Spargel, Urin und der Geruchssinn

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Martin hatte in seinem Blogpost „Ich habs im Urin: es ist Spargelzeit“ ja über die Einflüsse von Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs), also Punktmutationen, bei der Wahrnehmung von Spargelgeruch im Urin geschrieben. Falls ihr euch jetzt fragt „Wovon zum Teufel reden die denn da?“, dann geht es euch wahrscheinlich wie mir. Ihr nehmt den Geruch nicht wahr bzw. produziert diesen Geruch bei der Verdauung von Spargel vielleicht einfach nicht. Aber viele Menschen nehmen nach dem Verzehr von Spargel einen recht charakteristischen Geruch (andere würden Gestank sagen), in ihrem Urin wahr, bei dem nächsten WC-Besuch deutlich zu riechen ist.

Centrifuge Tube Colors

Man geht man davon aus, dass die Mutation an Stelle Rs4481887 zur “Asparagus Anosmia”, also der fehlenden Fähigkeit den Geruch von Methanthiol (dem Stoff der so fies riecht) wahrzunehmen, führt. Als Martin dann über die möglichen Ursachen geschrieben hat, hab ich gleich eingeworfen, dass ich mit meiner Rs4481887(G;G)-Variante ebenfalls den Geruch nicht wahrnehmen kann. Aber das war wohl etwas voreilig, denn es gibt ja 2 Gründe, wieso man am eigenen Urin diesen Geruch nicht wahrnehmen kann:

Entweder es fehlen einem wirklich die entsprechenden Rezeptoren, die dafür zuständig sind, dass man diesen Geruch wahrnehmen kann (oder die Rezeptoren sind einfach kaputt). Oder der eigene Körper produziert einfach kein Methanthiol, wenn er den Spargel verdaut. Und da es bei uns gestern die grüne Variante des Spargels zu essen gab, habe ich die Chance dann mal für einen kleinen Test benutzt. Das entsprechende Experiment ist ganz einfach: Man nehme eine Testperson A, die in ihrem eigenen Urin keinen solchen Geruch wahrnehmen kann. Und man nehme eine Testperson B, die diesen unangenehmen Geruch in ihrem eigenen Urin wahrnehmen kann.

Der Testperson B gibt man nun den Urin von Testperson A zu riechen. Falls Testperson B keinen Spargel-Geruch wahrnehmen kann, dann ist es relativ wahrscheinlich, dass Testperson A beim Abbau von Spargel kein Methanthiol produziert. Und das ist genau der Fall, der im Heimversuch aufgetreten ist. Die entsprechende Testperson konnte keinen Spargelgeruch in meinem Urin wahrnehmen, offensichtlich bin ich also unfähig zur Methanthiol-Produktion.

Dies schliesst aber nicht aus, dass ich den Geruch von Methanthiol nicht doch prinzipiell wahrnehmen kann. Und dazu haben wir dann gestern auch direkt noch mal den Gegenversuch durchgeführt: Testperson A riecht an der Urin-Probe von Testperson B. Und dabei zeigt sich (zumindest für mich), dass ich Methanethiol eben doch riechen kann, trotz der SNP-Variante die mit der fehlenden Sinneswahrnehmung assoziiert ist. Für jene die das noch nicht getestet haben, und noch testen wollen: Ihr werdet recht schnell merken, ob die Person, deren Urin ihr gerade olfaktorisch testet, den Stoff produziert.

Auf die Schnelle hab ich nicht finden können, ob man für die fehlende Produktion bereits SNPs gefunden hat, die damit assoziiert sind. Und damit kann ich Martin nur zustimmen: Es ist definitiv noch mehr Forschung in dem aufstrebenden Feld der Spargelurinomics notwendig. Besonders spannend ist das natürlich, wenn ihr bereits eine Genotypisierung gemacht (und veröffentlicht habt). Aber auch wenn nicht, dann ist das ein nettes kleines Experiment für daheim. Das Beste daran: Ihr benötigt nicht zwingend ein Mikroskop dafür! Ihr könnt ja dann mal in den Kommentaren davon berichten, wie die Ergebnisse bei euch ausgefallen sind.

Foto: BlueRidgeKitties, CC-BY-NC-SA

Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

6 Kommentare

  1. Ich schreibe gerne den passenden DFG-Antrag dazu. Auf 2 Jahre befristet täglich Spargel essen! Und danke für das Einbauen des Links, vielleicht kannst du ja noch meinen Nachnamen korrigieren (Greshake, ohne ck) 😉

  2. Schifferei

    Ist dieses etwas unanständig aussehende Gemüse nicht auch harntreibend? Habe danach immer son Stress mit der Schifferei – was in der Situation nicht schön ist…

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