem Laien nicht vermitteln kann. Es geht nicht. Wie Feynman es ausdrückte: man kann bestenfalls hoffen, im Leser/Zuhörer die Illusion von Verständnis zu erzeugen. Ich will nicht behaupten, daß die moderne Naturwissenschaft die Wirklichkeit vollkommen durchdrungen hat – wir sind weit davon entfernt. Aber es ist gerade die moderne Physik, die gezeigt hat, daß die Wirklichkeit – daß das Universum als Summe alles Wirklichen – etwas völlig anderes ist, als die menschliche Vorstellung davon. Ich behaupte, die Natur der Wirklichkeit ist von den gängigen Vorstellungen davon ebenso weit entfernt wie die Matrix. In gewisser Weise ist sogar die Matrix näher an der Wirklichkeit, als die allgemeinen Vorstellungen von der Wirklichkeit.
    Der Physiker vergibt Begriffe für letztlich nur mathematisch beschreibbare und messtechnisch erfassbare Elemente der Wirklichkeit, aber diese Begriffe haben mit Vorstellungen nichts mehr zu tun. Niemand kann sich entartete Materie vorstellen. Niemand hat ein Bild vom Bose-Einstein Kondensat im Kopf, und vieldimensionale in sich selbst gefaltete Räume sprengen nicht etwa die Vorstellungskraft – derlei bewegt sich vollends außerhalb davon. Selbst aus heutiger Sicht scheinbare Profanitäten wie die Relativitätstheorie oder der Welle-Teilchen Dualismus sind durch menschliche Vorstellungskraft nicht fassbar und somit außerhalb der menschlichen Wirklichkeit – vermutlich außerhalb der Wirklichkeit der Mehrzahl selbst des am besten gebildeten einen Prozentes der Menschheit.
    Gibt es einen Sinn hinter der Suche nach Wahrheit und Wirklichkeit? Ich sehe keinen. Jedenfalls keinen, der außerhalb des Menschen selber liegt. Es wäre schön, wenn es anders wäre, aber weshalb sollte es anders sein? Der menschliche Verstand ist zur Selbstreflektion fähig, und was er dort sieht, bereitet ihm ein derartiges Unbehagen, daß er außerhalb von sich selbst auf Sinnsuche geht. er schaut in den Spiegel und erkennt, was für ein scheußliches, zerrissenes, schwächliches, nacktes Wesen er doch ist. Dieses Wesen will er nicht sein. Er will Sinn. Eine Verbindung zu etwas höherem. Ich würde mir Wünschen, daß es außerhalb von uns selbst einen solchen Sinn gäbe. Das wäre eine sehr viel behaglichere Welt. Aber Sinnsuche führt beispielsweise zu Religion, und auch wenn es zynisch klingt: aus meiner Sicht sind Religionen nichts anderes als Kuscheltiere für Erwachsene. Meine 4-jährige Tochter Sophie Maris redet mit ihrem Kuschelorca und ihr Kuschelorca beschützt sie. Eine behagliche und voll funktionsfähige Scheinwirklichkeit (oder alternativ: innere Wirklichkeit), die nicht berührt wird von der Frage nach dem Urknall, der Frage, was die Natur der Wirklichkeit ist oder weswegen irgendwo Kinder von Bomben zerrissen werden. Die Welt der “Erwachsenen” ist in keiner Weise anders, nur, daß die Scheinwirklichkeiten andere Namen erhalten. Namen wie Ökonomie oder Politik. Namen wie Islam oder Christentum. Namen wie Realismus, Existentialismus, Materialismus… ad infinitum. Die Erde aber gab es bereits, bevor es Menschen gab. Das Universum existierte, bevor Leben existierte. Die Objekte der Wahrnehmung existieren, sind “wirklich”, interagieren, WIRKEN aufeinander, auch ohne wahrgenommen zu werden. Und der Sinn… der Sinn ist Wunschtraum des Menschen. Der Sinn gebende und schützende Gott Vater etwa, der die schreckliche Einsamkeit in einem gleichgültigen, unvorstellbar großen, komplexen und fremdartigen Universum erträglicher erscheinen lässt. Ich denke, anstelle von Sinnsuche sollten wir uns mit Sinngebung beschäftigen. Wenn es keinen Sinn gibt, haben wir als denkende, fühlende Wesen die gewaltige Aufgabe und Verantwortung, ihn zu schaffen. Wir müssen uns selber unseren Sinn geben, wenn wir nicht zerbrechen wollen. Und auch so können Religion, Wissenschaft und Philosophie wahrgenommen werden: als heroischer Versuch des winzigen Geistes im endlosen Sternenmeer durch Kulturleistungen Sinn zu schaffen – wenn auch mit arg durchwachsenen Ergebnissen. In jedem Falle sind auch unsere falschen Wahrnehmungen von der Wirklichkeit Teil dieser Wirklichkeit. Man könnte sagen: es gibt keinen Sinn – aber auch keine Sinnlosigkeit. Der Kreis ist leer. Wir können ihn leer lassen – oder aber ihn füllen. Irgendwo habe ich einst geschrieben:
    “We have to be the self-created light in our self-created night”,
    und, um Kurt Vonnegut zu zitieren:
    “We are here to get through this thing – whatever it is.”
    Wenn es “dort draußen” keinen höheren Sinn gibt, keinen Gott, keinen Weltgeist, keine uns zugängliche und über uns hinausgehende Sinn gebende höhere Wirklichkeit, dann müssen wir den Sinn und die Wirklichkeit aus eigener Kraft erschließen. In uns. Miteinander. Denn sonst haben wir nichts und niemanden.

  11. @Stefan Thiesen – Zitat: “… für den Physiker (der sich als hauptberuflicher Untersucher der Wirklichkeit sieht) ist die Wirklichkeit eines Dinges oder Vorganges völlig unabhängig von menschlichem Denken und menschlicher Begrifflichkeit. Wäre dies nicht so, könnte man gar keine moderne Physik betreiben.”

    Das ist nicht nur eine reichlich komische / widersprüchliche Aussage, sondern sogar ganz offenkundig ebenso wiedersprüchlich wie falsch, denn zunächst behaupten Sie der “Wirklichkeit” (oder Wirkung) Unabhängigkeit vom Menschen (oder Beobachter) und dann schließen Sie den selben Satz mit dem Verb “betreiben” (“moderne Physik betreiben”).

    Wer betreibt denn die moderne Physik, wenn dieselbe “Physis” vom Betreiber unabhängig ist ???

  12. @Stefan Thiesen,

    sprechen wir da nicht doch vielmehr vom Trieb und Treiben des “Betreibens” an sich, sodaß der Beobachter und das Beobachtete im Rahmen einer Beobachtung (Forschung) gar nicht auseinandergerissen werden kann?

    Insofern wäre ihre postulierte “Unabhängigkeit” eher mal was ganz Neues, denn viel älter ist der Glaube, wonach alles Gemachte nicht etwa unabhängig vom Allmächtigen existiert, sondern DASSELBE ist (Prolog des Johannes). Früher hieß man das allerdings nicht “Energie” (die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten), sondern “Gott” oder “Schöpfer” – “Ich bin, der ich bin und sein werde”.

    Wieso sollte DER nicht ebenso offenkundig wie offensichlich existieren, Herr Hoppe?

    Gibt es die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten etwa nicht im Sinne von “es gibt sie” und “da ist sie” ???

    Sie nutzen sie doch und nehmen sie tagtäglich in die Hand. Holz, Kohle und “Petroleum” sind Energie und Sie selbst sind ebenfalls “Energie” – zumindest das “Selbst” derselben Energie. Da rät sich wohl kaum, nach noch einem anderen oder weiteren “Selbst” zu suchen, denn das ist bleibt schon wortwörtlich DASSELBE, und auf traditionelle Sprüche der Theologie würde ich mal nicht so viel geben, denn die sind so ziemlich “phantastisch” – gehen also am Wort selbst so ziemlich vorbei.

  13. … Theologie heißt ohnehin nicht wie immer behauptet “Die Rede über Gott”, sondern vielmehr “Die Rede von Gott”, also die Rede Gottes.

    Und nun beweisen Sie mal das Gegenteil, wenn es schon wortwörtlich ausgewiesen ist.

    Das Wort selbst ist der Beweis – nicht des Menschen Phantastereien oder “Definientia” bezüglich der Bedeutung eines Wortes. Der HErr und das Wort sind der eigentliche LEHRER / LEHRE (logia).

  14. @Thiesen / @Hoppe,

    es ist halt eine wesentliche Eigenschaft der Wirklichkeit – ein Vermögen – sich selbst wahrzunehmen, also ein Wissen von sich selbst zu haben (Selbstbewußtsein).

    Die Frage, weshalb sich der Inhalt meines eigenen Selbstbewußtseins nicht mit den Inhalten anderer Bewußtseine (Selbstbewußtsein der Mitmenschen) deckt, beziehungsweise die Frage, weshalb diese Inhalte wechseln oder verschieden sind, erklärt sich hauptsächlich über den Umstand, dass sie dem bloßen Selbst gar nicht angehören.

    Die reine Selbstreflexion ist nicht dasselbe, wie das persönlich (ort- und zeitabhängig) beschränkte Kontingent an Erfahrungen oder “Viel-wissen”, sondern ein hochgradig einfaches und einmaliges Phänomen, sodaß jede Person nur ein und dasselbe Selbst “für-wahr-nehmen” (erinnern) kann. Demselben ist alle individuelle (persönliche) Erfahrung nur “angeknüpft”, also eben nicht dasselbe.

    Alles Unbewußte ist demnach das, was nur die anderen Wissen und dass mein eigenes “Hirn” nicht dasselbe ist, wie das Hirn schlechthin. Wortwörtlich meint “Hirn” sowieso nicht das, was die Bio~, Zoo~ oder Neurologen meinen (od. definieren), und dieselbe Differenz tritt auch dort auf, wo der Ausdruck “Wirklichkeit” definiert wird.

    So eine Definition richtet sich entweder danach aus, was schon allein das Definiendum sagt, oder sie richtet sich eben nicht danach aus, was das Defininiendum sagt. Letzterenfalls erzeugt man lediglich ein Idiom, denn demnach könnte “Wirklichkeit” allen möglichen Unfug bezeichnen – auch das berühmtberüchtigte „Spaghettimonster“.

    An sich ist Wirklichkeit aber aus dem Verb “wirken” (↔ würgen / werken – von lat.: vir + gen wie generieren), dem Affix ~lich und dem Suffix ~keit zusammengesetzt. Ab da können Sie sich eben nicht mehr frei aussuchen, was das heißen oder sein soll, denn die Bedeutung derselben Wortbausteine sind schon durch vorausgegangene Verwendungen festgelegt – Verwendungen, zu welchen Ihre eigene Wendung (Definition) allenfalls noch in Widerspruch geraten kann.

    Die Endung ~lich (vwdt. m. agr.: legein, lehren und Lohe / Anliegen) wandelt das Stammverb lediglich in ein Adjektiv um, das mit der Endung ~keit wieder Substantiviert wird und dann erst mal soviel wie „das Wirkliche“ / „das Wirkende“ ist oder heißt – eben das (alles), was wirkt.

    Die Endung ~keit ist lediglich eine mundartlich bedingte Lautvariation der Endung ~heit, die ursprünglich als ein ganz selbständiges Nomen existierte – verwandt mit der Hut (hüten), Hütte, Hetze und der Heide – und meint nichts sonst, wie das banale „Heissen“, wodurch es wiederum in Synonymität zu „Gott“, „Gut“ und „Logos“ (Rede / Ratio / Gerät) gerät, denn „Gott“ wie Gosche oder Gassenhauer meint eben nichts anderes, als nur das Sprechen / Nennen / Heissen / Reden – ordentlich Substantiviert jedoch die Sprache, die Nonne, das Haus, die Rede und das WORT (logos).

    Das erklärt dann auch, inwiefern in älteren Zeiten nebst dem einen Gott auch zahlreiche verschiedene Götter auftauchten, denn sie alle bezeichnen nur mehr oder minder geeignete „Terminologien“ (Idiome / Nomenklaturen) zur Darstellung verschiedner Sachverhalte und Wirklichkeiten.

    Eben darum empfiehlt sich, die Bibel so wörtlich, wie nur irgend möglich zu nehmen, denn Gott ist tatsächlich die Rede – eher nicht nur in einem übertragenen Sinne, sondern ebenso wirklich, wie wortwörtlich. Gosse wie Gott oder Gut meint (jidd.) „Gosche“, und die Bibel warnt lediglich davor, nebst der einen wahren und volltauglichen Gosche, viele verschiedene Varianten davon zu sprechen – „Zungen“ (↔ Tongue / Dingua) – denn damit würde ein Frieden (wegen stets möglicher Mißverständnisse / Mißverstand) nie möglich sein. Das sieht man ja schon an der hiesigen Diskussion – und das, obwohl sie in nur „deutscher“ Sprache geführt wird.

    Einigt euch mal auf eine ebenso logische, wie allen Rednern einzige und gemeinsame Sprache, und unterlaßt endlich diese saublöde „Definiton nach Gutdünken“ (Arbitrarität und Konvention), nach welcher sich in Sachen „Wortauslegung“ schon jeder Hansdampf nur sein eigenes Süppchen kocht. In 1000 verschiedenen Sprachen (Idiomen) hat ein und dieselbe Sache (Sachverhalt) 1000 verschiedene Namen, und genau dieser UNSINN muß endlich beseitigt werden.

    Dieselbe Forderung ist bereits in der Genesis formuliert: Adam gab ein und derselben sache (demjenigen, der von den verbotenen Früchten nahm) zweierlei Namen, und Gott sagte daraufhin: „Lass das gefälligst, denn mithin bist (wärest) du RAUS aus Eden!“

  15. … und NEIN – “Nonne” und “Haus” sind jetzt keine Druck~ oder Schreibfehler im Text, denn der Nonne (engl.: Nun wie dt. “nun”) liegt tatsächlich das Verb “nennen” im Sinne von “vergegenwärtigen” zugrunde – “nun” oder “jetzt” meint gerade ebensoviel, wie “gegenwärtig”, während älteres “itzo” (jetzt) sehr eng mit “ist so”, “Jude” und “Jeder” korrespondiert (daran ändert “Judäa” oder “Justiz” mal überhaupt gar nichts, weil auch diesen Nomen nur ein und dieselbe Lautwurzel zugrundeliegt).

    Haus wie Haut (frz.: Haute Couture – “gehobene Schneidrei”), Hut, Hase, Hose, Hass, Hitze, (engl.:) hit, heat und head, Heiterkeit oder Hütte geht hingegen auf das Verb “heissen” alias “heben / haben” zurück. Der vermeintlich fehlende Brückenlaut zwischen “heissen” und “haben” lautet “(du) hast” und “(er / sie / es) hat” – das läßt sich bis auf (alat.) “cudo” zurückverfolgen, woher eben auch die Lautvarianten “Gut” und “Gott” und das neuhochdeutsche Verb (gießen u. engl.: get) kommen.

    Unter anderem spiegelt sich das in oberbayerisch: “Host mi?” wieder, denn “haben” – verwandt mit “Hopfen” – korrespondiert auch mit lat. “capere” (caput) und “köpfen”, also meint “haben” / “heben” auch soviel wie “kapieren” / “fassen” / “begreifen”. Insofern wäre die Phrase: “Hast du mich verstanden” schon redundant (doppelt-gemoppelt), weshalb der Bayer das auch einfach wegläßt: “Host mi?” genügt vollauf.

  16. Siehe für neuhochdeutsches “jetzt” alias “gerade” auch die englische Lautvariation “just” – das ist ganz offenkundig ein Ahnlaut (Verwandter) der “Justiz”, also sind die biblisch erwähnten “Juden” mit den ebenfalls biblisch erwähnten “Richtern” identisch.

    Da treten sie in ebenso offenkundige Konkurrenz zum einzig wahren Richter und kassieren schon mal allein dafür eine ordentliche Rennschelle, kapieren aber trozdem nix. Ihre lange Reise durch die Wüste ENDET somit am Jordan, und einzig der “Christ” überquert den vermeintlichen “Fluß”.

    Exakt genauso ergeht es dann auch den vermeintlichen “Richtern”, die etwa hierzulande oder sonstwo rechtsprechen, denn das was diese “reden” ist gewiss alles mögliche, aber ganz sicher KEIN Recht. Recht ist, was einen Grashalm grün oder braun macht – nicht, was irgendein Dampfplauderer blubbert, wonach sich dann nicht auch nur irgendwas RICHTET.

    Dass ein Mensch eine “Schuldiger” wird oder auch nur Schulden hat, kann sich ein irdischer Richter in Übereinkunft mit den Bänkern einer “Elite” nur aufgrund seiner Verderbtheit und geistigen Beschränktheit wünschen und / oder einbilden, aber niemals das Recht oder die Wahrheit sein.

    Das heißt, der vermeintliche Richter ist eigentlich schon jetzt raus aus Eden, aber merkt das noch nichtmal. Er glaubt tatsächlich, ein Richter zu sein und irgendwas richten zu können. Gerade weil er eben NICHT rechtspricht, sondern falsch spricht, nimmt die Anzahl der Verbrechen / Verbrecher immer weiter zu. Des ein oder anderen Menschen falsche Pseudorechtsprechung beginnt schon im Rahmen seiner Kindeserziehung oder „Pädagogik“ – eben da wird das ein oder andere Kind zum Verbrecher GEMACHT – zum Habgierigen, Neider und Leibhaftigen nämlich.

    Und „nein“ – die Herkunft des Ausdruckes „Neid“ ist keineswegs unbekannt oder unsicher, sondern ein Kürzel der „Niedertracht“, obschon verwandt mit „niedlich“, „Nacht“, „Nutte“ und „Not“, aber Etymologen sind halt auch nur Menschen: Was sie nicht finden oder sehen wollen, dass finden und sehen sie auch nicht.

    Adam und Eva empfanden sich NACKT vor dem HErrn, weil ihnen eine „Frucht“ abhanden gekommen war – das meint ein „Fragment“ (↔ Fragestellung) und eine „Fraktur“ / „Fraktion“ – wie bereits (hebr.) „peri“ und (nhd.) „Beere“ mit der „Em-pirie“ verwandt.

    In „Scham“, Pein und VERLEGENHEIT um die richtige Antwort auf Gottes Frage (Ruf) flohen sie unter die Bäume, und genau ab da nahm des Menschen Geschick ganz krasse (blutige Feld-) Züge an. Das sind genau jene Züge, die Kain der Legende zufolge in Gestalt eines „Zeichens“ ins Gesicht geschrieben (bzw. an Kain gemacht) wurden, also das verzerrte (böse ↔ gebissene) Gesicht, das auch in Form eines (blöden) „Grinsens“ (↔ greinen) in Erscheinung treten kann. Man grinst IMMER nur aus Verlegenheit, und „Blödheit“ ist nunmal mit der „Blöße“ (Bloßstellung) verwandt und allerbester Stoff jeden Albtraums, jeden Dramas und jeder Verschwörungstheorie.

    Die allererste Verschwörungstheorie entpringt Adam alias Eva: „Da war ne Schlange (Slang!), aufgrund welcher nicht mehr ganz klar war, was deine Worte heißen oder nicht heißen, oh HErr.“

    Ja klar – denn was soll die Aussage „Eßt nicht vom Baum der Ereknntnis, denn …“ schon heißen, wenn man statt Deutsch oder Hebräisch bloß ein Idiom von 10.000 möglichen Idiomen spricht ??? Was heißt das, wenn man nicht mehr alle Nadeln an der Tanne hat, und WIESO heißt derselbe Baum jetzt plötzlich TANNE???

    Zufall oder Ahnung ???