Schlaf ist gut!

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researchblogging Philipp sagt Philipp sagt:
Eigentlich wissen wir ja alle, das Schlaf gut ist. Dass ein gesundes Nickerchen zu mehr Kreativität und Problemlösung führt, wurde schon immer vermutet, aber noch nie wirklich “wissenschaftlich” bewiesen.
In der PNAS Early Edition wurde gestern “REM, not incubation, improves creativity by priming associative networks” von Cai et al. veröffentlicht.
Die Forscher haben untersucht, wie sich die Schlafphase mit Rapid-Eye-Movement (REM), die Schlafphase ohne REM bzw. wachbleiben und was anderes machen auf die kreative Problemlösungsfähigkeit von Menschen auswirkt.
Dazu haben sie ihre Probanden morgens zuerst einem Wortanalogie- (genannt RAT), dann einem Wortassoziationstest unterzogen. Danach wurden 3 Gruppen gebildet, von der eine wachblieb (genannt incubation), die zweite fest für 90min bis 2h schlief und die dritte 90 min bei leichter Instrumentalmusik schlief. Ob die Schlafenden denn auch wirklich REM-Phasen oder keine hatten, wurde maschinell überwacht.

Zuerst wurde geprüft, ob Schlaf hilfreich darin sein kann, schonmal bewältigte Tests besser zu beantworten.
Dazu wurde nach dem Schlaf bzw. der Pause der gleiche Test nochmal wiederholt, und in allen drei Gruppen gab es ungefähr die gleichen Ergebnisse – Schlaf hilft hier also nicht.
Siehe dazu Grafik 1 (Quelle: Cai et al., REM, not incubation, improves creativity by priming associative networks: Figure 2):

same test
Schwankt alles im gleichen Bereich!

Wurden dagegen morgens Fragen gestellt, deren Antworten auch zu den (anderen) Fragen des Nachmittags
passten, so änderte sich das Bild schlagartig: Probanden aus der REM-Schlafgruppe waren klar im Vorteil!
Zu sehen in der nächsten Grafik, auch aus der gleichen Quelle.

secound test
Hier sieht man, wie klar die Probanden aus der REM-Schlafgruppe im Vorteil waren. Es zeigt sich also, dass das “Priming”, wie die Wissenschaftler es im Text nennen, sich vor allem im REM-Schlaf richtig festsetzt.

Ich hör’s schon rufen: “Moment mal Philipp, die REM-Gruppe hatte auch viel mehr Schlaf!” Stimmt ja auch, aber wenn man mal die Schlafzeit der beiden Gruppen zusammen mit der Verbesserung in einen Graphen bringt, sieht man, dass die Schlafdauer keinerlei Auswirkung auf die Leistung hat.
Zu sehen in Grafik Nr.3, Quelle natürlich immer noch die gleiche Publikation wie oben.

third test
Im Durchschnitt wurde so 90min geschlafen, und da wackelten die Verbesserungen zwischen 300% (!) und -100% (auch gut). Es kommt also nicht auf die Schlafdauer an! Nur, ob eine REM-Phase erreicht wird.

Es zeigte sich auch in einem weiteren Versuch (Grafik spar ich mir), dass REM-Schlaf nicht half, wenn die Probanden vorher nicht der Art von Problem ausgesetzt wurden (wie im letzten Versuch). Da verschlechterten sich die Probanden sogar noch.

Um diese Versuche zu erklären, stellen die Forscher ein Modell vor, welches von “spreading activation” spricht. Dies bedeutet, dass ein Knotenpunkt im Gehirn, der in der ersten Phase vorm REM-Schlaf aktiviert hat, während des REM-Schlafes andere, mit ihm assoziierte Punkte aktiviert. Dies erklärt, warum die Probanden nach dem Schlaf so gut ähnliche Begriffe wie vor dem Schlaf assoziieren können.
Also Leute: Wer keine Lösung für sein Problem findet, sollte schön 90 min tief und fest irgendwo schlafen.

Außer bei Frauenproblemen, da hilft nix außer kistenweise Rotwein!

In dem Zusammenhang muss ich doch auf “How to be idle” von Tom Hodgkinson hinweisen – eine Bibel für uns Alltagskünstler hier bei W&W. Schlägt der doch auch im Kapitel über den Mittagsschlaf vor, sich eine schöne Couch ins Büro zu stellen, damit man nach einem Schläfchen wesentlich beschwingter und kreativer in die Arbeit zurückgeht. Oder man führt den “3-Martini-Lunch” wieder ein, das macht auch kreativ! Ich wär dabei.


Cai, D., Mednick, S., Harrison, E., Kanady, J., & Mednick, S. (2009). REM, not incubation, improves creativity by priming associative networks Proceedings of the National Academy of Sciences DOI: 10.1073/pnas.0900271106

Veröffentlicht von

Philipp hat einen Bachelor in Biologie, ein Graduate Certificate in IT und studiert momentan für seinen Master in IT in einem übertrieben großen Land voller Spinnen und Schafe. Für die Bierologie schreibt er zumeist über Biologie, Evolution und allem was an den Rändern der Gebiete noch so angeschwemmt wird.

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