Darüber spricht man nicht

BLOG: Graue Substanz

Migräne aus der technischen Forschungsperspektive von Gehirnstimulatoren zu mobilen Gesundheitsdiensten.
Graue Substanz

Jetzt schreiben meine Leser über ein Thema, über das sie eigentlich sonst mit kaum jemanden gerne sprechen – schon gar nicht mit Menschen, die nicht unter Migräne leiden. Nun aber doch im Schutz der Annonymität.

Als eine Reaktion auf das vorangegangene "Blog-Speed-Dating" kam gerade eine interessante Frage zu dem etwas älteren Beitrag "Unbemerkte Aura". Es gab schon zwei Kommentare zuvor1. Alle hatten einen ähnlichen Tenor: Wissen ist die beste Medizin2, aber – und das ist das besondere an der Migräneaura – man kann sich nicht gut austauschen, denn es gibt sehr gute Gründe einen solchen Erfahrungsaustausch annonym zu halten.

Das Thema ist mir so wichtig, dass ich es jetzt in einem extra Beitrag aufnehme. Wer den vorangegangenen Beitrag nicht gelesen hat, muss eigentlich nur wissen, dass man mit "Aura" eine Phase der akuten Migräneattacke bezeichnet, in der Halluzinationen und Ausfallerscheinungen auftreten.



Von Elke, Einfallsreiche Auren, geschriebem am 05.08.2011, 14:59

Meine Frage hierzu wäre, ob es normal ist dass sich Auren im Verlauf der Jahrzehnte verändern, ausgeprägter werden – eine regelrechte "Spielfreude" entwickeln und sehr erfindungsreich sind. Diese Wortwahl mag vielleicht etwas merkwürdig anmuten, doch mein Gehirn spielt mir im Zusammenhang mit der Migräne/Aura so viele Streiche, dass ich mich frage, ob es anderen auch so ergeht.

Kurz zu meinem background: Ich leide seit meinem 13. Lebenjahr an Migräne (fast immer in Verbindung mit Auren) – und das so heftig, dass sie mein Leben teilweise ziemlich fest im Griff hat – auch wenn ich versuche, das nicht zuzulassen. Ich spreche auch normalerweise nicht darüber, weil man dann gleich in eine Schublade gesteckt wird – und das kann insbesondere im Beruf üble Folgen haben … Und wirklich ernst genommen wird man sowieso meistens nicht …

Zurück zu meiner eigentlichen Frage: Früher habe ich Auren hauptsächlich als Lichteffekte wahrgenommen: Blitze, blinkende Sternchen, helle Konturen um Gegenstände und Menschen, Farbverzerrungen, Regenbogenfarben. Doch je älter ich wurde (nun 47 Jahre), desto einfallsreicher ist "meine" Aura geworden: Tunnelblick, Sprachstörungen (verdrehe Wörter in einem Satz, verdrehe Buchstaben in einem Wort, finde nicht den richtigen Begriff, obwohl ich genau weiß, was ich sagen möchte …). Manchmal empfinde ich es so, als würde ich für wenige Sekunden in ein Paralleluniversum versetzt, die Welt um mich herum verändert sich – und dies wird von einem ganz merkwürdigen Gefühl begleitet. Sorry, weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Auch das mit den Déja-vus kenne ich. Ich sehe manchmal, dass die Menschen mit mir sprechen, verstehe aber nicht, was sie sagen, weil mein Gehirn den Dienst verweigert. Die Lichterscheinungen sind sehr vielfältig geworden; die bemerkenswertesten unter diesen Lichterscheinungen sind der Eindruck, mit Überlichtgeschwindigkeit durchs Weltall zu fliegen – und die Sterne ziehen als Striche an einem vorbei. Manchmal bringt mich die Aura allerdings auch in eher unschöne Situationen, denn wenn man vor einer Ampel steht und plötzlich, ohne Vorwarnung nicht mehr die Farben der Ampel erkennt/einordnen kann und nicht mehr weiß, bei welcher Farbe, die man ja sowieso nicht mehr erkennt, man losfahren kann, so ist das schon ziemlich beängstigend.

Daher meine Frage: Ist diese sich entwickelnde Vielfalt, der Einfallsreichtum der Aura normal, geht es anderen Migränepatienten ebenso? Übrigens dauern meine Auren, d. h. alle vorher genannten Erscheinungen, meist nur wenige Sekunden/Minuten, können jedoch auch deutlich länger als 30 Minuten andauern.

Zum Thema Synästhesie: Ich empfinde Zahlen/Buchstaben zwar nicht farbig, doch ich verbinde schon mein Leben lang – auch wenn sich das jetzt merkwürdig anhört – Gefühle, Eigenschaften mit Zahlen und Wörtern. Ich drücke es jetzt einmal ganz plakativ aus: Es gibt definitiv "gute" Zahlen, die freundlich und nett sind, denen man vertrauen kann, und es gibt "böse" Zahlen, denen ich nicht über den Weg traue. Bei Wörtern empfinde ich es ganz genau so! Ich weiß, dass sich das ziemlich verrückt anhört – daher habe ich auch bislang noch nie darüber gesprochen! Aber so empfinde ich es.

Letzte Frage: Meine Migräne verschwindet meist nach 20:00 Uhr abends, sodass ich automatisch zu einer regelrechten Nachteule geworden bin. Geht es anderen Migränepatienten auch so?

(Wegen der besseren Lesbarkeit habe ich diesen Kommentar nicht in einem Block abgesetzt.)


 

Vorangegangen1 war diese Frage 

Oder könnte es sein, daß es eine hohe Dunkelziffer von erwachsenen Migränikern "ohne" Aura gibt, die diese nur nicht erkennen oder einfach nicht zugeben mögen, daß sie unter "Wahrnehmungsstörungen" leiden?

Dies oder ähnliches höre und lese ich fast wöchentlich. So bekam ich genau vor zwei Stunden diese Email:

Ich bin jetzt 77 Jahre alt. Und vor ca. 40 Jahren hatte ich das erste Erlebnis dieser glitzernden Zacken in meinem Gesichtsfeld. Es fing damit an, dass ein Teil meines Gesichtsfeldes verschwand, bis sich diese glitzernden Zacken zeigten.

Mich hat das damals sehr verstört, bis mir ein sehr kluger praktischer Arzt sagte: Das ist Migräne.

Ich gehöre wohl zu den wenigen, die keinen Kopfschmerz danach haben. 

 

Die Aura verstört. Nur selten höre ich von einem so offenen, ja herzlich bis komischen Umgang, wie ihn Klaus Podoll in einer Newsgroup 1998 fand (siehe Webseite der Migraine Aura Foundation)

"I KNOW I have some form of aphasia, too, before the onset of the migraine. It’s very irritating for people to have to try and complete my sentences for me. Example: ‘Erica, could you make sure the milk gets put back into the….the….oh, it’s a simple word, you know what I mean….(exasperated sounds)’ ‘Mom, do you mean ‘refrigerator’?’ ‘YES!, that’s the word I was searching for!’ ‘Daaaaad, mom’s acting really weird again!’"

"Ich WEI ich habe auch irgend so eine Form von Sprachstörung vor dem Auftreten der Migräne. Es ist sehr irritierend für die Mitmenschen versuchen zu müssen, meine Sätze zu vervollständigen. Beispiel: ‘Erica, denkst du daran, dass die Milch wieder in den …. den …. oh, es ist ein einfaches Wort, du weißt was ich meine …. (verärgerte Töne)’ ‘Mama, meinst du den ‘Kühlschrank’?’ ‘GENAU!, das ist das Wort, das ich gesucht habe!’ ‘Papaaa,  Mama ist wirklich wieder seltsam!’

(Anne Buede, Newsgroups: alt.support.headaches.migraine, Subject: anyone "manic" before a migraine?, February 17, 1998)

Kurz darauf dann geht es so weiter in der newsgroup: 

"I was just reminded by someone who loves me very much: P that it gets even stranger than I just described:
Me: ‘Honey, could you….um….you know, (here I begin to make lifting motions with my arms), could you do that thing….that movement where you …do something….to the milk… so that it gets into the refrigerator?’
Erica: ‘Mom , do you want me to ‘pick up’ the milk?’
Me: ‘Yes’!
Erica: ‘Daaaaad! Are you sure it’s safe to let Mom out of the house…?’

"Ich wurde gerade von jemandem, der mich sehr liebt, daran erinnert: P, dass es noch viel seltsamer ist, als ich es gerade beschrieben habe:
Ich: ‘Liebling, könntest du …. ähm …. du weißt, (hier fange ich an mit meinen Armen zu wedeln), könntest du das Ding machen,  …. diese Bewegung mit der du …. dass  tust  … mit der Milch … so dass sie in dem Kühlschrank ist?’
Erica: "Mama, willst du dass ich die Milch ‘reinstelle’?’
Ich: ‘Ja’!
Erica: ‘Papaaa! Bist du sicher, dass wir Mama ohne Gefahr aus dem Haus gehen lassen können …?’

(Anne Buede, Newsgroups: alt.support.headaches.migraine, Subject: anyone "manic" before a migraine?, February 17, 1998)

Innerhalb des engen Vertrauensraums der Familie ist dies sicher der beste Umgang damit. Ich finde diesen Text wunderbar. Aber wie geht man auf der Arbeit damit um?  

Ach ja, meine Antwort auf die konkreten Fragen von Leserin Elke kann übrigens nur sein, dass, wenn sich die Migräneaura bei einem Anfall in einem völlig neuen Gewand zeigt,  man unbedingt einen Neurologen aufsuchen sollte. Die Differentialdiagnose, notwendig um neue Ursachen auszuschließen, kann keinesfalls durch Wissen aus Blogs (oder dem Internet im Allgemeinen) erfolgen. 

Beispielhaft kann ich vielleicht sagen, dass wenn die Aura meist 20 Minuten dauert und dann plötzlich 40 Minuten, dies kein Grund zur Sorge ist; ebenso wenig wenn sonst immer kleine Zacken als Sehstörungen rechts auftreten und dann zum ersten mal etwas größere Zacken im linken Gesichtsfeld. Wenn aber die Migräneaura üblicherweise sich in wenigen Minuten entwickelt und dann in voller Blüte für 20-30 Minuten weiter besteht, das nächste mal dagegen die Aura auf einmal schlagartig in weniger als einer Sekunde in voller Ausprägung wahrgenommen wird, ist das schon ein bedeutender Unterschied. Solche Entscheidungen gleichen immer einer Gratwanderung. Daher: wenn man Fragen wie die obige hat, ist genau das ein Zeichen, dass man allein zur Sicherheit es ärztlich abklären lassen sollte.

Dass Attacken mit dem Alter "erfindungsreicher" werden, ist mir nicht bekannt. Daher nun auch meine Frage: geht es anderen auch so?

 

Fußnote

1 Beide anderen Kommentare sind vor dem hier nun zitierten Kommentar zu finden.

2 Dazu war gerade gestern ein interessanter Artikel in der SZ, dessen Stoßrichtung nicht nur die Patienten sondern auch die Ärzte sind: Zwischen Wissen und Glaube – Der ahnungslose Patient. Blogs leisten hier einen Beitrag, leider gibt es noch sehr wenige deutschsprachige Wissenschaftsblogs, die sich mit Krankheiten beschäftigen.

 

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Markus Dahlem forscht seit über 20 Jahren über Migräne, hat Gastpositionen an der HU Berlin und am Massachusetts General Hospital. Außerdem ist er Geschäftsführer und Mitgründer des Berliner eHealth-Startup Newsenselab, das die Migräne- und Kopfschmerz-App M-sense entwickelt.

29 Kommentare

  1. Vielen Dank erstmal, daß diesem Thema hier ein eigener Raum gegeben wird.

    Eine regelrechte Veränderung der Aura habe ich zwar bisher nicht erlebt – das deutlichste Symptom ist eben das typische flimmernde Zackenmuster, das sich nach und nach im Blickfeld ausbreitet. Variationen des Themas gibt es nur dahingehend, daß es manchmal sehr schnell einsetzt, wie ein plötzlicher Funke, bei anderen Malen dauert es mehrere Minuten, in den ich mich frage, ob sich nun die nächste Migräneattacke anbahnt, oder ob es nur eine “normale” Sehstörung ist, etwa durch kurze Blendung.

    Die Begleitsymptome, die auch von anderen in den Kommentaren zum erwähnten Text geschildert werden, sind da schon abwechslungsreicher: Kribbeln in den Gliedmaßen, Wortfindungsprobleme, ein Gefühl von Unwirklichkeit oder auch grundlose Niedergeschlagenheit – und in ein, zwei Fällen auch Ohrensausen O_o. Das alles kommt in den verschiedensten Kombinationen in mehr oder weniger starker Intensität vor, eine Entwicklung, etwa hin zu bestimmten Symptomen, habe ich dabei noch nicht beobachtet.

    Off Topic möchte ich an dieser Stelle noch anmerken, daß mir der neue Header diese Blogs sehr gut gefällt. 🙂

  2. Transitorische ischämische Attacke

    daß es manchmal sehr schnell einsetzt, wie ein plötzlicher Funke, bei anderen Malen dauert es mehrere Minuten

    Das ist aus Sicht der möglichen Ursachen bemerkenswert.

    Das schnelle Einsetzen spricht meines Erachtens eher für eine TIA (Transitorische ischämische Attacke), Informationen dazu auf deutsch auf Wikipedia (mit Vorsicht zu lesen), besser im englischsprachigen PubMed Health.

    Ist das von einem Neurologen abgeklärt (evtl. auch mal mit einer Zweitmeinung), würde ich mir weiter keine Sorgen machen, aber nur weil man einige Sehstörungen bei Migräne mit Aura gewöhnt ist, gleich jede solche Sehstörung als solche einzuordnen wäre zu einfach.

    Man kann auch Flöhe und Läuse haben.

  3. Da habe ich mich möglicherweise etwas unklar ausgedrückt: Mit “plötzlichem Eintreten” meinte ich nicht, daß ich von einer Sekunde auf die andere eine voll ausgeprägte Aura erlebe. Vielmehr ist mir manchmal vom ersten kleinen Lichtpünktchen im Auge an klar, daß es sich um eine Aura handelt (und daß ich schleunigst eine Schmerztablette nehmen sollte, bevor die Verdauung in den Generalstreik tritt); in anderen Fällen geht es eher schleichend mit uneindeutigeren Sehstörungen los, die eben einem Blendungseffekt ähneln, also meist Ausfällen in einem begrenzten Bereich des Blickfelds. In beiden Fällen geht es aber mit einer “klassischen” Aura weiter, die sich langsam aus dem Sichtbereicht hinausflimmert – und natürlich mit den anschließenden 24 Stunden Elend.

    Gibt es übrigens, wie mir manchmal scheint, einen Zusammenhang zwischen Dauer & Intensität der Aura und der Schwere des anschließenden Migräneanfalls? Haben mitlesende Mitleidende da evtl. ähnliche Erfahrungen gemacht?

    Und als weiterführende Frage zum Thema: Es scheint unlogisch, daß eine SD notwendigerweise über die Sehrinde verläuft; gibt es Berichte über Störungen anderer Sinne, also beispielsweise Hör- oder Geruchseindrücke als Ausprägung einer Aura?

  4. Zusammenhang Dauer & Intensität

    Gibt es übrigens, wie mir manchmal scheint, einen Zusammenhang zwischen Dauer & Intensität der Aura und der Schwere des anschließenden Migräneanfalls?

    Wie ist der Zusammenhang Ihrer Erfahrung nach?

  5. Dauer + Intensität

    früher gab es einen Zusammenhang, lange Aura gefolgt von extra gemeinen Schmerzen, kurze Aura – leichte Schmerzen, aber dann, Thema Spielfreude, ein Regelverstoß, seit etwa 20 Jahren folgen auch den fiesesten Auren keine Schmerzen mehr nach, ein blöder Kopp, vielleicht ein leichter Druck, mehr aber nicht und ich muss sagen, ich vermisse die Schmerzen es nicht wirklich.

    “Und als weiterführende Frage zum Thema: Es scheint unlogisch, daß eine SD notwendigerweise über die Sehrinde verläuft; gibt es Berichte über Störungen anderer Sinne, also beispielsweise Hör- oder Geruchseindrücke als Ausprägung einer Aura?”

    Ja genau – geht das?

    Sind all die anderen Erscheinungen, wie Kribbeln, Verständnis- u.Sprachprobleme zB auch durch eine/mehrere SDs verursacht?

  6. Außerkörperliche Erfahrung

    Ja das geht. SD könnte daneben auch für die außerkörperliche Erfahrung (englisch Out-of-Body-Experience oder OBE) verantwortliich sein.

    In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung war gestern über OBE ein spannender Bericht. SD oder auch andere physiologischen Mechanismen wurden nicht weiter erwähnt. Das wäre mal ein Blogthema.

  7. Dauer + Intensität

    Ähnliches wie Alex habe ich ebenfalls festgestellt (rein subjektiv und ohne eine Meßreihe “Dauer der Aura aufgetragen gegen Ausmaß des Elends” anzulegen*): Je länger die Aura, um so fieser die Attacke.

    * Sollte ich vielleicht mal machen. 🙂

  8. @ Elke

    Leider gibt es in vielen Bereichen das Problem, dass man bei Problemen ausgelacht werden kann.
    Wer Schmerzen hat, kann schnell zum Simulanten gestempelt werden. Und wer eine Aura (kannte ich so auch noch nicht) hat – naja…
    Deshalb gibt es seit Jahren die Entwicklung von Schmerzärzten, die in solchen Fällen oft klarer sehen. In einigen Fällen kann man in Selbsthilfegruppen ein größeres Gewicht einlegen.

  9. @ Markus A. Dahlem
    Bei Unfällen, Operationen… kann es zur OBE kommen – leider lachen auch da noch viele. Ja, die Schulwissenschaft kann das nicht begründen – es gibt aber immer wieder Fakten, die oft erst im Nachhinein begründet werden können. Hier sind es die vielen Hunderte Zeugnisse/Aussagen von Betroffenen! Sie sind sowohl religions-, geschlechts- als auch landesunabhängig.
    Die ersten Pioniere wurden heftig ausgelacht und „kritisiert“.

  10. @Deistung: OBEs

    OBEs können auch bei Hirnschäden und psychischen Störungen auftreten. Aber auch wenn Menschen müde, entspannt erschöpft oder isoliert sind. Außerdem können OBEs mittlerweile auch künstlich hervorgerufen werden.
    Alle diese Beispiele zeigen, dass OBEs vom Gehirn erzeugt werden
    (Tipp per Google > ´Die Grenzen des Körperbewusstseins austesten; Heautoskopie = Doppelgänger Illusion, Charles Bonnet Syndrom, body swap illusion, Google > ´Wie Barbie die Welt sieht´]

  11. Dauer + Intensität

    Also haben wir jetzt eine Regel gefunden, die Dauer der Aura beeinflusst die nachfolgenden Schmerzen – außer wenn nach der Aura keine Schmerzen folgen. (Unimatrix, es gibt Hoffnung, es kann jederzeit aufhören.)

    Für mich ist das wieder ein Teil der typischen Migränetaktik sich Regeln zu entziehen. Was könnte ein Wissenschaftler mit solchen Aussagen anfangen?

  12. @ KRichard

    Da haben sie natürlich Recht.
    OBE beschreiben auch schon Lotte Ingrisch „Unsterblichkeit“ 2003 und Dr. Moody geht auch verschieden darauf ein, u. a. auf das gezielte OBE unter wissenschaftlichen Bedingungen, das er mit entwickelt.
    Die Nahtod-Erlebnisse beginnen mit einem OBE, wo sich der Patient zunächst liegen sieht, die Arbeiten des med. Personals sieht – sich alles merken kann – und nach der Reanimation auch in der Lage ist, das wieder zu äußern. So ein „einfaches“ Erlebnis hat mir vor 14 Tagen ein mich behandelnder Mediziner erzählt. Ich kenne weitere – und dabei eins mit Reinkarnation während eines mehrwöchigen künstlichen Komas: Heinisch „Gott schickte mir einen Engel“.

  13. @Deistung

    OBEs im Rahmen von Migräne, bei anderen Gelegenheiten oder künstlich erzeugt – werden immer von lebenden Menschen, bei Bewusstsein erlebt. Und – wer bei NTEs gleichzeitig seine Umgebung beobachten kann, war bei Bewusstsein.

    Reinkarnationen sind nicht möglich, da Wissen und sein Erleben an das Gehirn gebunden ist; eventuell handelt es sich bei solchen Erlebnissen um Kryptomnesie – das Erinnern vergessen geglaubten Wissens. Dieses Thema gehört aber nicht in diesen Blog

  14. @ Markus A. Dahlem

    „OBE ist ganz sich er mal ein eigenständiges Thema wert.“
    Das kann ich unterstützen!

  15. @ KRichard „…wer bei NTEs gleichzeitig

    „…wer bei NTEs gleichzeitig seine Umgebung beobachten kann, war bei Bewusstsein.“ Die Nahtodforscher Prof. Kübler-Ross, Dr. Moody… beschreiben das aber eindeutig nicht so. Aus den Berichten der meistens wiederbelebten geht hervor, dass sie – als Geist OBE – gesehen haben, wie sie die Ärzte wiederbelebt haben. Das hätten die Ärzte nicht gemacht, wenn sie den Patienten nicht für tot gehalten hätten: Wir haben ihn verloren.

  16. Hirntoddiagnostik

    Ärzte können in einzelnen Fällen Fehler machen bzw. ihre Messinstrumente (EEG insbesondere) können leicht in die Irre führende Daten liefern.

    Diese Nahtod-Erfahrungen wurden entweder von einen im weitesten Sinne immer noch funktionierenden Gehirn erlebt oder wir haben es mit einem Phänomen zu tun, das so ungefähr alles was wir bisher dachten umkrempelt.

    Für letzteres braucht es mehr als Anekdoten.

  17. @Deistung: Computermodell

    Lassen Sie mich das Wesen von Bewusstsein mit einem einfachen Modell erklären:
    Wenn Sie am Computermonitor mit Hilfe des beim Betriebssystem vorhandenen Malprogramms ein buntes Bild mit dem Titel´Bewusstsein´ entwerfen, dann ist es nicht(!!!) möglich, dieses Kunstwerk auf Festplatte abzuspeichern. Sie können lediglich die zugehörigen Bilddaten abspeichern – und mit Hilfe dieser Daten ist es dann wiederum möglich (passende Soft-/Hardware vorausgesetzt), dass dieses Bild wieder am Monitor erscheint. D.h. ´Bewusstsein´ ist ausschließlich eine Intensitäts-Eigenschaft des Monitors – ohne ihn gibt es kein Bild. Aber das Bild ist nicht auf der Festplatte – sondern nur die Bilddaten.

    Genauso ist es mit dem menschlichen Bewusstsein: dieses ist eine Eigenschaft des lebenden Menschen – bei Bewusstsein.
    Dies zeigt sich auch bei vielen Untersuchungen (fMRT): Beim Erinnern einer Erfahrung sind die gleichen Gehirnbereiche aktiv, wie bei dem ursprünglichen Erlebnis.

  18. @ Markus A. Dahlem

    Bei Unfällen können die Menschen schneller „tot“ sein, als Instrumente fehlerfrei angeschlossen werden können – da geht es um Wiederbelebung.
    „…oder wir haben es mit einem Phänomen zu tun, das so ungefähr alles was wir bisher dachten umkrempelt.“ Das trifft so den Nagel noch eher auf den Kopf! Über 20.000 erfasste NTE sind aber eine gute Statistik mit vergleichbaren Aussagen.
    Literatur, die ich ausgewertet habe:
    – Kübler-Ross, E.: Über den Tod und das Leben danach. Silberschnur, Güllersheim 2010, 39. Aufl.
    – Moody, R.: Life after Death. 1975, Erstausgabe Leben nach dem Tod. 12. Auflage, Rowohlt, Hamburg 2010
    – Bruhn, J.: Blicke hinter den Horizont. Alster, Hamburg 2009
    – Gaschler, K.; Könneker, C.: Licht am Ende des Tunnels.
    http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/839503&_z=798884
    – Heinisch, A.: Gott schickte mir einen Engel. Engelsdorfer, Leipzig 2010
    – Heinisch, A.; Deistung, K.: Nahtoderfahrung und Reinkarnation. Magazin 2000plus, Spezial 15/260 2008, S. 62 – 67
    – Wikipedia: Elisabeth Kübler-Ross. Filmischen Dokumentation (2002) „Dem Tod ins Gesicht sehen“ über das Lebens von E. Kübler-Ross
    http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_K%C3%BCbler-Ross
    – Wikipedia: Nahtod-Erfahrung. – http://de.wikipedia.org/wiki/Nahtod-Erfahrung
    – Zaleski, C.: Nah-Todeserlebnisse und Jenseitsvisionen. insel taschenbuch, Frankfurt/M 1993
    – Zaun, H.: Auf wissenschaftlicher Spurensuche nach dem Jenseits. TELEPOLIS Artikel vom 03.09.2003 – http://www.heise.de/tp/artikel/15/15552/1.html
    Persönlich und telefonisch wurde mir auch über NTE berichtet.

  19. @Deistung: Pfusch

    Herr Deistung, demnächst kommt mein neues Buch heraus; Kinseher Richard, Tatort Gehirn: Pfusch in der Wissenschaft. Am Donnerstag habe ich das Buch für den Vertrieb freigegeben.

    Ich zeige darin, dass sich die Nahtod-Erlebnisse komplett erklären lassen, wenn man dazu als Basis die Struktur(!)der von Dr. Moody bereits 1975 vorgelegten Kernelemente als Basis nimmt. Aber: Ausgerechnet diese Struktur wurde bisher nie wissenschaftlich untersucht – sondern man ging immer einseitig davon aus, es würde sich um Sterbeerfahrungen handelt.

    Diese ausschließlich einseitige Sichtweise bezeichne ich als Pfusch. Ein wissenschaftlich denkender Forscher hätte auch alle(!) möglichen Alternativen untersuchen müssen.
    In meinem Buch erkläre ich nicht nur, was NTEs sind, sondern welche Aussagen man daraus über die Funktionsabläufe des Gehirns erhalten kann.

    Sie können den Inhalt meines Buches teilweise bei Amazon (=> search inside) einsehen – damit Sie nicht unnötig Geld ausgeben müssen.

  20. @Deistung, II

    Im Buch gehe ich ausschließlich davon aus, dass NTEs bewusste Erlebnisse sind – d.h. Ergebnisse normaler Gehirntätigkeit.

  21. @ KRichard

    Jede Wissenschaft versucht aus ihrer Sicht neue Erscheinungen zu erklären – ist auch in Ordnung.
    Neue Erscheinungen haben aber auch neue Wissenschaftler, die sich von den „alten“ Anschauungen gelöst haben. Oft werden sie ausgelacht, diffamiert, beschimpft… Der Herzspezialist Dr. M. Sabom war auch erst skeptisch, suchte und fand in seinem Bereich Beispiele von NTE – und unterstütze nun Dr. Moody.

    Ihr Bildschirmbeispiel kann ich nachvollziehen – aber bei NTE liegen neue Verhältnisse vor.
    Die NTE treten dann auf, wenn die Ärzte sich um Wiederbelebung bemühen. Selbst zweijährige Kinder können nach Jahren über ihr NTE berichten – obwohl sie das mit 2 Jahren nicht einmal hätten in Worte fassen können. Das ist insgesamt eine völlig neue Qualität.
    Hier habe ich das auch mit eingearbeitet: http://www.science-shop.de/artikel/1042087

  22. @ KRichard

    Da wäre natürlich ein intensiveres Thema – aber das kann ich annehmen.
    In diesem Jahr habe ich auch ein Buch veröffentlicht – wir könnten auch einfach tauschen…
    Bei Amazon wars noch nicht.

  23. @Deistung

    In Ordnung, Sie bekommen ein Buch, sobald ich meine Exemplare habe.
    Damit sollten wir das Thema NTE beenden, da es nichts mit dem Blogthema ´Migräne´ zu tun hat.

  24. @ KRichard

    Danke.
    Da habe ich auch schon dran gedacht, aber OBE wird(?) ja noch ein eigenen Thema.
    Darüber spricht man nicht – ein Ansatz der den umgekehrten Fall in der Praxis braucht.

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  27. Ich habe auch ganz spezielle Kopfschmerzen. Aber keiner glaubt mir.es wäre interessant wenn sie mir zurück schreiben.

  28. Ich habe auch ganz spezielle Kopfschmerzen. Aber keiner glaubt mir.es wäre interessant wenn sie mir zurück schreiben.PS ganz wichtig.

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