Livebericht vom Tag der offenen Tür bei der ESO in Garching

BLOG: Astronomers do it at Night

…und auch tagsüber
Astronomers do it at Night

In diesem Blog war es ja länger etwas still – weiter gehts mit einem Livebericht vom Hauptsitz der Europäischen Südsternwarte in Garching. Dort hat heute der gesamte Forschungscampus mit unzähligen wissenschaftlichen Instituten aus den Bereichen Physik, Chemie, Biologie – und eben auch Astronomie – Tag der offenen Tür. Auch die ESO ist mit dabei und hat den Großteil ihrer Mitarbeiter mobilisiert. Das Programm hat einiges zu bieten, angefangen bei Vorträgen zu aktuellen wissenschaftlichen Themen und zur Arbeit der ESO. Geplant sind aber auch Liveschaltungen zum Paranal, so daß sich die Besucher direkt mit den Astronomen vor Ort am Very Large Telescope in Chile unterhalten können. Man kann natürlich aber auch die ESO-Mitarbeiter vor Ort alles fragen was man schon immer zu astronomischen Themen wissen wollte. 

Im Ausstellungsbereich unten kann man das E-ELT auch in kleiner, aber dafür vollständig sehen

Als Highlight des Tages können die Besucher den Hauptspiegel des geplanten European Extremely Large Telescope nachbauen – zwar nur mit Segmenten aus Pappe, aber dafür immerhin in Originalgröße. Frühmorgens ist das Wetter bestens, die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. es ist allerdings herbstlich kühl. Angesichts des schlechten Wetters der letzten Tage dennoch ideale Bedingungen für diese Aktion, denn das immerhin 40 Meter große Modell kann nur draußen, auf dem Rasen hinter dem ESO-Hauptgebäude, errichtet werden. Drinnen wiederum kann man im Untergeschoß Prototypen und Originalteile für das E-ELT in Augenschein nehmen – und sich von den an der Entwicklung des neuen Riesenteleskops beteiligten Wissenschaftlern und Ingenieuren auch gleich alles erklären lassen. 

Gegen kurz nach 10 Uhr treffe ich  bei der ESO ein. Unter den ESO-Mitarbeitern herrscht geschäftiges Treiben. Die letzten Hinweisschilder werden noch angebracht und Posterwände zurechtgerückt. Englische und deutsche Sprachfetzen dringen durch das verwinkelte Gebäude – die ESO ist schließlich international. Im Großen und Ganzen ist alles vorbereitet für den großen Besucheransturm.

Jede Menge interessierte Leute füllen das Foyer

Eine Viertelstunde vor dem offiziellen Beginn um 11 Uhr stehen vor der Eingangstür bereits ein gutes Dutzend Leute. Wenige Minuten später tummeln sich auch schon die ersten 100 Besucher im Foyer. Die ersten lassen sich bereits mit der Wärmebildkamera fotografieren, andere drängen sich um den Tisch mit kostenlosen Postern. Eine halbe Stunde später hat sich ihre Zahl bereits verdoppelt. Draußen beginnt der Bau des E-ELT-Hauptspiegelmodells.

Schon kurz nach 12 Uhr nähern wir uns 400 Besuchern.Der Bau des E-ELT-Spiegelmodells schreitet zügig voran. Besonders Kinder haben ihren Spaß an dem riesengroßen Puzzle. In der Sonne ist es sogar relativ warm geworden, aber auch etwas windig. Immer wieder fliegen einzelne Spiegelsegmente weg, so daß man schließlich dazu übergeht, sie mit Hammer und Nagel am Boden zu befestigen. Großer Andrang herrscht auch drinnen in der Cafeteria, wo ESO-Mitarbeiter mit hausgemachter Internationale Küche für die Verpflegung der Besucher sorgen. Die Erlöse dafür werden übrigens für wohltätige Zwecke gestiftet.

Immer wieder flitzen außerdem Kinder auf der Suche nach Stempeln durch das Gebäude. Wer vier von fünf Stempeln in seinem Paß hat, bekommt am Empfang eine große Geschenketüte. 

Er wächst und gedeiht, der Spiegel

Auch zwei Stunden später herrscht noch jede Menge Trubel. Meinen Plan, auch noch mal bei den anderen astronomischen und physikalischen Forsuchungsinstituten auf dem Campus vorbeizuschauen, gebe ich auf. Schade eigentlich. Wie muß es erst den Besuchern gehen, bei all den Angeboten auf dem Campus? Vermutlich könnte man Tage hier verbringen und hätte immernoch nicht alles gesehen.

Andrang auch bei den Teleskopen zur Sonnenbeobachtung

Um Viertel vor drei ist es geschafft. Die inzwischen über 1500 Besucher waren fleißig und können nun auf der Terasse bei einem Käffchen ihr Werk bewundern. Wer noch was zu Essen dazu haben will, muß sich allerdings sputen. Bald dürfte das Essen in der Cafeteria ausverkauft sein.

Groß und Klein gleichermaßen beschäftigt, bis der Spiegel fertig ist.

Auch als wir uns um 17 Uhr so langsam dem Ende des Tages nähern, bleibt der Andrang ungebremst. Inzwischen werden außerplanmäßige Zusatzvorführungen im mobilen Planetarium angeboten. Am Ende des Tages haben sich die fleißigen ESO-Mitarbeiter den Mund fusselig geredet, Unmengen von Infomaterial verteilt und hoffentlich die meisten der 3100 Besucher glücklich gemacht.

Nachtrag: Inzwischen hat die ESO zwei Zeitraffervideos online gestellt, die den Bau des E-ELT-Spiegelmodells zeigen, außerdem gibt es einen ESOcast dazu.

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

5 Kommentare

  1. Na, wo Du Dich wieder rumtreibst …

    Ist das “nur” ein Tag der Offenen Tür oder ist da noch eine andere Besonderheit dran gekoppelt?

  2. Aus dem Programm:

    “Die ESO hat außerdem mehrere Aktivitäten für Kinder vorbereitet, unter anderem eine Planetariumsshow, Schminken mit astronomischen Motiven und Sonnenbeobachtung bei klarem Himmel.”

    Vielleicht kannst Du davon ein paar Motive einfangen? Bisher kenne ich nur geschminkte Tiergesichter. Bin schon gespannt, wie die Milchstraße auf den Gesichtern aussieht. 😉

  3. Tag der offenen Türe in Garching

    Ich war gestern mit meinem Sohn da – endlich, seit 4 Jahren wollte ich und immer ging es irgendwie nicht. Wir waren total begeistert und vor allem von der ESO – es war einfach super, lauter nette Menschen, viele Info´s und was in der Tüte für meinen Sohn zum Abschied war, war echt toll. Ein wunderschöner, genialer Tag und…..mein Sohn “will da mal arbeiten” :-). Viele Grüße, Manfred

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